74 HEALTH ECONOMY
Freitag, 30. Oktober 2020
medianet.at
Werk wird verkauft
CORONA
Streit um Schnelltests WIEN. Die Debatte über den Vorschlag von Bundesrettungskommandant Gerry Foitik, die Teststrategie zu ändern, ist um eine Facette reicher. Weil das Rote Kreuz für die Digitalisierung der Tests ein Angebot in der Höhe von rund 3 Mio. € vorgelegt hat, hat AKH-Virologe Christoph Steininger ein Schreiben an Bundeskanzler Sebastian Kurz gerichtet. Er wirft dem Roten Kreuz die „egoistische Blockade der Pandemiebekämpfung“ vor.
Pharmariese Novartis gibt seinen Produktionsstandort in Oberösterreich ab; 400 Beschäftigte sind betroffen.
© Novartis
RK weist Kritik zurück Während es die Digitalisierung der Tests vorschlage, gebe „es diese bereits als patentiertes Produkt von Lead Horizon (Steiningers Unternehmen, Anm.). Doch das werde vom Roten Kreuz „seit Monaten bekämpft“. Lead Horizon vertreibt Selbsttests an Apotheken und Drogeriemärkte und bietet auch die digitale Infrastruktur an, um Ergebnisse einer bestimmten Person zuzuordnen. Rotkreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig reagierte mit Verwunderung auf die Vorwürfe. Man habe weder „gegen Herrn Steininger, noch gegen sein Unternehmen irgendwelche Vorbehalte“. Das Rote Kreuz plane auch nicht, eine ähnliche Dienstleistung anzubieten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober will die Vorwürfe prüfen. (red)
Novartis gibt den Ebewe-Standort in Unterach am Attersee an den französischen Lohnfertiger Fareva ab.
••• Von Martin Rümmele
© APA/Hans Punz
WIEN/LINZ. Die Penicilin-Produktion in Tirol des Pharmakonzerns Novartis wurde vor dem Sommer mit einer Finanzspritze von Bund und EU gesichert, doch jetzt gibt der Schweizer Pharmariese seinen Standort in Oberösterreich ab. Es war ein Aufatmen vor dem Sommer: Das Tiroler Werk der Novartis-Generikasparte Sandoz in Kundl soll in den nächsten Jahren um mehr als 150 Mio. € modernisiert werden. Dafür gibt es Förderungen in Höhe von 50 Mio. €. Jetzt wurde bekannt, dass Novartis den Ebewe-Standort in Unterach am Attersee verkauft. Lohnfertiger übernimmt Werk Betroffen sind 400 Beschäftigte, Käufer ist der französische Lohnfertiger Fareva. Das Werk gilt als Kompetenzzentrum für die Herstellung injizierbarer Krebsmedikamente. Fareva ist ein führender Auftragsdienstleister im industriellen Bereich
und bietet unter anderem Forschungs-, Herstellungs- und Verpackungslösungen für die Pharmaindustrie an. Mit dem Abschluss der Transaktion sei im ersten Quartal 2021 zu rechnen, vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden, teilte Novartis mit. Das Werk soll auch nach dem Verkauf für Novartis produzieren; eine entsprechende Vereinbarung sei Teil der vertraglichen Übereinkunft.
Fareva kann den Generalplan für den Produktionsstandort auf die nächste Stufe heben. Michael Kocher Novartis Österreich
Der künftige Eigentümer, die weltweit agierende FarevaGruppe, liefert unter anderem an Kosmetikmarken wie Chanel, Lancome und Dior und beschäftigt 12.000 Mitarbeiter. „Wir freuen uns auf einen nahtlosen Übergang für Mitarbeiter, Patienten, Kunden, Partner und andere Stakeholder im oberösterreichischen Unterach“, meinte Unternehmensgründer und Eigentümer Bernard Fraisse. Mit dem Unternehmen „haben wir einen Partner gefunden, mit dem wir seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten. Fareva kann den Generalplan für den Produktionsstandort auf die nächste Stufe heben und die Nachhaltigkeit der lokalen Arbeitsplätze und der Kompetenz am Standort am besten erhalten. Damit ist die Versorgung unserer Patienten und Kunden mit lebensrettenden injizierbaren Medikamenten auch in Zukunft sichergestellt“, betonte Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher.