
3 minute read
Amopera
Das 41. Internationale Musikfest startet mit der Aufführung einer halbkonzertanten Meta-Oper: Das Klangforum Wien und die Needcompany unternehmen einen intensiven Streifzug durch 100 Jahre Operngeschichte
VON ANNELIE LECHNER
Diese Musikfest-Eröffnung darf schon vorab getrost als fulminant bezeichnet werden: Es ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Liebe in all ihren Facetten zwischen Konfrontation und Symbiose, ihrer Suche nach der Essenz, auf die sich das Klangforum Wien mit Dirigent Tim Anderson und die belgische Needcompany begeben. »Amopera« ist eine kaleidoskopartige Verschmelzung von Musik, Theater und Tanz.
Die Meta-Oper vereint eine musikalische Zeitreise durch die letzten 100 Jahre Operngeschichte mit der szenisch-perfomativen Arbeit der Needcompany. Dieses internationale Kollektiv wurde 1986 von Jan Lauwers und Grace Ellen Barkey in Brüssel gegründet und begeistert seither weltweit mit bahnbrechenden Bühnenproduktionen.
Bereits die Uraufführung der »Amopera« vor drei Jahren im Festspielhaus Erl wurde hochgelobt. Nun darf man sich erneut auf die künstlerische Zusammenarbeit der beiden Kollektive freuen. »Was das Klangforum Wien und die Needcompany gemeinsam haben, ist ihre Auseinandersetzung mit dem 20. Jahrhundert als einer Zeit der Dekonstruktion, übermäßiger Geschwindigkeit und Exzessen im Allgemeinen«, beschreibt Regisseur Jan Lauwers. »Wir geben nicht vor, das Archiv der modernen und zeitgenössischen Musik zu durchforsten, verlangen jedoch das Recht, eine Weile ohne Scham zu interagieren.«
In »Amopera« werden musikalische Höhepunkte aus Kompositionen wie Alban Bergs »Lulu«, Bernhard Langs »Ach ich fühl’s« und Salvatore Sciarrinos »A respirar ritorno« aus dessen Kammeroper »Luci mie traditrici« miteinander kombiniert – durch Montage und Verdichtung entstehen neue Erzählweisen, die Grenzen zwischen den einzelnen Opern verwischen.
»Die Meta-Oper fußt auf den tiefen Zusammenhängen schöpferischen Arbeitens, das über die komponierende Einzelperson hinausweist«, erklärt der Intendant des Klangforum Wien Peter Paul Kainrath. »Die Autonomie eines Kunstwerks bleibt unbestritten, aber es gibt überraschende Perspektiven, wenn wir aus einem Moment heraus eine Oper transzendieren und nach Verbindungen [zu anderen] Opern suchen. Wir suchen hörend aus der Innenperspektive heraus den tieferen Sinn einer musikalischen Botschaft nicht nur mit den Augen der jeweiligen Komponist:innen, sondern stellen das Ganze in ein einziges großes Bild, an dem viele mit unterschiedlichen Sprachen und Haltungen gearbeitet haben – eben eine Meta-Oper. Farbenreich, kurzweilig und tiefgründig ist sie eine Geschichte der Opernliteratur im Zeichen des Neuen, des Schamlosen und voll der Überraschungen.«

Beim Internationalen Musikfest dreht sich heuer alles um das Thema Liebe: Diese wird von einer Fülle an hochkarätigen Veranstaltungen vom 11. Mai bis zum 3. Juli auf die eine oder andere Weise beleuchtet.
Nähere Informationen: konzerthaus.at/musikfest
::::::::::::::::::
So, 11/05/25, 19.00 Uhr · Großer Saal
Eröffnung 41. Internationales Musikfest: Klangforum Wien · Needcompany · Sun · Falk · Anderson
»Amopera«
Grace Tjang, Maarten Seghers, Paul Blackmann, Performance; Sarah Maria Sun, Sopran; Holger Falk, Bariton; Jan Lauwers, Inszenierung; Tim Anderson, Dirigent
Amopera. Eine halbkonzertante Meta-Oper mit Ausschnitten aus Werken von Luciano Berio, Sir Harrison Birtwistle, Alexander Zemlinsky, Alban Berg, Benjamin Britten, Peter Maxwell Davies, Iannis Xenakis, Salvatore Sciarrino, Bernhard Lang, Beat Furrer, Rebecca Saunders, Michael Wertmüller und Sara Glojnarić