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Gemischter Satz 2025

Der »Gemischte Satz« hat sich als fixer Bestandteil im Programm des Wiener Konzerthauses etabliert. Alljährlich vereint er eine Vielfalt an Kunstformen, eröffnet neue Perspektiven und bereitet unvergessliche Konzerterlebnisse. Kuratiert wird der »Gemischte Satz« vom Autor Christian Seiler und dem Leiter der Musicbanda Franui, Andreas Schett. Letzterer berichtet im kurzen Interview über dieses einzigartige Festival für Musik, Literatur, Kunst und Wein

Was hat Sie dazu inspiriert, den »Gemischten Satz« ins Leben zu rufen?

Andreas Schett: Tatsächlich habe ich beim Trinken einer Flasche »Gemischter Satz« gedacht: Schöner, poetischer kann man es nicht sagen, wenn man verschiedene Dinge, Disziplinen oder Persönlichkeiten zusammenbringen will. Dazu kommt, dass es den Satz sowohl in der Musik als auch in der Literatur gibt. Die Frage lag also auf der Hand: Warum gibt es in Wien nicht schon längst ein Festival mit diesem Namen?

Was ist das Besondere an diesem Festival?

Das Unerwartete. Ständig kommt Musik aus einer ganz anderen Richtung daher und biegt überraschend ganz woanders hin ab. Zwischen die Klänge fügt sich ein Gedicht, eine Prosaskizze, ein Kochrezept, eine Passage aus einem Interview oder Essay. Wir alle wohnen gemeinsam einem Konzerterlebnis bei, das durch die Intervention bildender Künstler:innen verändert und weitgehend von jeder Routine befreit wurde. Es findet also in mehrfacher Hinsicht ein Perspektivenwechsel oder eine Kontextverschiebung statt. Nicht den geringsten Beitrag dazu liefert der Gemischte Satz der WienWein-Winzer, der in allen Pausen verkostet werden kann.

Wie wählen Sie die Künstler:innen aus, die beim Festival auftreten? Und welche Rolle spielt hierbei die Musicbanda Franui?

Die Musicbanda Franui ist gemeinsam mit dem Wiener Konzerthaus der musikalische Gastgeber. Wir wählen gemeinsam die Künstler:innen aus, von denen wir glauben, dass sie offen für unser eigenwilliges Konzept sind. Und dann passiert etwas Außergewöhnliches: Alle Interpret:innen werfen ihre »Hölzchen« rein, also das, was sie zu dem Zeitpunkt spielen können oder wollen. So entsteht jedes Mal ein völlig neuer Jahrgang – das Ganze funktioniert im Prinzip genau wie beim gleichnamigen Wein: Auch dort müssen die verschiedenen Rebsorten in ein- und demselben Weingarten wachsen, gemeinsam geerntet und eingekellert werden. Das war im Prinzip eine Versicherung für den Winzer. Das Ergebnis ist von vielen Umständen abhängig, zum Beispiel ist das Wetter jedes Jahr anders und bekommt nicht jeder Rebsorte gleich gut – aber der Gemischte Satz ist immer was geworden!

Wie fördern Sie die Zusammenarbeit zwischen den Künstler:innen?

Zuerst einmal, indem ich gemeinsam mit Christian Seiler aus den verschiedensten Beiträgen eine sinnvolle und dennoch frei assoziierte Dramaturgie hinbekomme. Am Ende machen dann alle Künstler:innen auf der Bühne mit dem Publikum etwas, was wir alle tatsächlich selten machen: anderen zuhören. Mehr Zusammenarbeit geht gar nicht.

Gibt es besondere Kombinationen, die Sie im Rahmen des kommenden Festivals hervorheben möchten?

Ich glaube da genügt, sich das Line-Up durchzulesen und schon geht die Fantasie mit einem durch: Ein Schispringerlied folgt auf einen Schubertsatz, eine Theremin-Improvisation auf ein Wienerlied, ein Xenakis-Schlagzeugsolo auf einen Trauermarsch usw. usf.

Wie reagieren die Besucher:innen auf das Festival?

Euphorisch. Oft mit Standig Ovations. Und die Leute sind uns sehr verbunden, viele reden uns bei Konzerten woanders darauf an, dass sie IMMER beim Gemischten Satz sind, SEIT DEM ERSTEN MAL. Einen besonders langen Nachhall gab es im letzten Jahr: Philipp Furtenbach hat an den Toren des Konzerthauses an alle Besucher:innen »Gemischte Bäume« ausgegeben. Wir haben so viele schöne Fotografien bekommen, wo die Bäume jetzt überall wachsen.

Gibt es ein bestimmtes Ereignis im Rahmen der bisherigen Festivals, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Da gibt es so viele Erlebnisse, die unvergesslich sind. Stellvertretend vielleicht eine kleine Geschichte: Der Pianist Alexander Lonquich hat vorgeschlagen »Mehrere kurze Walzer« von Wolfgang Rihm zu spielen – kurze Stücke, die der Komponist während seines Romaufenthalts in der Villa Massimo womöglich aus Heimweh geschrieben hat. Dörte Lyssewski hat dazu den Songtext von Falcos »Vienna Calling« gelesen, anschließend hat Alexander dann im Berio-Saal Florian Boeschs Liedgesang begleitet, Schubertländler gespielt und Elektro Guzzi zugehört. So skeptisch er vorher war, am Ende sagte er, er habe noch nie so viel über Musik gelernt. Natürlich haben wir uns dann zugeprostet!

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01–03/05/25

Gemischter Satz 2025

Karten: konzerthaus.at/gemischtersatz

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