KUNST
Gletschermilch und Holderglanz Mit «MySouvenir» haben die beiden Künstler Dominik Stauch und Paul Le Grand im Jahr 2005 ein Kunstwerk von allen für alle geschaffen. Die Farben der sechs Fahnen auf dem Aarefeldplatz kann nämlich die Bevölkerung selbst auswählen. Jetzt kommt mit einer neuen Website wieder frischer Wind in die Kunst.
von Künstlerinnen, Bauherren, Architektinnen oder Stadtplanern. Es ist mitunter diese Erfahrung, die Dominik Stauch und Paul Le Grand veranlasste, die Farben der Fahnen über dem Aarefeldplatz periodisch in einem demokratischen Beteiligungsverfahren bestimmen zu lassen. Touristen und Souvenirs Bei den sechs zur Auswahl stehenden Farben handelt es sich um die typischen Vedutenfarben. Veduten sind Vorläufer der Postkarten. Sie waren beim Aufkommen des Individualtourismus im 19. Jahrhundert die verbreitetsten Souvenirartikel für Reisende. Im Berner Oberland existierten damals zahlreiche Manufakturen, die diese handkolorierten Schwarz-Weiss-Drucke herstellten. Mit der Verwendung der Vedutenfarben machen die beiden Künstler auch den Link zum Tourismus, zumal der Bahnhof ein klassischer Start-
Über dem Aarefeldplatz gegenüber des Bahnhofs Thun wehen sie,
und Ankunftspunkt für Reisende ist.
die sechs farbigen Fahnen. Manch einer oder eine wird sie gar
Die Farben tragen jedoch Namen wie Gletschermilch, Holderglanz
nicht mehr wahrnehmen oder mag vergessen haben, dass es sich
oder Tannengrün, was ihnen ein heimeliges Lokalkolorit verleiht. Der
dabei um das Kunstprojekt «MySouvenir» der beiden Thuner
leicht transparente, luftig gewobene Stoff erlaubt es, dass je nach
Künstler Dominik Stauch und Paul Le Grand handelt. Ein Kunst-
Hintergrund oder Wetterstimmung die Farben der Fahnen in Hellig-
werk, das alle mitgestalten, indem sie die Farben der Fahnen be-
keit und Brillanz changieren, was den malerischen Herstellungspro-
stimmen. Die am häufigsten gewählte Farbe je Fahnenmast wird
zess der Veduten gleichsam auf den Aarefeldplatz überträgt.
schliesslich gehisst. Abgestimmt wird via Website mysouvenir.ch, die nun einen Relaunch erfahren hat. Dadurch sollen auf dem
Text Jan Miluska, Simone Tanner
Platz nun wieder regelmässig neue Farbakzente gesetzt werden.
Bild zvg
Kunst als demokratischer Prozess Kunst im öffentlichen Raum entsteht nicht immer aber oft in einem Prozess, der den Konsens vieler Parteien erfordert, wie etwa
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Kunst als demokratischer Prozess: Die Bevölkerung wählt die Farben der Fahnen aus.