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Kunstmuseum: Schweizer Fotografie

Vom Berner Oberland bis nach Indien

Die Ausstellung «Aller-Retour» im Kunstmuseum Thun zeigt Schweizer Fotografie im Wechselspiel zwischen Fernweh und Heimat. Die Werke beleuchten unterschiedliche Lebenswelten, vom Berner Oberland der 1950er-Jahre bis nach Indien. Zu sehen sind auch Arbeiten der beiden Thuner Reto Camenisch und Martin Glaus.

Die Tränen stehen ihm zuvorderst, dem kleinen Buben, der links von Hund «Bäri» steht. Tapfer, die Hände in den Hosentaschen wie die Männer im Hintergrund, schaut er der Versteigerung von Hund und Heim entgegen. Mit «Bäri» verliert der kleine Junge wohl auch einen Teil seiner Heimat. Der Fotograf Martin Glaus (1927–2006) hat das Bild im Jahr 1960 in Boll aufgenommen. Es gehört zu einer mehrteiligen Reportage, die unter dem Titel «Vieh und FahrhabeSteigerung» in der Zeitschrift «Der neue Tip» publiziert wurde. Martin Glaus – Sohn von Alfred Glaus, dem Mitbegründer des Kunstmuseums Thun – hatte beim Photohaus Meier in Thun eine Fotolehre absolviert und danach als Pressefotograf für verschiedene Agenturen im In und Ausland gearbeitet. Vor zehn Jahren holte die Fotostiftung Schweiz in Winterthur den etwas in Vergessenheit geratenen und auch verkannten Fotografen mit einer Gruppenausstellung wieder in die öffentliche Wahrnehmung.

Fremde Heimat

Nun zeigt das Kunstmuseum Thun im Rahmen der Ausstellung «AllerRetour. Schweizer Fotografie im Wechselspiel zwischen Fernweh und Heimat» auch Arbeiten von Glaus. Seine Bilder – viele auch aus dem Berner Oberland – vermitteln Eindrücke aus

Die Ausstellung

«AllerRetour. Schweizer Fotografie im Wechselspiel zwischen Fernweh und Heimat» im Kunstmuseum Thun. Ausstellung mit Werken von Reto Camenisch, David Favrod, Martin Glaus, Yann Gross, Daniela Keiser, Ella Maillart. Vernissage: Freitag, 19. Mai, 18.30 Uhr Kindervernissage: Freitag, 19. Mai, 18.45 Uhr Dauer der Ausstellung: Bis 13. August 2017

www.kunstmuseumthun.ch

Oben Reto Camenisch «Grimsel/Susten (Berner Oberland)», 2005. Unten Martin Glaus «Abschied von Bäri, Vieh- und Fahrhabe-Steigerung», bei Boll 1960.

einer vergangenen Zeit, einer Heimat, die uns heute fremd ist. Präzis, analytisch, liebevoll war Glaus‘ Blick auf seine Lebenswelt, sein Daheim. Zwischenzeitlich zog es den Fotografen auch weg aus seiner Heimat. Er lebte einige Zeit in Paris, wo Porträts von Künstlern und Philosophen entstanden.

Bekannte Fremde

Wie Glaus verbrachten auch die anderen aktuell im Kunstmuseum ausstellenden Fotografen längere Zeit im Ausland. So bewegt sich die Schau zwischen dem Weggehen und dem Heimkehren. Sie zeigt verschiedene Blicke von Schweizer Fotografinnen und Fotografen auf die Welt, die dafür sowohl die Heimat erkunden wie auch die Ferne bereisen. Wie der Thuner Reto Camenisch, der immer wieder im Berner Oberland, aber auch in Indien und Nepal unterwegs war und für seine Fotografien zum Teil körperliche Strapazen in Kauf nahm, sei es in den Bergen oder in der Wüste. Camenisch gelingt es auf eindrückliche Weise, Menschen wie Landschaften einen ruhigen, aber kraftvollen Ausdruck zu verleihen. Seinen malerischen Bildwelten kann man sich kaum entziehen.

Text Simone Tanner, Helen Hirsch Bilder Reto Camenisch (Kunstmuseum Thun) und Martin Glaus (© Fotostiftung Schweiz)

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