ThunMagazin 06/16

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MENSCHEN

«Ich muss nicht auf die Bühne. Ich kann und darf.»

Stilvoll in Blau und Violett. Das Duo «Schertenlaib & Jegerlehner».

Gerhard Tschan wurde für sein künstlerisches Schaffen mit dem Grossen Kulturpreis der Stadt Thun ausgezeichnet. Ein Gespräch über Aus­ tausch, Wertschätzung und Leidenschaft.

Dann nehmen Sie während Auftritten bewusst eine Bühnenpersönlichkeit an? Genau. Natürlich haben diese Persönlichkeiten immer viel mit mir zu tun, aber ich bin jeweils froh, wenn ich keine «private» Rede halten muss. Wenn ich alleine auf der Bühne stehe, bin ich nicht Gerhard Tschan, sondern schlüpfe in meine Rolle, bin die Figur, die dann mit dem Publikum kommuniziert. Danach gehe

Gerhard Tschan, wie entsteht ein Programm von Ihnen oder von

ich als Gerhard Tschan nach Hause: in den Garten – «d Gummistifle

«Schertenlaib & Jegerlehner»? Gerhard Tschan: Die meisten mei-

alege u chly ga buure» –, kochen oder ein Buch lesen, und habe wie

ner Stücke sind Auftragsarbeiten, von daher ist die Ausrichtung jeweils vorgegeben. Im Detail arbeite ich das Ganze mit Material aus, das ich schon habe, und versuche, auch aktuelle Ereignisse, die zur Thematik passen, einzubringen. So habe ich ein fixes Pro-

«Die Wirkung meiner Auftritte hängt stark vom Austausch mit dem Publikum ab.»

alle anderen einfach meine Arbeit getan. Natürlich zensuriere ich mich auch selbst: Wenn ich merke, dass etwas nicht zu mir passt oder zu persönlich eingefärbt ist, passe ich die Dinge an die Figur an, die ich spiele – ich will ja nicht auf der Bühne privat wettern (lacht).

gramm, das sich leicht erweitern lässt. Im Duo haben wir einen Fundus an Liedern, aus denen wir bei Auftrit-

Sind Ihre Programme von A bis Z durchgeplant oder spielt auch

ten die passenden auswählen. Die Musik ist als untermalendes

Improvisation eine wichtige Rolle? Die Programme sind alle sehr

Medium sehr hilfreich, da man mit verschiedenen Stilen die Stim-

genau einstudiert. Ich pflege zu sagen, dass man, wenn man genau

mung im Publikum stark beeinflussen kann. Wenn ich alleine auf-

weiss, was man machen will und diese Dinge beherrscht, auch frei

trete, spielt das Theater eine wichtigere Rolle. Ich arbeite auch mit

ist, zu improvisieren. Wenn ich den Raum, in dem ich mich be-

Liedern, aber der Fokus liegt definitiv auf dem Theatralischen.

wege, sehr genau kenne, kann ich aus dem Moment schöpfen. Oft

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