TM Nr. 3 / 2016

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Thuns Brunnenmeister Auch Brunnen brauchen Pflege. In Thun ist Daniel Schober für die Instandhaltung verantwortlich. Sein Lieblingsbrunnen bereitet ihm gleichzeitig am meisten Kopfzerbrechen. Herr Schober, Sie sind als Steinhauer und Mitarbeiter des Werkhofs Thun auch zuständig für die Instandhaltung der Brunnen. Welches ist Ihr Lieblingsbrunnen? Daniel Schober: Der Rathausplatz-Brunnen. Er ist gleichzeitig aber auch mein grösstes Sorgenkind. Er muss alle zwei bis drei Jahre neu abgedichtet werden, da er immer wieder zu rinnen beginnt. Der Brunnen fasziniert mich, da der

Steinhauer Daniel Schober, Mitarbeiter des Werkhofs, bei seinem Lieblingsbrunnen auf dem Rathausplatz.

Unterbau, also die Schale des Brunnens, aus einem einzigen Stück gehauen ist. Dies ist eher selten. Zudem stellt dieser Brun-

oft übersehen und manche Passanten sind völlig verdutzt, wenn

nen auch eine wichtige Visitenkarte für die Stadt dar und ist mit

man ihnen diese und jene Brunnen in der Stadt aufzählt.

dem Rathaus im Hintergrund ein viel fotografiertes Sujet. Werden die Brunnen auch Opfer von Vandalen? Ja, leider. HauptWerden die Brunnen eigentlich geschätzt? Ja, sehr. Vor allem von

sächlich in der Innenstadt. Hie und da wird ein Brunnen versprayt

Touristen. Sie fragen mich oft, ob das Wasser Trinkwasser sei. Zu-

oder eine Verzierung abgebrochen. Da gilt es, schnell zu sein und

dem sind auch Hundebesitzer dankbar, hie und da eine Trink-

das Graffito wegzumachen oder den Defekt zu beheben, um Nach-

quelle für ihre Vierbeiner zur Verfügung zu haben. Wissen die Thunerinnen und Thuner eigentlich, wie viele Brunnen es in der Innenstadt gibt? Nein, eher selten. Die Brunnen werden

«Der Brunnen auf dem Rathausplatz ist mein liebster – und mein grösstes Sorgenkind.»

ahmungen zu verhindern. Zudem wird ein Brunnen oftmals als Abfallbehältnis missbraucht: Zigarettenstummel, Gläser, Flaschen etc. Wie kommt eigentlich das Wasser in den Brunnen? Heute sind noch drei Brunnen an

Brunnen wollen gepflegt sein Jedes Jahr wendet Daniel Schober, Steinhauer und Mitarbeiter des Werkhofs Thun, zwei bis drei Monate auf, um die Brunnen zu kontrollieren, zu reparieren oder auszubessern. Eine jährliche Schadeninventarliste hilft ihm dabei. Seine handwerklichen Arbeiten wie das Abdichten und Mörteln am Steintrog müssen im Sommer getätigt werden, da im Winter durch Kälte und Witterung der Brunnentrog bersten oder sich spalten könnte. Alljährlich werden die Einläufe entkalkt und der Wassererguss (Liter pro Minute) kontrolliert und reguliert. Jeden Freitag reinigen die Mitarbeiter des städtischen Kanalunterhalts die Brunnen und befreien sie von Algenablagerungen. Schäden

einer Quelle angeschlossen (kein Trinkwasser), die restlichen werden durch die städtische Wasserversorgung gespiesen. Wie sähe der Brunnen aus, den Sie bauen würden? Ich würde einen Findling (monolithisch) auswählen und diesen nach seinen äusseren Konturen entsprechend bearbeiten, ohne bildliche Vorstellung des Resultats. Haben Sie schon einmal in einem Brunnen gebadet? Oh ja! In meiner Jugendzeit im Ferienhaus im Bündnerland gab es als einzige Möglichkeit zum Waschen oder Duschen den vor dem Haus stehenden Holzbrunnen. Das Wasser war bitterkalt.

oder Vandalismus können durch die regelmässigen Kontrollen frühzeitig erkannt und dem Steinhauer weitergemeldet werden.

Interview Rachel Neuenschwander Bild Hans Mischler

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