SI Mai 2013

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Zum einen Ohr rein, zum andern raus… Die Ohren auf Durchzug gestellt – so geht das mit dem Hören. Was nicht von Interesse ist, wird ausgeblendet, vergessen. Was so locker tönt und automatisch funktioniert, kann auf verschiedene Weise Probleme verursachen, wenn das Hörvermögen nachlässt. Das Ausblenden hat durchaus seinen Vorteil, denn wie könnten wir sonst im Grossraumbüro arbeiten – hier reden zwei miteinander, drüben klingelt das Telefon, in der Ecke blubbert die Kaffee­maschine, und bei all dem bringt man es fertig, sich zu konzentrieren. Anderseits hört man die Stimme des eigenen Kindes, das Mami oder Papi ruft, augenblicklich und ohne den lei­ sesten Zweifel noch aus dem ärgsten Getümmel heraus. Wie macht das un­ ser Gehör? Sein Trick ist die feine Eichung auf mini­ male Veränderungen im Klangfeld. Zeitliche Intervalle des Auftreffens ei­ ner Schallwelle aufs linke und rechte Ohr unterscheidet es auf Tausendstel-, ja Millionstelsekunden und kann so bei­ spielsweise die Schallquelle lokalisie­ ren. Es schnappt sich quasi die erste Schallwellenfront heraus und unter­ schlägt die nachfolgenden, von den Wänden reflektierten Wellen. Desglei­ chen filtert es im Partygeplätscher die Stimme des Gesprächspartners heraus, indem es ihn räumlich ortet und den Umgebungslärm ausblendet. Mit abnehmendem Hörvermögen wird die Ortung der Schallquelle für das Ohr schwieriger. Moderne Hörsysteme glei­ chen dies heute mittels Algorithmen und riesiger Rechenleistung aus – der

Chip eines Hörsystems leistet mehr als ein guter Bürocomputer. Einzelne bil­ den sogar die Form der Ohrmuschel digital nach, um den Schall noch präzi­ ser zu orten. Unabhängig davon braucht es aber heute zwei Hörsysteme – die im Idealfall miteinander über Funk kom­ munizieren – um räumlich zu hören. Ein Ohr respektive Hörsystem alleine kann das ebensowenig wie ein einzelnes Au­ ge dreidimensional zu sehen vermag. Übrigens: Das Ausblenden oder Her­ ausfiltern «verlernt» man, wenn das Hörvermögen nachgelassen hat. Je frü­ her man etwas gegen den Hörverlust unternimmt, um so kürzer fällt deshalb auch die «Anlernphase» mit neuen Hör­ systemen aus, dem «Rüstzeug» für er­ neut gutes Hören.

Sven Ruchel Hörgeräte-Akustiker Acustix Untere Gasse 15 3800 Unterseen Telefon 033 822 83 83 unterseen@acustix.ch www.acustix.ch Oberlandstrasse 39 3700 Spiez Telefon 033 222 83 83 spiez@acustix.ch

Bei Partylärm die richtigen Stimmen herauszufiltern, ist schon für gesunde Ohren nicht leicht.

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