Ostpost 43

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D A S M AG A Z I N F Ü R D I E Ö S T L I C H E A LT S TA D T R O S TO C K S

Nr. 43

Zwischen Großer Wasserstraße und Grubenstraße Das Leuchten der Augen Die Vorstandswahl Altstadtgalerie Historische Werbungen Die bayrische Ostpost Aufruhr in Rostock Schönes hat Vorrang Herbst, Winter 2021 / 2022 Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V.

2,- Euro


Herstellung: Hinrich Bentzien

Der neue ALTSTADTKALENDER ist erhältlich unter 0381 - 200 69 87 oder bei Rosenrot: wohnen - schenken - dekorieren · Lange Straße 5 · 18055 Rostock www.facebook.com/rosenrot.rostock · www.rosenrot-rostock.de · www.instagram.com/rosenrot_rostock


INHALT Zwischen Großer Wasserstraße und Grubenstraße

S. 4

Das Leuchten der Augen

S. 6

Die Vorstandswahl

S. 6

Altstadtgalerie

S. 7

Historische Werbungen

S. 8

Die bayrische OSTPOST

S.9

Aufruhr in Rostock - Die Domfehde (II) S. 12 Die schönsten Brillen

S. 14

Schönes hat Vorrang

S. 15

Märkte in der Altstadt

S. 16

Termine

S. 18

OSTPOST – Das Magazin für die Östliche Altstadt Rostocks HERAUSGEBER Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V. (V.i.S.d.P.) Bei der Nikolaikirche 5 18055 Rostock · Tel.: 0381-12765821 E-Mail: verein@oestliche-altstadt.de Internet: www.oestliche-altstadt.de

SPENDENKONTO ALTSTADTVEREIN IBAN: DE38 1305 0000 0200 0625 57 Wer bei der Überweisung Name und Anschrift übermittelt, erhält eine Spendenbescheinigung.

REDAKTION Hinrich Bentzien, Sebastian Bielke, Jürgen Möller

HERSTELLUNG, BILDER & HISTORISCHE FOTOS Hinrich Bentzien Rembrandtstr. 4, 18057 Rostock Tel.: 0381-2006987 E-Mail: hinrichbentzien@web.de Internet: www.hinrichbentzien.de

Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V.

Liebe Leserinnen und Leser der OSTPOST! Was wäre der Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt ohne gemeinschaftliche Erlebnisse, ohne Veranstaltungen, Aktionen und Versammlungen. Das alles ist bekanntermaßen seit einiger Zeit eingeschränkt und das Auf und Ab, das Hin und Her, das Organisieren und dann doch wieder Absagen begleitete uns auch noch während des vergangenen Halbjahres. Rückblickend können wir aber sagen, dass vieles besser klappte als erwartet. Trotz des höheren Aufwandes und weniger Besuchern, fanden wir uns zusammen, um gemeinsam etwas zu erleben und unseren Stadtteil zu präsentieren. Sein besonderer Charme hat in den schwierigen Zeiten nicht g­ elitten. Jetzt geht es in die kalte Jahreszeit und die Lage ist nach wie vor ungewiss. So findet u.a. der kommende Martinsmarkt ausnahmsweise unter Freiluft-Bedingungen auf dem Neuen Markt statt. Natürlich sind wir mit dabei und stellen Ihnen unsere neue O ­ STPOST vor. Im Dezember wird es wieder einen „Lebendigen Adventskalender“ geben. Wenn Sie diesen mitgestalten möchten, mailen Sie uns unter verein@oestliche-altstadt.de -wir vermitteln einen Kontakt zu den ­Veranstaltern. Langfristig vorbereiten und planen macht sich bezahlt. Darum rufen wir schon mal alle Künstlerinnen und Künstler zur Teilnahme an der 20. ROSTOCKER KUNSTNACHT am 20. Mai 2022 auf. Organisiert etwas Schönes und zeigt eure Kunstorte in der Östlichen Altstadt! Denn so strahlt es ja seit kurzem auch vom „­ blauen Haus“

an der Ecke Grubenstraße / Am Strande herunter: „Schönes hat Vorrang“. Schöne Ecken sind entstanden, positive Gedanken und Taten bringen vielfältigen Nutzen und strahlen auch von innen heraus. Was ist „schön“? Da gibt es fast so viele Meinungen wie Menschen und genau so vielfältig wird hoffentlich auch unsere Jubiläums-Kunstnacht im Frühjahr. Weiter geht es in dieser Ausgabe auch mit dem zweiten Teil der Nacherzählung eines historischen Berichtes von 1754, der bis an das Ende des 15. Jahrhunderts zurückblickt. Die Bürgerschaft der Stadt Rostock war über die Frage der Einrichtung eines Domstifts in sich tief gespalten und geriet zusätzlich in einen immer schärferen Konflikt mit ihrem Landesherren und der mächtigen Kirche. Die Lage spitzt sich zu, wie sich noch zeigen wird. Fast niemand erinnert sich heute noch an die Rostocker Altstadt im Vorkriegszustand. In dieser Ausgabe unserer Stadtteilzeitung versuchen wir ein Bild der Großen Wasserstraße und der Grubenstraße vor ihrer Zerstörung zu zeichnen. Wie sah es dort in den Jahren nach dem Krieg aus und was soll in einer der letzten großen Bombenlücken nördlich des Krahnstöver-Hauses Neues ­entstehen? Historische Werbungen und Geschäftsdrucksachen können viel über vergangene Zeiten erzählen. Geschäftsleute schmückten nicht nur Werbeanzeigen, sondern auch Rechnungsbögen oder Briefköpfe gerne mit ihren Firmensitzen. So zeigen sie auch zerstörte Gebäude der Großen Wasserstraße. Wir haben eine kleine Auswahl von Firmenwerbungen für Sie zusammengestellt. Viele aktuelle Informationen finden sich auch immer im Internet unter www.oestlichealtstadt.de und bei Facebook unter www.facebook.com/Oestliche.Altstadt Genießen Sie die Altstadt und vor allem bleiben sie gesund und entspannt! Ihre Redaktion

VERTRIEB & ANZEIGEN n:da – nordpower design agentur Tel.: 0381-1274931 E-Mail: info@nordpower.de Internet: www.nordpower.de

DRUCK Altstadt-Druck Rostock Luisenstraße 16, 18057 Rostock

BILDINDEX Titel: Blick vom Vogelsang in die Krämerstraße mit der Marienkirche, rechts: Einmündung der Großen Mönchenstraße (etwa 1935), Sammlung H.-O. Möller; S. 3: Blick von der Großen Wasserstraße zur Nikolaikirche, Foto: Hinrich Bentzien; Mittelblatt: Westseite der Grubenstraße (etwa 1935) (Sammlung Hinrich Bentzien)


Zwischen Großer Wasserstraße und Grubenstraße Eine der letzten Bombenlücken der Altstadt wird geschlossen

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ohl jeder Rostocker kennt den Ausblick von den unbebauten Grundstücken nördlich des Krahnstöver-Hauses zum Turm der Nikolaikirche. Von dem erhöhten Punkt an der Einmündung der Kleinen in die Große Wasserstraße geht der Blick über die tiefer gelegene Grubenstraße hinüber auf die höher gelegene Wollenweber­straße, die Vosssche Brauerei mit ihrem Schornstein und die Rückseite der Straße Am Wendländer Schilde. Dieses etwas bizarre Gewirr aus Häusern und Dächern ist ein beliebtes Fotomotiv - ein Postkartenblick, welcher allerdings durch Kriegseinwirkung entstanden ist. Dem neugierigen Beobachter bot sich über viele Monate ein interessantes Bild. Die Freilegung der Keller der zerstörten Häuser durch Rostocker Archäologen ermöglichte einen Blick in die Vergangenheit - auf uralte Bögen, Ziegel-Fußböden, Kellerwände und Feldstein-Fundamente. Hier ist der Moment der Zerstörung im April 1942 festgehalten. Die aktuellen Pläne zu einer Neubebauung an der Großen Wasserstraße und der Grubenstraße machen neugierig auf die Zukunft, aber auch auf das, was gewesen ist - auf den Zustand vor der Zerstörung, welcher fast niemandem mehr vertraut ist und auf die Jahrzehnte ohne Bebauung. Die Große Wasserstraße war Teil eines Netzes von Handelswegen, welche das alte Rostock durchquerten. Über sie bewegte sich der Verkehr in einem weitem Bogen durch die Mittelstadt zur Viergelindenbrücke, der wichtigsten Überquerung der Grube. Ohne diesen großen „Anlauf“ mit etwas verringertem Gefälle wäre vermutlich das zum Wasserlauf abfallende Gelände zu steil für Pferd und Wagen gewesen. Jenseits der Viergelindenbrücke, in der Altstadt, ging es dann wieder steil bergauf zum Wendländer Schilde, einem kleinen Marktplatz, in die Altschmiedestraße oder Wollenweberstraße, weiter zum Alten Markt, dem wichtigsten Platz der Altstadt und zum Petritor. Einige repräsentative Häuser wie die „Fürstenherberge“ waren in der Großen Wasserstraße zu finden. Mit dem Haus Krahnstöver ist noch ein Einmündung der Kleinen- in die Große Wasserstraße um 1900; Häuser vom rechten Bildrand nach links: Große Wasserstraße 27 und 26, Kleine Wasserstraße 17 (Sammlung H.-O. Möller)

Die Häuser des neu zu bebauenden Abschnitts der Grubenstraße nach 1900 (Sammlung Hinrich Bentzien)

prächiges gotisches Giebelhaus in der Nachbarschaft der Baustelle erhalten geblieben, andere wurden im Krieg zerstört. Auch die Grubenstraße oder „Grube“, welche auf Höhe der zu bebauenden Bombenlücke in etwa 60 m Entfernung parallel zur Kleinen und Großen Wasserstraße verläuft, war eine wichtige ­Verkehrsader. Der Wasserlauf wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet und durch eine Eisenbahn-Verbindung zwischen dem Rostocker Hafen und dem südlich gelegenen Friedrich-Franz-Bahnhof ersetzt.

Die Grundstücke reichten jeweils von der ­Großen Wasserstraße zur deutlich tiefer gelegenen Grubenstraße (das nördlichste Haus der heutigen Baulücke gehörte noch zur Kleinen Wasserstraße). In der Grubenstraße dominierten Speichergebäude, deren Besitzer im „Vorderhaus“ in der Großen Wasserstraße ansässig waren. In den Speichern wurden Waren gelagert, welche direkt per Bahn aus dem Binnenland oder vom nahen Hafen angeliefert oder verschickt werden konnten. Auf historischen Fotos sieht man nicht selten lange Güterzüge passieren oder einzelne Waggons auf dem Gleis der Grubenstraße stehen. Brauhäuser, Brennereien, Kolonialwaren-, Lebensmittel- Kornund Spirituosenhändler waren in der Umgebung ansässig, sodass auch gelegentlich Kesselwagen mit Hochprozentigem über Nacht geparkt wurden. Zum lebendigen Sagenschatz der Altstadt gehört die Geschichte vom „Melken der Grubenkuh“, dem Abzapfen von alkoholischen Resten am Boden eines Kesselwagens, die von verschiedenen Anwohnern bezeugt wird. In den 50er Jahren diente die neu entstandene Lücke, wie Fotos bezeugen, als unbefestigte Abkürzung zwischen den beiden Straßen. Sicher war sie wegen eines steilen Abschnitts nur bei Trockenheit zu benutzen. In den 60er Jahren hatte man einen Zaun gesetzt, welcher das Passieren verhinderte und eine Grünanlage angelegt, die mit den Jahren etwas verwucherte. Unten an der Grubenstraße gab es einen Park- oder Lagerplatz, der spätestens in den 80ern betoniert und durch eine Mauer mit Tor gesichert war. Diese wurden nach 1990 wieder abgetragen.. Älteren Rostockern ist noch die Farbenhandlung von Otto Bobsin in Erinnerung, welche sich in den Jahren nach dem II. Weltkrieg und bis weit in DDR-Zeiten hinein in einer Baracke auf dem Grundstück der zerstörten Kleinen Wasserstraße 17 befand (nach dem Krieg mit neuer Zählung: Kleine Wasserstraße 27). Dieser Behelfsbau wurde noch vor Kriegsende errichtet und ist erst in den 90er Jahren abgetragen worden. Auch dieser Unternehmer nutzte das gegenüberliegende Grundstück in der Grubenstraße als Speicher. Das im Krieg unversehrt gebliebene Gebäude machte nach 1990 wie große Teile der Grubenstraße einen vernachlässigten Eindruck und stand lange Zeit offen. Es wurde vor etwa zehn Jahren abgerissen. Das Grundstück ist Teil der Neubebauung.


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Grubenstraße - Bauprojekt der JH.Holding (Grafik: JH.Holding)

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Grundstücke zwischen Kleiner- u. Großer Wasserstraße u. Grubenstraße (1909)

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Blick von der Nikolaikirche zur Großen Wasserstraße, 60er Jahre (Sammlung Gisbert Wolf )

Die Baracke der Kleinen Wasserstraße 27 beherbergte später die Werbeabteilung der HO-Industriewaren (ein großes staatliches Einzelhandels­ unternehmen), welches Rostocker Schaufenster dekorierte und verschiedene Werbeartikel herstellte. Altstadtvereinsmitglied Inge Breitung arbeitete dort als Werbegestalterin. Auch die exklusiven DDR-Marken „Delikat“ und „Exquisit“ waren dort eine Weile mit ihrer Werbung ansässig. Auf den Abriss zu warten schien auch längere Zeit das dem Krahnstöver-Haus benachbarte Gebäude der Großen Wasserstraße 29, das im Krieg zwei Geschosse eingebüßt hatte. Auf seiner etwas tristen Seitenansicht warb über Jahrzehnte ein Fleischerei-Großhandel mit einem großen, schwungvollen Schriftzug für seine Produkte. Als beim Abriss des Krahnstöver-Nachbarn Große Wasserstraße 29 schwere Technik auffuhr, hofften viele Rostocker bereits auf eine zügige und ansehnliche Neubebauung. Es sollte aber noch mehr als zehn Jahre dauern, bis sich mit dem einheimischen Unternehmer Jonas Holtz ein Investor auf das schwierige Vorhaben einließ. Er ist wohl nicht der Erste, der einen Anlauf dazu nimmt. Die geplante Neubebauung passt sich mit ihren abwechslungsreichen Formen recht gut in die Umgebung ein. Die OSTPOST wünscht gutes Gelingen.

Große Wasserstraße 26 (Grundstück 122), hohes gotisches Giebelhaus mit barocker Giebelgestaltung, Zwei Erker im Erdgeschoss; vor Zerstörung u. a. Firma Hans D ­ etleffsen - Lebensmittel u. chem-techn. Großhandlung Große Wasserstraße 27 (Grundstück 123), 3-stöckig, vor Zerstörung Firma Albrecht & Dieckmann - Kolonialwaren en gros Große Wasserstraße 28 (Grundstück 124), schmal, 2-stöckig; vor Zerstörung u. a. Firma Fr. Paulsen, ­Bestattungen Große Wasserstraße 29 (Grundstück 125), Krahnstöver-Nachbar, 3-stöckig,Wohnung und Kontor des Weingroßhändlers Georg Martens; zwei Etagen niedriger nach 1942, zwei Erker im Erdgeschoss; Abriss etwa 2010 Gebäude der Grubenstraße gehörten zu den gegenüberliegenden Grundstücken der Kleinen- bzw. Großen Wasserstraße Grubenstraße 5 (Grundstück 122), sehr schmaler Speicher mit Stufengiebel; vor Zerstörung Firma Hans Detleffsen K.G. Grubenstraße 4 (Grundstück 123) 4-stöckiger ­Speicher mit hohem Dach und Gaube mit Stufengiebel; vor Zerstörung Firma Albrecht & Dieckmann

Gebäude der Kleinen und Großen Wasserstraße

Grubenstraße 3 (Grundstück 124) schmaler Speicher, 3-stöckig; nach dem 1. Weltkrieg Neubau ­eines Wohnhauses für siebem Mietparteien, Bewohner waren Handwerkerfamilien

Kleine Wasserstraße 27 (Grundstück 121), vor 1945 Nr. 17; 2-stöckig mit sehr hohem Satteldach, nach 1942 wurde auf dem Ruinengrundstück eine Baracke errichtet, vor und nach dem Krieg im Besitz von Otto Bobsin, Farbenhandlung, später Werbeabteilung der HO; Abriss Mitte der 90er Jahre

Grubenstraße, südlichstes Gebäude (auf Stadtplänen ohne eigene Zählung, zu Grundstück 125), breiter, 2-stöckiger Speicher mit hohem Walmdach; vor dem Krieg Firma Georg Martens; ein Stock u. das hohe Dach gingen im Krieg verloren; Abriss 2019

Zerstörte und beschädigte Gebäude

Kleine Wasserstraße nach 1990 (Foto: H.-O. Möller)

Große Wasserstraße um 1960 (Sammlung H.-O. Möller)

Text: Hinrich Bentzien

Große Wasserstraße - Bauprojekt der JH.Holding (Grafik: JH.Holding)

Blick von der Nikolaikirche zur Großen Wasserstraße, 50er Jahre (Sammlung Gisbert Wolf )


Das Leuchten der Augen

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s ist ein kurzes Vergnügen, aber ein intensives. Die Handlung an sich. Werden aber die Zeit seit der Verabredung zu diesem Ereignis und das spätere „Nachglühen“ hinzugezählt, kann man getrost den Satz einer meiner Freundinnen übernehmen: „So etwas brennt sich ins Gedächtnis.“ Die Rede ist vom Glockeläuten in der St. Nikolaikirche zu Rostock. Seit Beginn der Corona-Pandemie wird allabendlich von 18. bis 18.05 Uhr die zweite Glocke mit einem Durchmesser von 1,36 m und einem Gewicht von 950 kg geläutet. Pastor Henry Lohse (i.R.) schrieb über die Bedeutung dessen, über die Hinter- und Beweggründe einen umfänglichen Artikel in der vorletzten Ausgabe der OSTPOST (Nr. 41). Als Mitglied im Altstadtverein wurde auch ich kurzerhand von unserem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Möller zum Glockeläuten eingeladen und habe dieses dann einige Male begeistert getan. Und wo immer ich davon erzählte, flammte Neugier auf. Zu den unterschiedlichen Jahreszeiten haben sich dann einzelne Verabredungen mit drei meiner Freundinnen ergeben, und wir trafen uns, Jürgen, Bianka, Katrin, Claudia und ich, nacheinander mal im Winter, dann im Frühjahr und im Sommer am Fuße des Turmes der Nikolaikirche. Deutlich voller Erwartungen. Die Damen, alle jünger als ich und sportlich obendrein, warfen sich in das Entrèe mit seinen darauffolgenden 10 Turmetagen und flatterten federleicht die 213 Treppen hinauf. Jürgen vorneweg und sachkundig über die Kirche berichtend. Oft hörte ich ihr herzhaftes Lachen. Und wenn ich oben, nach Erklimmung der letzten Metallstufen hinter der

Brandschutztür, angelangt, meinen Kopf aus der letzten Bodenöffnung der Turmkrone steckte, sah ich sie meistens schon die riesigen Luken der Turmfenster öffnen. Die Stadt aus dieser luftigen Höhe zu betrachten, mal im Dunkeln kunterbunt illuminiert, mal mit zartem Grün bepinselt und dann in gleißender Sommerabendsonne, hatte schon viel Zauberhaftes – konnte so aber auch von der St. Petrikirche erlebt werden, deren Turm ja bekanntlich öffentlich zugängig ist. Hier, in St. Nikolai, warteten aber zudem vier Glocken, deren tauähnliche Seile lose zu Boden hingen. Und eine wollte geläutet werden. Respektvoll schauten meine Freundinnen auf die stattlichen Bronzeglocken, die Meter über ihnen in ihren Stühlen ganz still dahingen. Ihre Herzen schlugen bereits spürbar schneller. Nur Jürgen schlenderte sichtlich ruhig und entspannt mit seinem die Sekunden anzeigenden Smartphone in der Hand noch von hier nach dort: Punktgenau sollte der erste Schlag ertönen, seine Zuverlässigkeit. Unseren Ohren zum Schutz hatte er rote, festgepolsterte Kappen verabreicht. Für Bianka war es das schönste Geburtstagsgeschenk, für Katrin hat sich das Ereignis eingebrannt, und Claudia will es unbedingt gemeinsam mit ihrem Mann nochmals erleben. Jede übernahm das lockere Seil von Jürgen oder mir nach den ersten Sekunden des Anschwingens. Jede zog es kräftig nach unten, wie wir es vorgemacht hatten. Ein gewaltiger Schlag an der Bronze. Ein riesiger Klang. Dann behielten sie das Seil lose in den Händen, gaben nach, um der Glocke den Flug zu lassen – und wie-

der anzuschlagen. Und wieder zu klingen. Ein helles, freundliches, ja liebevolles Klingen, dem der kurze, kräftige Schlag eine Dunkelheit verlieh, die sich gleich wieder auflöste. Der Klang hallte, er summte, er fasste den ganzen Raum, es vibrierte überall, in der Luft, um uns herum, in uns drinnen, das Schlagen durfte nicht aufhören, es war essentiell für den Klang. Und je schneller die Glocke die Nacht aufriss, desto öfter sahen wir einen hellen Tag. Und dies geschah unzählige Male, es war wie das Leben von uns selber, zusammengefasst in fünf Minuten. Meine Freundinnen legten alles in diese kurze Zeit, denn die Uhr lief ab. Sie zogen an der Glocke, was das Zeug hielt, und diese donnerte ihre Antworten wiederum gegen die Turmwände. Mit Sicherheit lauschten die Kirchenbewohnerinnen und -bewohner diesem doch eigentlich gewohnten, jetzt aber außerordentlich hitzigen Toben über ihnen. Auch Jürgen meinte später, die Glocken hätten selten besser geklungen. Draußen wurde die Stadt geflutet mit den Klängen aus dem Himmel, weithin hörbar. Die Glöcknerinnen indessen entwickelten in kürzester Zeit ein besonderes, funkelndes Leuchten in ihren Augen. Und wenn sich unsere Blicke trafen, sah ich mit Zufriedenheit, wie auch sie sich immer mehr verjüngten. Wie viele Erwachsene und Kinder die Glocke in der Nikolaikirche bisher läuteten oder dabei waren, ist wohl schwer zu schätzen. Ich vermute aber, dass sich alle, wo und wann auch immer sie eine Glocke klingen hören, an ihr eigenes vergnügliches Erleben erinnern werden, und dass ihre Augen dann für ein paar Sekunden wieder leuchten. Viola Harder

Aus dem Altstadtverein - Die Vorstandswahl

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raditionsgemäß trifft sich der Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt – kurz „Altstadtverein“ immer am ersten Dienstag im Monat, um gemeinsame Vorhaben zu besprechen. Oft kommt dabei auch der gesellige Aspekt nicht zu kurz – denn meist wird dabei auch gegessen und getrunken. In der Corona-Zeit allerdings musste auf diese Treffen verzichtet werden. So konnte auch die für Dezember des vergangenen Jahres vorgesehene Jahresversammlung, auf der turnusgemäß der Vorstand zu wählen gewesen wäre, nicht stattfinden. Dies wurde nun am Dienstag, dem 3. August 2021, nachgeholt. So waren im Pfarrgarten Bei der Nikolaikirche 8 an diesem Abend von den 60 Vereinsmitgliedern 23 stimmberech-

tigte Mitglieder vertreten. Zunächst berichtete der Vereinsvorsitzende Jürgen Möller über die Aktivitäten des Vereins im zurückliegenden Berichtsjahr. So manches konnte in dieser Zeit auf den Weg gebracht werden. Der Vorsitzende verwies unter anderem auf das regelmäßige Erscheinen der OSTPOST, die Installation und Wartung der Bücherzelle Am Wendländer Schilde, das Anwohnerfrühstück, den Frühjahrsputz, die Präsenz beim Töpfermarkt und bei den Klostertagen. Auf Grund der Corona-Bestimmungen konnten nicht alle Vorhaben verwirklicht werden. So konnte beispielsweise die Kunstnacht nicht stattfinden. Danach erstattete der Kassenwart Uwe Lämmel den Finanzbericht. Auch in dieser Hinsicht ist der Verein solide aufgestellt.

So konnte die Versammlung einstimmig den Vorstand entlasten. Es folgte die Neuwahl des Vorstandes, dessen bisherige Mitglieder sich bereit erklärten, weiterhin in der Leitung des Vereins mitzuarbeiten. In geheimer Abstimmung wurde der Vorstand, der in seiner Zusammensetzung der alte ist, mit großer Mehrheit gewählt. Vorstandsmitglieder sind: Vorsitzender: Herr Jürgen Möller Stellv. Vorsitzender: Frau Britt Schmeißer Schriftführer: Herr Bernd Dedow Kassenwart: Herr Uwe Lämmel Beisitzer: Herr Peter Horn So bleibt dem Vorstand zu wünschen, dass er weiterhin gedeihlich zum Wohle des Vereins wirken kann. Henry Lohse


Blick zum Fischerbruch

Unter der Brücke der Richard-Wagner-Straße - Büchertauschen ist ansteckend:

ALTSTADTGALERIE

Blick von der Grubenstraße zur Großen Wasserstraße

Blick auf Rostock von Osten Beim Glockengießerhof - Vermummung zum 55. Geburtstag von Hansa Rostock

Fotos aus der Östlichen Altstadt und ihrer Umgebung von Hinrich Bentzien


Historische Werbungen aus der Östlichen Altstadt Rostocks aus: „Rostock - Deutschlands Städtebau“, DARI Verlag 1927, Sammlung H.-O. Möller, Sammlung Hinrich Bentzien und dem Rostocker Adressbuch / RosDok - Dokumentenserver der Universität Rostock


Wir sind nicht allein im Zeitungsuniversum

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o mancher hat es geahnt, ein anderer vielleicht gewünscht oder befürchtet, doch nun ist es Gewissheit: Wir sind nicht allein in den unendlichen Weiten des Blätterwaldes. Es gibt nämlich am ­ äußersten Ende des bundesdeutschen Zeitungs-Universums ein weiteres Stadtteilmagazin mit dem Namen „OSTPOST“. Sie erscheint im etwa 800 km entfernten Dachau-Ost, im Großraum München. Die Dachauer Ostpost wird seit 2014 vom Bürgertreff-Ost e.V. herausgegeben, anfangs mit vier, jetzt mit drei Ausgaben im Jahr. Es gab wohl bereits eine Vorgängerzeitung. Sie wird an alle Haushalte von Dachau-Ost verteilt und von der Kommune finanziert. Anders als unsere Ostpost ist sie nicht auf Anzeigen und Einnahmen aus Verkäufen angewiesen und hat zum Teil den Charakter eines Amtsblattes, das von einem Grußwort des Oberbürgermeisters eingeleitet wird. Mit dem Bürgertreff-Ost besitzt der herausgebende Verein Räumlichkeiten, in denen er ein sehr vielfältiges Veranstaltungsprogramm anbieten kann. Hierin unterscheidet sich der Dachauer Verein vom Rostocker Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt, der über keine eigenen Räume und nur gelegentliche öffentliche Unterstützung verfügt. Grundlage für die Quartiersarbeit des Vereins bildete bis 2015 das Förderprogramm „Soziale Stadt“, von dem auch Rostocker Stadtteile wie die Kröpeliner-Tor-Vorstadt profitierten. Seid gegrüßt, Ihr Dachauer OSTPOST-Macher. Viel Erfolg für Euren Verein und Zeitung wünscht die Redaktion der Rostocker OSTPOST.

Ein Zelt zieht um

Foto: Jürgen Möller

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ach Ende des Petrifests, welches vom Altstadtverein am 28.8. als Mitveranstalter getragen wurde, zog das große Vereinszelt über Autos hinweg und an Verkehrsschildern vorbei durch die Altschmiedestraße zum Wendländer Schilde um. Hier sollte es am nächsten Morgen die Gäste des Anwohnerfrühstücks vor Wind und Regen schützen. Der Transport klappte reibungslos - unter Mithilfe des Liedermachers Gerhard Schöne, welcher im Stadtteil und auf dem Fest zu Gast war. Auch das Anwohnerfrühstück am Sonntag hatte, trotz schlechtem Wetters, viele Besucher.

· Törtcheneck-Schwesterherz Große Wasserstraße 1 · Keramikatelier Feuermale Fischerbruch 23

· Hugendubel, Kröpeliner Straße 41 · Altstadt-Kaufeck Hoàng Long Weißgerberstr. 6

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· Café A Rebours Am Wendländer Schilde 5

· EDEKA Holzhalbinsel · Waterstradt-Optik Grubenstraße 49

· Grubenbäckerei Grubenstraße 38 · Rosenrot Wohnen - Schenken - Dekorieren Lange Straße 5 · Grüne Kombüse, Grubenstraße 47

· Petrikirche, Alter Markt · Tourist-Information Rostock Universitätsplatz 6 · Küstencruiser Molkenstraße 7D, 18055 Rostock

Gerne können Sie die OSTPOST auch innerhalb Rostocks bestellen, telefonisch unter: 0381/127 49 31 oder Sie schreiben uns einfach Ihren Bestellwunsch als E-Mail an die Adresse: verein@oestliche-altstadt.de Die OSTPOST erhält man ebenfalls im Rahmen der verschiedensten Veranstaltungen in der Nikolaikirche (u.a. Ostermarkt, Kunstmarkt, Martinsmarkt, Weihnachtsmarkt), während des großen Töpfermarktes auf dem Neuen Markt, zur KUNSTNACHT und zum Altstadtfest. Möchten Sie ebenfalls eine Verkaufsstelle des Altstadtmagazins OSTPOST werden? Schreiben Sie uns einfach!

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· BioBalsam, Große Wasserstraße 6



Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V.


Aufruhr in Rostock Die Rostocker Domfehde 1487-1491 (Teil 2) 008 Rostocker Acht 800 Das Quartettspiel

Dieser Text ist die Fortsetzung einer mehrteiligen Nacherzählung in heutiger Sprache aus „Des Altund Neuen Mecklenburgs achtes Buch von Mecklenburgs Vereinigung durch Zusammenfügung seiner Länder...“ von David Frank, Güstrow und Leipzig 1754 sowie einigen Ergänzungen aus wikipedia und rosdok.uni-rostock.de

D

ie Stadtoberen waren wirklich nicht zu beneiden. Sie konnten wählen zwischen Bann und Blockadepolitik von „ganz oben“ - durch Landesherren und Kirche oder Aufruhr von unten, durch aufgebrachte und gewaltbereite Mitbürger. Auseinandersetzungen wurden auch innerhalb der Stadt von jeher sehr erbittert geführt. Herzog Balthasar entfernte sich am Samstagabend in Befürchtung von Unruhen mit seinen Bediensteten aus der Stadt und versuchte auch seinen herzoglichen Bruder Magnus dazu zu überreden. Dieser wollte sich jedoch auf das von der Stadt zugesicherte freie Geleit verlassen. Ohnehin war er der Tatkräftigere, der den größeren Teil der Regierungsverantwortung trug.

Verbleib der Domherren. Besonders an Probst und Dekan waren sie interessiert. Während die Sänger und Stiftsherren sich auf das Kirchengewölbe flüchteten, entkamen die beiden Gesuchten aus der Jakobikirche. Sie versuchten beim Landesherren Zuflucht zu gewinnen und unter seinem Schutz die Stadt zu verlassen - schließlich war er ja der neue Gönner. Der verbliebene Herzog befand sich zu dieser Zeit aber im Gottesdienst in der Marienkirche, hörte allerdings auch von dem Lärm. Er begab sich daraufhin unter Begleitung etlicher Ratsherren in sein Quartier, nicht ohne den Stadtoberen zu befehlen, den deutlich hörbaren Krawall zu stillen. Auf ihrem Weg zur Schreiberei am Marienkirchhof begegnete den Ratsherren schon eine größere Anzahl der Aufrührer. In Todesangst und aus sicherem Abstand - einem Fenster der Schreiberei - verrieten sie den Aufenthaltsort der

Sühnestein für Thomas Rode im Kloster zum Heiligen Kreuz (Foto: wikipedia, Stullkowski)

Die Rostocker Jakobikirche (Bild: Sammlung H. Bentzien)

Aufruhr am Sonntagmorgen

Herstellung: Hinrich Bentzien

Das Quartett ist erhältlich bei Rosenrot: wohnen - schenken - dekorieren Lange Straße 5 · 18055 Rostock oder beim Hersteller unter hinrichbentzien@web.de

In den frühen Morgenstunden des Sonntags war es vorbei mit der Ruhe. Noch vor der Frühmesse hatte sich eine wütende Menschenmenge auf dem Neuen Markt versammelt. Sie schien gewillt zu sein, die frisch ernannten Würdenträger des Domstiftes zur Rede zu stellen. Zufällig trafen sie auf Hinrich Krohn, Mitglied einer der ratsfähigen Familien Rostocks und möglicherweise verwandt mit dem Domprobst. Sie forderten ihn auf, ihnen zu allen Rostocker Klöstern zu folgen. Dort verboten sie den Mönchen bei Androhung des Todes, den frisch ernannten Würdenträgern des Domstiftes Zuflucht zu gewähren. Ja, nun ging es wirklich um Leben und Tod! In St. Jakobi, dem frisch installierten Domstift, waren die Empörten zur Hochmesse zur Stelle und konnten während des Gottesdienstes gerade noch an sich halten. Als aber der frisch zusammengestellte Chor zu singen begann, stürmten sie nach vorne, entrissen den Chorherren die Gesangbücher und bewarfen sie damit. Sie bedrohten den Chor, raubten den wertvollen Abendmahl-Kelch und fragten nach dem

Domherren. Die Meute stürmte daraufhin die nahegelegene Probstei, plünderte das Haus und fand den zu Tode erschrockenen Domprobst und Pfarrherren von St. Marien Thomas Rode. Dieser wurde von einem regelrechten Lynchmob durch die Lange Straße in Richtung Badstüber Straße und Blauen Turm geprügelt. Er wurde vor der „Burse zum halben Monde“ erschlagen, auf der Straße liegen gelassen und in der Nacht von barmherzigen Menschen fortgebracht und begraben. Ursprünglich wollten ihn die Mörder unter das Eis der zugefrorenen Warnow stecken, was aber durch den schnellen Tod Rodes verhindert wurde. Der Geistliche Thomas Rode war eine durchaus bedeutsame und den Mecklenburgischen Herzögen nahestehende Persönlichkeit. Er diente ihnen als persönlicher Berater, Sekretär und Kanzler, war auch Domherr in Schwerin, sowie Gesandter der Herzöge in Rom. Den bereits neunzigjährigen Dekan des Domstiftes, Heinrich Bentzien, gleichzeitig Rostocker Archidiakon, Vizekanzler der Universität und Pfarrer der Jakobikirche fand man in den Räumen des Heilig-Geist-Spitals unter alten Stiftsdamen. Nach mehreren Monaten Haft im Gefangenenturm wurde er aufgrund seines hohen Alters entlassen. Er soll schon dem Vater der regierenden Herzöge, Heinrich IV. von Mecklenburg, als Kanzler die Einrichtung des Domstifts empfohlen


haben. Die anderen Domherren versteckten sich so gut es ging und kamen in fremden Kleidern ­davon. Herzog Magnus war derweil beim Frühstück und wollte eigentlich in aller Würde seinen Rostock-Besuch beenden. Als er vom Schicksal Thomas Rodes hörte sattelte er jedoch sein Pferd, ließ von ihn begleitenden Ratsherren ein Stadttor öffnen und verließ überstürzt die Stadt. Die Herzogin allerdings schaffte es nicht, schnell genug zu packen und wurde von einer wütenden Meute umringt. Aus Wut, den Herzog nicht mehr anzutreffen und in der Absicht, einen Domherren im Reisewagen zu finden, warf man diesen um, fand aber niemanden. Das ruhige und würdige Auftreten der Herzogin Sophie (eine geborene pommersche Prinzessin) soll an diesem Morgen wohl Schlimmeres verhindert haben, sodass die hohe Dame unter Begleitung und Schutz mehrerer Ratsherren die Stadt unversehrt verlassen konnte.

Innerstädtischer Zwist Der Zorn der Aufrührer war aber noch nicht beruhigt. Sie wollten nun die Verantwortlichen innerhalb der Ratsherrenschaft für die Gründung des Domstifts zur Rede stellen. Besonders hervor getan hatten sich dabei scheinbar der älteste Bürgermeister Kerkhoff und der jüngste Bürgermeister Hasselbeek, welcher die Herzöge und Bischöfe beherbergt hatte. Die Meute zwang also den Rat zur einer Versammlung. Dort sollten die Bürgermeister mit erhobener Schwurhand geloben, dass sie in Zukunft nichts von den städtischen Freiheiten gegenüber den Herzögen preisgeben wollten. Nach einigen Tagen regte sich vermutlich die Angst vor Strafe in den Aufrührern, denn sie schickten eine Botschaft an den Rat der Stadt: Die Stadtbevölkerung wolle die Gründung des Domstifts nicht hinnehmen und auch keinerlei Untersuchung der Vorfälle während des Aufstandes zulassen. Die Missetaten sollten so angesehen werden, als wären sie von allen Stadtbewohnern begangen worden. Andernfalls, so drohten die Aufrührer, würde es noch ein großes Unglück geben. Aus Angst und um die Lage zu beruhigen, bestätigte der Rat die

Forderung: Der Rat wolle mit ihnen „für einen Mann stehen“. Hier tritt nun erstmals einer der treibenden Kräfte während der Domfehde in Erscheinung, der frühere Steinmetz, Koch und „Pflaster-Treter“ Joachim Runge. Die Bischöfe aus Ratzeburg und Schwerin waren kurz vor den Unruhen abgereist und erst im Nachhinein von Herzog Magnus über die Vorgänge informiert worden. Sofort erließ der Ratzeburger Bischoff einen neuen und noch schärferen Bann, nach dem keinerlei Gottesdienst in Rostock gehalten und die Universität die Stadt verlassen solle. Alle Kirchen und Klöster wurden geschlossen, so als ob Gott persönlich Schuld an dem ganzen Ärgernis hätte. Den Rostocker Mächtigen war nicht wohl bei diesen Verhältnissen, in denen die Stadt in Verwilderung und große Unordnung abzurutschen drohte. So schickten sie eine Abordnung nach Lübeck, um sich beraten zu lassen, wurden dort aber auf die Zusammenkunft der Städte des Wendischen Quartiers der Hanse vertröstet. Mittlerweile wuchs die Unruhe in den Straßen Rostocks und ein Murren gegenüber den Ratsherren wieder an. Besonders die Bürgermeister Kerkhoff und Hasselbeek fürchteten um ihr Leben, da an ihren Häusern, am Rathaus, an Kirchen und Stadttoren Malereien auftauchten, welche Galgen und Räder zeigten („Rädern“ war eine übliche und besonders brutale Art der Hinrichtung). So flohen sie also am 29. März aus Rostock nach Wismar an den Hof des Herzogs Magnus. Am kommenden Morgen waren sie von der Gemeinde ins Rathaus zitiert worden. Für die Rostocker Aufrührer um Runge war das ein gefundenes Fressen. Sie sahen sich bestätigt in ihrer Vermutung einer Komplizenschaft zwischen Herzog und Ratsherren. Mittlerweile waren die ersten juristischen Konsequenzen eingetreten. Der Rat der Stadt sollte laut päpstlichem Beschluss 10 000 Dukaten durch einen Anwalt an die Schweriner Dom-Kirche für die Ermordung des Probstes Thomas Rode zahlen. Da half auch kein Protestieren oder Appellieren. Die Herzöge versuchten mehrfach per Brief, den Rat dazu zu zwingen, die Mörder und Aufrührer zu finden und abzustrafen. Dieser antwortete jedoch wie er es beschworen hatte: Alle Rostocker Bürger seien für die Taten verantwortlich. Der Herzog Magnus war darüber sehr ertzürnt. Er verschickte Aufgebotsbriefe an die Mecklenburgische Ritterschaft und die Städte, um sie gegen die Stadt Rostock zu den Waffen zu rufen. Die Wendischen Städte des Hansebundes boten daraufhin eine Vermittlung in dem Konflikt bei ihrem Treffen in Lübeck an. Dorthin kamen auch herzogliche Abgesandte, welche die Rostocker Schwester-Städte zu einem Boykott gegen die Stadt aufriefen, um ihre Einnahmen aus dem Handel zu beschneiden. Die herzoglichen Abgesandten wollten nicht mit den Rostocker Vertretern verhandeln, zumal es sich bei ihnen um den „Ersatz“ für die geflohenen Ratsherren handelte. Es gelang aber den Wendischen Städten, vermittelnd auf die herzoglichen Gesandten einzuwirken. Diese konnten tatsächlich ihren kriegsbereiten Herren zu Verhandlungen am Tage nach Pfingsten im westmecklenburgischen Schönberg überreden. Da dies aber der Sitz des in Rostock verhassten Ratzeburger Bischofs war, mussten die Verhandlungen nach Grevesmühlen verlegt werden. Es kam leider zu keinem Vergleich bei diesem Treffen. Das war wohl die letzte Chance, den ganzen Ärger friedlich beizulegen. Fortsetzung folgt. Text: Hinrich Bentzien

Magnus II. (1441 - 1503), Herzog von Mecklenburg auf einem Gemälde von Theodor Fischer

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Schönes hat Vorrang

Dirk Schöwe - Geschäftsführer von sam-concept

Ein Slogan macht neugierig

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s fällt auf! In unmittelbarer Nachbarschaft der Östlichen Altstadt, am „Blauen Haus“ gegenüber vom Speicher, steht mit großen Buchstaben „SCHÖNES HAT VORRANG sam - concept“. Was verbirgt sich dahinter? Wir haben bei Dirk Schöwe nachgefragt, er ist Geschäftsführer von der sam-concept GmbH. „Wenn „Schönes hat Vorrang“ am Haus steht, dann muss das auch drin sein“, erklärt Schöwe.

„Es geht nicht um die Schönheit von Möbelstücken oder um kosmetische Raffinessen. Bei uns geht es um die Schönheiten von Menschen, die von innen heraus kommen. Es geht um Fachkräfte in Schulen, Kindergärten, Unternehmen und um Profis in Kliniken und Trägerschaften, die zwischenmenschliche Beziehungen immer wieder neu ordnen und gestalten müssen. Wir unterstützen diese Menschen dabei mit einem von uns ent-

wickelten Konzept, das bereits in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland gelehrt wird. Es ist ein Konzept, das Konfliktmanagement mit Leichtigkeit und Tiefgang erlaubt, Verständigungskulturen auf Augenhöhe lehrt, Gemeinschaften stark macht und in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens genutzt wird. Wir zeigen an praktischen Modellen, wie unterschiedlichste Aggressionen in Systemen gemanagt werden können. Unsere Trainer und Trainerinnen lehren z. B. Prinzipien wie: „Keiner geht verloren!“ oder „ Professionelles FaulSein“ damit Menschen ihre Fähigkeiten entfalten können. All solche Wünsche werden mit unseren Schulungen alltagstauglich. Statt: „Raus hier! Wir wollen Sie hier nie wieder sehen. Warum hast Du das gemacht? Du bekommst es sowieso nicht hin. Solange Du deine Beine unter meinem Tisch hast…“ usw. haben wir eine ganze Palette von anderen Sprüchen, die die Kinder und Jugendlichen von Anfang an fürs ganze Leben prägen werden. Die geschulten Erwachsenen sorgen dafür, dass die Werte, die Menschen zusammenhalten, ins Arbeitsleben und in das private Leben hineingereicht werden. Wir haben in den letzten zwei Jahren (vor Corona) Lehrerinnen und Lehrern flächendeckend in vielen Regionalschulen und Ganztagsschulen in Mecklenburg Vorpommern das „SAM- Konzept“ - das Konzept des „Systemischen Aggressions-Management“ vermitteln dürfen. Immer geht es bei unseren Seminaren darum, uns zu erinnern, dass wir in jedem Moment unseres Lebens entscheiden können, ob Störungen oder das Schöne zwischen Menschen hervorgerufen werden soll. Danke, dass ihr gefragt habt. Wenn es noch mehr Fragen gibt, kommt doch einfach mal zu uns rüber. Weitere Informationen finden sich auch unter

www.sam-concept.eu

Foto: Hinrich Bentzien


Ortswechsel - Rostocker Martinsmarkt vom 14. bis 16. Oktober 2021 auf dem Neuen Markt

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ür viele Rostocker und Gäste unserer schönen Stadt ist der Martinsmarkt, traditionell in der Nikolaikirche beheimatet, vielleicht der Auftakt zur neuen Jahreszeit. Während der Planungen zum diesjährigen Markt entstand schon bald die Frage, ob er nicht auch einmal im Freien stattfinden kann. Als alle Argumente ausgetauscht waren, entschieden sich die Organisatoren, den diesjährigen Martinsmarkt, einen vorweihnachtlich- herbstlichen Kunsthandwerkermarkt, in die Mitte der Stadt, auf den Neuen Markt zu verlegen. Über 30 Kunsthandwerker sind der Einladung gern gefolgt und werden ihr handwerkliches Können vom 14. bis zum 16. Oktober vor dem Rostocker Rathaus zeigen. Oberstes Credo ist weiterhin: Schönes und nützliches Kunsthandwerk - vom Hersteller selbst präsentiert. Als Beispiele der versammelten Handwerkskunst seien hier ansprechende Holzarbeiten, unikater Silberschmuck oder handgesiedete Seifen genannt. Gebrauchskeramik oder leuchtende Keramikblüten bereichern das breite Angebot, selbstgestrickte Bekleidung eignet sich für die anbrechende Jahreszeit. Ein riesiges Sortiment an handgefertigten Besen und Bürsten bzw. gekonnt umgearbeitetes Silberbesteck korrespondieret mit recycelten Taschen oder Schmuck aus ehemaligen Uhrwerken. Einem „Fossilienbohrer“ oder einem „Silberschmied“ kann „live“ bei der Arbeit zugeschaut werden. Eine Melange aus internationalen Kräutern, Tees und Gewürzen vervollkommnet das ­Besuchserlebnis. Der „Open-Air“ Martinsmarkt ist am Donnerstag und Freitag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr sowie am Samstag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt bleibt wie immer frei.

Fotos: City Agentur Schumann, Peter Brumme


Winterserenade 2022 Samstag 8. Januar das Neujahrskonzert auf Altstädter Art Auf Fittichen der Nacht, wie frischer Schnee auf eines Raben Rücken

Weihnachtsmarkt in der Rostocker Nikolaikirche vom 25. bis 27. November 2021

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uch wenn es noch ein kleines Fragezeichen gibt, der Kunsthandwerker - Weihnachtsmarkt soll auch in diesem Jahr in der Rostocker Nikolaikirche stattfinden. Auf ein paar liebgewordene, schöne Dinge wie das Kinderbasteln oder die kleinen „Orgelkonzerte“ werden wir verzichten müssen - auf schönes und anspruchsvolles Kunsthandwerk dagegen nicht. Wer sich also kurz vor dem ersten Advent auf die beginnende Weihnachtszeit einstimmen möchte, dem sei ein Besuch des Weihnachtsmarktes in einer der ältesten Rostocker Stadtkirchen zu empfehlen. Die weihnachtlich geschmückten Emporen, die festliche Beleuchtung und der traditionelle Weihnachtsstern sorgen für erste weihnachtliche Eindrücke, aber auch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk sollte sich im breiten Angebot der über 30 Kunsthandwerker finden lassen. Hochwertige

Collagen aus Bernstein, unikates Kunstglas oder handbemaltes Porzellan seien hier beispielsweise genannt. Handgefilzte Engel, Aquarelle oder beeindruckende Ölbilder können als Festgeschenke dienen, ebenso die fast schon zum festen Sortiment gehörenden duftenden Naturseifen. Traumhafte Ostseefotografien, die den Klang und die Faszination des Meeres in Vollendung präsentieren, oder individuell gestaltete Jahreskalender des vor uns liegenden Jahres könnten den Besuch des St. Nikolai - Weihnachtsmarktes vollenden. Viele weitere Arbeiten werden fach- und stilgerecht ­präsentiert. Der Kunsthandwerker- Weihnachtsmarkt ist am Donnerstag von 12.00 bis 18.00 Uhr, sowie am Freitag und Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist auch in diesem Jahr kostenfrei.

D

ie Klassiknacht in Rostocks Altstadt lädt zum Schlendern und Verweilen ein. Mit Blick auf die vergangenen Feiertage können Besucher der Östlichen Altstadt am Sonnabend, den 8. Januar 2022 von 17:00 bis 22:00 Uhr wieder auf eine musikalische Reise gehen. Flanieren Sie von der Galerie zum Café, vom Restaurant zur nächsten Kulturstätte, um hier dem individuellen, klassischen Pro­ gramm zu lauschen! Studenten der HMT wiederholen im Stundentakt an verschie­ denen Orten ihre Stücke. Dieser genüss­ liche, stilvolle Einstieg ins Kulturleben der ­Östlichen Altstadt zum neuen Jahr ist eine große Chance, seinen Freunden und Be­ kannten etwas Besonderes zu bieten sowie neue Gäste und Interessenten auf die Alt­ stadt aufmerksam zu machen. Und das Beste kommt zum Schluss. Den Höhepunkt des Abends stellt das Abschlusskonzert in der Nikolai­kirche dar. An einem der teilnehmenden Veranstal­ tungsorte oder im Vorverkauf - ab Dezember im Pressezentrum und bei anderen Teilneh­ mern - erwirbt der Besucher eine Glasperle in der jeweiligen Jahresfarbe. Sie gilt als Ein­ trittskarte für alle Konzerte.


Programm Herbst Winter 2021 / 2022 (Auszug) zu einem öffentlichen Vortrag ein. Prof. Dr. Reinhard Schäfertöns, der Rektor der hmt Rostock, gibt Ideen und Impulse anlässlich der „Rheingold“-Produktion. Der Vortrag „‘Ihrem Ende eilen sie zu…‘ Mensch und Macht“ findet am Mittwoch, den 13. Oktober, um 18.00 Uhr im Katharinensaal statt, der Eintritt ist frei.

Das Rheingold. Foto: Christopher Melching

Kammermusik vom Feinsten mit Endri Nini (Klavier), Stefan Hempel (Violine) und Antoaneta Emanuilova (Violoncello). Foto: Thomas Häntzschel

Opernpremiere „Das Rheingold“ an der hmt Rostock Es liegt schon sehr lange zurück, dass die Oper „Das Rheingold“ von Richard Wagner in Rostock aufgeführt wurde. In der einst als „Bayreuth des Nordens“ bezeichneten Stadt ist die Wagner-Tradition niemals wieder richtig aufgeflammt. Die Hochschule für Musik und Theater Rostock wagt sich erstmals mit „Das Rheingold“ an eine Wagner-Oper heran. Zu erwarten ist eine fes­ selnde Inszenierung, die sich mit der Frage um Geld oder Liebe dieses ersten Teils von Richard ­Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ intensiv auseinandersetzt. Nur derjenige, der auf die Liebe verzichtet, kann aus dem Rheingold den Ring schmieden, der ihm maßlose Macht verleihen wird. Niemand ist bereit, diesen Preis zu zahlen, bis ein frustrierter Alberich den Handel eingeht und den Ring anfertigt. Einmal in der Welt, weckt der Ring Be-

gehrlichkeiten. Nicht nur Gott Wotan überlegt, wie er an den Ring gelangen könnte… Die anspruchsvollen Gesangspartien übernehmen Studierende der Gesangsabteilung, die künstlerische Einstudierung liegt in den Händen von Professor Christian Hammer. Der Orchesterpart wird von zwei Klavieren gespielt. Für die Regie zeichnet Horst Kupich verantwortlich, für Ausstattung und Bühnenbild Christopher Melching. Es gibt zwei Besetzungen, von denen die eine am Donnerstag, den 14. Oktober 2021, die erste Premiere singt und die andere am Samstag, den 16. Oktober, die zweite Premiere. Weitere Aufführungen folgen am 18., 20., 22. und 24. Oktober. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, am 24. Oktober um 16.00 Uhr. Auch online in der Reihe „hmt on air“ sind zwei der Aufführungen zu erleben: am 18. und 20. Oktober um 19.30 Uhr auf www.hmt-rostock.de. Im Vorfeld der Premiere lädt die hmt Rostock

Aufbruchstimmung beim Kammermusikfest „Als die Stunden still standen“ Im November veranstaltet die Hochschule für Musik und Theater Rostock ein Kammermusikfest, das in der Region durch seine Fülle an Repertoire und den hervorragenden Interpretinnen und Interpreten hervorsticht und seines Gleichen sucht. Vom 9. bis 13. November stehen im Katharinensaal und Kammermusiksaal neun Konzerte auf dem Programm, in denen Künstlerinnen und Künstler auftreten, die an der hmt Rostock unterrichten und studieren. Das Motto „Als die Stunden still standen“ verweist auf eine Zeit, in der Musik und Konzerte vom Publikum und von den Künstlern sehr vermisst wurden. Doch die Künstler haben sich auch in dieser Phase intensiv mit ihrer Musik auseinandergesetzt. Was sich daraus entwickelt hat, bringt das Kammermusikfest jetzt zu Gehör. Mit seiner Aufbruchstimmung nach dem Stillstand will das Kammermusikfest sein Publikum mitreißen.

Die Werkauswahl spannt sich über vier Epochen und umfasst unterschiedlichste Besetzungen, die von Duo, Trio, Quartett, Quintett über das Nonett bis hin zum größeren Bläserensemble reichen. Beliebte Kammermusikwerke und Lieder erklingen ebenso wie Werke, die unbekannte Welten erschließen. Aufgeführt werden Kompositionen von u.a. Brahms, Schumann, Mendelssohn Bartholdy, Smetana, Britten und von Zeitgenossen wie Fazıl Say, Isang Yun, Kaija Saariaho und Tōru Takemitsu. Einen nachdenklichen Bogen zum Motto spannt die Arie „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“ aus dem „Rosenkavalier“. Mit der „Musica Callada“ des spanischen Komponisten und Pianisten Federico Mompou erklingt ein melodisches und harmonisches Meisterstück, das für viele noch vollkommen unentdeckt sein mag. Und Bachs Goldbergvariationen für Streichtrio sind davon nicht so weit entfernt, wie zunächst vermutet werden mag. Die hmt Rostock veranstaltet seit vielen Jahren einmal im Jahr ein Kammermusikfest. Zuletzt fand es mit großem Erfolg vor einem Jahr unter dem Motto „Happy Birthday, Mr. Beethoven!“


statt. Die künstlerische Leitung hat der Pianist Endri Nini, Dozent für Klavierkammermusik an der hmt Rostock und Sibelius Akademie in ­Helsinki. „Karneval der Tiere“ im Saal und via „hmt on air!“ In seiner Suite „Der Karneval der Tiere“ lässt der Komponist Camille Saint-Saëns einen bunten Reigen an großen und kleinen Tieren von Instrumenten imitieren. Der Löwe, der Elefant und die Kängurus sind ebenso dabei wie der Hahn, der Kuckuck und andere Vögel. Verbunden mit der Erzählung einer Geschichte bietet das Stück

viel Vergnügen für Groß und Klein. Zum 100. Todestag von Camille Saint-Saëns wird der „Karneval der Tiere“ als gemeinschaftliches Musiktheaterprojekt der Lehramtsstudiengänge Musik und Theater sowie der künstlerischen Hauptfachklassen am Montag, den 22. November 2021, um 19.30 Uhr im Katharinensaal der Hochschule für Musik und Theater Rostock aufgeführt. Es erklingt eine Bearbeitung für Klavierduo. Die Gesamtleitung der knapp einstündigen Aufführung haben die Professoren Volker und Hans-Peter Stenzl. Auch per Livestream kann die Aufführung in der Reihe „hmt on air“ auf www.hmt-rostock.de mitverfolgt werden.

Ausbildungen Systemisch-Transformative Therapie (Modul I) Grundlagen Prozeß Haltung Methoden ab 25. Oktober 2021 (insgesamt 8 Termine) Mediation - Konfliktlösung Grundkurs ab 20. Januar 2022 (insgesamt 8 Termine) Seminare: Bedürfnisorientierung in Beratung, Führung, Erziehung am 28. Februar und 01. März 2022 jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr Selbstbestimmt leben können Regeltransformation am 2. März 2022 von 9.00 bis 13.00 Uhr Aus dem Problem eine Lösung machen Ressourcenorientierung am 2. März 2022 von 13.30 bis 17.30 Uhr Bedürftigkeit? Traumatisierung? Die Rückkehr zur Selbstmächtigkeit am 3. März 2022 von 9.00 bis 13.00 Uhr Die Termine für die regelmäßigen Informationsabende zur Mediation (mit Informationen zur Mediationsausbildung) und zur Problemlösung (mit Informationen zur Therapieausbildung und zur Moderationsausbildung) erfahren Sie auf

www.mediationsstelle-rostock.de oder unter 0381-20389906. Die Projektmitwirkenden von „Karneval der Tiere“. Foto: Maria Nefeli Angeloglou

Neubau für die hmt Rostock rückt näher

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ie Hochschule für Musik und Theater Rostock (hmt) bekommt einen Erweiterungsbau, der an der Nordseite zwischen Katharinensaal und historischer Stadtmauer errichtet werden soll. Dieser wird dringend benötigt, da die Kapazität des 2021 bezogenen Katharinenstifts nur für 400 Studierende reicht, die Zahl der Studierenden jedoch inzwischen auf über 550 angestiegen ist. Die Bauarbeiten für den viergeschossigen Komplex sollen Mitte des kommenden Jahres beginnen und voraussichtlich im Herbst 2025 abgeschlossen sein. Aufgrund der Raumnot sind die Probenräume der Abteilung für Popund Weltmusik aktuell in einem Provisorium in Marienehe untergebracht. Zudem wurden Büroräume für die Verwaltung in der Nähe des Hauptgebäudes angemietet. Mit Fertigstellung des Neubaus können alle Bereiche wieder auf dem Hochschulcampus zusammengefügt werden. Auf der neu entstandenen Gesamtfläche von 2.064 m² werden zudem eine neue Mensa mit Außenbereich in Form einer Dachterrasse, Übungsräume für Schlagzeuger und eine Probenbühne Platz finden. Insgesamt ist die architektonische Formsprache des Anbaus schlicht und funktional, damit er gut mit dem vorhandenen Gebäude harmonisiert. Nach erfolgreichem Abschluss der Machbarkeitsstudie 2018/2019 für einen Erweiterungsbau als U-Form um den Katharinensaal, bewilligte das Land Mecklenburg-Vorpommern im Januar 2019 die Finanzierung. 2020 konnte der Auftrag an das Architektenbüro Knoche BDA aus Leipzig vergeben werden. Ursprünglich sollte mit dem Neubau längst begonnen worden sein. Da das Bauvorhaben aufgrund von Hochwasser- und Denkmalschutz jedoch nicht einfach ist und die Pläne mehrfach angepasst werden mussten, kam es zu Verzögerungen.

Auszug 15.10.2021 20.00 MTS 23.10.2021 20.00 Kabarett Rohrstock Oldies 5.11.2021 18.00 Vicki Vomit „Abschied ist ein schweres Schaf “ 13.11.2021 18.00 Jackbeat 27.11.2021 20.00 Rechtsmedizin zwischen Klischee und Realität, Tradition und Moderne 3.12.2021 20.00 Jacqueline Boulanger & Band „Jazz before Nicholas“ 4.12.2021 20.00 Seelenschiffe Karat-Tribute-Band 18.12.2021 20.00 Dr. Blues & Friends 7.1.2022 20.00 Benni Stark „Stark am Limit“ 30.3.2022 19.00 Lange Nacht der Comedy 20.4.2022 19.30 Ida Nielsen & the Funkbots 14.5.2022 20.00 Sven van Thom

www.ursprung-rostock.de Modell des Neubaus © 2021 Christian Hoffmann, Finanzministerium M-V

Grundriss © 2021 SBL Rostock Knoche



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