Ostpost 42

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D A S M AG A Z I N F Ü R D I E Ö S T L I C H E A LT S TA D T R O S TO C K S

Nr. 42

Die erste eigene Wohnung in der Altstadt Wiederaufbau mit Hindernissen Buchtipp: 111 Orte in Rostock ... Das Ohr am Herzen des Stadtteils Unser Büchertausch in Aktion Aufruhr in Rostock - Die Domfehde Wendebilder von Roland Hartig Wann läuten endlich die Glocken? Märkte in der Altstadt

Frühjahr, Sommer 2021 Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V.

2,- Euro


WAX TEMPEL FEIERT JUBILÄUM Seit 5 Jahren gibt es in der Grubenstraße den Wax Tempel. Aus einem Traum wurde eine Idee und aus einer Idee wurde Leidenschaft. Diese Leidenschaft verwirklichte sich. Inhaberin ­Romina Schenkel blickt stolz zurück und freut sich auf die nächsten erfolgreichen Jahre. Gerne möchte sie dieses Jahr mit allen Stammkunden und Interessenten das Jubiläum feiern. Durch die derzeitige Situation ist die Feier jedoch auf nächstes Jahr verschoben. Um noch mehr zufriedene Kunden begrüßen zu dürfen, wünscht sich das Wax Tempel Team ­Verstärkung.

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INHALT Die erste eigene Wohnung in der Altstadt S. 4 Wiederaufbau mit Hindernissen

S. 6

Buchtipp: 111 Orte in Rostock ...

S. 6

Altstadtgalerie

S. 7

Das Ohr am Herzen des Stadtteils

S. 8

Unser Büchertausch in Aktion

S.9

Aufruhr in Rostock - Die Domfehde

S. 12

Bilder der Wende von Roland Hartig

S. 13

Wann läuten endlich die Glocken?

S. 14

Märkte in der Altstadt

S. 16

Termine

S. 18

OSTPOST – Das Magazin für die Östliche Altstadt Rostocks HERAUSGEBER Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V. (V.i.S.d.P.) Bei der Nikolaikirche 5 18055 Rostock · Tel.: 0381-12765821 E-Mail: verein@oestliche-altstadt.de Internet: www.oestliche-altstadt.de

SPENDENKONTO ALTSTADTVEREIN IBAN: DE38 1305 0000 0200 0625 57 Wer bei der Überweisung Name und Anschrift übermittelt, erhält eine Spendenbescheinigung.

REDAKTION Hinrich Bentzien, Sebastian Bielke, Jürgen Möller

HERSTELLUNG, BILDER & HISTORISCHE FOTOS Hinrich Bentzien Rembrandtstr. 4, 18057 Rostock Tel.: 0381-2006987 E-Mail: hinrichbentzien@web.de Internet: www.hinrichbentzien.de

VERTRIEB & ANZEIGEN n:da – nordpower design agentur Tel.: 0381-1274931 E-Mail: info@nordpower.de Internet: www.nordpower.de

Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V.

Liebe Leserinnen und Leser der OSTPOST! Nun ist schon wieder Frühling und irgendwie stecken wir alle in einer Zeitschleife fest. Im letzten Jahr um diese Zeit hofften wir noch, die 20. Ausgabe unserer Rostocker KUNSTNACHT feiern zu können und nun stehen schon wieder die ersten Absagen an. Es findet auch erstmals kein ­Ostermarkt in der Nikolaikirche statt. Sehr schade, aber wir bleiben zuversichtlich und planen für die Zeit danach. Diese Ausgabe wollten wir ­Ihnen, liebe Leser, wie üblich auf dem Ostermarkt präsentieren. Trotzdem wird es eine neue Ostpost geben, die bewährten Verkaufsstellen finden Sie im Heft. Und auch unseren Altstadt-Frühjahrsputz werden wir durchführen, denn einige Ecken in der Östlichen Altstadt haben eine Reinigung nötig. Treffpunkt ist der 10. April um 10.00 Uhr (mit Abstand) vor der Gaststätte „Albert & Emile“ in der Altschmiedestraße. Touristen und Einheimische freuen sich gleichermaßen über ihre und unsere besondere Östliche Altstadt. Lasst sie uns nach dem Winter wieder lebens- und liebenswert machen! Was immer ging und stetig läuft, ist das Baugeschehen. Auch in der Altstadt wird und wurde stets und ständig etwas geplant, gebaut, erneuert und verändert. Vor 40 Jahren war es das Abenteuer „Wohnungsrenovierung“, über das wir berichten oder der Aus- und Wiederaufbau der Nikolaikirche. Pastor im Ruhestand Henry Lohse erinnert daran in seinem Artikel. Heute sind es die noch in Planung befindlichen Maßnahmen zur Wiedererrichtung des Glockenstuhls im Turm der Petrikirche. Vieles ist passiert und wird passieren. Wir schildern einiges ausführlich in dieser Ausgabe.

Auch bei der Wiederbebauung der beiden letzten größeren Kriegslücken in der Grubenstraße und in der Slüterstraße geht es wohl endlich weiter. Wir beobachten das Geschehen, genauso wie die befürchtete Einzäunung von Teilen des Alten Marktes. Der Altstadtverein setzt sich dafür ein, dass er eine öffentlich gewidmete Fläche bleibt und alle die Bänke und Spielgeräte nutzen können. Informationen schließen Wissenlücken, ähnlich agiert ein Ortsbeirat. Das Ohr immer am Herzen des Stadtteils versucht dieses Gremium, Bewohner und Verwaltung zusammen zu bringen. Für die Östliche Altstadt ist der Ortsbeirat Stadtmitte zuständig. Er stellt sich und seine ­Tätigkeit vor. Mit dieser Ausgabe starten wir eine dreiteilige Serie, die bis ins Mittelalter zurückblickt. Ein etwa 270 Jahre alter, spannender Bericht wurde zusammengefasst und in heutiges Deutsch übertragen. Die Rostocker Domfehde war ein jahrelang andauernder Konflikt zwischen der Stadt Rostock einerseits und der katholischen Kirche und den Mecklenburgischen Fürsten andererseits. Auch innerhalb der Stadtgesellschaft gab scheinbar unüberwindbare Konflikte. Schließen möchten wir diese Einleitung mit der Hoffnung auf eine schnelle Normalisierung unseres Lebens. Wir freuen uns schon auf geplante Veranstaltungen im Frühjahr und Sommer, die bereits am 28.3. mit dem Piano Day beginnen werden. Genauere Informationen über Ort, Zeit und aktuelle Entwicklungen finden sie unter

www.oestliche-altstadt.de und bei Facebook unter

www.facebook.com/Oestliche.Altstadt Genießen Sie die Altstadt und vor allem: Bleiben sie gesund und entspannt! Ihre Redaktion

DRUCK Altstadt-Druck Rostock Luisenstraße 16, 18057 Rostock

BILDINDEX Titel: Wiedererrichtung des Daches der Nikolaikirche 1981 (Foto: Gisbert Wolf ) · S. 3: Blick zum Kuhtor mit dem Speicher An der Viergelindenbrücke/Ecke Beginenberg 1972 (Foto: H.- O. Möller) Mittelblatt: Häuser und Schuppen Am Strande mit Petrikirche und Blick in die Faule Straße (Foto: Paul Kotelmann, Sammlung Hinrich Bentzien)


Die erste eigene Wohnung in der Östlichen Altstadt Abenteuer Wohnungsrenovierung in den 80er Jahren Angeregt durch den Artikel „Kugelporsche mit Überlänge“ in der Ausgabe Nr. 41 hat sich Familie Albert entschlossen, die Geschichte ihrer Ansiedlung in der Östlichen Altstadt im Jahr 1983 zu erzählen. Sie steht stellvertretend für viele ­ähnliche, aus der Not geborene Eigeninitiativen der damaligen Zeit.

N

ach der Beendigung unseres Studiums im Jahre 1981 zogen wir von Dresden nach Rostock, um hier unsere Arbeitsverhältnisse anzutreten. Meine Frau bekam eine Einweisung in ein Zimmer mit Küche des Arbeiterwohnheims ihrer Firma in Rostock-Lütten Klein. Dort w ­ ohnte ab November 1981 auch unsere erstgeborene Tochter und ab August 1983 auch unser zweites Kind. Als „frischgebackener“ Mitarbeiter des VEB Warnow­werft Warnemünde hatte ich Unterkunft in einem Dreibettzimmer des Arbeiterwohnheims der Werft in der Parkstraße Warnemünde (nach 1990: Best-Western-Hotel). Offiziell war uns das gemeinsame Wohnen im Wohnheim meiner Frau nicht gestattet, obwohl wir verheiratet waren. Zur kurzfristigen Verbesserung unserer Wohnsituation hätte es einer Zuweisung von staatlichem Wohnraum bedurft, was aber durch beide Beschäftigungsbetriebe sowie die Kommune nicht realisiert werden konnte. Auf eigene Initiative gelang es uns, einen neuen Arbeitgeber zu finden, mit dem wir planten, im gemeinsamen Vertragsverhältnis mit dem VEB Gebäudewirtschaft (Wohnungsverwaltung), außerhalb der Arbeitszeit ein baulich gesperrtes Altstadthaus bewohnbar zu machen. Die Rahmenbedingungen waren folgende: Der zukünftige Mieter muss der Wohnungsverwaltung einen Kostenplan mit Leistungsverzeichnis übergeben. Durch die Staatsbank sollen danach an den VEB Gebäudewirtschaft Kredite in Höhe von ca. 80.000 Mark der DDR ausgereicht werden. Mit diesem Geld ist der Ausbau von zwei Wohnungen im Haus geplant. Der Auftragnehmer rechnet alle Arbeitsleistungen und Materialeinkäufe gegenüber der Wohnungsverwaltung ab, erhält die verauslagten Materialkosten nach Prüfung in voller Höhe und die Lohnkosten für seine eigenen Leistungen sowie Dritte je Arbeitsstunde mit 5 Mark der DDR zurück, allerdings höchstens bis zur Gesamtkredithöhe je Wohnung. Die Finanzierung beginnt nach der Kreditbewilligung und erteilter Baugenehmigung, der Auftragnehmer geht in Vorleistung. Alle notwendigen Projektunterlagen sind vom Auftragnehmer bereitzustellen, einschließlich der Einholung von Zustimmungen des Büros für Stadtplanung sowie der Staatlichen Bauaufsicht. Der Auftragnehmer sucht sich einen Bauingenieur als Baubetreuer. Alle Baumaterialien werden außerhalb und unabhängig von staatlich bilanzierten Zuweisungen beschafft. Am 14.06.1983 erfolgte die offizielle „Zuweisung des Hauses Faule Str. 15 mit Freifläche der Nr. 14“. Zur Veranschaulichung dient ein Foto, welches den Zustand vor Beginn der Baumaßnahmen im Jahre 1983 zeigt (zweites Bild von oben). Das bereits nach Osten abgekippte Hinterhaus und das Waschhaus durften abgerissen werden. Das Alter des Gebäudes konnte nicht ermittelt werden, wurde aber auf mindesten 100 Jahre ge-

schätzt. Das ehemalige 3-Familienhaus war zum Zeitpunkt des Baubeginns leergezogen und bereits ein Jahr aus baulichen Gründen gesperrt. Die Wohnungen waren bis auf den Dachboden von den letzten Mietern besenrein beräumt. Eine erste Besichtigung zeigte eigentlich nur die völlige Unbewohnbarkeit des Hauses. Die Ver- und Entsorgungsleitungen waren vollständig durch Vandalismus zerstört worden. Im ca. 1.20 m hohen Kriechkeller lief ständig mit starkem Druck Wasser aus. Der Keller war dadurch stark verunreinigt und teilweise zugeschwemmt. Die ­Kachelöfen und Dauerbrandkohleöfen waren durch Vandalismus beschädigt und nicht mehr nutzbar. Das Erdgeschoss war bis zur halben Raumhöhe stark durchfeuchtet, da es weder eine horizontale noch vertikale Mauerwerksabdichtung gab. Die Außenfassade einschließlich der Fenster war in einem desolaten Zustand. Alle Türen wiesen Verwerfungen sowie Undichtigkeiten auf. Im ersten Obergeschoss sowie im ausgebauten Dachgeschoss waren in den Küchen Teile der Holzdielung wegen Feuchtigkeitseinwirkung verfault. Das Treppengeländer war durchgängig durch Vandalismus zerstört. Im ausgebauten Dachgeschoss waren im Außenmauerwerk Risse in Fingerbreite. Der zweizügige Schornstein wurde vom Bezirksschornsteinfegermeister nach Besichtigung gesperrt, weil er versottet und rissig war. Die Dachdeckung war sowohl im Bereich der Hartdeckung des Spitzdaches als auch in der Pappeindeckung des ausgebauten Dachgeschosses stark beschädigt. Eine vorhandene Attikadachrinne auf der Straßenseite hatte durch Undichtigkeiten zu Feuchteschäden am Außenmauerwerk geführt. Die Fallrohre der Dachentwässerung waren nur noch teilweise vorhanden. Gemeinsam mit den neu gewonnenen Arbeitskolleginnen und Kollegen unserer beiden Betriebe ging es nun zunächst an das Aufräumen und Entkernen. Im Rahmen der Wiederherstellung der Gebäudesubstanz (von einer Rekonstruktion im heutigen Sinne kann man wegen vieler Ersatzbaustoffe und Behelfslösungen nicht sprechen) konnten aus dem ehemaligen Dreifamilienhaus zwei Wohnungen mit normalem Komfort gewonnen werden. Der aus heutiger Sicht „regelgerechten Bauausführung“ waren durch die gültigen Standards der DDR und den dazu erforderlichen, aber nicht beschaffbaren Baustoffen Grenzen gesetzt. Der Schornstein musste vollständig erneuert werden, um die Kohleheizung, Bauart Forst, als Etagenheizung, den Gasdurchlauferhitzer für die obere Wohnung und einen Dauerbrandofen für die untere Wohnung anschließen zu können. Um einen günstigen Funktionsablauf innerhalb der Wohnungen zu erreichen, war es notwendig, verschieden Türen zu schließen und dafür neue Öffnungen in die Wände zu brechen. Sämtliche Türen und Fenster wurden durch neue ersetzt. Wo dies bei den Fenstern wegen fehlenden Materials nicht möglich war, kamen Fenster aus anderen Abrisshäusern zum Einbau, bei denen später lediglich die Thermoverglasungen erneuert wurden. Die Fußböden in Bad und Küche der oberen Wohnung wurden einschließlich der Unterkonstruktionen komplett erneuert. Da wir keine Dielenbretter bekommen konnten, wurden dünne

Baubeginn 1983, der Anhänger für die Abfuhr des Bauschutts steht bereits davor.

Ausgangssituation 1983: Das Haus Nr. 14 und die historische Stadtmauer waren im Rahmen einer Übung der „Zivilverteidigung“ der DDR bereits wegen Verbreiterung der Straße Am Strande abgerissen worden.

1986 war die Stadtmauer mit Schuppen und Toreinfahrt von uns wieder errichtet worden.

Faule Straße - das freigezogene Haus neben der „Feuchten Geige“ diente uns auch als Ersatzteilspender für Baumaterial


Schalbretter mit Nut und Feder und entsprechendem Unterbau als Verstärkung gegen die Durchbiegung verwendet. Von der vorhandene Gaszuleitung für das Haus wurde die Leitung bis ins erste Obergeschoss verlängert, um Gasherd und Durchlauferhitzer anschließen zu können. Die Wasserleitung wurde im gesamten Haus neu verlegt. Mein Beschäftigungsbetrieb stellte zur Unterstützung für einige Wochen ganztags eine Arbeitskraft zur Verfügung, welche im Wesentlichen die Bauhauptleistungen (Maurer/ Zimmerer) ausführte. Da es sich bei diesem Mitarbeiter glücklicherweise um einen bereits pensionierten, in der Firma aber noch als Heizer tätigen, Baupolier handelte, wurden viele schwierige Umbauprobleme aus der Erfahrung heraus, nach den sogenannten „anerkannten Regeln der Baukunst“ ausgeführt. Am 17.03.1984 bezogen wir nach nur 9 Monaten die obere Wohnung. Die Bauarbeiten im Erdgeschoss, im Treppenhaus und außen liefen weiter. Die gesamte Freifläche des Grundstückes Nr. 14 und die Fläche des abgerissenen Hinterhauses waren bisher als Baustelleneinrichtung und Lagerfläche genutzt worden. Nach unserem Neuaufbau der Stadtmauer als neue Begrenzung zur Straße Am Strande wurden daran hofseitig zwei kleine Schuppen als Kohlelager und ein Abstellraum errichtet.

per Selbstabholung 50 Dachsteine ausleiht, da er seine bestellte Lieferung verspätet erhalten würde. Rückgabe zugesichert, Stempel, Unterschrift… Die Schranke am Werktor ging nach Vorzeigen des Zettels hoch.

Die drei freistehenden Seiten des Wohnhauses Nr. 15 wurden durch uns anschließend bis auf die Grundmauern freigelegt und eine vertikale Sperrung mit entsprechendem Schutzanstrich aufgebracht. Nachdem diese Maßnahmen abgeschlossen waren, haben wir die Freiflächen beider Grundstücke begrünt und auf eigene Rechnung gärtnerisch gestaltet. Was sich in der Betrachtung nach „Rückwärts“ recht rational liest, setzte voraus, dass man bis zum Einzug jede freie Minute nach Feierabend und an den Wochenenden auf der Baustelle verbrachte. Wir hatten keinen eigenen PKW, keinen Lastenanhänger, kein Telefon... Allerdings besaßen wir ein Moped, viele uneigennützige Helfer und Zuversicht, dass es nun endlich mit einer „eigenen“ Wohnung klappen würde. Es gab unzählige „Beschaffungsmaßnahmen“ von offiziell nicht erhältlichem Baumaterial. Dabei lernten wir die Grundzüge der Tauschwirtschaft, das „soziale Netzwerken“ und viele Freunde kennen. Zwei Anekdoten, die besonders zum Schmunzeln anregen, seien hier eingefügt.

Nach dem Einzug betrachteten wir unsere Mietwohnung doch sehr im Sinne einer „eigenen“ Wohnung. Umso mehr waren wir erstaunt, als Anfang der 1990-er Jahre die Eigentümer des Hauses an unserer Haustür klingelten und Unverständnis darüber äußerten, was mit Ihrem einst so schönen Haus passiert war. Das Haus wurde von uns über 10 Jahre genutzt bis wir 1994 in ein von uns neu errichtetes Einfamilienhaus innerhalb Rostocks umzogen.

Die Beschaffung von Dachziegeln Ein Dachdeckermeister fand sich schnell über den Arbeitgeber. Er hatte allerdings keine Dachsteine. Er machte uns jedoch Mut, indem er versprach, alle erhaltenswerten Steine auf die Ansichtsseite der Faulen Straße umzudecken und dann die entstandenen Löcher auf der straßenabgewandten Seite mit dem Material auszuflicken, das ich besorgen könnte. Ich fand natürlich einen Tippgeber, der wusste, dass in seiner Firma zuletzt neue Betondachsteine bei Reparaturarbeiten übriggeblieben waren. Der Haken: Sie lagerten auf dem Betriebsgelände dieser Firma, welches Tag und Nacht durch einen Pförtner gesichert wurde. Ein Abkauf war nach Anfrage nicht möglich. Stehlen kam nicht in Frage, also haben wir den „Leihschein“ erfunden. Mein Tippgeber aus dieser Firma schrieb mir diesen Zettel, auf dem sinngemäß bescheinigt wurde, dass sich der Kollege Albert

Die Beschaffung von Wandfliesen 1. Akt: Kauf von Wandfliesen: Nach mehrfacher, erfolgloser Vorsprache beim VEB Baustoffhandel Rostock gelang uns das nach Schilderung der Umstände und Darstellung der Bedürftigkeit. 2. Akt: Betrachtung der zugeteilten Wandfliesen beim Aufladen und Erkenntnis, dass es sich um eine Güteklasse drei handelte, bei der jede Fliese um mindestens 1 cm beschnitten werden müsste. 3. Akt: Finden von zwei Tauschpartnern aus dem privaten Umfeld. Tauschpartner eins holt sich 2/3 der Fliesen auf der Baustelle ab um damit seine Waschküche zu fliesen. Er vermittelt Tauschpartner zwei, der gegen einen geringen Aufpreis den Rest der Fliesen abholt und uns Fliesen erster Wahl für unser Bad überlässt, die wir bei ihm abholten und zeitnah zur Baustelle brachten. 4. Akt: Der ABV (Abschnittsbevollmächtigter der Deutschen Volkspolizei der DDR) wird auf der Baustelle vorstellig und stellt mit der Begründung „einem Bürgerhinweis nachzugehen“ die Frage, ob wir mit Fliesen handeln würden…

Diana und Reinhard Albert

Das Haus in der Faulen Straße 15 mit dem Turm der Petrikirche im Jahr 2021. (Foto: Hinrich Bentzien)

Cafe – Restaurant – Bar feinstes Frühstück französisch süß oder hanseatisch deftig Kaffee- & Kuchenspezialitäten selbst gebackene Torten feinste Teesorten Tapas & Wein Longdrinks Familien- & Betriebsfeiern Buffets raffinierte Tagesgerichte individuelle Menüs

Am Wendländer Schilde 5 18055 Rostock (bei der Nikolaikirche)


Wiederaufbau mit Hindernissen Der lange Weg zur heutigen Nutzung der Nikolaikirche

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ls das Foto auf der Titelseite dieser Ausgabe im Jahr 1981 – also vor nunmehr 40 Jahren – aufgenommen wurde, hatte es bereits bemerkenswerte Ereignisse beim Wiederaufbau dieser Kirche gegeben. St. Nikolai war wie auch St. Petri und St. Jakobi in den Bombennächten vom April 1942 zur Ruine geworden. Lediglich der Chorraum im Osten, unter dem der Schwibbogen hindurchführt, blieb erhalten. Nachdem das Hauptschiff der Kirche mit einem Notdach versehen und eine Trennwand zwischen Chor und Hauptschiff errichtet war, konnte der Chorraum als Gottesdienstraum von der Gemeinde genutzt werden. In den frühen fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erhielt der ausgebrannte Turm sein heutiges Pyramidendach. An einen umfassenden Aufbau der Kirche war allerdings damals nicht zu denken. Das änderte sich im Jahr 1973. Die notorisch devisenhungrige DDR ließ sich auf einen Deal mit den Kirchen im Westen Deutschlands ein: Die Westkirchen stellten Geld in harter Währung zur Verfügung, im Gegenzug sagte die DDR zu, dass auf ihrem Territorium in Neubaugebieten Kirchen oder Gemeindezentren neu errichtet und im Krieg zerstörte Kirchen wieder instandgesetzt werden können. Dafür wurden Material und Bauleistungen in Aussicht gestellt. Das Ganze erhielt den Namen „Sonderbauprogramm“. Eines der ersten Gebäude, die in dieses Programm aufgenommen wurden, war die Rostocker Nikolaikirche. Allerdings wur-

de die Entscheidung darüber offenbar vorbei an der Nikolaigemeinde in Rostock anderenorts, vermutlich im Verantwortungsbereich der Mecklenburgischen Landeskirche in Schwerin getroffen. So ist in einer Stellungnahme vermutlich von Anfang des Jahres 1976 (auf dem Schriftstück fehlt das Datum) zu lesen: „Der Aufbau der Nikolaikirche ist von Anfang an ohne Mitwirkung des Kirchgemeinderates bzw. der Gemeinde betrieben worden. Erst sehr viel später wurde der Kirchgemeinderat in die Überlegungen einbezogen.“ Damit war der Wiederaufbau der Nikolaikirche wohl von Anfang an ein „ungeliebtes Kind“. Zu allem Überfluss kam es bei der Bauvorbereitung dann auch noch zu einem folgenschweren Malheur: Um die Standfestigkeit der im 13. Jahrhundert errichteten Säulen zu prüfen, wurde eine der Säulen im Fundamentbereich freigegraben. Am 9. April 1976 stürzte diese Säule mitten in der Nacht in sich zusammen und riss einen Teil des Gewölbes mit zu Boden. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden. Aber das Wiederaufbaukonzept musste grundlegend überarbeitet werden. Aus Sicherheitsgründen wurde ein Großteil des Gewölbes und der tragenden Säulen gesprengt. An Stelle der alten Säulen wurden Betonkerne und darauf ruhend eine Betondecke errichtet. Die Betonkerne wurden mit geborgenen und neu gebrannten Formsteinen bis in Kapitelhöhe ummauert, so dass die Säulen den ursprünglichen gleichen. Auf der Betondecke fanden dann die Dachetagen, in denen sich heute die Wohnungen befinden,

ihren Platz. Im Jahr 1981 war es dann soweit, dass mit den vorgefertigten Dachbindern das Dach gerichtet werden konnte - so wie es auf dem Titelfoto zu sehen ist. Durch den Säuleneinsturz war auch der ursprüngliche Finanzplan in sich zusammengefallen und es dauerte wiederum Jahre, um neue Geldquellen zu erschließen. Immerhin konnten im Sommer 1985 die Wohnungen im Dach und die Büroetagen im ausgebauten Turm bezogen werden. Mit viel Eigenleistung war es möglich, die Gerberkapelle mit ihren vier neu geschaffenen übereinander liegenden Etagen als Gemeindehaus der Petri-Nikolai-Gemeinde im November 1987 in Gebrauch zu nehmen. Für den Einbau des Gewölbes standen die Paletten der aus Dänemark gelieferten Mauersteine bereits auf dem nördlichen Kirchplatz, als mit der Einführung der D-Mark im Juli 1990 die Finanzierung erneut grundlegend überarbeitet werden musste. Schließlich gelang es in den Jahren 1991 bis 1994 das Gewölbe, den Fußboden, die Heizung und die technische Ausstattung fertigzustellen, so dass die Nikolaikirche am 5. Juli 1994 mit der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach nach fast zwanzigjähriger Bauzeit feierlich wiedereröffnet werden konnte. Konzerte aller Art, Theaterveranstaltungen, Ausstellungen, Schulfeiern, Filmabende, Märkte, viele andere Veranstaltungen und nicht zuletzt auch Gottesdienste haben seitdem in der Nikolaikirche stattgefunden und das Kulturleben Rostocks bereichert. Und es bleibt zu hoffen, dass es dies alles nach der Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown wieder geben wird. Text: Henry Lohse

Buchtipp: 111 Orte in Rostock, die man gesehen haben muss

Leseprobe

Wo laden Containerstapel in eine Suite zum Schlafen ein? Was verbirgt sich hinter einem Göpel oder Kennewarden, Gerberbruch und Reiferbahn? Und wo hat man den Hafen vor der Haustür und das Meer um die Ecke? Entdecken Sie 111 ungewöhnliche Orte in Rostock, einer Stadt, in der sich Alltag und Urlaub, Heimweh und Fernweh an der Warnow und Ostsee verbinden, in der Möwengeschrei und eine frische Brise immer ein wenig Ferienstimmung verbreiten. Dorothee Fleischmann und Caroline Kalvelage haben für ihr Buch geschichtsträchtige und kunstreiche, kreative und kultige, charmante und skurrile Plätze in Rostock zusammengetragen und erzählen deren spannende Geschichte(n).

Beim Spaziergang durch die Straßen der Östlichen Altstadt lassen sich viele schöne Gebäude entdecken. Auch in der Hartestraße stößt man auf architektonisch interessante Besonderheiten. Schon ihr Name bildet in der Rostocker Altstadt eine Seltenheit. Er ist nämlich der einzige, der sich auf Personen bezieht. Eine Patrizierfamilie namens Hart genoss während des Mittelalters hohes Ansehen und verlieh der Straße ihren Namen. Während der mehrtägigen Bombardements im Zwei-

ten Weltkrieg blieb sie einigermaßen verschont. Einige Fassaden weisen Architekturformen auf, die für Rostocker Bürgerhäuser des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts charakteristisch sind. Fünf Häuser in der kurzen Straße stehen unter Denkmalschutz. Zu erwähnen sind die beiden Gebäude in der Nummer 8 und 9. Mit ihren hübschen Giebeln, den schönen Eingangstüren und einigen Verzierungen fallen sie ins Auge. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Haus mit der Nummer 27. Das stattliche Gebäude blickt auf eine lange Geschichte zurück, seine Ursprünge liegen im 16. Jahrhundert. Errichtet als Wohnund Speicherhaus, hatte die dort wohnende Familie über lange Zeit auch das Braurecht inne. Zwischen 1804 und 1809 ließ der Kaufmann und Bürgermeister Joachim Daniel Koch, dem es zu dieser Zeit gehörte, die Fassade im klassizistischen Stil umgestalten und mit einem schlichten Segmentgiebel und Gesimsen über einigen Fenstern und der schönen Eingangstür versehen. Das Haus gleich nebenan in der Nummer 26 stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dort unterteilen Pilaster die Fassade, über der ein Dreiecksgiebel thront. Der heutige Anstrich unterstützt die Pracht. An der Hauswand schräg gegenüber ist in einer Wandnische die Figur eines Seemanns, der die Netze einholt, zu sehen. Und am Haus links daneben kann man noch nachlesen, welche Geschäfte sich hier früher befanden.

Dorothee Fleischmann Carolina Kalvelage 111 Orte in Rostock, die man gesehen haben muss Mit zahlreichen Fotografien, Broschur Köln: Emons Verlag 2021 ISBN 978-3-7408-1076-4 240 Seiten, 16,95 Euro


ALTSTADTGALERIE mit Fotos von Gisbert Wolf


Das Ohr am Herzen des Stadtteils - der Ortsbeirat Stadtmitte

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lle 5 Jahre wählen wir unsere Bürgerschaft, alle 7 Jahre unseren Oberbürgermeister als Chef der Verwaltung. Dazwischen lesen wir in der Zeitung davon, was die so machen. Aber was, wenn ich selbst etwas in meiner Nachbarschaft sehe, das die Stadt ändern müsste? Für einige Dinge eignet sich das Portal „klarschiff-hro“ gut, aber für das, was Lisa vorhat, will sie zum Ortsbeirat gehen. Lisa ist 14, sie ärgert sich darüber, dass es keinen Zebrastreifen auf ihrem Schulweg gibt. Wählen darf sie noch nicht, aber alle Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahre dürfen Anträge an ihren zuständigen Ortsbeirat stellen.

Der Vorsitzende des Ortsbeirates Stadtmitte Andreas Herzog

Lisa will einen Zebrastreifen Bevor sie sich zu einer der Sitzungen auf die Socken macht, schreibt sie eine E-mail an den Ortsbeirat und schildert ihr Anliegen, stellt einen Antrag und begründet ihn. Andreas Herzog, der Vorsitzende in Stadtmitte, meldet sich bei Lisa, um sicherzugehen, dass er alles richtig verstanden hat und startet vorab eine Anfrage an die Verwaltung, was es mit der Verkehrssituation vor Lisas Schule auf sich hat. Außerdem beschließt er zusammen mit dem Ortsamt, den Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu bringen. Zu der Sitzung lädt er Lisa ein. Unter dem Tagesordnungspunkt „Wünsche und Anregungen der Einwohnerinnen und Einwohner“ melden sich unangemeldet verschiedene Leute zu Wort und beschweren sich über Sachen. Ihre Anliegen werden aufgenommen, damit sie auf einer späteren Sitzung weiterbearbeitet werden können. Mehr kann man an dem Abend nicht tun. Lisa war gewitzter, ihr Tagesordnungspunkt ist die Nummer 7 und sie wartet gespannt. Dann trägt sie ihr Anliegen vor, die Mitarbeiterin aus dem Ortsamt verliest die inzwischen auch eingetroffene Antwort der Verkehrsbehörde auf das Anliegen und der Ortsbeirat beschließt über den Antrag. So läuft es im Idealfall. Der Antrag wird dann weitergereicht und im besten Fall wird der Zebrastreifen angelegt. Oft sind die Dinge leider komplizierter und brauchen mehr Zeit.

Wie funktioniert ein Ortsbeirat? Die Stadt hat 14 Ortsbeiräte. Das deutet schon darauf hin, dass hier keine „große Politik“ gemacht wird, sondern sehr kleinteilig auf die Ortsteile geschaut wird. Bauten, Straßen, Spielplätze, Freizeiteinrichtungen, häufig auch Müllkörbe sind die Themen. Geleitet werden die Sitzungen von einem Vorsitzenden, in der Stadtmitte ist das Andreas Herzog, der von der SPD entsandt wurde. Das zuständige Ortsamt begleitet die Arbeit vonseiten der Verwaltung. Die vornehmsten Aufgaben des Ortsbeirats bestehen nun in zwei Dingen: Zum einen ist er das Ohr am Herzen der Bürgerinnen und Bürger. Die Einwohnerinnen und Einwohner können ihn kontaktieren und zu den Sitzungen kommen, so wie Lisa. Dann ist er der Stachel im Fleisch der Verwaltung, denn den Ortsbeiräten muss vieles vorgelegt werden, was in der Stadt beschlossen werden soll, vor allem Baumaßnahmen und Straßenbau. Der Ortsbeirat sieht sich die Maßnahmen an und hinterfragt kritisch, wie sich das auf die Menschen im Stadtteil auswirken wird. Außerdem ist er berechtigt, Antworten und Stellungnahmen aus der Verwaltung einzufordern. Dieses Recht ergibt sich daraus, dass die Ortsbeiräte die Bürgerschaft und den Oberbürgermeister beraten sollen. Damit sie diese Beratung qualifiziert und kompetent erledigen können, müssen sie alle Informationen bekommen können. Das klappt mal mehr, mal weniger gut.

Vereine gut, es geht aber auch ohne. Die östliche Altstadt hat bereits häufig davon profitiert, zum Beispiel bei der Beleuchtung der Petrikirche, der Hüpfburg und dem Zuschuss für das Bühnenprogramm beim Altstadtfest.

Wie kommt man in einen Ortsbeirat? Vorschlagsrecht für die Ortsbeiräte haben die Fraktionen. Die Fraktionen der Bürgerschaft rufen in der Regel in ihre Parteien hinein, um nach Interessierten für die Arbeit zu suchen. Sie müssen nicht, sind aber häufig Mitglieder der Parteien, nicht selten sind sie sogar Mitglieder der Bürgerschaft. Da sich die Mitglieder eines Ortsbeirats alle 4 Wochen treffen und zwischen den Sitzungen in den Stadtteil hineinhorchen, recherchieren und die Arbeit der Fraktionen und der Bürgerschaft mitverfolgen, sucht man dafür Menschen, die die Zeit und die Lust dazu mitbringen. Die Bürgerschaft beruft die vorgeschlagenen Mitglieder der Ortsbeiräte für die Dauer der Legislaturperiode, also 5 Jahre. Für die Arbeit bekommt man eine kleine Aufwandsentschädigung bezahlt. In Zukunft werden für alle Mitglieder Stellvertreter benannt werden, die ggf. einspringen können. Das soll helfen, mehr Menschen in diese Arbeit einzubinden und Nachwuchs gut einzuarbeiten.

Haben die was zu sagen? Nein – und ja. Antworten auf drängende Fragen einzufordern, alles schön und gut, aber damit haben wir ja noch nichts verändert, meinen manche. Die Veränderung ist größer als viele denken, denn die Transparenz behördlichen Handelns ist ein wichtiger Faktor in der Demokratie. Weil der Ortsbeirat zum Beispiel die Vorgänge um das Parkhaus schön transparent gemacht hat, schwoll der Widerstand gegen ein zweites hässliches Parkhaus im Stadtteil an. Daraufhin ging der Ortsbeirat einen Schritt weiter, hat Widerspruch erhoben und durch einen Antrag den Gestaltungsbeirat in den Bauprozess einbinden können. Mit großem Erfolg! Man muss ihm also nicht nur vieles vorlegen, der Ortsbeirat darf auch widersprechen und den Protest in die Bürgerschaft tragen.

Das Budget der Ortsbeiräte Auf dem Weg zu mehr Bedeutung für die Ortsbeiräte wurde im Jahr 2019 beschlossen, ihnen ein eigenes, kleines Budget zu geben, um direkt im Stadtteil etwas zu bewirken. Pro Bewohnerin und Bewohner des Stadtteils 0,50 Cent und einen Grundsockel von 3000 Euro habe die Ortsbeiräte jährlich zur Verfügung, um Vereine und Projekte in ihrem Ortsteil zu stärken. Die normalen Aufgaben der Bürgerschaft und der Kommune Rostock sind damit nicht gemeint, der Ortsbeirat wird also selbst keine fehlenden Straßenschilder oder Abfallkörbe aufstellen. Geregelt ist das in der Richtlinie zum Budget der Ortsbeiräte. Die Antragstellung ist relativ einfach. Als Antragsteller eignen sich

Der Ortsbeirat Stadtmitte tagt normalerweise im Rathausanbau, Beratungsraum 1a/b (Foto: Kira Ludwig)

Wo finde ich den Ortsbeirat Stadtmitte? Auf der Homepage des Rathauses findet man mit ein bisschen Mühe Informationen zu Ortsbeiräten, die Satzung und die Regeln für das Ortsbeirats-Budget. Auch den Antrag findet man dort. Die Sitzungstermine werden im Städtischen Anzeiger veröffentlicht – ein Muss für alle kommunal Interessierten! Normalerweise tagt der Ortsbeirat Stadtmitte im Rathaus-Anbau. In der Corona-Zeit trifft er sich meistens im Bürgerschaftssaal oder neuerdings sogar online. Den Ortsbeirat Stadtmitte erreichen sie unter folgender E-mail-Adresse:

obr14-stadtmitte@rostock.de Kira Ludwig


Unser Büchertausch am Wendländer Schilde in Aktion

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eit Mitte August 2020 ist die zum Büchertausch umfunktionierte Telefonzelle auf dem Parkplatz am Wendländer Schilde nun schon erfolgreich in Betrieb. Die Organisatoren des Büchertausches sind erstaunt, wie gut das Angebot angenommen wird und wie schnell der Inhalt des Regals wechselt. Jeder findet doch immer etwas, das ihm gefällt. Nicht selten ist die Telefonzelle besetzt, sodass eintreffende Besucher eine Weile warten oder eine „Ehrenrunde“ durch den Stadtteil drehen müssen. Bewährt hat sich der Grundgedanke, dass nur so viel gebracht werden kann, wie in das Regal hineinpasst. Die meisten Besucher entnehmen oder bringen ohnehin nur sehr kleine Mengen. Gelegentlich lässt die Qualität etwas zu wünschen übrig, da der Wunsch nach dem Entsorgen nicht mehr benötigter Literatur eine Negativ-Auswahl bewirkt. Die Büchertausch-Zelle hat sich zu Beginn fast wie von selbst gefüllt - es ist seitdem ein leichtes Überangebot an Büchern festzustellen. Gelegentlich werden von Besuchern Bücherkartons neben der Zelle oder Bücherstapel auf der Ablage des Regals abgestellt, welche aber von den freiwilligen „Kümmerern“ des Vereins sortiert und gegebenenfalls entsorgt werden. Ein Punkt auf der an der Ablage befestigten Gebrauchsanleitung weist seit kurzem genau darauf hin. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass ein Bücherspender seinen übergroßen Bücherstapel umgehend zurück nach Hause geliefert bekam. Der Büchertausch wurde bisher jedoch nicht mit Büchern „zugeschüttet“, denn es gibt wohl die Einsicht, dass die heimische Bücherschwemme in Keller oder Wohnung selbst bewältigt werden muss.

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Völlig verschont geblieben von Vandalismus ist unsere Bücherzelle bisher leider nicht. Mitte ­Januar, etwa fünf Monate nach Einweihung, ist der Ablagetisch abgebrochen worden. Er konnte durch den Vereinsvorsitzenden Jürgen Möller, welcher auch die meiste Arbeit zur Regulierung des Bücher-Stromes leistet, wenige Tage später in verkürzter Form wieder angeschraubt werden. Beschädigungen am Äußeren wie abgerissene Schriften oder Schmierereien blieben uns bisher erspart. Übrigens entwickelte sich, vermutlich angeregt durch das Projekt des Altstadtvereins, ein spontaner Mini-Büchertausch unterhalb der Ernst-Barlach-Brücke. Hier finden sich regelmäßig in mehreren schmalen Nischen am Fußweg etliche Bücher und DVDs.

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Gerne können Sie die OSTPOST auch innerhalb Rostocks bestellen, telefonisch unter: 0381/127 49 31 oder Sie schreiben uns einfach Ihren Bestellwunsch als E-Mail an die Adresse: verein@oestliche-altstadt.de Die OSTPOST erhält man ebenfalls im Rahmen der verschiedensten Veranstaltungen in der Nikolaikirche (u.a. Ostermarkt, Kunstmarkt, Martinsmarkt, Weihnachtsmarkt), während des großen Töpfermarktes auf dem Neuen Markt, zur KUNSTNACHT und zum Altstadtfest. Möchten Sie ebenfalls eine Verkaufsstelle des Altstadtmagazins OSTPOST werden? Schreiben Sie uns einfach!

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Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V.


Aufruhr in Rostock Die Rostocker Domfehde 1487-1491 (Teil 1) Dieser Text ist eine dreiteilige Nacherzählung in heutiger Sprache aus „Des Alt- und Neuen Mecklenburgs achtes Buch von Mecklenburgs Vereinigung durch Zusammenfügung seiner Länder...“ von David Frank, Güstrow und Leipzig 1754 sowie einigen Ergänzungen aus wikipedia und rosdok.uni-rostock.de

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uch schon zu Zeiten jener turbulenten Ereignisse, am Ende des 15. Jahrhunderts, war Rostock die größte und reichste Stadt Mecklenburgs. Das Verhältnis zwischen den Landesherren und der Stadt schien im Jahre 1483 aus vielerlei Gründen zerrüttet. Die Herzöge Magnus II. und Balthasar von Mecklenburg waren knapp bei Kasse. Ihr 1477 verstorbener Vater Heinrich IV., genannt „der Dicke“, hatte ihnen durch seine verschwenderische Hofhaltung einen Schuldenberg hinterlassen. Auch ihre Güter waren hoch verschuldet und so sollten außerordentliche Steuern und neue Zölle Abhilfe schaffen. Besonders in Städten wie Rostock führte dieses Vorhaben zu großer Unzufriedenheit. Gleichzeitig hatte es Vorfälle und herzogliche Pläne gegeben, die auf entschlossenen Widerstand der Rostocker Bürger stießen. So hatte ein Adliger aus Gragetopshoop seinen Sohn bei Nacht und Nebel aus dem herzoglichen Gefängnis in Güstrow befreien lassen. Dieser fand Zuflucht in der Stadt Rostock, welche sogleich das herzogliche Verlangen nach Auslieferung zurückwies. Jeder Rostocker Bürger sollte laut Gesetz in Rostock vor Gericht gestellt werden können. Da es aber zu keiner Gerichtsverhandlung kam, beschloss Herzog Magnus zur Sühne den Rostocker Besitz Gragetopshoop vor den Toren Rostocks zu plündern. Allerdings war der Plan verraten worden, sodass die herzoglichen Angreifer von städtischen Soldaten abgewehrt und erschlagen wurden. Neben dem militärischen Fußvolk verloren dabei mehrere Adlige aus angesehenen Familien ihr Leben, was deren Familien und die Herzöge sehr erbitterte. Rostock fühlte sich stark zu dieser Zeit und wollte sich ohnehin von der Mecklenburgischen Herrschaft lösen. Gerade hatte die Stadt einen Beistandsvertrag mit den anderen Städten des wendischen Quartiers der Hanse erneuert und auch der gesamte, mächtige Hansebund stand hinter Rostock. In dieser Situation wollte man wohl alles abschlagen, was von landesherrlicher Seite an die Stadt herangetragen wurde. So verhielt es sich auch mit dem Anliegen der Herzöge, in Rostock ein Dom-Kapitel zu stiften. Es sollte in den Ruhestand gegangenen Universitätsprofessoren zu einem gesicherten Lebensabend in einem kirchlichen Rahmen verhelfen. Ihr Wissen, Ansehen und erworbener Besitz sollten nach Ende ihrer Amtszeit der Stadt erhalten bleiben. Als Laienbrüder brauchten sie kein Gelübde abzulegen und auch keine strengen Ordensregeln befolgen. Zum Unterhalt des Stiftes sollten neben den Herzögen die Rostocker Kirchgemeinden mit eigenen Mitteln und Personal beitragen, ja sie sollten in das zu gründende Stift eingegliedert werden und ihre Eigenständigkeit verlieren. Es gingen sehr bald vielerlei Gerüchte unter den einfachen Bürgern um, nach denen die Landesherren eine Hintertür suchten, um wieder mehr Macht und Einfluss in Rostock und über die Universität zu gewinnen. Tatsächlich sollten vorwiegend juristisch gebildete, fürstliche Kleriker und Diener die zu vergebenen Posten als Stiftsherren erhalten. Auch wurde befürchtet, dass die Herzog Magnus II. (1441 - 1503) im Doberaner Münster (Foto: Hinrich Bentzien)

seelsorgerische Arbeit der Pastoren der Rostocker Stadtkirchen unter der Mehrbelastung durch das Domstift leiden könnten. Niemand in Rostock war begeistert über die herzoglichen Pläne - nicht mal die Universität selbst, welche ja gefördert werden sollte, stattdessen aber zwischen die Fronten geriet. Auf Seiten der Stadt war man sogar für eine Schließung der Universität. Auf Antrag von Herzog Magnus verfügte Papst Innozenz VIII. im November 1484 also die Einrichtung des umstrittenen Domstifts. Da sich die Rostocker noch nicht päpstlichen Erlassen fügen wollten, tat sie der Bischof von Ratzeburg nach etlichen Verhandlungen und Appellationen für und wider das Domstift in den Bann. Außerdem rief er alle weltlichen Mächte, wie den Kaiser, Fürsten und andere Mächtige dazu auf, militärischen Druck auf die Stadt auszuüben. Es ist aber nicht bekannt, dass irgendjemand sich in dieser Sache auf ’s Pferd geschwungen hätte. Man wusste auch, wie leichtfertig die Kirche in solchen Bann-Angelegenheiten vorging. Trotzdem bedeutete so ein Bann natürlich eine enorme geistliche und wirtschaftliche Einschränkung eines Gemeinwesens und seiner Menschen. Rostock wandte sich noch einmal an den Papst, wurde aber durch unermüdliche Einflussnahme des Mecklenburgischen Herzogs Magnus zum Schweigen gebracht. Schließlich fügte sich die Stadt. Bischoff und Herzog gingen daran, die Einrichtung eines Domstiftes umzusetzen. Allen Beteiligten an dem großen Staatsakt war wiederholt freies Geleit zugesichert worden.

Zwischen den Stühlen So zogen also die Mächtigen Mecklenburgs am Mittwoch nach den Heiligen Drei Königen des Jahres 1487 in Rostock ein. Es waren die beiden Herzöge Balthasar und Magnus nebst Gemahlinnen, die Bischöfe von Schwerin und Ratzeburg

sowie andere Vertreter der Geistlichkeit und der Mecklenburgischen Stände. In der Klosterkirche von St. Johannis, wo die Herzöge abgestiegen waren, wurde das Versprechen des freien Geleits noch einmal bekräftigt. Der älteste Bürgermeister Rostocks, Barthold Kerckhoff war städtischerseits der Verantwortliche und hatte, wie man munkelte, das Nachgeben der Stadt gegenüber Herzog Magnus in Doberan längst vorbereitet. Für die einen war das die Erfüllung einer päpstlichen Order und des fürstlichen Willens - für andere aber Preisgabe eines Stückchens Selbstständigkeit und schlicht Hochverrat. Schließlich strebte Rostock nach völliger Unabhängigkeit und wollte nicht finanziell einstehen für herzogliche Hofhaltung und ehrgeizige politische Ziele. Nur wenig trennte die Bürger noch von dem ersehnten Ziel, welches Städte wie Lübeck und Hamburg schon erreicht hatten. Warum also den Fürsten neuen Einfluss in der Stadt gewähren? Hatte man ihnen nicht jedes Stückchen Freiheit über Jahrhunderte teuer abgekauft? Bezahlen sollten das häufig die Unterschichten und sie waren es auch, die am schnellsten in unkontrollierbare Wut gerieten. Zwar diente das Stift einer löblichen Sache - der Finanzierung der Universität - jedoch hatte man auch mit dieser ständig Streit. Von Manchen wurde diese Institution gar nicht geschätzt. Am folgenden Freitag den 12. Januar 1487 schritten und ritten die hohen Gäste zur Messe nach Sankt Jakobi. Hier wurde unter Vorsitz des Ratzeburger Bischofs die Umwandlung der Kirche in ein Kollegial- oder Domstift verkündet und Vertreter anderer Rostocker Gemeinden in Ämter des Stiftes eingesetzt. So wurde der Pfarrer von Sankt Marien, Thomas Rode, zum Domprobst und der Pfarrer von der Jakobikirche, Heinrich Bentzien, zum Dekan ernannt. Auch an ein eigens entworfenes Wappen und Siegel war gedacht worden. Viele andere Posten und Funktionen wurden noch besetzt und allen Beteiligten noch mal genaue Anweisungen bezüglich der Abhaltung ihrer Gottesdienste gegeben. Auch der Rat der Stadt wurde einbestellt und auf dessen Bitte endlich der Kirchenbann von der Stadt genommen. Anschließend setzte sich die feierliche Prozession zum herzoglichen Quartier und zur Einnahme eines Festmahls in Bewegung. Hier nahmen auch die frisch gebackenen Domherren an einer eigenen Tafel Platz. Allerdings war wohl so manchem von ihnen etwas flau im Magen, denn sie wussten dass es in ihrer Stadt besonders in den ärmeren Bevölkerungsgruppen erbitterte Gegner des Domstiftes gab. Sie kannten ihre Mitbürger, die manchmal zu wütenden Gewaltausbrüchen neigten. Noch war es ruhig auf den Straßen und noch wurde gescherzt an der fürstlichen Tafel: Das neue Domstift benötigte doch noch einen ordentlichen Märtyrer. Hieß nicht der neue Probst „Thomas“ - genau wie der heilige Thomas von Canterbury, der auch für seinen Glauben gestorben war? Wenn das nicht passte! Es war Werktag und auch am folgenden Samstag gingen die Menschen in Rostock ruhig ihrer Arbeit nach. Jedoch wussten sie bescheid über die Geschehnisse, denn sie hatten den prächtigen Aufzug schließlich selbst beobachtet. Auch hatten missgünstige Ratsherren gegen ihren Ältesten Barthold Kirchhoff und seine Nachgiebigkeit gehetzt. Es brodelte also hinter den hanseatischen Kulissen und auch den Herzögen waren entsprechende Gerüchte zu Ohren gekommen. Beide bauten aber auf das mehrfach zugesicherte freie Geleit und begriffen wohl nicht, dass sich der Rat der Stadt mit seiner Zusage eines Domstiftes genau zwischen die Stühle gesetzt hatte. Fortsetzung folgt. Text: Hinrich Bentzien


Am Tag der Währungsunion, 1. Juli 1990

Die erste freie Wahl am 18. März 1990

Bilder der Wende - Eine Ausstellung mit Fotografien von Roland Hartig im Küstencruiser

Ein Hauch von Freiheit - Russen beim Fünfgiebelhaus, März 1990

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Gewaltfrei für Demokratie - Herbst 1989

ie Werkschau des Fotografen Roland ­Hartig (64) umfasst 140 historische Fotografien der Friedlichen Revolution von 1989/90 in Rostock. Dazu der Autor: „Nach intensiver Sichtung der Filmstreifen ist mir klarer denn je geworden, dass meine Bilder aus längst vergangener Zeit raus aus der «Dunkelkammer» und in die Öffentlichkeit gehören.“

Küstennebel auf dem Neuen Markt 1990

Außerdem wird die Schau von 70 aktuellen ­Fotos aus Rostock flankiert. „In der Werkschau sind nicht nur Lichtblicke darunter, auch einige ­Schattenseiten. Für mich sind es lebendige Momente der Streetfotografie von damals und heute, die zum Nachdenken anregen sollen“, so Hartig. Die Fotoschau, die unter der Schirmherrschaft von COASTCRUISINGART & MARKETING A­ SSOCIATION steht, präsentiert die in der Östlichen Altstadt ­ansässige Küstencruiser GmbH. Vorübergehend ist die Ausstellung wegen der Corona-Beschränkungen ausgesetzt. „Nach dem Lockdown-Ende wird sie fortgesetzt“, so K­ üstencruiser Geschäftsführer Michael Brose.

DDR-Schlussverkauf oder schon neue West-Produkte?

Die Ausstellung im Küstencruiser in der M ­­ olken­­straße 7 wird voraussichtlich bis zum 31. Mai 2021 gezeigt und möglicherweise verlängert.

Demonstration im Oktober 1989

6. Dezember 1989 - Willy Brandt in Rostock


Wann läuten endlich die Glocken? Das Petri-Projekt mit Dominoeffekt Im Auftrag der OSTPOST-Redaktion fand am 6. Februar ein Gespräch über das Petrikirchen-Projekt statt. Hans Druckrey (HD) sprach mit Reinhard ­Wegener (RW), dem Vorsitzenden des Fördervereins Petrikirche e. V.

HD: Was war die Initialzündung? Wann ging das los: Die Glocken auf den Petriturm? RW: Das war 2010. Natürlich gehören Glocken immer in den Kirchturm - und nicht auf die Erde davor… Die Petrikirche hatte vor ihrer Kriegszerstörung ein beachtliches Geläut von 5 Glocken!

auf Nr. 27 in der Liste der weltweit höchsten Sakralbauten. In 45 m Höhe wurde ein Umgang auf ­einer Panoramaplattform geschaffen, der seit 1998 mit einem Aufzug bequem zu erreichen ist. Für diese für uns gewaltigen Herausforderungen hatten wir uns auch finanziell sehr „aus dem Fenster gelehnt“; auch durch Kreditbelastungen.

HD: Und nun kam gleich die nächste große Aufgabe.

RW: Nicht ganz. Eine hat - wie durch ein Wunder - bei 1,3 Tonnen Gewicht den Sturz aus 50 m Höhe heil überstanden: die Peter-Matze-Glocke von 1548!

RW: Ja, aber wir ahnten gar nicht, dass der Brandschutz richtig teuer würde - so teuer! Denn der Turmhelm sollte eine „Sprühwasservernebelungsanlage“ bekommen. Das konnten wir, Kirchengemeinde als Eigentümerin und der Förderverein, beim besten Willen finanziell nicht stemmen. Die Installations- und vor allem die Wartungskosten wären enorm. Und wir hatten doch noch die Kredite für den Turmhelm…

HD: Ja, die heile Glocke lag dann jahrelang vor der zerstörten Petrikirche.

HD: Aber es fand sich - wunderbarer Weise - eine andere Lösung…

RW: …und fand in der unzerstört gebliebenen Marienkirche einen Platz für 30 Jahre.

RW: Nun ja, der Brandschutzexperte Prof. Dr. Riesner erwähnte 2017 einen „zweiten Fluchtweg“ als Möglichkeit. Überraschung! Aus einer Bemerkung nebenbei wurde die Lösung: Der Einbau einer neuen Fluchttreppe steht nun im Brandschutzkonzept. Das war der entscheidende Schritt auf dem langen Weg zur Baugenehmigung. Doch war das nicht alles, was wir brauchten: Ein Schwingungsgutachten, statische Berechnungen, Abstimmung mit der Denkmalpflege und den kirchlichen Bauberatern. Wir haben dann ein renommiertes Architektenbüro gefunden: Angelis & Partner.

HD: Aber die sind ja mit Krieg, Bomben und Brand untergegangen…

HD: Warum wurde sie dann wieder herunter genommen? RW: Weil die Technik des Glockenbaus enorme Fortschritte gemacht hatte und die gerissenen historischen Glocken von Marien geschweißt werden konnten. So hat die Marienkirche seit 2010 wieder ihr historisches und dann ergänztes Geläut. Plötzlich standen drei hochwertige Bronzeglocken ungenutzt an der Marienkirche: die einzig erhaltene Peter-Matze-Glocke von Petri sowie zwei dazu passende Glocken der Firma Peter Schilling / Apolda von 1979. HD: Das klingt ja fast wie „höhere Gewalt“? RW: Was lag näher, als diese drei aufeinander abgestimmten Glocken im Petriturm zum Klingen zu bringen? Zumal die Hartgussglocken von 1964 im Glockenstuhl auf dem Alten Markt nur noch eine begrenzte Lebenszeit haben. HD: Jetzt geht es „nur noch“ darum, die Glocken rauf auf den Turm zu bringen. Viele unserer Leser werden nicht verstehen, warum das so schwierig sein soll und so lange dauert… RW: Klar - das ist das Ziel - seit 2011: wieder ein Geläut im Petriturm! HD: Ein junger Mann sagte mal, das sei doch ganz einfach: Ein paar Stahlrohre fest machen, die Glocken hochziehen und befestigen. Und wenn am Glockenseil gezogen wird, ist das Geläut erst einmal gebrauchsfähig - fertig! RW: So einfach ist das leider nicht. Um drei Glocken mit einem Gewicht von fast 7 Tonnen (6.663 kp) in einem historischen Bauwerk, einem Denkmal also, in 50 m Höhe zum Schwingen zu bringen, braucht es mehr als nur einen „guten Willen“ und ein paar Rohre und Seile. HD: Was war denn das Hauptproblem? RW: Die Baugenehmigung; und dafür der Brandschutz. Das muss ich erläutern. Wir haben 1994 den Turmhelm mit einer Höhe von 117 m wieder aufsetzen können. Damit steht unsere Kirche

HD: Wie ist jetzt der Stand? RW: Für mich ist es ein Wunder, dass wir nach 10 Jahren jetzt so weit sind - endlich! Wir haben nicht nur das Ziel seit 2011, sondern der Weg ist auch klar - mit der Baugenehmigung vom 14.11.2017. Unser „Projekt“ besteht inzwischen aus drei Bestandteilen: Wiederherstellung des Geläuts, Brandschutzmaßnahmen und barrierefreie Zugänge. HD: Eins kommt zum anderen… RW: Ja, erst wollten wir „nur die Glocken, die da waren, in den Turm bringen.“ Da kamen die Brandschutzauflagen, die vor allem der Sicherung der touristischen Nutzung der gesamten Petrikirche dienen. Wir haben ja immerhin fast 45.000 Besucher im Jahr! Viele Gäste und Besucher nutzen unsere Aussichtsplattform – ein touristisches Highlight, ein „Muss“; Tendenz: steigend! HD: Du erwähnst aber auch „Barrierefreiheit“. Was ist darunter zu verstehen? RW: Das ist ein lange gehegter Wunsch der Innenstadtgemeinde. Der Brandschutz erfordert ein neues Treppenhaus. Der Fluchtweg soll über eine Empore in das Mittelschiff führen. Dadurch bekommt der Gustav-Adolf-Saal einen Zugang zum Treppenhaus und auch zum Aufzug. Über den Aufzug wird nun ein Zugang zum Gustav-AdolfSaal geschaffen, der barrierefrei ist - heute sozialer Standard. Voraussetzung dafür ist die Empore im Mittelschiff. Die wiederum lässt den Wiedereinbau einer Orgel zu - mal sehen: vielleicht eine unserer Zukunftsaufgaben… So hängt eins am anderen...

HD: Der Förderverein hat ja schon eine Menge geschafft. RW: Ja, gefördert. Das ist unser Auftrag. Vor 10 Jahren hat Sabine Herbert, Mitglied unseres Fördervereins und Architektin, eine Liste „Erforderlicher Instandsetzungsmaßnahmen“ für unsere Kirche aufgestellt. Von den genannten Aufgaben ist fast die Hälfte „erledigt“ – nach Arbeiten; aber nicht, was die Kosten betrifft. Allein für unser jetziges Petriprojekt brauchen wir über 1,5 Mill. Euro. HD: Nur um ein paar Glocken, die da sind, in den Turm zu bringen? Das soll so viel kosten? RW: Vergessen wir nicht: Eins hängt am andern. Keine Glocken ohne Brandschutz! Mit dem Brandschutz, dann aber bitte auch barrierefrei! HD: Da ist der Förderverein gefragt; Geläut, Brandschutz, Barrierefreiheit kosten nicht nur Mühe und Arbeit, Planung und Genehmigung, sondern vermutlich auch sehr viel Geld. RW: Entscheidend war, ist und bleibt der Brandschutz, also der geforderte Einbau eines Treppenaufgangs mit allem Drum und Dran. Die Kosten allein dafür werden auf fast eine Million Euro geschätzt. Das Architektenbüro nennt als Finanzbedarf 975.000 Euro. HD: Das klingt ja gewaltig: eine Million für den Brandschutz! RW: Ein Trost dabei ist, dass der Brandschutz mit der touristischen Nutzung zusammenhängt. Darum ist das Land bereit, 60 % der Kosten für diesen Teil zu übernehmen. Auch die Stadt Rostock hat zugesagt, einen großen Teil mitzutragen. HD: Die drei Glocken sollen in zwei neuen Glockenstühlen „nach historischem Vorbild“ trotz „­enger Platzverhältnisse“ über der Panoramaplattform in Höhe der Schallluken (50 m) hängen. RW: Dazu werden auch moderne Läutanlagen, elektronische Steuerung und Bedienung für etwa 320.000 Euro benötigt. HD: Barrierefrei gibt es auch nicht umsonst! RW: Sicher. Der Gustav-Adolf-Saal ist als großer, schöner Versammlungsraum mit Heizung und Multifunktion ein wichtiger Standort für Gemeinde, Gottesdienste, Jugendkirche und Kirchenmusik. Im Winter feiern wir dort unsere Gottesdienste. Die Marienkantorei probt wöchentlich. So haben wir auch die Kirchengemeinde mit „im Boot“. Die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zum Gustav-Adolf-Saal wird auf 280.000 Euro geschätzt. Im Finanzierungsplan steht derzeit die Planungssumme von 1 Million 575 Tausend Euro. HD: Oha! Kann das überhaupt aufgebracht werden? RW: Das wird nicht leicht. Doch ich bin voll Hoffnung. Eine gute Million ist bereits vorhanden bzw. fest zugesagt: Eigenmittel und Zusagen, Spenden von Förderverein, Kirchgemeinde, Land, Stadt. Von Stiftungen erwarten wir vielfache Förderungen. Die Anträge sind gestellt. HD: Ist die Finanzierung also gesichert? RW: Nicht ganz. Zurzeit fehlen uns „nur“ 72.000 Euro, was bei einem Umfang von 1,5 Mill. doch schon recht positiv, ja verheißungsvoll klingt. Nur noch 5 %! Dass wir so weit sind, ist ein Wunder! HD: Der Förderverein ist also immer mit dabei… RW: Ja, vor allem sind es viele Kleinspender, die uns unterstützen: Aus der Kirchengemeinde, aus


allen Stadtteilen Rostocks, vom Land. 2/3 sind Gäste oder Touristen. Die meisten spenden 25 bis 50 Euro. Wir haben auch mehrere Unterstützer, die uns 1.000 Euro überwiesen haben; einer sogar 2.000. Ein Großspender ist so begeistert von der Idee, die Glocken nach oben zu ziehen, dass er in 10 Spenden inzwischen 13.325 Euro gegeben hat. Auch war ein Spender von den Türmerinnen motiviert - und spendete aus Brüssel.

HD: Sind auch Unternehmen unter den Spendern? RW: Nur durch Draht zu einzelnen Personen: Ohne persönlichen Einsatz und die Fürsprache, etwa beim Geschäftsführer, geht nichts. Die OSPA hat einmal 5.000 Euro auf unser Spendenkonto überwiesen; die Stadtwerke 1.000 Euro. HD: Der Förderverein hat viel getan, dass Herzen, Türen und Kassen sich für St.Petri öffnen. Wie hat sich das über die Jahre entwickelt?

Entwurf von Angelis & Partner für den 2. Fluchtweg

RW: Da sind unsere jährlich wiederkehrenden Aktionen: Büchertisch, Wendeltreppenführungen, Spendenbox, Mitmachen beim Töpfermarkt,

am Denkmalstag, Silvesternacht auf dem Turm… Darüber hinaus läuft über die Homepage unser Spendenaufruf, bei dem Spender sich auf Segmenten der 142 Balken beider Glockenstühle durch Einträge „verewigen“ können. Neu ist der Verkauf der Obergadensteine. 20 Steine zu je 25 Euro sind bereits weggegangen. Besonders wirksam war ein Aufruf der Ostsee-Zeitung im Februar 2018. Er erbrachte 20.000 Euro. Daraus haben wir gelernt, mit Medien umzugehen!

HD: Wie groß ist der Anteil des Fördervereins an der gesamten Finanzierung? RW: Zurzeit fast 10 %. In Zahlen: Der Förderverein kann 151.653 Euro zur Finanzierung beisteuern. Darüber können wir uns freuen, sind auch ein wenig stolz. Wir haben viel dafür getan, jahrelang gearbeitet; vor allem sind wir unseren Freunden, Förderern, Helfern und Unterstützern, nicht zuletzt dem Altstadtverein, zu großem Dank verpflichtet. Petri Rostock ist bekannt und beliebt! HD: „Corona!“ Hat die Pandemie auch das Projekt betroffen, gebremst, verändert? RW: Zunächst nicht. Arbeit, Planung, Organisation laufen weiter. Aber uns fehlen die Einnahmen

unserer Aktionen und Aktivitäten. Corona macht auch die Kommunikation mit Behörden, Büros, Stiftungen usw. schwieriger und langsamer. Wir brauchen alle wieder Nähe und weiter viel Geduld.

HD: Ja, Geduld ist in den zehn zurückliegenden Jahren bestimmt nötig gewesen? RW: Manch einer versteht nicht, warum das alles sooo lange dauert. Besonders ungeduldig ist unser engagierter Schatzmeister. Dr. Klaus-Jürgen Beel drängt sehr. Er hat sich immer selbstlos und nachdrücklich eingesetzt. Der Vorsitzende des Bauausschusses unseres Kirchgemeinderats, Knut Thielk, drängelt ebenfalls. Es ist ja nicht einfach, die Anliegen und den Bedarf für drei Kirchen in einer Gemeinde gerecht zu behandeln! HD: Sicher gibt es viele Beteiligte, Wegbegleiter? RW: …wie unseren ehemaligen Glöckner und Türmer, Max Braatz - stadtbekannt. Er tritt mit Herzblut für uns ein. Oder Robert Hamann, der mit mir Förderanträge schreibt. Und die Architektin Sabine Herbert, die Listen und Protokolle erstellt und die anderen vom Vorstand, Frau Sabine Radtke, die unsere Homepage pflegt und tolle Fotos schießt…

der Baubeauftragte der Propstei Karsten Hub, der uns immer wieder berät…

HD: Ist von den Vorbereitungen für die BUGA 2025 auch etwas beim Petri-Projekt zu spüren? Öffnet die BUGA zusätzlich Türen und eventuell auch Kassen? RW: Die Petrikirche wurde in die BUGA-Planung als „naheliegender Außenstandort“ einbezogen. Dieser Beschluss der Bürgerschaft bedeutet natürlich eine Aufwertung der Petrikirche und der Östlichen Altstadt. Mit der Koordinatorin der BUGA Frau Behrmann ist eine Videokonferenz geplant. Wir wollen wissen, welche Erwartungen die Stadt an den Außenstandort Petrikirche hat. HD: Danke für das Gespräch. Nun wissen wir mehr: Was, wie, warum miteinander zusammenhängt und wie weit wir zurzeit sind. Ich denke, unsere Leser wünschen dem Projekt Petrikirche mit all seinen Bestandteilen aus ganzem Herzen baldigen Baubeginn und dann erfolgreichen Abschluss. Wir sind mit dabei, wenn gefeiert wird und freuen uns schon auf die Klänge vom Petriturm - dem Zeichen des Friedens und des Wiederaufbaus nach so langer Zeit! Text: Hans Druckrey

Der Förderverein Petrikirche Rostock e.V. freut sich über Spenden. Bankverbindung: IBAN: DE86 1307 0024 0125 1800 00 · BIC: DEUTDEDBROS


Piano Day Rostock am 28. März 2021 von 14.00 bis 18.00 live aus dem Gustav-Adolf-Saal der Petrikirche

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m 28. März 2021 laden wir als Elektrobert, eine kleine Gruppe aus Musikliebhabern, die ehrenamtlich Kultur und Soziales in Rostock zusammenbringt, herzlich zu einem sonntäglichen Spaziergang durch die Östliche Altstadt ein. In Anlehnung an die wunderbare Idee vom Heiligabend des vergangenen Jahres, Zusammenkünfte an die frische Luft zu verlagern, soll diesmal der internationale Piano Day der Anlass sein. Rund um diesen Tag wollen wir gemeinsam mit euch dieses schöne Instrument hochleben lassen. Die Konzerte von sechs Pianokünstlern, die im Gustav-Adolf-Saal der Petrikirche spielen, können von 14.00 bis 18.00 Uhr im Radio bei LOHRO 90,2 live verfolgt werden. Um die Atmosphäre auf die ganze Östliche Altstadt zu übertragen, hoffen wir auf eure Unterstützung, indem jede(r), die/ der Lust hat, das Radio einschaltet und einen Lautsprecher ans Fenster oder sogar nach draußen stellt. Der vorgeschlagene Spazierweg knüpft dann wieder an den bewährten Pfad an. Hier werden dann Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern sowie zum P ­ iano Day und uns als Elektrobert zu finden sein. Wir hoffen, gemein-

sam mit euch, die Kultur in Rostock wieder ein wenig aufleben zu lassen.

www.pianoday-rostock.de

14. Kunstmarkt in der Rostocker Nikolaikirche vom 28. bis 30. Mai 2021

tung um 23.00 Uhr lässt den Veranstaltungstag in der Nikolaikirche stimmungsvoll ausklingen. Bis einschließlich Sonntag bleibt es dann allen Besuchern der Nikolaikirche möglich, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen oder auch das ein oder andere „Kunststück“ zu erwerben. Auch der Einsatz der selten gespielten Orgel der Nikolaikirche ist Samstag und Sonntag jeweils um 15.00 Uhr geplant, . Der Kunstmarkt ist zur KUNSTNACHT, 28 Mai, von 17.00 Uhr bis 23.30 Uhr geöffnet, am Samstag von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr sowie am Sonntag von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Ein Eintrittsgeld wird an allen drei Tagen nicht erhoben.

N

ach der pandemiebedingten Absage des 14. Kunstmarktes in der Rostocker Nikolaikirche soll dieser nun im Mai dieses Jahres nachgeholt werden. Geplant ist das genreübergreifende Künstlertreffen vom 28. bis 30. Mai 2021, also an seinem eigentlichem Termin, dem letzten Wochenende im Mai. Anspruchsvolle Kunst von Malerei über Skulpturen bis hin zu grandiosen Fotos soll drei Tage lang, eine einzigartige Werksschau bilden. Das umfangreiche Repertoire der Künstler wird von ausgesuchter Portrait-Malerei, über wunderbare Landschaftsbildnisse bis hin zu Natur-Design-Bildern aus unbearbeiteten Strandgut reichen oder gefärbte Naturwolle, zu einem Bild geformt - eine wirklich seltene Kunst…. Speziell im lichtdurchfluteten Altarbereich er-

warten großformatige Bilder, oft abstrakt oder expressiv, aber immer auch authentisch und emotional die kunstinteressierten Besucher. Hier sei auch noch ein kleines (mögliches) Jubiläum genannt. Für die Künstlerinnen Ute Kleist und Beate Fritz wäre es in diesem Jahr bereits das 10. Mal, dass sie ihre Arbeiten zum Rostocker Kunstmarkt präsentieren. Dazu einen herzlichen Glückwunsch der Organisatoren. Besonders gefreut haben sich die Organisatoren des Kunstmarktes auch über die erneute Anmeldung der zweimaligen Gewinnerin in der Kategorie „Gemälde“ bei Rostock Kreativ. Die Eröffnung des 14. Kunstmarktes St. Nikolai, ist für den 28. Mai ab ca. 17.00 Uhr geplant, gleichzeitig soll dann auch die Rostocker KUNSTNACHT starten. Eine kleine Abschlussveranstal-


14. Rostocker Töpfermarkt auf dem Neuen Markt vom 8. bis 10. Juli 2021

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uch wenn vor Veranstaltungen im Juli immer noch ein kleines Fragezeichen gesetzt werden muss, stehen die Planungen für den nunmehr 14. Rostocker Töpfermarkt fest. Vom 8. bis 10. Juli sollen sich ca. 40 Töpfereien und Keramik-Ateliers auf dem Neuen Markt präsentieren. Eine umfassende Präsentation hochwertiger Keramikkunst in verschiedensten Formen und Farben ist geplant. Aus den umfangreichen Bewerbungen professioneller Töpfereien wurde ein vielseitiges Angebot von klassischer Gebrauchskeramik über Kindergeschirr bis zu praktischer Gartenkeramik oder raffinierten Leuchtobjekten zusammengestellt. Raku- und Craguelee-Keramik, Teeschalen mit passenden Untersetzern, Miniaturblumen und Keramikblüten zeugen von der unglaublichen Vielfalt der gezeigten Hand-

werks-Kunst. Auch die hölzerne, fußbetriebene Töpferscheibe der Töpferei Tunsch soll erneut Teil des Marktgeschehens sein. Besonders hervorzuheben ist der Stand des Vereins zur Förderung der Östlichen Altstadt, welcher sich während der Veranstaltung mit einer Altstadttombola präsentiert und so das große Projekt „Glocken für St. Petri“ unterstützt. Ein Besuch des Rostocker Töpfermarktes sollte sich also in jedem Fall lohnen. Um eine noch bessere Verbindung zum zeitgleich stattfindenden Wochenmarkt zu schaffen, findet der Töpfermarkt in diesem Jahr vom Donnerstag bis zum Samstag statt. Der Rostocker Töpfermarkt erwartet seine Besucher am Donnerstag und Freitag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr und am Samstag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr.

Rostocker KUNSTNACHT am 28.Mai 2021- der Termin steht! HT C A N T KUNS

Auch die KUNSTNACHT musste im letzten Jahr pausieren. Wie es aktuell aussieht, können wir nicht einschätzen, aber Kunst muss leben und es gibt einen Termin. Am 28.05.2021 möchten wir Kulturinteressierte in die Altstadt einladen zum abendlichen Spaziergang von Kunstort zu Kunstort. Ob Büro, Laden, Galerie oder Gaststätte - die Veranstaltungsorte bieten alle künstlerischen Gattungen. Die Vorbereitungen sind angelaufen, erste Kunstorte und Künstler haben sich zusammengefunden und planen bereits Ihre Beiträge. Wir sind sehr optimistisch, dass es etwas Schönes wird. Die ganz große Jubiläumskunstnacht ­holen wir dann 2022 nach. Vollständige ­Programminformationen, Zeiten und genaue Orte finden sich demnächst auf www.kunstnacht-rostock.de


Programm Frühjahr / Sommer 2021 (Auszug)

Kirschnereit Präsident der Johannes-Brahms-Gesellschaft Hamburg Der Pianist und Rostocker Professor Matthias Kirschnereit ist seit diesem Jahr neuer Präsident der Johannes-Brahms-Gesellschaft Hamburg. Er folgte auf Cord Garben, der seit fast 20 Jahren der Johannes-Brahms-Gesellschaft vorstand und ihr künftig als Ehrenmitglied verbunden bleibt. Kirschnereit würdigte Garbens Verdienste um das Hamburger Musikleben und betonte die Wichtigkeit dieser Aufgabe: „Die Musik eines der wichtigsten Söhne der Hansestadt Hamburg lebendig zu halten, dazu die Pflege des Brahms-Museums zu fördern, sehe ich als verantwortungsvolle Aufgabe an.“ Ein besonderes Augenmerk liege darauf, Brahms‘ Musik auch einem jüngeren Publikum näherzubringen. Kirschnereit möchte zudem die Zusammenarbeit mit den anderen Komponisten-Gesellschaften des Hamburger Komponistenquartiers intensivieren und den Kontakt zu weiteren Brahms-Gesellschaften des Landes ausbauen. „Und natürlich verknüpfe ich diese Tätigkeit gerne mit der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler: Dabei denke ich insbesondere an die hmt Rostock“, erklärt Kirschnereit. Bereits im März drehten hmt-Studierende im Kammermusiksaal kurze Videoclips mit Werken von Johannes Brahms, die über die Johannes Brahms Gesellschaft Hamburg im Internet veröffentlicht werden sollen. Matthias Kirschnereit ist seit 1997 Professor an der hmt Rostock und seit 2012 künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte. Mit über 40 CD-Einspielungen und seiner internationalen Konzerttätigkeit zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Pianisten. Er lebt in Hamburg. Die Johannes-Brahms-Gesellschaft Hamburg widmet sich seit 1969 dem Erhalt und der Pflege des kulturellen Erbes von Johannes Brahms. Dazu gehören u. a. die Förderung der Brahms-Forschung, die Nachwuchsförderung, das Betreiben des Brahms-Museums Hamburg und die Herausgabe der Schriftenreihe „Brahms-Studien“.

Professorin Dagmar Gatz

Verabschiedung von Professorin Dagmar Gatz Ende Januar sollte der Kammerchor „Vocalisti Rostochienses“ sein 20-jähriges Jubiläum mit einem großartigen Konzert begehen und bei diesem Anlass die langjährige Chorleiterin Frau

Professorin Dagmar Gatz in den Ruhestand verabschiedet werden. Leider musste dieses Ereignis aufgrund des Lockdowns abgesagt werden. Der Abschied kommt trotzdem. Schweren Herzens sagen die Mitglieder der hmt Rostock Dagmar Gatz adé und ein herzliches Lebewohl. 2001 wurde der Kammerchor von der Professorin Dagmar Gatz gegründet, die ihn seitdem geleitet hat. Jetzt verabschiedet sich die Chorleiterin von ihrem Chor und der Hochschule. Über all die Jahre hat sie den Klangkörper, der herausragende Stimmen der Hochschule vereint und sich durch eine Gesangskultur höchsten Ranges auszeichnet, geformt und zu Höchstleistungen geführt. Mehrfach wurde der Kammerchor mit internationalen Preisen ausgezeichnet, so beim 18. Internationalen Chorwettbewerb in Verona 2005, bei den „World Choir Games 2008“ in Graz, beim Internationalen Chorfestival 2014 in Olomouc (Tschechien) und beim internationalen Chorfestival 2016 in Lissabon. Die gebürtige Schwerinerin absolvierte ihr Studium an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar und unterrichtete zunächst an der Spezialschule für Musik „Georg-Friedrich-Händel“ in Berlin. Von 1983 bis 1994 war sie als Lehrkraft für Chordirigieren und Klavier am Institut für Musikwissenschaft der Universität Rostock tätig, wo sie auch den Frauenchor und stellvertretend den Universitätschor leitete. Mit der Gründung der hmt Rostock 1994 setzte sie dort ihre Lehrtätigkeit als Dozentin für Chorleitung, Chorsingen und Klavier fort und leitete bis 2011 den Hochschulchor. Dagmar Gatz war zwei Jahre lang Sprecherin des Instituts für Musik und in den letzten acht Jahren Prorektorin für Studium und Lehre. Beim Internationalen Chorwettbewerb in Prag 2002 wurde Dagmar Gatz der Dirigentenpreis verliehen. Seit November 2015 hatte sie das Amt der Präsidentin des Landesmusikrats M-V inne. Mozarts „Don Giovanni“ im Livestream Don Giovanni ist smart, ruchlos, vermögend und maßlos. Er kennt keine Ländergrenzen und operiert multinational. In einer Gesellschaft, die ihn hofiert, bejubelt und gewähren lässt. „Es lebe die Freiheit“, singt er zu Beginn des zweiten Aktes, als wäre es eine Forderung an die Jetztzeit. Eine Freiheit, die sich an keine Regeln bindet, die sich im Gegenteil die Freiheit nimmt alles herauszufordern: Jegliches System, jegliche Konvention, jegliches Recht. Denn diese Freiheit kennt kein Maß, als das Absolute durch fortwährende Entgrenzung herauszufordern. Nicht auf die Frauen zielt Don Giovanni, sondern auf das, wofür sie stehen. Er zielt auf die Abschaffung der Liebe. Ihre Rituale sind ihm lediglich Mittel zu einem viel größeren Zweck: Der Bloßstellung, der Demütigung, der Macht, der implizierten Gewalt, der Kommerzialisierung. Denn nur Macht ist wahre Macht. Die Macht über das Leben selbst und in einem letzten Experiment über den Tod. „Don Giovanni“ ist eine Oper der Entgrenzung. Die Ouvertüre nimmt musikalisch das Ende vornweg. Anfang und Ende, zwei Extreme, die - in einem Gedanken gedacht - sich selber aufheben und ein eigenes System erschaffen, das nach eigenen Regeln funktioniert. Ein Perpetuum mobile. Ein Kreislauf. Die Gesangsstudierenden der Hochschule für Musik und Theater Rostock bringen dieses Meisterwerk in einer neuen Inszenierung im April auf die Bühne des Katharinensaals. Begleitet werden sie vom Hochschulorchester un-

ter der Leitung von Florian Erdl. Regie führt Joseph Dieken. Ausstatterin ist Sabine Kohlstedt. Die Premieren finden am 9. und 10. April 2021 um jeweils 19.30 Uhr statt. Weitere Aufführungen folgen am 11. April um 15.00 Uhr und am 12. und 13. April um jeweils 19.30 Uhr. Zwei der Aufführungen werden via Livestream aus dem Katharinensaal in der Reihe „hmt on air!“ ­übertragen.

Jaehwan Shim in der Rolle des Don Giovanni Foto: Mirco Dalchow

Digitaler Hochschulinformationstag an der hmt Rostock Wenn der Schulabschluss in greifbarer Nähe liegt, ist die Frage nach dem „Wie geht es weiter?“ unmittelbar damit verbunden. Doch gerade dieses Jahr ist die Suche nach dem richtigen Studienplatz nicht ganz leicht. Da trifft es sich gut, wenn die Möglichkeit besteht, sich von Zuhause aus über den Wunschstudiengang zu informieren. Am Samstag, den 10. April 2021, findet an der Hochschule für Musik und Theater Rostock der Hochschulinformationstag statt, diesmal in ­digitaler Form. Vertreterinnen und Vertreter der hmt Rostock informieren Studieninteressierte bzw. Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern und Lehrer über die Studienmöglichkeiten in den Bereichen Musik, Lehramt Musik und Lehramt Theater (Darstellendes Spiel) sowie Pop- und Weltmusik mit Klassik, über den Diplomstudiengang Schauspiel und über die Zugangsvoraussetzungen, Inhalte und Strukturen. Zudem können individuelle Fragen gestellt werden. Auch die Young Academy Rostock - Internationales Zentrum für musikalische Frühförderung - wird sich präsentieren, und der Studierendenrat steht für Fragen zur Verfügung, die junge Menschen bewegen. Eine Übersicht über das gesamte Angebot ist auf der Website der hmt Rostock zu finden. Dort besteht auch die Möglichkeit zur Anmeldung. Mit der Anmeldung erhalten die Interessierten einen Zoom-Link zu den von ihnen ausgewählten Veranstaltungen. Meisterkurse des Rostocker Sommercampus laden zur Teilnahme ein Junge Nachwuchsmusikerinnen und -musiker und unterrichtende Künstlerpersönlichkeiten arbeiten intensiv auf höchstem Niveau an ihren Interpretationen, tauschen sich miteinander aus,


musizieren gemeinsam, hören einander zu und treten vor Publikum auf - auch mit Orchester. Alles das, was im letzten Jahr zu kurz gekommen ist, bietet die Hochschule für Musik und Theater Rostock in Kooperation mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern bei den 25. Internationalen Meisterkursen des Sommercampus Ende August 2021. Vom 19. bis 27. August 2021 stehen acht hochkarätig besetzte Kurse auf dem Programm des Rostocker Sommercampus. Die Teilnehmenden erhalten Unterricht bei den Meistern ihres Faches und haben die Möglichkeit solistisch mit der Norddeutschen Philharmonie Rostock unter der Leitung von Marcus Bosch zu proben und zu konzertieren. Jeder Meisterkurs gibt zudem eigene Kammermusikkonzerte. Die Meisterkurse werden von Anne Schwanewilms (Gesang), Piotr Szumieł (Viola), Maximilian Hornung (Violoncello), Sebastian Manz (Klarinette), Jens Bjørn-Larsen (Tuba), Cédric Pescia (Klavier), Herbert Schuch ­(Klavier) und Karola Theill (Liedgestaltung) erteilt. Die Hochschule für Musik und Theater Rostock, die ihren Sitz in einem einstigen Franziskanerkloster hat, ist bekannt für ihr inspirierendes und stimmungsvolles Ambiente und optimale Studien- und Aufführungsbedingungen. Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern als eines der größten Klassikfestivals dieser Art in Europa stellen den professionellen Rahmen für die Konzerte mit Spielorten im ganzen Bundesland. Der Sommercampus findet dieses Jahr zum 25. Mal statt und richtet sich an Musikstu-

Ausbildungen:

Fortbildungen Herbstdekade 2021:

· Mediationsausbildung ab 8.4., ab 13.9. und ab 24.9.

· 13.9.: Systemische Haltung: Ressourcen orientierung als Handlungsleitlinie

· Moderationsausbildung - Besprechungen moderieren ab 12.4. · Ausbildung systemisch transformative Therapie ab 18.8.

Fortbildungen Frühjahrsdekade 2021: · 27.4 u. 22.11.: Erfolgreiche Gesprächs führung in schwierigen und eskalierten Situationen, Tage 1 bis 2 · 28.4.: Visualisierung in Mediation, Therapie und Beratung mit Bildern, Gegenständen, Worten und Tönen · 29.4.: Systemische Haltung: Möglichkeits orientierung als Handlungsleitlinie · 30.4.: Systemisch Handeln: Training Erkennen und Verändern einschränkender Lebensregeln und Glaubenssätze · 3.5 u. 23.11.: Verhandlungstraining, Tage 1 bis 2 · 4.5.: Konstruktiv Feedback geben · 5.5., 1.6. u. 19.10. Führungsstärke-Training, Tage 1 bis 3 · 10.5.: Bedürftigkeit oder Traumatisierung Entstehung, Unterscheidung, Wirkung, Verbesserung · 11.5.: Systemische Haltung: Bedürfnis orientierung als Handlungsleitlinie

· 14.9.: Systemisch Handeln: Training Selbst bildstärkung und Selbstvertrauen · 15.9.: Kreativitätstechniken - neue Lösungen finden · 16.9.: Deeskalation - Theorie und Praxis der Konfliktbewältigung · 17.9.: Versöhnung ermöglichen · 20.9. u. 21.9.: Beschwerdemanagement, Tage 1 bis 2 · 22.9.: Trennungsphasen und Trauerphasen in Mediation, Therapie und Beratung · 23.9.: Provokative Interventionen in Mediation, Therapie und Beratung · 27.9.: Systemische Haltung: Wirklichkeits orientierung als Handlungsleitlinie · 28.9.: Systemisch Handeln: Training systemischer Fragen und Interventionen · 29.9.: Stress-Prävention · 30.9.: Burnout-Prävention Die Termine für die regelmäßigen Informationsabende zur Mediation (mit Informationen zur Mediationsausbildung) und zur Problemlösung (mit Informationen zur Therapieausbildung und zur Moderationsausbildung) erfahren Sie auf

www.mediationsstelle-rostock.de oder unter 0381-20389906.

· 12.5.: Systemisch Handeln: Training Bedürfnisse erkennen, erfragen, formulieren und ein Werkzeug

Nikolaikirche Rostock (Programm-Auszug)

In der Nikolaikirche dürfen im Moment nur Gottesdienste stattfinden. Der nächste Gottesdienst der Innenstadtgemeinde Rostock ist für den 4. April, Ostersonntag, geplant. Es ist ein Familiengottesdienst der Ev. Luth. Innenstadtgemeinde Rostock mit Pastorin Lange Am 18. Juli um 18.00 Uhr planen die Festspiele MV in der Nikolaikirche ein Konzert mit dem Dresdner Kreuzchor.

Der OSTPOST-Dreier Solist im Sommercampuskonzert Foto: Mirco Dalchow

dierende aus aller Welt und an junge ­Talente, die sich auf ein Musikstudium vorbereiten möchten. Er zeichnet sich durch die optimale Verbindung aus Kursarbeit, Orchesterpraxis für Solisten und Konzerten aus. Interessiertes Publikum ist herzlich willkommen, bei den Meisterkursen und Proben zu hospitieren und die tägliche künstlerische Arbeit mitzuerleben.

www.hmt-rostock.de

Drei OSTPOST-Ausgaben, die Nummern 39, 40 und 41 können Sie per Telefon unter 0381-1274931 für 5 Euro bestellen und im Geschenkeladen Rosenrot, Lange Str. 5, abholen. Die neueste Ausgabe Nr. 42 ist dort auch erhältlich.



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