VÖS 3/2020

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PRRS – Erfahrungen aus der Ferkelvermittlung Die Virus-Erkrankung PRRS (Porzines Reproduktives Respiratorisches Syndrom) hat in den letzten Jahren zu teils hohen Verlusten bei Ferkelproduzenten und Mästern geführt. Dazu möchten wir Ihnen einige praktische Erfahrungen der letzten Zeit näherbringen, und ein paar Tipps aus erfolgreichen Betrieben geben. Hans-Peter Bäck Koordinator Ferkelausschuss ©Styriabrid

PRRS-Schutzimpfung Sauen Diese Vorgangsweise wurde zuerst in den organisierten Betrieben in Deutschland gewählt und so wurden die Ferkelproduzenten zum Teil auch zur PRRS-Impfung verpflichtet. Ein Nebeneffekt der Sauenimpfung ist allerdings die Ausscheidung von Impfviren, da es sich bei den eingesetzten Impfstoffen fast immer um Lebendimpfstoffe handelt. So sind geimpfte Tiere eine Zeit lang Ausscheider, und es ist in den wenigsten Fällen sicherzustellen, dass zwischen den Produktionsstufen hohe Biosicherheitsmaßnahmen gesetzt werden, um das Verschleppungsrisiko hintanzuhalten. In der Konsequenz wurden also immer mehr PRRSV-positive Tiere in der Aufzucht beobachtet. Je nach Betriebssituation setzte sich auch immer mehr die Ferkelimpfung gegen PRRS durch, da dies einerseits von Vermarktern gefordert wurde, aber auch besonders in den schweinedichten Regionen häufiger PRRSV-Infektionen mit Feldviren auftraten, so dass die Ferkel ebenfalls aktiv gegen PRRS geschützt werden mussten.

Unregelmäßiges Impfschema

Verhalten bei PRRS-Einbruches

Aus der Praxis sind Fälle bekannt geworden, bei denen Betriebe nur unregelmäßig PRRSSchutzimpfungen durchgeführt haben. So impften manche die Ferkel nur in der kalten Jahreszeit, andere wieder nur die Ferkel, die sie über die Vermittlung verkauften. In der Regel endeten solche „Versuche“ in einem Desaster (produktionstechnisch und vor allem finanziell). Wir raten im eigenen Interesse dringendst von dieser Praxis ab. Oft wird in diesem Zusammenhang über die Wirksamkeit von verschiedenen Impfstoffen diskutiert, was aber sicher nicht zielführend ist. Jeder Impfstoff, der korrekt angewandt wird, ist wirksam. Vielfach ist es die Regel, dass diagnostische Maßnahmen (Blutproben) nur im Anlassfall, also bei akuten Geschehen, getätigt werden. Der Trend in der modernen Bestandsführung geht aber ganz deutlich zu einem regelmäßigen Screening, um ein Geschehen im Bestand besser darstellen zu können und rechtzeitig reagieren zu können. Bei einer Akutdiagnostik ist man oft mit einer Vielzahl an Erregern konfrontiert, die es sehr schwierig machen, die richtigen Schritte zu setzen. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Betriebe mit regelmäßigen Screening-Maßnahmen stabiler in der Produktion sind, und deutlich weniger Medikationsaufwendungen haben. Die Screeningkosten spielen dabei in Relation zum Erfolg keine Rolle.

Vermehrt treten PRRS-Einbrüche in Zeiten mit starken Temperaturschwankungen auf (Frühjahr und Herbst). Vermehrte Aborte ab dem 110 Trächtigkeitstag, mumifizierte Föten und lebensschwache Ferkel, steigende Saugferkelverluste und vor allem Probleme mit Umrauschern sind starke Anzeichen, dass sich im Bestand etwas tut. Kontaktieren Sie im eigenen Interesse umgehend Ihren Betreuungstierarzt und leiten Sie diagnostische Schritte (Blutproben) ein. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Impfmaßnahmen bei PRRS-Ausbrüchen nicht sofort eine vollständige Beseitigung der Probleme bewirken. Es braucht seine Zeit bis ein Betrieb wieder stabil wird. Auch hier kommt regelmäßigen Screening-Maßnahmen wieder eine hohe Bedeutung zu. Je früher man ein sich entwickelndes Geschehen erkennt, desto besser kann man dieses bewältigen. Informationen bezüglich des Gesundheitsstatus sind für die Ferkelvermittlung oder bei Direktbezug für den Abnehmer von großer Bedeutung, um Schadensfälle möglichst zu vermeiden. Scheuen Sie sich bitte nicht davor, mit der Vermittlung Kontakt aufzunehmen, falls Sie einen Krankheitseinbruch haben. Es gibt für jedes Problem eine Lösung - offene Kommunikation schafft immer Vertrauen und reduziert Schäden.

Ferkelmarkt

Entwicklung der Ferkelpreise in Österreich von 2017 bis 2020. Quelle: Bäck 10 | Ferkelmarkt | 3-2020

Die Coronakrise hat für die Schweineproduzenten wenig Erfreuliches gebracht, und die Hoffnung auf ein hervorragendes Jahr einigermaßen gedämpft. Zum Glück blieb man in Österreich von so katastrophalen Marktstörungen wie in Deutschland, wo durch den Wegfall von Schlachtkapazitäten auch die dortige Ferkelvermarktung massiv beeinträchtigt wurde, bisher verschont. So wurden die für die Ferkelvermittlung mengenmäßig kritischen Monate ab Mai ungewöhnlich reibungslos bewältigt. Eine Prognose für das letzte Jahresdrittel ist nicht seriös zu tätigen, es bleibt aber zu hoffen das auch in der Schweinemast die Margen wieder auf ein vernünftiges Niveau kommen.


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