VÖS-Magazin 4/2019

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CO2 Bilanz – Klimaschutz In einem Sonderbericht des Weltklimarates wurde festgestellt, dass die Land- und Forstwirtschaft weltweit für 23% der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich sei. Die Tierhaltung steht dabei besonders im Fokus. Klimaschonende Maßnahmen zu setzen ist mit Sicherheit eine der wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen. Eines muss jedoch festgehalten werden: In Österreich ist der Landwirtschaft nur 10% der Emissionen zuzurechnen, 90% kommen von anderen Sektoren, wobei mit 45% die Energiewirtschaft und Industrie und mit 30% Verkehr und Mobilität die größten Verursacher sind. Die beinahe flächendeckende Teilnahme an ÖPUL-Programmen und Kreislaufwirtschaft haben den Humusaufbau unserer Böden unterstützt und somit die Kohlenstoffspeicherung verbessert. 1 Hektar Mais bindet 48 Tonnen CO2 und liefert 36 Tonnen Sauerstoff. Heimisches Schweinefleisch wird laut zweier Studien (BOKU 2011, Leip 2010) klimaschonend hergestellt und verursacht mit rund 4,95 kg CO2-Aäquivalent je kg Frischfleisch nur etwa halb so viel Emissionen, als ausländische Produktionen. Auch das Tierwohl ist eine wichtige Anforderung, die in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert hat. Zu beachten ist, dass besonders tierfreundliche Haltungssyste-

© Straßmayr

wird. Bevor Eingriffe, wie das Schwanzkupieren, vorgenommen werden, sind alle anderen Maßnahmen zu treffen, die ein mögliches Schwanz- und Ohrenbeißen vermeiden. Die EU-Mitgliedsstaaten haben nun Aktionspläne zu erarbeiten. In Anlehnung an Deutschland wird es notwendig werden, am Schweinebetrieb eine Risikoanalyse durchzuführen und entsprechende Dokumentationen zu führen. Das zuständige Gesundheitsministerium erstellt derzeit mit der Branche entsprechende Umsetzungspläne.

me, die den Tieren viel Platz und Auslauf bieten, auch höhere Emissionen verursachen können – Zielkonflikte sind hier also vorprogrammiert. Aktiver Klimaschutz heißt daher: Regionale Produkte forcieren, kurze Transportwege und die Eigenversorgung mit heimischen Lebensmitteln sicherstellen!

Lebensmittelkennzeichnung Mehr Transparenz und eine bessere Herkunftskennzeichnung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um die geforderten Klimaziele zu erreichen. Mit dem AMA Gütesiegel als einzig staatlich anerkanntes Gütezeichen haben wir gute Voraussetzungen, künftig noch deutlicher unsere hohen Standards und Haltungsformen abzubilden. Irreführende Kennzeichnungen, bei denen oft nur schwer die tatsächliche Herkunft der Primärrohstoffe erkennbar ist, darf es künftig nicht mehr geben. Im Lebensmittel- und Verbraucherschutzgesetz sind hier noch eindeutigere Kriterien und Regelungen vorzugeben, um die Konsumenten vor Täuschung zu schützen. Die Menschen wollen wissen, wo die Lebensmittel herkommen, daher ist es naheliegend, auch in der Gastronomie, Großküchen und Hotellerie eine klare Kennzeichnung einzuführen. Die Schweiz zeigt uns, dass eine Kennzeichnung im Außerhauskonsum möglich ist. Die aktuelle Klimadiskussion ist auch für die Landwirtschaft eine große Herausforderung und verlangt innovative Konzepte, Diversifizierung und ein Festhalten an einer umweltgerechten Wirtschaftsweise. Die Eigenversorgung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln muss dabei das wichtigste und ein strategisches Ziel sein, und wird auch Chancen und Perspektiven für die bäuerlichen Familienbetriebe bringen.

Anteil der Sektoren an den Treibhausgas-Emissionen 2017. Quelle: Umweltbundesamt

Maria Straßmayr VÖS-Geschäftsführerin

Auswertung der Antibiotika-Abgabedaten Anfang September erreichte viele Schweinehalter (TGD-Mitglieder) eine Zustimmungserklärung bzgl. einer Auswertung zu den vom Tierarzt an den Landwirt abgegebenen Antibiotika-Mengen. Diese Auswertung ist eine einfache Möglichkeit, seine Antibiotika-Mengen kompakt zusammengefasst dargestellt zu bekommen und gleichzeitig zu sehen „wo stehe ich mit meinem Betrieb, im Vergleich zu anderen“. Darüber haben wir bereits berichtet. Auf Basis der Veterinär-Antibiotika-Mengenströme-Verordnung (2014) wird der Vertrieb an tierärztliche Hausapotheken und die Abgabe von Antibiotika an landwirtschaftliche Betriebe erfasst. Auswertungen dieser Erfassung werden jährlich von der AGES erstellt und in einem Bericht an das BMASGK veröffentlicht (www.ages.at). Einzelne Landwirte können aus diesen Auswertungen keine Rückschlüsse für die eigenen Betriebe ziehen. Es sind jedoch Daten zu den bezogenen Antibiotikamengen auf den einzelnen Betrieb vorhanden. Um diese, seit bereits 3 Jahren vorhandenen Daten, auch für den Schweinehalter nutzbar zu machen, hat sich der TGD in enger Abstimmung mit dem VÖS dafür eingesetzt, diese Auswertungen zur Verfügung zu stellen. Dank der Unterstützung des Gesundheitsministeriums ist dies nun möglich. Durch die Darstellung der Antibiotika Abgabedaten des eigenen Betriebes im Vergleich zu anderen Betrieben können Optimierungsschritte folgen. Sprechen Sie auch mit ihrem Tierarzt oder der Erzeugerorganisation darüber. Weiters kann jeder einzelne Betrieb nun nachvollzeihen, welche Daten vom Tierarzt zur AGES gemeldet wurden. An dieser Stelle kann ich nur an Sie appellieren: Lassen Sie sich Ihre Auswertung erstellen!

4 2019 | Kommentar | 5


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