VÖS-Magazin 4/2019

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Nur etwa 12% der teilnehmenden Schweinehalter gaben persönliche Gründe dafür an, Biosicherheitsmaßnahmen nicht umzusetzen. Ein Grund dafür könnten familiäre oder betriebliche Traditionen sein, die bekanntlich schwer abzulegen sind. Hier wäre Aufklärung sicherlich hilfreich, um skeptische Familienmitglieder von den biosicherheitsbedingten Veränderungen zu überzeugen und diesen Hinderungsgrund dadurch abzuschwächen. Sehr positiv und erfreulich ist das Ergebnis, dass nur wenige Teilnehmer angaben, bestimmte Biosicherheitsmaßnahmen aufgrund von mangelndem Wissen nicht umzusetzen.

Persönliche Einschätzungen der Teilnehmer Den meisten leuchtet ein, dass Biosicherheit grundsätzlich notwendig ist. Denn es ist bekanntlich zu spät, erst dann einzugreifen, wenn der Bestand von einer Seuche oder Krankheit befallen ist. Den meisten Teilnehmern scheint klar zu sein, dass sie ihren Bestand gesund halten und deshalb präventive Maßnahmen ergreifen müssen. Ein Teilnehmer der Umfrage bezweifelte dies jedoch und vermutete, dass es Betriebe geben könnte, bei denen erst Maßnahmen ergriffen würden, wenn ein Problem auftritt: „Biosicherheit wird generell unterschätzt. Die Meisten machen sich erst Gedanken darüber, wenn es mal Probleme mit der Gesundheit der Tiere gibt.“ Trotzdem zeigte sich bei der Umfrage, dass die Bedeutung der Biosicherheit

bekannt ist und sich die Schweinehalter mit diesem Thema auseinandersetzen. Der Großteil gab an, sich ausreichend bis sehr gut über Biosicherheit informiert zu fühlen. Das ist eine gute Grundlage, um die Biosicherheit in Österreich durch mehr Informationen weiter zu verbessern. Allerdings bleiben Mängel bei der Biosicherheit ein Thema, dem allein mit Informationen nicht beizukommen ist. Denn die Hälfte der Teilnehmer schätzte den Aufwand für die Umsetzung weiterer Biosicherheitsmaßnahmen hoch oder sogar sehr hoch ein. Dies ist vermutlich wieder auf die baulichen und finanziellen Hinderungsgründe zurückzuführen. Deutlich wird dieser Zusammenhang außerdem in den Antworten bezüglich der Motivation, mehr Biosicherheitsmaßnahmen umzusetzen. Knapp 70% der Teilnehmer antworteten damit, dass sie durch direkte finanzielle Unterstützung oder bessere Aufklärung über den wirtschaftlichen Nutzen von Biosicherheitsmaßnahmen motiviert werden könnten, weitere Biosicherheitsmaßnahmen umzusetzen. „Eine umfangreiche, kostengünstige Beratung, die für den eigenen Betrieb zugeschnitten ist, wäre wünschenswert. Es darf aber nicht verpflichtend sein. Durch die steigende Größe der Betriebe, muss der Landwirt sowieso mehr darauf achten, da sonst der wirtschaftliche Schaden zu groß ist.“

Fazit Trotz einer guten Informationslage ist es nur dann möglich etwas zu verbessern, wenn klar ist, was genau die Umsetzung

von Biosicherheitsmaßnahmen verhindert. Im Moment ist der Druck auf Landwirte oft sehr hoch und es wird fachlich viel von ihnen erwartet. Neben Biosicherheit haben diese auch viele andere Aufgaben, wie beispielsweise den Pestizideinsatz oder mangelnde Biodiversität in der Landwirtschaft zu verbessern. Es handelt sich dabei um Herausforderungen, welche die ganze Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten betrifft. Um die Situation der Landwirte im Allgemeinen zu verbessern, sollte konstruktiv und gemeinsam an Lösungen gearbeitet werden. Diese sollten dann sinnvoll und nachhaltig, im Einklang mit den individuellen Situationen der Landwirte umgesetzt werden. Zur Verbesserung der Situation benötigen die Schweinehalter in erster Linie Unterstützung. Landwirte müssen ohne Druck motiviert werden, mehr Biosicherheitsmaßnahmen umzusetzen. Unbedachte, übereilte und unfaire Vorschriften vom Staat sollten weiterhin vermieden werden. Ansonsten könnte dies nur zur Frustration der Landwirte führen und wäre damit wenig zielführend. Um den Zustand nachhaltig zu verbessern, sollte eine Kombination von gezielter Beratung, finanzieller Unterstützung und einem fairen Kontrollsystem eingeführt werden. Und um dann nochmal zu überprüfen, ob sich der Status quo in Bezug auf die Umsetzung von Biosicherheitsmaßnahmen verändert, wäre eine erneute Umfrage in zeitlich sinnvollem Abstand und mit den gleichen oder sehr ähnlichen Fragen hilfreich.

Abbildung 2: Verteilung der Antworten zu der Frage, wie gut die Umsetzung von Biosicherheitsmaßnahmen zur Vorbeugung von Erkrankungen am eigenen Betrieb funktioniert. Angaben in Anzahl gegebener Antworten und Prozent. Anzahl der angegebenen Antworten n=156. Quelle: Bauer / Epperlein

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