Geschichte der Pfarrei und Schule Oberegg

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(1) Um die Leser unseres Blattes, das bereits den 6. Jahr­ gang begonnen, zur alten Treue gegen den Bergjungen6 zu bewegen, wird dieses Jahr eine Artikelserie folgen über die Pfarrgemeinde Oberegg und zwar 1. über die Vorvergan­ genheit, 2. über die Entstehung, 3. über die Entwicklung und 4. über den jetzigen Bestand der Pfarrei. Der Verfasser dieser geschichtlichen Studie möchte freilich damit nicht Anspruch auf etwas Vollständiges und Vollkommenes erheben, weil Zeit und Geschichtsmaterial ihn nur an Auszüge binden. Dennoch hofft er, damit allen Bewohnern und Bürgern des Bezirkes Oberegg eine Freude zu bereiten.

Gegend und Lage der Pfarrgemeinde Oberegg

6 Gemeint ist der «Oberegger Anzeiger», der in diesen Jahren ironisch als «Berg­ junge» bezeichnet wurde. Die Erst­ausgabe erschien am 17. Dezember 1909. 7 Hochwürdig(st)er Herr: ge­bräuch­liche, auch schriftlich verwendete Anrede für Pfarrer. 8 Franz Kessler (1832 – 1889), von

Tschagguns (A): Pfarrer in Oberegg 1864 – 1872. Der ge­nannte neunseitige Abriss der Pfarreigeschichte befindet sich im Pfarrarchiv unter der Signatur U 45/1.

Wie eine liebliche Insel, so schrieb H.H.7 Pfarrer Kessler, in einem grossen See, so liegt die dem Kanton Appenzell In­ nerrhoden angehörende, aber von den Kantonen Ausser­ rhoden und St. Gallen umgebene Pfarrei Oberegg.8 Pracht­ volle Aussichtspunkte bieten dem naturfreundigen Auge die vielgestaltigen Hügel und Höhen unserer weitverzweig­ ten Berggemeinde. Fährt man mit dem Dampfross hinauf von Au nach Heerbrugg, sieht der Wanderer von weiter Bergeshöhe her­ ab eine Kirche herniederschauen, die wie eine Königin die sie umgebenden Bergketten beherrscht. Es ist die schön ge­ legene Pfarrkirche von Oberegg. Freundlich ladet sie die in der Talhitze schmachtenden Bewohner ein, hier in der wür­ zigen Bergesluft einige Stündchen Herz und Lunge aufs Neue zu erfrischen. Und wirklich folgen dieser Einladung im Sommer und Herbst auch hunderte und tausende von Kurgästen. Mag der Aufstieg zum Berge auch manch fettlei­ bigem Schnarcher die Stirne mit Schweisstropfen benetzen, sobald er droben ist, ist er auch vollauf zufrieden. Eine herr­ liche Gegend, ein umfangreiches Panorama entfaltet sich seinem Auge, je höher er hinaufsteigt gegen St. Anton, ge­ gen Holzern, Bensol und Reutegg. Im Osten und Süden schaut eine riesige Alpenkette hinüber auf die kleinen, hei­ meligen Berghäuschen unserer Berggemeinde und ihrer wohlduftenden Alpenmatten. Von untenherauf grüsst ma­

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