style in progress 2/2019 – Deutsche Ausgabe

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M enschen f ü hren

SO LÄUFT’S

FÜHRUNGSKRAFT

Als Modeunternehmer ist man Multitasker, Problemlöser, Weltenbummler, Motivator, Prellbock, Visionär, Role Model, Buchhalter – und das alles am liebsten gleichzeitig. Die Zeiten sind fordernd, die Menschen und Beziehungen im Handel sind es auch. Trotzdem beispielhaft sein und bleiben – das ist die Herausforderung, die Führungskräfte meistern. Text: Martina Müllner-Seybold, Kay Alexander Plonka. Illustrationen: Claudia Meitert@Caroline Seidler

ES KOMMEN WIEDER GUTE ZEITEN

Belinda Selendi, Selendi Die Mode „Der liebe Gott hat mir unglaubliche Begeisterung und Passion für die Mode in die Wiege gelegt. Die ist auch 34 Jahre nachdem ich mein Geschäft eröffnet habe, ungebrochen. Ich schaue mit viel Optimismus in die Zukunft: Ich habe schon so viele Wellen und Phasen erlebt, dass ich mir sicher bin, dass auch der stationäre Handel wieder Aufwind erleben wird. Freilich, dafür muss man etwas tun, dafür muss man seine Stammkunden auf- und ausbauen, ohne Stammkunden ist man chancenlos. Wenn es im persönlichen Gespräch passt, versuche ich, bei den Stammkundinnen Bewusstsein zu schaffen: Für Qualität versus Fast Fashion, für den Einkauf vor Ort versus Onlinebestellung. Die Reaktionen sind positiv, die Kunden denken dann darüber nach. Wir Händler dürfen ruhig Haltung zeigen. Nicht mit dem Zeigefinger. Sondern indem wir unseren Wert deutlich machen. Den unmittelbaren Wert für die Kundin, die beraten wird, und den Wert für die Stadt, die durch uns attraktiv bleibt.“

RESPEKT UND OFFENHEIT

Bert Sterck, Fashion Consultant „Die aktuelle Situation im Modehandel ist aus diversen Gründen nicht einfach – doch darüber sollte man nie vergessen, wie viel Spaß diese Branche bereitet. Ich bin von einer großen Liebe zu diesem Metier, zu den Menschen, zur Kreativität, zu dem Schönen, mit dem wir spätestens alle zwei Saisons überhäuft werden, geprägt. Ich empfinde das als Geschenk! Dafür will ich mir sowohl die Offenheit als auch den Respekt erhalten. In einer Führungsposition finde ich wichtig, das Positive, das die Menschen auf der Fläche leisten, immer wieder hervorzuheben – denn sie leisten Großes, gerade im gehobenen Genre. Ein Kleid für 6.000 Euro springt nicht von selbst in die Tüte. Ich beobachte allerdings, dass diese reine Freude am Verkauf zunehmend verloren geht – unser Zeitgeist passt nicht zur Idee der Dienstleistung. Wenn man dieses tolle Kleid verkauft, muss man das als seinen persönlichen Erfolg verbuchen und nicht bedauern, dass es nicht im eigenen Kleiderschrank gelandet ist. Doch das fällt in einer Welt des ständigen Vergleichs und Zur-Schau-Stellens des eigenen Besitzes schwer.“

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