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Bewegung tut gut
DIENSTLEISTUNGEN UND PROJEKTE, BREITENSPORT UND AUSBILDUNG
Endlich wieder bewegen und Sport treiben. Nach den Lockerungen im Frühling 2021 hatten viele ein grosses Nachholbedürfnis an körperlicher Aktivität und gemeinsamen Erlebnissen.
Von Roger Getzmann, Bereichsleiter RSS (Autor: Thomas Hurni)
Die Fachbereiche Breitensport und Ausbildung warteten im vergangenen Jahr mit Neuheiten und Altbewährtem auf.
Breitensport
Die Skikurse im Sörenberg waren durch die Schliessung der Transportanlagen im Kanton Luzern aufgrund allseits bekannten Gründen stark betroffen. In Zusammenarbeit mit den Skilehrern liessen wir uns jedoch nicht ausbremsen und verlegten die Kurse kurzerhand nach Schangnau in den Kanton Bern, wo die Bahnen uneingeschränkt in Betrieb waren. Ende Januar nahmen die Sörenberger Bergbahnen ihren Betrieb wieder auf, sodass die Kurse mit Einschränkungen (Restaurantschliessung) wieder stattfanden. Der Kursablauf wurde angepasst, damit das Skivergnügen ohne Restaurantbesuch und kurzer Mittagspause möglich war. Die Kurse in Airolo, St. Moritz und Wildhaus konnten wie geplant und mit maximaler Teilnehmerzahl durchgeführt werden. In der Romandie fanden alle Skikurse statt. Die Genugtuung, die Anlässe trotz zum Teil grossen Hindernissen durchführen zu können, war gross.
Langlauf zählt nach wie vor zu den Rennern im Winterprogramm des Breitensports. Auf den Loipen von Fiesch und Les Diablerets waren zwischen sechs und neun Rollstuhlsportler*innen mit ihren Leiter*innen und Helfern unterwegs.
Erfolgreicher Pilot
Im Frühsommer startete wir mit einem neuen Angebot. Wir beabsichtigten, die Schnuppertage nach Sportarten zu bündeln und in der Süd- und Westschweiz anzubieten. Daraus entstand in Tenero ein «Ableger» des beliebten Sportcamps «move on». Diese Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit den Rollstuhlclubs InSuperAbili und Gruppo Paraplegici Ticino (GPT) Ende Juni mit 22 Teilnehmenden und mit grossem Erfolg statt. Aus allen Sprachregionen waren Rollstuhlfahrer*innen angereist. Mit einer ähnlichen Struktur wie am Sportcamp «move on» in Nottwil konnten die Teilnehmenden verschiedene Sportarten an Land und zu Wasser ausprobieren. Dieser Pilotversuch soll wegweisend sein für ein «move on» in Yverdon, das für 2022 in Planung ist. Das «move on» in Nottwil, das in der zweiten Oktoberwoche über die Bühne ging, verzeichnete mit 35 Personen wiederholt einen Teilnehmerrekord. Die Auswahl von 17 Sportarten, die ausprobiert werden konnten, kompetente Leiter*innen sowie die Topinfrastruktur im Schweizer ParaplegikerZentrum sind wohl die Hauptgründe für diesen wiederholt grossen Zulauf.
Für die Kinder standen wiederum die Kids Days im Tessin (6 Kinder) sowie das Kids Camp in Nottwil (12 Kinder) auf dem Programm. Die Kids Day in der Westschweiz mussten aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Neben den etablierten Ateliers Reiten, Spiele und Kids Camp-Song, durften sich die Kinder an 100
Kilogramm Legosteinen austoben und sich ihrer Kreativität hingeben. So mancher Elternteil liess sich vom Spielfieber anstecken und war kaum mehr von den Legosteinen wegzubringen. Die Freude an der Bewegung und an der ungewzungenen Gesellschaft war deutlich zu spüren.
Im Sommer führten wir erfolgreich Schnupperkurse durch und luden zum Moutainbiken nach Conthey VS, zum Wasserski fahren nach Mols SG und zum Segeln nach Prangins VD.
Giro Suisse
Nach der erfolgreichen Premiere zum Jubiläum der SPV ging der Giro Suisse in die zweite Runde. Führte die erste Austragung noch durch die ganze Schweiz, entdeckten die Teilnehmenden Ende August 2021 von Nottwil aus in sechs Etappen die Ostschweiz. Der Startzeitpunkt fiel auf die Eröffnungsfeier der Paralympischen Spiele in Tokio. Der Anlass hat viele Breitensportler*innen aufs Neue für die inklusive Tour begeistert, sodass die Hälfte der Etappen mit je 24 Personen ausgebucht waren. Die weiteren Teilstrecken kamen nahe an die maximale Anzahl Teilnehmende. Während dieser sechs Tage jagte ein Highlight das nächste. So war der Tross am Fernsehen dabei, als Marcel Hug seine erste Goldmedaille in Tokio gewann und es gab eine Live-Schaltung ins Headquarter des Schweizer Paralympic-Teams. Am Bodensee räumten zudem im Rahmen des SlowUps Bodensee die Autos die Strasse und die Teilnehmenden hatten freie Fahrt.

Rollstuhlclubs
Nach dem Lockdown zu Jahresbeginn fuhren auch die Rollstuhlclubs ihre Trainingsaktivitäten wieder hoch. Die Sportkoordinatoren von RSS nahmen die Gelegenheiten wahr und besuchten insgesamt 19 Trainings in den Clubs. Diese Besuche sind wertvoll für den Austausch zwischen Clubs und dem Verband.
Um diesen Austausch zu intensivieren, rief 2019 die SPV die Benevol Awards ins Leben. Geehrt wird freiwilliges Engagement im Rollstuhlclub, dies über den Sport hinaus. Aufgrund der pandemischen Lage hat die SPV die Awards den Gewinnerinnen und Gewinnern individuell überreicht. In den kommenden Jahren soll die Übergabe der Awards im Rahmen des Zentralfestes stattfinden.
Aus- und Weiterbildung
Im März führten wir das Basis- und Praxismodul zum ersten Mal auf virtuellem Weg durch. Obwohl nur über Bildschirme miteinander verbunden, gaben die Teilnehmenden dieser neuartigen Durchführung gute bis sehr gute Noten, was die Ausbildungskommission für die Zukunft bestärkt, auch in der Aus- und Weiterbildung Schritte in Richtung Digitalisierung zu gehen. Die weiteren Basis- und Praxismodule im Juni (in französischer Sprache) und im November fanden dann wieder im Präsenzunterricht statt, was von allen Beteiligten sehr geschätzt wurde.
Giro Suisse in sechs Etappen in die Ostschweiz
Regulär konnte die esa (Erwachsenensport)-Fachausbildung und der Einführungskurs in der Sporthalle des SPZ umgesetzt werden. Die im 2020 ausgefallenen Termine wurden im November und Dezember 2021 nachgeholt. Das löste zum einen den «Ausbildungsstau», verursachte aber im Gegenzug einen immensen Aufwand für das Expertenteam der SPV. Zum ersten Mal wurden alle vier Module der Ausbildungsstufe 3 von Rollstuhlsport Schweiz in einem Jahr durchgeführt. Die Anzahl Teilnehmerinnen und Teilnehmer war mit 8 bis 12 Personen mittelmässig. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigen hingegen ein sehr erfreuliches Bild. Die Ausbildungen sind praxis- und bedürfnisorientiert und bereiten die Leiterinnen und Leiter für ihre Aufgaben in den Rollstuhlclubs optimal vor.
Die interdisziplinären Module «Sport+Handicap» von Jugend+Sport in Zusammenarbeit mit den Behindertensportverbänden und den Sportämtern der Kantone begeistern immer wieder und verbreiten die wichtigen Themen der «Gleichstellung» und «Teilhabe» im Schweizer Sportsystem, sodass immer mehr Rollstuhlsportler*innen auch in Fussgänger-Verbänden Sportangebote finden, an denen sie ohne Barrieren teilnehmen können.