
8 minute read
Schritte zurück zur Normalität
DIENSTLEISTUNGEN UND PROJEKTE, LEISTUNGSSPORT
Schritte zurück in die Normalität
Die lange Durststrecke ohne internationale Wettkämpfe fand ihr Ende. Endlich war es den Athletinnen und Athleten wieder vergönnt, ihre Form im direkten Kräftemessen mit der Konkurrenz zu prüfen.
Von Roger Getzmann, Bereichsleiter RSS (Autoren: Andreas Heiniger und Marco Bruni)
Grosse Freude und Erleichterung machte sich breit, als neben den Trainings auch die langersehnten Wettkämpfe wieder möglich waren. Nottwil und Arbon konnten mit der Organisation der «ParAthletics» und «Weltklasse am See» international ein erstes Ausrufezeichen setzen. Toll, dass weitere Veranstalter dem Beispiel trotz erschwerten Bedingungen gefolgt sind. Es war höchste Zeit, den Athlet*innen wieder eine Perspektive zu geben, um sich gezielt auf die bevorstehenden Saisonhöhepunkte vorzubereiten.
Badminton
Karin Suter-Erath und Cynthia Mathez konnten ihre gute Ausgangslage im Ranking festigen und sich für das Damen-Doppel an den Paralympics in Tokio qualifizieren. Als neuer Nationaltrainer hat Marc Lutz zusammen mit den persönlichen Trainer*innen grossen Anteil am vierten Schlussrang im Doppel sowie an den guten individuellen Resultaten im Einzel. Auch die Technische Kommission (TK) bewies mit Projekten Weitsicht und schaute zufrieden auf die gelungene Umsetzung der Saisonschwerpunkte zurück. Karin Suter-Erath verabschiedete sich nach den Paralympics vom Spitzensport. Mit ihr trat eine grosse Figur des
Rollstuhl-Badminton zurück. Junge
Athlet*innen sind in den Startlöchern, um in ihre Fussstapfen zu treten.
Basketball
Die Meisterschaft musste bereits Ende Dezember 2020 aufgrund allseits bekannten Gründen abgebrochen werden. Die Saison 2020/21 ging also ohne Schweizer Meister und Cupsieger zu Ende. Auch die Euroleague fiel dem Coronavirus zum Opfer. Highlight des Jahres war sicherlich die A-EM in Madrid im Dezember. Das Schweizer Team erreichte den zehnten Rang und sicherte sich dank einer starken Leistung gegen das Team aus Litauen den Klassenerhalt.
Bob
Höhepunkt war der kometenhafte Aufstieg von Jonas Frei mit seinem Sieg an der Heim-WM in St. Moritz Ende Februar. Christopher Stewart rundete das Bild mit einer Bronzemedaille an der EM und dem zweiten Rang in der Gesamtwertung ab. Leider ist Bob nicht wie angestrebt für 2026 ins paralympische Programm aufgenommen worden.
Bogenschiessen
Die Kooperation mit Swiss Archery zeigte Früchte. Die monatlichen Trainingszusammenzüge haben zu zwei vielversprechenden Neuzugängen geführt. Gesundheitsbedingt musste Martin Imboden seine Karriere beenden. Er wird künftig Sportschiessen betreiben.
Curling
Mit der Silbermedaille an der B-WM in Lohja (FIN) schaffte das Schweizer Team den Wiederaufstieg in die A-Liga und damit die Qualifikation für die Paralympics 2022 in Peking. Dieselbe Wettkampfstätte diente im Herbst als Austragungsort der A-WM und
als Test-Event für die Paralympics. Leider wurden die Leistungen aus dem Frühjahr nicht bestätigt und der erneute Abstieg in die B-Liga zur Tatsache. In den Mixed-Doubles findet 2022 die erste WM statt. Zudem wird die Disziplin 2026 in Mailand/Cortina d'Ampezzo neu ins paralympische Programm aufgenommen. Die TK trägt der Entwicklung Rechnung, fördert die Disziplin und freut sich darauf, ein kompetitives Team an die WM zu entsenden. neun Medaillen gewannen. An der WM sorgten vier Schweizer Athlet*innen für Glanzlichter. Beim Strassenrennen freute sich Sandra Stöckli über die Silbermedaille, Fabian Recher und Silke Pan holten Bronze. Im Zeitfahren sicherte sich Sandra Graf Bronze.
Highlight der Wettkampfsaison waren die Paralympics in Tokio. Das Schweizer Para-cycling-Team reiste mit fünf Handbiker*innen an und kehrte dank Heinz Freis starker Leistung im Strassenrennen mit einer Silbermedaille heim. Im Anschluss an die Spiele erklärten Sandra Graf, Tobias Fankhauser und Silke Pan ihren Rücktritt.
Leichtathletik
Die OKs der «ParAthletics» in Nottwil und der «Weltklasse am See» in Arbon wagten mit ihren Events im Mai den mutigen Schritt aus der Pandemie. Mit der Durchführung der sechs Wettkampftage in der Schweiz und der EM Anfang Juni in Bydgoszcz (PL) boten sich den Athlet*innen gute Plattformen, sich nach langer Durststrecke wieder international zu messen.

Fechten Breitensportangebot ausgebaut
Fechten
Im 2021 wurde die Swiss Para Fencing Kommission gegründet, bestehend aus drei Mitgliedern von Swiss Fencing und dem Sportartenmanager Fechten von RSS. Neben den Fechtclubs aus Baden und Bern haben sich auch die Clubs aus Lugano, Lausanne und Sion angeschlossen, um Fechten als Angebot des Breitensports zu entwickeln. Drei neue Athlet*innen konnten sich für ein Athletenfördergefäss qualifizieren. Fred De Oliveira hat am Weltcup in Pisa teilgenommen und Rang 13 von 20 erreicht.
Golf
Dank der geplanten Zusammenarbeit zwischen Swiss Golf, PluSport und RSS kann vorhandenes Wachstumspotential genutzt werden. Ein gemeinsames Schweizer Para-Team soll der Sportart auf nationaler Ebene Schub verleihen. Neben den beiden erfahrenen Golfern Urs Bucher und Pierre Massard trat der engagierte Walliser Patrick Maurin ins regionale Rampenlicht.

Handbike
Mit Michael Würmli wurde ein kompetenter und bestens gewappneter Nationaltrainer eingestellt. 2021 fand erstmals der nationale Handbike Cup statt, eine Schweizer Rennserie mit insgesamt neun attraktiven Rennen für Breiten- und Leistungssportler*innen. Ebenfalls erstmalig wurde eine Para-cycling EM durchgeführt, bei welcher unsere Handbiker*innen sogleich Neben der tollen Ausbeute von 14 Medaillen an der EM und 12 Medaillen an den Paralympics zeigt sich das Schweizer Team stolz und erfreut über den souveränen zweifachen Gewinn der Abbott World Marathon Majors Series, den Manuela Schär und Marcel Hug für sich verbuchen konnten. Zudem pulverisierte Marcel Hug neben dem Weltrekord über 1500m auch den Weltrekord im Marathon aus dem Jahr 1999 mit einer neuen Bestzeit von 1:17.47.
EM in Bydgoszcz Beat Bösch und Fabian Blum
Powerchair Hockey
Der Fokus der Aktivitäten lag dieses Jahr auf der Vorbereitung der Heim-WM 2022. Die monatlichen Kaderzusammenzüge in Nottwil sowie die wöchentlichen Stützpunkttrainings in Bern und Zürich sind die zentralen Pfeiler der sportlichen Vorbereitungen.
Erster Podestplatz Pascal Christen

Die Ligastruktur erfuhr mit der Aufteilung der B-Liga in zwei geographische Gruppen eine logistische Vereinfachung und damit auch eine Reduktion der Anzahl Teams pro Spieltag. Mit der Gründung des Teams «Swiss Selection» konnten Spieler*innen der Nachwuchsfördergefässe A-Liga-Luft schnuppern und ihren Erfahrungsschatz erweitern.
Rudern
Der Seeclub Sempach hat sich auch dieses Jahr wieder aktiv am Sportcamp «move on» beteiligt. In der Zwischenzeit hat Swiss Rowing Interesse für die Entwicklung von neuen Trainingsstandorten in der Schweiz gezeigt, analog zum Seeclub Sempach. Die Idee ist, ein zweites Ruder-Zentrum im Tessin zu realisieren.
Rugby
Mit dem Engagement von Selina Wittenwiler als Nachwuchsscout verfolgt die TK eine akzentuierte Athletengewinnung. Sportliches Highlight war dieses Jahr der Sieg an der B-EM in Warschau (PL) im Juli und damit der Wiederaufstieg in die höchste europäische Division. Die Ausrichtung der sportlichen Aktivitäten im zweiten Halbjahr lag auf der Vorbereitung der A-EM, die im Februar 2022 in Paris ausgetragen wird. Zudem zeigt sich, dass «Low Point Rugby» zu einem Fokusthema des internationalen Verbands geworden ist, dies auch mit Teilnahme an den World Games im Sommer 2022 (mit einer Schweizer Delegation).
Sportschiessen
Nicole Häusler und Stefan Amacker profitierten neben den offenen Trainings in Luzern und Kölliken von gezielter, individueller Unterstützung. Weitere Türen haben sich erfreulicherweise dank des Engagements von «Brünig Indoor» aufgetan. Der sportliche Höhepunkt des Jahres war der 13. Platz von Nicole Häusler an den Paralympics. Sie war damit beste Frau in ihrer Klasse.

Ski Alpin
Viele Rennen wurden abgesagt oder fanden unter restriktiven Schutzkonzepten statt. Von der Absage betroffen war auch die WM in Lillehammer (N), die nun im Januar 2022 als Warm-up für die Paralympics in Peking über die Bühne ging. Trotzdem konnten einige Rennen unter sehr guten Bedingungen durchgeführt werden (z.B. St. Moritz und Veysonnaz). Die WeltcupResultate von Murat Pelit und Pascal Christen waren durchzogen. Während sich Pascal Christen langsam
an die Weltspitze herantastete (erster Podestplatz), kämpfte Murat Pelit mit verschiedenen Problemen und fand nicht zu seiner Form.
Tennis
Im Jahr 2021 fanden in der Schweiz drei internationale Turniere, die Schweizer Indoor Meisterschaft sowie die Schweizer Meisterschaft statt. Im Mai verzichteten das Männer- und Damen-Team auf eine Teilnahme an der WTC Qualifikation in Portugal. Zu unsicher war die Pandemielage. Im August durfte Nalani Buob zum ersten Mal an den paralympischen Spielen teilnehmen. Trotz Niederlage im ersten Spiel gegen die starke Chinesin Zi Yi Wang waren die Athletin und die Nationaltrainerin Eva Stutzki mit der Leistung sehr zufrieden.
Tischtennis
Auf internationalem Parkett war die Schweiz einzig am Qualifikationsturnier in Lasko (SLO) vertreten. Mit ein bisschen Glück konnte Silvio Keller ins Teilnehmerfeld der Paralympics nachrücken. Aufgrund zweier Niederlagen schied er jedoch bereits in der Gruppenphase aus. Per Ende Jahr trat Philipp Zeugin als langjährig geschätzter Nationaltrainer zurück. Er übergab sein Amt an Fabrice Descloux.
Wasserski
Die EM in Agrinio (GR) galt für Christophe Fasel als Highlight der Saison 2021. Er gewann die Goldmedaille und den Europarekord in der Kategorie «Tricks» sowie die Silbermedaille im «Slalom». Erfreulich war auch die Tatsache, dass die EM der Behindertensportler und der Fussgänger zur selben Zeit und auf derselben Wettkampfstätte durchgeführt wurden. Die Unterstützung innerhalb des erweiterten Schweizer Teams war einzigartig.

WCMX
Leider konnte das Schweizer Team keine Wettkämpfe besuchen. Die WM wurde um ein Jahr verschoben. Das erste Jahr mit einem offiziellen WCMX-Team war aber trotzdem gewinnbringend. Regelmässige Trainings und ein WCMX-Clubangebot im Wallis wurden organisiert. Bulle hat den ersten WCMX-tauglichen Skatepark gebaut. WCMX wurde als Hauptsportart im Sportcamp «move on» rege besucht und erfreute sich grosser Beliebtheit.
Nationales Leistungszentrum für Rollstuhlsport
Das nationale Leistungszentrum unter der Leitung von Roger Getzmann und Dr. Phil Jungen besteht nun seit drei Jahren. Die Experten zogen eine Zwischenbilanz. Die Testing Days waren ein Erfolg, werden aber künftig individuell den Bedürfnissen der Sportarten und deren Athlet*innen angepasst. Eine engere Betreuung der Athlet*innen ist durch die Erweiterung des Expertenteams mit dem Athletiktrainer Marco von Ow möglich geworden, dies auch dank der Unterstützung der Spitzensportförderung der Schweizer Armee.
Ernährungswissenschaftlerin Joëlle Flück verlies das Leistungszentrum per Ende Jahr. Wilma Schmid trat ihre Nachfolge an. Sie ist in der Rollstuhlsport-Szene bereits aus früherer Tätigkeit im SPZ bekannt.
Athletenentwicklung
Das Projekt «FTEM Athletenweg & Rahmentrainingsplan» konnte abgeschlossen werden. Alle paralympischen Sportarten haben eine Sportartenanalyse durchgeführt. Anhand der Ergebnisse wurden Massnahmen definiert, welche in Form von Aufgaben und Projekten an die zuständigen Stellen verteilt wurden. Die Umsetzung liegt in der Verantwortung der Sportarten.
WCMX gewinnt an Beliebtheit
Spitzensportförderung Armee
Rollstuhlsport wurde per 2021 in die Spitzensportförderung der Armee aufgenommen. Drei Athleten aus den Sportarten Badminton, Basketball und Ski Alpin wurden per 1.1.2021 als Sportsoldaten remilitarisiert. Als Trainer standen Greg Chambaz (Ski), Fabian Amman (Sportwissenschaftler NLR) und Marco von Ow (Athletik NLR) für das Militär im Einsatz. Am 1. November startete die erste Spitzensport-Rekrutenschule mit Athlet*innen mit einer Körperbehinderung. Fabian Recher (Handbike) rückte für RSS ein, Elena Kratter (Leichtathletik) für PluSport. Im Frühling 2022 werden Felix Frohofer (Handbike, RSS) und Théo Gmür (Ski Alpin, PluSport) starten. RSS wird die Spitzensportförderung der Armee weiter ausbauen.