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Bismarck Neu Denken
A. Plakat
Plakat mit dem Gedichte „Lied des Türmers“und Symbolen der Gebiete ehemaliger Deutscher Besatzung mit dem Schwerpunkt kolonialer Vergangenheit aufgestellt im Park auf der Seite der Tanzenden Türme in Bismarck-Blickrichtung
B. Audioproduktion zum „Lied des Türmers in Zusammenarbeit mit einer ausgewählten Musikerin am Denkmal abspielbar
C. Hand-Folienset die diskutierte Varianten, Schwerpunkte, Lösungen aus dem Wettbewerb dauerhaft im Gebrauch der Schauenden sichtbar machen.
Lied des Türmer s
Zum Sehen geboren, Zum Schauen bestellt, Dem Turme geschworen, Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne, Ich seh in der Näh Den Mond und die Sterne, Den Wald und das Reh.
So seh ich in allen Die ewige Zier, Und wie mir’s gefallen, Gefall ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen, Was je ihr gesehn, Es sei, wie es wolle, Es war doch so schön!
Johann Wolfgang von Goethe, nach 1820
Erläuterungsbericht - TÜRMER
In der Auseinandersetzung mit der gestellten Aufgabe und seiner Komplexität stehen für mich folgende Themen im Vordergrund:
1. Die Herausforderung des friedlichen Zusammenlebens von Menschen auf der Erde, konkret im öffentlichen Raum.
2. Die Entscheidung zu Maßnahmen der Gesundheit, des Schutzes, der Bildung, der Ermutigung der Bevölkerung
3. Die Förderung und das Gedenken an Kräfte, die Punkt 1 bis 2 (in Hamburg ) zugetan sind bzw. waren.
Aus meinen erarbeiteten Schwerpunkten ergab sich die Überlegungen zum öffentlichen Raum. Es ist Grundlage der Demokratie, dass der öffentliche Raum geprägt ist von Entscheidungen von Mehrheiten. Dieser Raum ist beeinflusst durch geschichtliche Räume bzw. von Besitzverhältnissen.Besonders die Höhe von Hamburg, die Türme scheinen das zu verdeutlichen.
Idee/Empfehlung:
Öffnung der Aussichtsplattform auf den Tanzenden Türmen für alle Schichten somit die Ermöglichung die indiviudelle Innenschau und den Blick auf Geschichte, Landschaft, Hamburg im Sinne des Gedichtes aus dem Werk „Faust II“ Türmer von Johannes Wolfgang Goethe nach 1820 und damit den Eingriff vom öffentlichen in den privaten Raum

Die Existenz der Wände der Plattform legt eine
A. Arbeit mit dem Textes des Gedichtes „Lied des Türmers“ nahe ebenso eine Erfahrbarkeit mit zu erarbeitender
B. Audiokunst, eine Zusammenarbeit mit ausgewählten Musikern (des MSDocville und der Philharmonie) die auch am Denkmal abspielbar ist sowie die Möglichkeit verschiedener Folien vor das Denkmal zu halten
C. Hand-Folienset, die diskutierte Varianten, Schwerpunkte, Lösungen aus dem Wettbewerb dauerhaft im Gebrauch der Schauenden sichtbar machen. (Daraus könnte sich in der Erweiterung App/ein Buch für z.B. Kinder entwicklen, dass die unterschiedlichen Aspekte vorstellt. ) Des weiteren kann die Möglichkeit einer mit Musikern der angeleiteten lautlosen
D. Licht-Signalchoreografie in den Höhen der Kirchen-der Philharmonie eine Menschen verbindende analoge regelmäßig ritualisierte stattfindende Aktion sein, die sich virtuell mit Orten in Bezug zu Deutschland erweitern lassen, die sich ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Philharmonie und diverser Hamburger Festivals erarbeitbar wäre. Auch die Zusammenarbeit mit Schauspielerinnen ist denkbar
E Lesungen mit Texten von z.B. Wilhelm Lamszus (1881-1965 „Das Irrenahus“, Das Menschenschlachthaus“) erscheinen stark empfehlenswert.
Berater/-innen: Beitragsverfasser/-innen: Kerstin Weßlau
Beitrag: TÜRMER
A. Arbeit mit dem Text
Als aufgestellte Plakatwand mit dem Gedichtes
„Lied des Türmers“ und Symbolen aus den Gebieten Deutscher Besatzung mit dem Schwerpunkt kolonialer Vergangenheit aufgestellt im Park auf der Seite der Tanzenden Türme
B. Audiokunst
in Zusammenarbeit mit einer ausgewählten Musikerin die auch am Denkmal abspielbar ist
C. Hand-Folienset, die diskutierte Varianten, Schwerpunkte, Lösungen aus dem Wettbewerb dauerhaft im Gebrauch der Schauenden sichtbar machen.
Bismarck Neu Denken Beiträge mit sensiblen Inhalten
Beitragsverfasser/-innen:

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Das alte Denkmal bleibt unter der künstlerischen Intervention unverändert und unbeschädigt.


Wundervolle Wesen aus aller Welt bevölkern das Bismarck-Denkmal. Die gewaltige Sockelanlage wird humanistisch neu bespielt und bekommt kosmopolitischen, hohen Besuch.

Skulpturen aus der Sammlung des Hamburger Museums MARKK für Kulturen und Künste der Welt, werden 3D-gescannt, digital vergrößert und in recyceltem Hightech-Kunststo skulptural ausgefräst. Anschließend können die Original-Artefakte aus der Hamburger Sammlung – falls möglich und gewünscht – in die Ursprungsländer restituiert werden.
Deren vergrößerte Kopien dürfen jedoch am Bismarck-Denkmal weiter bestaunt werden. Die vielfältigen Gestalten werden in lockerer Anordnung den granitenen Koloss besiedeln – oder kolonialisieren, wenn man so will ;-) Und manch phantasievolle Erscheinung tanzt den Verkörperungen der deutschen Stämme und den Adlern nun buchstäblich auf der Nase herum. Die vielen Repräsentanten und Repräsentantinnen der Menschenvölker kultivieren mit ihrer bunten Diversität das rigide, phallische Standbild. Sein aufgepumpter, imperialistischer Pathos wird freundlich eingehegt durch das künstlerische Spiel mit den verschiedensten Kunstformen der Menschheit. Der einsame Reichsgründer wird zum lebendigen Weltbürger. Das Konzept könnte als ein laufender Prozeß angelegt sein, so dass im Laufe der Zeit immer mehr Figuren am Standbild auftauchen. Wie ein wachsendes Korallenri setzt das Denkmal Skulpturen aus allen Epochen und Kulturen an. Das alte Monument verwandelt sich so – langsam aber sicher – in ein zeitgemäßes Wahrzeichen, das dem Hamburger Selbstverständnis als Tor zur Welt wirklich entspricht.
In den Räumen des Sockelinneren wird dazu eine inspirierende Dauerausstellung mit Erklärungen zu den einzelnen Figuren und ihrer Herkunft zugänglich sein. Es könnten auch Wechselausstellungen dort statt nden, als Einladung für zeitgenössische Künstler, die aus den oben repräsentierten Kulturen stammen. Dieser Ereignisraum soll einen positiven Zugang zu den vielen unterschiedlichen Ausdrucksformen unserer Welt erö nen und lebendige, zugewandte Neugier auf das so vielfältige und doch gemeinsame kulturelle Erbe der Menschheit wecken.
Die weltumspannende künstlerische Formensprache ist ein Plädoyer für kulturelle Diversität.
Sensibilitäten, die einzelne Figuren betre en könnten, werden im Vorfeld empathisch eruiert und respektvoll mit den Herkunftsländern diskutiert, um eine unerwünschte oder mißbräuchliche kulturelle Aneignung auszuschließen.
Heiligtümer oder kulturelle Artefakte, die besondere Sensibilität verlangen, werden nicht verwandt.
Rückseite Ansicht von Ost
Das Ensemble im Alten Elbpark wird umbenannt in Republic of Human Kind Und vielleicht kann man sogar ideeller Bürger dieser Republik werden? Damit würden nicht nur die gurativen Artefakte, sondern auch die echten Menschen zu Botschaftern des fantastischen, kulturellen Erbes und für neue Ideen von Menschlichkeit.

Re-Bismarck*
Otto von Bismarck (1870-1890) wird in der Monumentalskulptur, gut sichtbar vom Hamburger Hafen, mit Blick den Elbstrom hinab, als ritterlicher Roland und als ein Beschützer des vereinigten Deutschen Reiches dargestellt. Zwei (Reichs-)Adler stellen sich an Bismarcks Seite in seinen Schutz. Das zentrale, gigantische Schwert symbolisiert Stärke und steht als Richtschwert für Hamburgs hoheitliche Stadtrechte. Im Held Roland ist auch ein Bezug zu Karl dem Großen hergestellt – in dem mittelalterlichen Nationalepos geht es um Kriegszüge Karls gegen die „Heiden“. Aus heutiger Sicht mag die kriegerische Aufmachung auch als ein Warnsignal an die entfernten Kolonien gesehen werden, die den materiellen Reichtum und somit den Aufstieg des Deutschen Reiches mit ermöglicht haben. Überhaupt würde Bismarck als „alter weißer Mann“ den heutigen Zeitgeist verfehlen und ihm kaum ein imposantes Denkmal gewidmet werden.
Der Afro entstand als Ausdruck des Selbstbewusstseins, während der schwarzamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Statt die Haare einer „weissen Norm“ anzupassen, wurden diese kaum gebändigt – in alle Richtungen abstehend – als Zeichen des Stolzes getragen. Möglicherweise wurde auch Anschluss gesucht an eine traditionelle, afrikanische Stammeskultur und überlieferte Formen des Kopfschmuckes. Somit kann der Afro auch als Symbol für Nationalstolz gesehen werden.
Ein goldener Afro auf Bismarcks Monumentalkopf verbindet den Anspruch auf Eigenständigkeit einer heute deutsch-europäischen und einer afrikanisch-stämmigen Identität. Die Überhöhung des Afros als „vergoldete Bronzekrone“ ist einerseits eine strahlende Aufwertung der Großplastik, andererseits verändert sie den IdealBismarck hin zu einem „Möglichkeits-Bismarck“, indem eine moderne Sichtweise vermittelt wird, die multikulturelle Vielfalt in die Figur projiziert sehen möchte.
Der Afro ist so stilisiert, dass er zunächst weniger als Haarpracht bzw. Perücke erscheint, vielmehr als eine Art krönender Kopfbedeckung. Während das krause Haar als musterhafte Struktur eingearbeitet ist, wird durch die Vergoldung ein starker Materialeffekt erzielt, wobei die Tatsache, dass ein Afro gemeint ist, dem Betrachter erst nachgelagert deutlich wird. Ziel des goldenen Afros ist es, die nationalistische Ausstrahlung des MonumentalBismarcks zu brechen und ihn als Sinnbild für Dekolonialisierung zu rekontextualisieren. Die Haube des Afro – bevorzugt aus vergoldeter Bronze in einer Größe von ca. 3 x 5 m – wäre entfernbar, falls kommende Generationen den Originalzustand der Plastik wiederherstellen möchten.
Die widersprüchliche politische Person Bismarcks bedarf einer permanenten Neubewertung. Für ihn spricht, dass er außenpolitisch auf einen Ausgleich der europäischen Mächte gesetzt und lange einer deutschen Kolonialpolitik eine Absage erteilt hat. Die Vereinigung zum Deutschen Reich wurde durch ihn maßgeblich gestaltet, wobei seine „preussischen Methoden“ nur zu einer äusseren, formalen Vereinigung, bei innerer Zersplitterung, geführt haben. Während der NS-Zeit wurde Bismarck vereinnahmt und sein,1906 vollendetes, Ehrendenkmal als Bunkeranlage benutzt.
Beitragsverfasser/-innen: Alex Tennigkeit
Sehr geehrte Jury, hiermit möchte ich einen künstlerischen Beitrag zu dem Ideenwettbewerb beisteuern, welcher die Monumentalskulptur direkt transformiert. Eine Gegenüberstellung mit einem künstlerischen Objekt in der Umgebung halte ich für weit weniger kraftvoll, weshalb sich ein Lageplan erübrigt.
Die Idee habe ich mit meinen Mitteln – skizzenhaft – illustriert. Nach einer Machbarkeitsprüfung und in einer weiteren Runde, würde ich meine Einreichung selbstverständlich professionalisieren und an einen Maßstab anpassen. Herzliche Grüße, A.T.
Konstruktion der Afro-Haube
Die vergoldete Afro-Haube – bevorzugt aus Bronze/Metall – ist innen hohl und könnte an den beiden Epauletten an den Schultern der Statue befestigt werden (rote Markierung). Zwischen Kopf und Haube würde ein „Übergangsmaterial“ (blau), zum Schutz des Steinkopfes, installiert. Um die Gussform herzustellen, würde ich mir eine professionelle, künstlerische Assistenz nehmen, sowie in Absprache mit den Architekten (Statik) und der Giesserei die Haube herstellen lassen.


A. T., Konstruktion des Gold-Afros 2023, Mischtechnik auf Papier, 29,7 x 21 cm


Erste Ideenskizze „Führen bedeutet auf andere zu achten“
*Dabei handelt es sich um einen Arbeitstitel. Das „Re“ steht dabei für Begriffe, wie recreate, redefine, return, recycle.
Ästhetik der Afro-Haube
Die Struktur der Afro-Haube könnte als stilisiertes Muster – inspiriert von Assyrischen Reliefs – abwechselnd aus Locken-Schnecken-Voluten und aus gedrehten Zöpfen bestehen, wobei sich die im Bereich des Gesichts liegenden Locken verjüngen.

Durch die Stilisierung wird die Anmutung einer repräsentativen afrikanisch-orientalischen Kopfbedeckung erzielt.
Mischtechnik auf Papier, 29,7 21 cm

Berater/-innen: Beitragsverfasser/-innen: Cornelia Dusör
Bismarck Neu Denken Beiträge der Phase 2 Auswahlsitzung am 05. Juli 2023