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Permanente Baustelle der kritischen Kontextualisierung
Durch die Kontinuität der Baustelle bleibt das Monument verhüllt. Eine kritische Kontextualisierung bedeutet auch, den monumentalen Machtdemonstrationen keine Repräsentation im Stadtraum zu gewähren. Das Denkmal bleibt erhalten, wird aber durch die Verhüllung visuell gebrochen und als koloniales Mahnmal markiert.
Ein Kubus aus Gerüstelementen und Verkleidungen soll das Denkmal verhüllen. Der Kubus besteht aus einer Konstruktion mit den Maßen 30m × 30m × 30m. Das Baugerüst ist mit mattschwarzem Textil bespannt. An der oberen Kante ist der Titel “Bismarck Under Construction” zu lesen. Der Kubus zeigt die monumentale Dimension des Baukörpers und überschreibt diesen mit einem modernistischen Para-Monument.
Otto von Bismarck ist eingehüllt in Baugerüste. Das Monument ist aufgrund der Sanierung seit 2020 nicht mehr zugänglich. Der Entwurf macht die Baustelle zum Forum der kritischen Aufarbeitung. Die Bauarbeiten zur Performance. Das Baugerüst zur Skulptur. Der Entwurf überführt die Bauarbeiten in einen permanenten Zustand. Für die künstlerische Auseinandersetzung mit den sozialen, politischen und kulturellen Folgen der Politik Bismarcks bedarf es diskursiver und reflexiver Mittel.

Um die Wirkung des Denkmals zu brechen und den kritischen Umgang in die Geschichte einzuschreiben, bedarf ebenso eines physischen Eingriffs in die Bausubstanz. Wir sehen es daher als problematisch an, dass diese Option a priori ausgeschlossen wurde. Der Entwurf erklärt die Bearbeitung des Baukörpers zur Metapher für eine Kontextualisierung und Überschreibung des Denkmals. Die Möglichkeiten eines baulichen Eingriffs oder Abbruchs werden durch den Entwurf offen gehalten.
Es ist an der Zeit, militaristische, nationalistische und koloniale Symbole im Stadtraum zu erforschen, zu markieren und ihre Monumentalität zu brechen. Dafür ist es notwendig, betroffene Personengruppen und die Zivilgesellschaft einzubeziehen sowie antikoloniale und demokratische Perspektiven in den Ort einzuschreiben.

2. Kontext
Das monumentale Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark wurde in den Jahren 1901 bis 1906 erbaut und erinnert an den drei Jahre zuvor verstorbenen deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck. Das gigantische Monument aus Granit ist eine Ehrung des Reichskanzlers durch die bürgerliche Elite der Kaufmannsstadt Hamburg. Es ist der Dank für die Profite durch die Gründung der Kolonien bei der Berliner Afrika-Konferenz 1884/1885, für den Freihafen und die umfangreiche preußische Unterstützung bei der Hafenerweiterung. Ebenso wie für die Bekämpfung der Sozialdemokratischen und Kommunistischen Bewegung. Das Monument ist eine versteinerte Synthese der Unterdrückung und Ausbeutung durch feudale und bürgerliche Kräfte. Das 34,3 Meter hohe Monument ist das weltweit größte Denkmal des ehemaligen Kanzlers. Durch seine Größe, Materialität und Setzung reiht sich das Bauwerk ein in die Monumentalbauten des 20. Jahrhunderts. Durch seine Symbolkraft war das Denkmal eine Anlauf-
Die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte kann nicht durch eine Gedenktafel, Intervention oder Performance abgeschlossen werden. Es bedarf einer permanenten und irreversiblen, diskursiven und baulichen Bearbeitung. Wir schlagen daher vor, die Baustelle in einen permanenten Zustand zu überführen.
Die Baustelle ist eine Metapher für die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte. Sie ist eine Mahnung, die kritische Auseinandersetzung als nicht abgeschlossenen Prozess zu verstehen. Es ist die Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft, diesen Prozess fortzuführen. Ein Diskurs lässt sich nicht nur durch eine Ausschreibung beenden. Es bedarf Baugruben, um der historischen Verantwortung gerecht zu werden.
Durch die Kontinuität der Baustelle bleibt das Monument verhüllt. Eine kritische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte bedeutet auch, den monumentalen Machtdemonstrationen keine Repräsentation im Stadtraum zu gewähren. Das Denkmal bleibt erhalten, wird aber durch die Verhüllung visuell gebrochen und als koloniales Mahnmal markiert.

Under Construction MONUMENT
In unserem Entwurf wird das Baugerüst zur Skulptur. Ein Kubus aus Gerüstelementen und Verkleidungen soll das Denkmal verhüllen und Blickachsen verdecken. Der Kubus besteht aus einer Konstruktion mit den Maßen 30m × 30m × 30m. Das Baugerüst ist mit mattschwarzem Textil bespannt. An der oberen Kante ist der Titel “Bismarck Under Construction” zu lesen. Der kolossale Kubus zeigt die monumentale Dimension des Baukörpers und überschreibt diesen mit einem Para-Monument.
5. Vermittlung stelle für nationalistische und rechtsradikale Gruppen. Noch heute ist das Denkmal Gegenstand eines Kulturkampfs von Rechts.
Der metaphorische Bauprozess wird begleitet durch ein diskursives und künstlerisches Vermittlungsprogramm, das eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik Bismarcks sowie dem Prozess der Aufarbeitung ermöglichen soll.
Bismarck Under Construction besteht aus dem verhüllten Monument, einem Forum sowie einem digitalen Archiv.
3. Umgang mit dem Denkmal
Der politische, räumliche und bauliche Umgang mit dem Denkmal war stets ambivalent. Die Hamburger Arbeiter:innen blieben der Einweihung 1906 fern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Parkanlage große Bäume gepflanzt, um dem überkommenen nationalen und antidemokratischen Symbol den Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen. Später wurde diese Maßnahme wieder rückgängig gemacht.
Mit den Anträgen von 2014 und 2019 hat die Hamburgische Bürgerschaft beschlossen, das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark für 9 Millionen Euro zu sanieren und instand zu setzen. Die hohen Kosten für die Renovierung des umstrittenen Monuments wurden diskutiert und kritisiert. Auch wir schließen uns dieser Kritik an.
Dennoch sehen wir in der Investition einen progressiven Moment der Überschreibung. Wenn auch temporär und nicht initial beabsichtigt, ist die Renovierung ein gelungener Bruch mit der monumentalen Wirkung des Denkmals.
Die Sanierung sollte nicht als Einfrieren des originalen Zustandes in der Gegenwart begriffen werden. Bauliche Eingriffe und Kontextualisierungen machen das Monument zu einem Denkmal. Nicht die historische Gestalt, welche der Denkmalschutz zu schützen versucht. Wir verstehen die Sanierung als diskursiven Ausgangspunkt für ein Bismarck-Monument im permanenten Bearbeitungsprozess. Nicht der Abschluss der Renovierung, sondern die Renovierung selbst schafft eine Situation der kritischen Überschreibung. Die versperrten Sichtachsen und Zugänge sowie die permanente Bearbeitung der Substanz bilden den Ausgangspunkt für unseren Entwurf.
4. Konzept
Durch die Renovierung wurde das Denkmal zu einer Baustelle. Hohe Zäune, Baugerüste und Fassadenverkleidungen verdecken die Sicht auf das BismarckDenkmal. Auf der Suchmaschine Google ist die Sehenswürdigkeit als vorübergehend geschlossen gekennzeichnet. In den Rezensionen beklagen sich Bismarck Bewunderer über den beschränkten Zugang und die verdeckte Sicht.

Under Construction FORUM
Das befestigte Areal mit Treppen und Plateaus bildet das Forum. Es ist ein Verhandlungsraum für postkoloniale und soziale Fragen im Kontext historischer und aktueller politischer Debatten rund um Bismarck. Es werden Infrastrukturen entwickelt, um Vorträge, Audiowalks, Performances, Lesungen, Führungen usw. zu veranstalten.
Under Construction ARCHIVE
Das dritte Element ist ein digitales Archiv. Es ist dem Kubus frontal gegenüber gestellt und eröffnet einen Verhandlungsraum zwischen Monument und Paramonument.
Das Archiv begleitet den Prozess der Aufarbeitung, indem historische Recherchen, Debattenbeiträge, künstlerische Interventionen sowie Veranstaltungen gebündelt, archiviert und global zugänglich gemacht werden. Das Archiv ist über eine Webseite erreichbar. Zusätzlich wird eine 9m × 5m große digitale Anzeige vor dem Monument installiert. Auf der Anzeige können Veranstaltungen angekündigt sowie Material aus dem Archiv zugänglich gemacht werden.
6. Finanzierung
Für die Bespielung und Kuration des Areals bedarf es einer geförderten Struktur bestehend aus öffentlichen Institutionen, Personen aus den Kunst- und Kulturwissenschaften sowie aktivistischen Initiativen.
Eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen und Künstler:innen aus dem globalen Süden, insbesondere aus den ehemaligen Kolonien, ist notwendig, um einen nachhaltigen Diskurs über die Kolonialgeschichte und deren Folgen zu ermöglichen.
Wir schlagen vor eine vollzeit Stelle für die Projektleitung, eine halbzeit Stelle für die Archivbetreuung sowie ein angemessenes Projektbudget für Veranstaltungen und Dokumentation auf drei Jahre bereit zu stellen. Weitere Angaben siehe De_Kostenschätzung_Phase_2.pdf.
Zukunft OTTO
Unabhängig von einer Interaktion an und mit der Figur halten die Verfasser es für besonders entscheidend für den Erfolg des Projektes, dass ein anschließender regelmäßiger Prozess und Diskurs stattfindet. Das Plateau bietet eine spannende öffentliche Fläche. Die Sockelräume haben einen speziellen Veranstaltungs- und Ausstellungcharakter. Die Figur steht für eine entsprechende Fernwirkung in Bezug auf den Park und innerhalb des Quartieres.
Das Denkmal wird seiner Bedeutung gerecht, wenn es zukünftig intensiv von unterschiedlichen demokratischen und gemeinwohlorientierten Institutionen und der Zivilgesellschaft genutzt wird.
Konzept OTTO
Wir können es Drehen und Wenden wie wir wollen. Eine regelmäßige und zeitaktuelle Auseinandersetzung mit unseren historischen Gesellschaftsthemen bleibt uns nicht erspart. Es gibt keine zeitlos wirkende Erklärung im Sinne von: Das war damals so, und nun lasst doch auch mal gut sein.
Wir sehen das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark als Impulsgeber für diese wichtige Auseinandersetzung und Debatte über Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus. Eine mögliche Dekonstruktion oder Veränderung soll und muss in erster Linie im Denken stattfinden.
Es entstehen durch diese Zeugnisse eine Aufklärungschance bzw. ein anstößiges Motiv. …spannend die Vorstellung: einen demokratischen Partizipationsprozess im Schatten des Denkmals zu initiieren und die Figur als Monument mit einzubeziehen!
Unser Lösungsansatz zielt somit darauf ab, das ursprüngliche heroische Standbild in seiner Wirkung für die Nachwelt zu erhalten. Eine Kommentierung des Werkes erfolgt lediglich im Bereich des Sockels, unmittelbar unter der Figur. Konzeptionell sollen die ursprünglichen Ideale, welche das Bismarck-Denkmal verkörpert, „vom Sockel gestürzt“ werden.
Konzept OTTO Wir können es Drehen und Wenden wie wir wollen. Eine regelmäßige und zeitaktuelle Auseinandersetzung mit unseren historischen Gesellschaftsthemen bleibt uns nicht erspart. Es gibt keine zeitlos wirkende Erklärung im Sinne von: Das war damals so, und nun lasst doch auch mal gut sein.
Wir sehen das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark als Impulsgeber für diese wichtige Auseinandersetzung und Debatte über Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus. Eine mögliche Dekonstruktion oder Veränderung soll und muss in erster Linie im Denken stattfinden. Es entstehen durch diese Zeugnisse eine Aufklärungschance bzw. ein anstößiges Motiv. …spannend die Vorstellung: einen demokratischen Partizipationsprozess im Schatten des Denkmals zu initiieren und die Figur als Monument mit einzubeziehen!
Unser Lösungsansatz zielt somit darauf ab, das ursprüngliche heroische Standbild in seiner Wirkung für die Nachwelt zu erhalten. Eine Kommentierung des Werkes erfolgt lediglich im Bereich des Sockels, unmittelbar unter der Figur. Konzeptionell sollen die ursprünglichen Ideale, welche das BismarckDenkmal verkörpert, „vom Sockel gestürzt“ werden.
Die optische Auflösung des Sockels erreichen wir durch einen Screen, der um den Sockel der Figur gearbeitet wird. Als Kontrast zur Geometrie des Sockels ist ein umgekehrter Kegelstumpf gewählt. Unsere künstlerische Intervention soll bewusst die ursprüngliche Proportion der Figur irritieren und dem Betrachter nicht das bisherige Standbild freigeben. Der Screen wird in einzelne Segmente aufgeteilt, um die Wirkung einer in sich gebrochenen Basis zu erreichen. Der monolithischen Starrheit der Bismarck-Figur wird mit einzelnen Schichten begegnet, die den Sockelbereich nur teilweise erkennen lassen. Es entstehen neue Perspektiven. Die Sichtweisen ändern sich, der Diskurs kann beginnen. Die unterschiedlichen Segmentflächen sind Informations- und Projektionsflächen. Bei- spielsweise können einzelne Projektionen unterschiedliche Epochen darstellen, die in jeweiligen Abschnitten über Historie und Gegenwart aufklären helfen. Diese Zeitschichtungen sind in Bewegung und unterstützen den stetigen Prozess der Auseinandersetzung. Die Probleme des Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus hervorbringen, sind nicht überwunden und bleiben somit aktuell im Bewusstsein und bestenfalls im Gespräch.
Umsetzung OTTO Die Screens bestehen aus Metall. Durch die perforierte Oberfläche lassen sich die Konturen der Figur diffus erkennen. Zusätzlich ist die Metalloberfläche gefaltet. Konstruktiv entsteht somit Stabilität. in den gekrümmten Flächen. Diese Segmente werden maßlich vorgefertigt und auf die vor Ort installierte Unterkonstruktion montiert. Die Unterkonstruktion wird an der Sockelwand befestigt. Die Schwenkscharniere der Unterkonstruktion ermöglichen den kinetischen Effekt der Bewegung durch die Windlast auf die Segmente.
Projektionsflächen Die Segmentflächen sind

Projektionswände für Filme, Dokumentationen, Statements bzw. beleuchteten Hintergrund. Durch die Segmentierung lassen sich gut unterschiedliche Zeitzeugnisse darstellen, die wiederum ineinander und übereinander greifen können. Visuelle Informationen und die thematischen Aussagen auf den Segmenten werden durch Ätzungen und Gravuren ähnlich druckgrafischer Techniken, unterstützt
Die optische Auflösung des Sockels erreichen wir durch einen Screen, der um den Sockel der Figur gearbeitet wird. Als Kontrast zur Geometrie des Sockels ist ein umgekehrter Kegelstumpf gewählt. Unsere künstlerische Intervention soll bewusst die ursprüngliche Proportion der Figur irritieren und dem Betrachter nicht das bisherige Standbild freigeben. Der Screen wird in einzelne Segmente aufgeteilt, um die Wirkung einer in sich gebrochenen Basis zu erreichen. Der monolithischen Starrheit der Bismarck-Figur wird mit einzelnen Schichten begegnet, die den Sockelbereich nur teilweise erkennen lassen. Es entstehen neue Perspektiven. Die Sichtweisen ändern sich, der Diskurs kann beginnen
Die unterschiedlichen Segmentflächen sind Informations- und Projektionsflächen. Beispielsweise können einzelne Projektionen unterschiedliche Epochen darstellen, die in jeweiligen Abschnitten über Historie und Gegenwart aufklären helfen. Diese Zeitschichtungen sind in Bewegung und unterstützen den stetigen Prozess der Auseinandersetzung. Die Probleme des Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus hervorbringen, sind nicht überwunden und bleiben somit aktuell im Bewusstsein und bestenfalls im Gespräch.
Die Screens bestehen aus Metall Durch die perforierte Oberfläche lassen sich die Konturen der Figur diffus erkennen Zusätzlich ist die Metalloberfläche gefaltet. Konstruktiv entsteht somit Stabilität. in den gekrümmten Flächen. Diese Segmente werden maßlich vorgefertigt und auf die vor Ort installierte Unterkonstruktion montiert. Die Unterkonstruktion wird an der Sockelwand befestigt. Die Schwenkscharniere der Unterkonstruktion ermöglichen den kinetischen Effekt der Bewegung durch die Windlast auf die Segmente.
Projektionsflächen: Die Segmentflächen sind Projektionswände für Filme, Dokumentationen, Statements bzw. beleuchteten Hintergrund. Durch die Segmentierung lassen sich gut unterschiedliche Zeitzeugnisse darstellen, die wiederum ineinander und übereinander greifen können. Visuelle Informationen und die thematischen Aussagen auf den Segmenten werden durch Ätzungen und Gravuren - ähnlich druckgrafischer Techniken, unterstützt
Zukunft OTTO
Unabhängig von der Interaktion an und mit der Figur halten die Verfasser es für besonders entscheidend für den Erfolg des Projektes, dass ein anschließender regelmäßiger Prozess und Diskurs stattfindet. Das Plateau bietet eine spannende öffentliche Fläche. Die Sockelräume haben einen speziellen Veranstaltungs- und Ausstellungcharakter. Die Figur steht für eine entsprechende Fernwirkung in Bezug auf den Park und innerhalb des Quartieres.
Das Denkmal wird seiner Bedeutung gerecht, wenn es zukünftig intensiv von unterschiedlichen demokratischen und gemeinwohlorientierten Institutionen und der Zivilgesellschaft genutzt wird.
Genie“. Aus Anerkennung dieser Leistung wurden in Deutschland viele Bismarckdenkmäler gebaut. So auch das in Hamburg. Gerade Hamburg wurde durch den Handel der erstarkten Industrie- und jungen Kolonialmacht wohlhabend.
In diesem politisch-kulturellen Spannungsfeld soll unsere Intervention das Hamburger Bismarck-Denkmal neu deuten und neu wahrnehmbar machen.
Berühmt-berüchtigt ist Bismarcks „Blut & Eisen“-Rede. Entgegen Bismarcks wenig demokratischer Haltung soll der Schriftzug „Freiheit Demokratie“ unsere heutige Antwort auf sein politisches Wirken sein. Als weithin leuchtende Botschaft soll er den Kopf der Skulptur „umkreisen“ und in einen neuen Kontext setzen. Absicht ist, den mürrisch-trotzig nach Westen gerichteten Blick des eisernen Kanzlers durch den Aufruf „FREIHEIT & DEMOKRATIE“ zu ergänzen und somit ein neues Signal an alter Stelle zu inszenieren.
FREIHEIT & DEMOKRATIE
Inwieweit hat sein Handeln der Freiheit gedient? Diese Frage zieht eine direkte Linie zu seiner Verantwortung auch für die deutsche Kolonialgeschichte. Demokratie, wie demokratisch waren seine Entscheidungen? Wie haben sie dem Volk genutzt?
Dieser aktuellen Kritik muss sich die Figur Bismarcks stellen. Und eben gerade weil das Hamburger Bismarckdenkmal die Figur des Menschen überdimensional groß und kolossal nutzt, erfährt es nun, durch unsere leuchtende Intervention, endlich einen modernen und längst überfälligen Bezug zur menschlichen Figur und dem gesellschaftlich weiterentwickelten Bedürfniss nach Freiheit und Demokratie. Wie oben bereits beschrieben, verstellt das leuchtende Schriftband inhaltlich und formal den herrischen Blick der alten Bismarckfigur und wird zu einem Filter ihrer unangenehm-völkischen Ausstrahlung ohne irgendwie kitschig oder unangemessen albern zu wirken. Die grundsätzliche Ernsthaftigkeit der Skulptur bleibt erhalten.
DIE SKULPTURALE WIRKUNG
Die Wirkung der Skulptur soll nur durch einen kleinen Eingriff ergänzt werden. Dieser Eingriff macht der erratischen Größe der Skulptur keine Konkurrenz. Im Gegenteil, er setzt sie in einen neuen Kontext und steigert ihre skulpturale Wirkung durch ein modernes, filigranes und sehr technisches Detail.
Dieser kleine Eingriff ändert die Wahrnehmung der Skulptur jedoch entscheidend.
„Demokratie und Freiheit“, zwei Begriffe die zum neuen Maßstab deutscher Politik geworden sind und wichtige Diskussionsgrundlage der zeitgenössischen Betrachtung von Bismarcks Politik geworden sind. Sie strahlen zukünftig wie ein modernes Leuchtfeuer über Hamburg und seinen weltoffenen Hafen. Die altbekannte Skulptur wird vermutlich erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder eine dauerhaft gern gesehene und viel beachtete Landmarke in der Hamburger Skyline werden.
TAG- UND NACHTWIRKUNG
Wie auch Wetter und Licht sich ändern, die beiden Worte umkreisen Bismarck von jetzt an unerschütterlich sichtbar.
Unsere Installation spielt mit der Verschiedenheit von Tag- und Nachtwirkung: Tagsüber ist die
Skulptur wie bekannt sichtbar die Schrift wird als zusätzliches, bereicherndes und formal interessantes Element wahrnehmbar.
Nach Einbruch der Dunkelheit hingegen kehrt sich das Verhältnis um: Der Schriftzug leuchtet, die Skulptur tritt in Ihrer Wahrnehmung zurück. Freiheit und Demokratie scheinen wie ein leuchtendes
Ufo in 30m Höhe über Hamburg zu schweben. Von allen Seiten gut zu sehen. Wie ein Leuchtturm schickt die veränderte Skulptur die moderne Haltung der Hafenstadt in die Welt.



Die Blick-Achsen zur Elbe und zur Stadt liegen für den Hauptteil der Bismarck-Skulptur Bismarcks nicht offen. Die Bäume und andere Elemente der Stadt verhindern bisher eine Dominanz der Figur bis zur Elbe hin. Doch die Hinzufügung unseres relativ kleinen Elements der leuchtenden Freiheit und Demokratie macht den Oberteil der Skulptur nun Tag und Nacht weithin in der Stadt sichtbar.

REALISIERUNG
Auf einer ringartigen Unterkonstruktion aus leichtem aber stabilem Metall werden die Buchstaben befestigt. Diese werden langlebig mit LED-Licht bestückt und sind absolut wasser-, wetter- und UV-fest. Konstruktion, Typografie und Farbe der Schrift werden in Wettbewerbsstufe weiterentwickelt. Tagsüber sind die Buchstaben bereits gut sichtbar, nachts leuchten sie. Der Buchstabenring hat einen Durchmesser von ca. 4,5m und eine ungefähre Höhe von einem knappen Meter. Die Unterkonstruktion stützt sich auf den Schultern und dem Kopf der Bismarckskulptur ab und wird dort auch jeweils statisch befestigt. Einzig eine Stromzufuhr muss zusätzlich gewährleistet werden.
FREIHEIT & DEMOKRATIE vs BLUT & EISEN
Idee
Die Figur Bismarcks wird heute deutschland- und europaweit äußerst ambivalent wahrgenommen.
Einerseits ist er berühmt als der Kanzler, der Deutschland geeint hat und damit die Grundlage für den Aufstieg von Deutschland als Industriemacht geschaffen hat. Andererseits werden aus heutiger Sicht auch die Schattenseiten der Figur Bismarcks diskutiert. Bekämpfte er Katholiken und Sozialisten einerseits, so führte er dennoch die fortschrittlichsten Sozialgesetze der damaligen Welt ein. Den einen gilt er daher als "Dämon der Deutschen", herrschsüchtig und skrupellos, den anderen als "politisches Genie". Aus Anerkennung dieser Leistung wurden in Deutschland viele Bismarckdenkmäler gebaut. So auch das in Hamburg. Gerade Hamburg wurde durch den Handel der erstarkten Industrieund jungen Kolonialmacht wohlhabend.
In diesem politisch-kulturellen Spannungsfeld soll unsere Intervention das Hamburger Bismarck-Denkmal neu deuten und neu wahrnehmbar machen.
Berühmt-berüchtigt ist Bismarcks „Blut & Eisen“-Rede. Entgegen Bismarcks wenig demokratischer Haltung soll der Schriftzug „Freiheit – Demokratie“ unsere heutige Antwort auf sein politisches Wirken sein. Als weithin leuchtende Botschaft soll er den Kopf der Skulptur „umkreisen“ und in einen neuen Kontext setzen. Absicht ist, den mürrisch-trotzig nach Westen gerichteten Blick des eisernen Kanzlers durch den Aufruf „FREIHEIT & DEMOKRATIE“ zu ergänzen und somit ein neues Signal an alter Stelle zu inszenieren.
Freiheit & Demokratie
Inwieweit hat sein Handeln der Freiheit gedient? Diese Frage zieht eine direkte Linie zu seiner Verantwortung auch für die deutsche Kolonialgeschichte. Demokratie, wie demokratisch waren seine Entscheidungen? Wie haben sie dem Volk genutzt?
Dieser aktuellen Kritik muss sich die Figur Bismarcks stellen. Und eben gerade weil das Hamburger Bismarckdenkmal die Figur des Menschen überdimensional groß und kolossal nutzt, erfährt es nun, durch unsere leuchtende Intervention, endlich einen modernen und längst überfälligen Bezug zur menschlichen Figur und dem gesellschaftlich weiterentwickelten Bedürfniss nach Freiheit und Demokratie. Wie oben bereits beschrieben, verstellt das leuchtende Schriftband inhaltlich und formal den herrischen Blick der alten Bismarckfigur und wird zu einem Filter ihrer unangenehm-völkischen Ausstrahlung ohne irgendwie kitschig oder unangemessen albern zu wirken. Die grundsätzliche Ernsthaftigkeit der Skulptur bleibt erhalten.
Die skulpturale Wirkung
Die Wirkung der Skulptur soll nur durch einen kleinen Eingriff ergänzt werden. Dieser Eingriff macht der erratischen Größe der Skulptur keine Konkurrenz. Im Gegenteil, er setzt sie in einen neuen Kontext und steigert ihre skulpturale Wirkung durch ein modernes, filigranes und sehr technisches Detail.
Dieser kleine Eingriff ändert die Wahrnehmung der Skulptur jedoch entscheidend
„Demokratie und Freiheit“, zwei Begriffe die zum neuen Maßstab deutscher Politik geworden sind und wichtige Diskussionsgrundlage der zeitgenössischen Betrachtung von Bismarcks Politik geworden sind Sie strahlen zukünftig wie ein modernes Leuchtfeuer über Hamburg und seinen weltoffenen Hafen. Die altbekannte Skulptur wird vermutlich erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder eine dauerhaft gern gesehene und viel beachtete Landmarke in der Hamburger Skyline werden.
Tag- und Nachtwirkung
Wie auch Wetter und Licht sich ändern, die beiden Worte umkreisen Bismarck von jetzt an unerschütterlich sichtbar.
Unsere Installation spielt mit der Verschiedenheit von Tag- und Nachtwirkung: Tagsüber ist die Skulptur wie bekannt sichtbar - die Schrift wird als zusätzliches, bereicherndes und formal interessantes Element wahrnehmbar.
Nach Einbruch der Dunkelheit hingegen kehrt sich das Verhältnis um: Der Schriftzug leuchtet, die Skulptur tritt in Ihrer Wahrnehmung zurück. Freiheit und Demokratie scheinen wie ein leuchtendes Ufo in 30m Höhe über Hamburg zu schweben. Von allen Seiten gut zu sehen. Wie ein Leuchtturm schickt die veränderte Skulptur die moderne Haltung der Hafenstadt in die Welt.
Die Blick-Achsen zur Elbe und zur Stadt liegen für den Hauptteil der Bismarck-Skulptur Bismarcks nicht offen. Die Bäume und andere Elemente der Stadt verhindern bisher eine Dominanz der Figur bis zur Elbe hin. Doch die Hinzufügung unseres relativ kleinen Elements der leuchtenden Freiheit und Demokratie macht den Oberteil der Skulptur nun Tag und Nacht weithin in der Stadt sichtbar.
Realisierung
Auf einer ringartigen Unterkonstruktion aus leichtem aber stabilem Metall werden die Buchstaben befestigt. Diese werden langlebig mit LED-Licht bestückt und sind absolut wasser-, wetter- und UV-fest. Konstruktion, Typografie und Farbe der Schrift werden in Wettbewerbsstufe 2 weiterentwickelt.
Tagsüber sind die Buchstaben bereits gut sichtbar, nachts leuchten sie. Der Buchstabenring hat einen Durchmesser von ca. 4,5m und eine ungefähre Höhe von einem knappen Meter. Die Unterkonstruktion stützt sich auf den Schultern und dem Kopf der Bismarckskulptur ab und wird dort auch jeweils statisch befestigt. Einzig eine Stromzufuhr muss zusätzlich gewährleistet werden.
Beitragsverfasser/-innen:
Matthias Dämpfle
BISMARCK NEU DENKEN
INTERNATIONALER OFFENER IDEENWETTBEWERB ZUR KONTEXTUALISIERUNG DES BISMARCK-DENKMALS IM ALTEN ELBPARK IN HAMBURG
Überlegungen:
Denkmäler im öffentlichen Raum sind oft Ausdruck gesellschaftlicher, religiöser, politischer und ideologischer Weltanschauungen der Zeit ihrer Realisation. Diese weltanschaulich motivierten Werke sollen die herrschende gesellschaftliche Wahrheit transzendieren und zum Besseren, zu Fortschritt, einer gesellschaftlichen Selbstvergewisserung beitragen - weltanschaulich, religiös, ästhetisch. Bei Umwandlung oder Abbau von Bildwerken (im Extremfall des Ikonoklasmus)ist die Motivation oft spiegelbildlich nur dass die Veränderung oder das Verschwinden der Werke die Verbesserungen mit sich bringen soll. Spontane Zerstörungen von Bildwerken im Rahmen von Unruhen können oft wie eine symbolische Bestrafung bis zur sinnbildlichen Tötung eines Dargestellten oder Systems gelesen werden und verweisen auf ein tiefsitzendes Moment des Bildmagischen welches auch bei Diskussionen über Sein oder nicht Sein von Bildwerken durchschimmert.
Eine gewisse Ausnahme im Werden und Vergehen von Bildwerken stellen Arbeiten dar deren Anlass zur Aufstellung für die Episteme spätere Gesellschaften keine oder keine direkte Relevanz mehr haben.
Zum Beispiel Monumente früher Zivilisationen oder der Antike für westliche Gesellschaften - andere Gruppen die eine andere gesellschaftliche, religiöse, politische und ideologisch Grundierung haben wie der IS oder die Taliban pflegen einen anderen einen brachialeren Umgang mit diesen Kulturrelikten, der aber auch wieder auf Erzeugung von Bildern angelegt ist.
In der Zeit nach dem Untergang des sowjetischen Imperiums fand der letzte große mitteleuropäische Ikonoklasmus statt. In Deutschland anfänglich teilweise noch Ausdruck des Volkszorns wurde er zunehmend administrativ so dass in den Nachwendejahren ein groß Teil der Werke des sozialistischen Realismus ohne großen Diskurs aus der Öffentlichkeit verschwand.
Andere Arbeiten im öffentlichen Raum welche gerade in Westdeutschland der Vorwendezeit als Beispiele freier Kunst im Rahmen von Kunst am Bau Wettbewerben ihren Platz fanden wurden und werden letztendlich aus wirtschaftlichen, städtebaulichen oder aus anderen profanen Gründen entfernt.
Bei dem Bismarck Denkmal in Hamburg ist die Figur des Dargestellten, Symbol des militanten wehrhaften wilhelminischen Kaiserreichs (der Eiserne Kanzler) hinter der die reale Person Bismarck verschwindet
Gleichzeitig wird es zu seiner Entstehungszeit als modernes Denkmal begrüßt mit seinen vereinfachten monumentalen Formen (ähnliche Formsprachen findet man beim Kyffhäuser Denkmal und beim Völkerschlacht Denkmal).
Ebenso war die Realisation Ausdruck bürgerschaftlichen Willens – so wie der jetzige Wettbewerb auch auf zivilgesellschaftlichen Initiativen zurück geht die Kritik an der laufenden Instandsetzung des Denkmals formulierten.
Dies sind nur einige Aspekte der Geschichte des Monuments Den jetzigen Wettbewerb könnte man als Aufforderung zu einer inhaltlichen Dekonstruktion des Denkmals interpretieren, da die geforderte „notwendige Neu-Kontextualisierung“ des Werks die ursprünglichen Intentionen des Denkmals konterkarieren soll und dieser Wettbewerb somit zu einer weiteren interessanten Episode der Wirkungsgeschichte des Bildwerks werden wird.
Bei vielen anderen weltanschaulich motivierten Bildwerken weltweit dürften ebenfalls sehr komplexe Kontexte zu konstatieren sein.
Konzept: Mein Vorschlag für den Wettbewerb BISMARCK NEU DENKEN ist ein Park der beseitigten Monumente in den, das Bismarck Denkmal umgebenden Grünanlagen des Alten Elbparks einzurichten.
Es sollen 3 – 5 abgebaute/zerstörte weltanschaulich konnotierte Denkmale aus der ganzen Welt so gezeigt werden wie sie nach ihrer Demontage gelagert waren, begleitend soll der Anlass ihrer Aufstellung, ihre Wirkungsgeschichte und ihrer Beseitigung mit Informationstafeln dokumentiert werden.
Der Gedanke dabei ist Herrschaftsansprüche sowohl bei Realisation als auch bei Modifikation und Abbruch von Monumenten zu thematisieren und so den fokussierten Blick auf das Bismarck Denkmal zu relativieren da es seine Einzigartigkeit als, wie auch immer, weltanschaulich motiviertes Monument im Park verliert und Teil einer anderen Thematik, der Thematik des zur Disposition stehenden Kunstwerks, wird.
Realisation:
- Das Bismarck Denkmal bleibt unberührt.
- Es soll von Experten (Kunsthistoriker/Innen, Historiker/Innen...)eine Liste von bismarck neu denken ausblick auf augenhöhe
Monumenten erstellt werden deren Aufstellung und Entfernung gesellschaftlich, religiös, politisch und ideologisch motiviert waren. Diese Liste soll Werke aus der ganzen Welt beinhalten und möglichst umfassend sein.
- Es sollen von Experten (Kunsthistoriker/Innen, Historiker/Innen...) Kategorien zur Einteilung dieser Monumente entwickelt werden zum Beispiel: Zerstörung im Rahmen einer Revolution, Beseitigung nach Regierungswechsel, aus wirtschaftlichen Gründen, aus religiösen Gründen...
- 3 – 5 Monumente werden von einer Jury nach diesen Kriterien ausgewählt.
- Die jeweiligen Eigentümer werden angefragt ob sie einverstanden sind diese als Leihgaben dem Park der beseitigten Monumente zukommen zulassen.
- Im Alten Elbpark werden die Orte für die Präsentation der Monumente bestimmt.
- Die Werke werden zusammen mit den Informationstafeln „aufgestellt“.
Der Entwurf beschäftigt sich mit der Perspektive auf das Denkmal und das
Näherbringen der historischen Figur. Eine angemessene und zeitgemäße Darstellung des historischen Erbes erfordert eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Denkmals. Es ist wichtig, dass das Denkmal nicht als statisches Symbol betrachtet wird, sondern als Teil eines dynamischen Prozesses der Erinnerung und Reflexion. Um die Kolossalität des Denkmals zu brechen, schmiegt sich dem Denkmal ein offenes Tragwerk an. Vertikale
Lamellen gliedern die betretbaren Ebenen und verbergen zugleich Teile der Statue.
Hierdurch muss jede betrachtende Person einen Perspektivwechsel im Stadtraum vollziehen, um die komplette Statue zu sehen. Die Relevanz der historischen Figur im Stadtraum wird neu kontextualisiert und die Silhouette Hamburgs wird ergänzt.
Der Entwurf schlägt eine offene und frei zugängliche Erlebbarkeit des Denkmals vor. Durch das Tragwerk wird ein Ausblick auf Augenhöhe geschaffen und fördert eine offene Diskussion und eine respektvolle Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Drei betretbare Ebenen definieren das Tragwerk. Begleitend zu dem Lauf der Treppen sind die vertikalen Lamellen am Tragwerk vorgesehen. Im Erdgeschoss angefangen, werden die ersten zwei Ebenen für historische Aufklärung verwendet. Ausstellungen, Projektion und Lichtinstallation thematisieren hier
908134
zurZulassung
2. Phase
908134 bismarck neu denken ausblick auf augenhöhe
Eine angemessene und zeitgemäße Darstellung des historischen Erbes st e n wicht ger Bestandteil der kulture len Ident tät einer Gesellschaft Es geht darum, die Vergangenheit zu verstehen, ohne dabei die Verbrechen und Fehler zu leugnen oder zu glorifizieren Nur so kann eine Gesel schaft aus der Geschichte lernen und sicherstellen, dass sich ähnliche Ere gnisse in Zukunft nicht wiederholen Das B smarck-Denkmal n Hamburg ist se t einiger Zeit umstritten aufgrund seiner Verbindung zur Geschichte des deutschen National smus und des Kolonialismus Die ko oniale Vergangenhe t und die dam t verbundenen Verbrechen müssen aufgearbeitet und kr tisch reflekt ert werden Das Bismarck-Denkmal könnte als überd mensioniertes Symbol für die G or f z erung der kolonialen Vergangenheit gelesen werden

Der Entwurf beschäft gt s ch mit der Perspektive auf das Denkmal und das Näherbringen der historischen Figur Eine angemessene und zeitgemäße Darstellung des histor schen Erbes erfordert eine rege mäß ge Überprüfung und Anpassung des Denkmals Es ist w chtig, dass das Denkmal nicht als stat sches Symbol betrachtet wird, sondern als Te l eines dynamischen Prozesses der Erinnerung und Reflexion Um d e Kolossalität des Denkmals zu brechen, schmiegt sich dem Denkmal ein offenes Tragwerk an Vertikale Lamellen gliedern d e betretbaren Ebenen und verbergen zugleich Teile der Statue Hierdurch muss jede betrachtende Person e nen Perspektivwechse m Stadtraum vo lziehen, um die komplette Statue zu sehen. Die Relevanz der historischen Figur im Stadtraum w rd neu kontextualisiert und d e S lhouette Hamburgs wird ergänzt
Der Entwurf sch ägt eine offene und frei zugängliche Erlebbarkeit des Denkmals vor Durch das Tragwerk wird e n Ausbl ck auf Augenhöhe geschaffen und fördert eine offene Diskussion und e ne respektvolle Auseinandersetzung mit der Geschichte Drei betretbare Ebenen definieren das Tragwerk. Begleitend zu dem Lauf der Treppen sind d e vertikalen Lamellen am Tragwerk vorgesehen Im Erdgeschoss angefangen, werden die ersten zwei Ebenen für historische Aufklärung verwendet Ausste lungen, Projekt on und Licht nstal ation thematis eren hier die Geschichte An oberster Stelle bilden die Treppen ein Forum, welches sich auf Augenhöhe Bismarcks befindet und als e n Ort für Diskussion dient
Es geht darum, unterschiedliche Meinungen zuzu assen und aufeinander zu hören, ohne dabei verletzend oder d ffamierend zu werden Nur so kann ein offener Dialog entstehen, der dazu beiträgt, die Geschichte zu verstehen und aus ihr zu lernen Das Diskussionsforum öffnet sich an oberster Stelle der Intervention
Dieser Beitrag umfasst sensible Inhalte. Der eingereichte Plan zu dieser Arbeit befindet sich nachstehend zu den Plänen der ersten Phase
Augenh He
Abstrakt
Das Konzept sieht die Errichtung einer röhrenförmigen gebogenen Plastik (Pink Tube) vor dem BismarckDenkmal vor, die mit dem Prinzip des Periskops arbeitet und so den Bismarckkopf auf Augenhöhe mit den Betrachter:innen am Fuß der Statue bringt. Das Prinzip etwas auf „Augenhöhe zu bringen“ wird hier wörtlich genommen. Auf diese Weise soll der übermächtige Charakter der Statue aufgebrochen werden. Dem steinernen massiven Koloss aus grauem Granit mit Umhang und Schwert wird eine organische, stark farbige Skulptur entgegengesetzt. Durch die Maßnahme kann der Granit-Bismarck zwar stehen bleiben und trotzdem vom Sockel geholt werden, um eine (Rück-)Eroberung der Bewertung Bismarcks zu vollziehen. Bismarck und Besucher:innen begegnen sich auf Augenhöhe und können miteinander korrespondieren. Die Pink Tube fungiert als direktes Kommunikationsmittel, quasi als visuelles Mikrofon, zwischen der Bismarckstatue und den Besucher:innen.
Hintergrund
Bismarcks Politik wird heute durch Historiker:innen neu bewertet. Entgegen der ursprünglichen Überhöhung seines politischen Vermächtnisses schrumpft dieses heute auf Normalmaß: Ebendieses Bild setzt die Plastik um. Sie dekonstruiert das große Denkmal, ohne es zu zerstören. Dem heroisch über die Elbe blickenden Bismarck wird durch die Plastik ein von weitem sichtbarer „Riegel“ vorgesetzt. Der Kopf Bismarcks wird am Fuße des Denkmals präsentiert und konfrontiert die Besucher:innen mit Bismarcks Politik und seinen Auswirkungen bis ins Heute, um so unter anderem seine Rolle in der deutschen Kolonialgeschichte zu hinterfragen. Ziel ist es, zum Dialog mit Bismarck aufzufordern und eine Diskussion darüber zu führen, wie wir seine Person heute verstehen und einordnen. Im Kontext von Historizität und Kontemporalität werden zudem die Motive der Errichtung eines solchen Denkmals und der Errichtenden beleuchtet. Die Maßnahme ermöglicht es den Besucher:innen gewissermaßen rückwärts zu blicken und so vor dem Hintergrund der historischen Einordnung gleichzeitig die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu betrachten.
Das Periskop-Prinzip
Die direkt vor dem Bismarck-Denkmal positionierte Plastik fängt den großen Kopf Bismarcks durch eine Öffnung, die sich unmittelbar vor seinem Gesicht ähnlich einem Schirm oder Rüssel aufspannt, ein. Diese Pink Tube scheint das Gesicht abzuscannen, zu analysieren. Mit Hilfe von Spiegeln und Linsen wird dieses Bild durch den Röhrenkörper nach unten zum Fuß der Plastik transportiert, auf einen menschlichen Maßstab verkleinert und den Besucher:innen hinter oval eingefassten Schaugläsern präsentiert. Um den unterschiedlichen Körpergrößen der Besucher:innen und den damit verbundenen variierenden Blickhöhen gerecht zu werden, sind die Schaugläser am Fuß der Plastik auf verschieden hohen Positionen angeordnet. So wird gewährleistet, dass auch Kinder und im Rollstuhl sitzende Besucher:innen das neue Denkmal erleben können. Das Konzept möchte damit auch eine multiperspektivische Betrachtung Bismarcks herstellen.
Maße und Materialien
Die Pink Tube reicht vom Sockel des Denkmals bis hoch zum Kopf der Bismarckstatue auf ca. 32 m Höhe. Die Unterkonstruktion der röhrenförmige Plastik wird aus Stahl gefertigt und mit einem noch zu bestimmenden Material als Hülle verkleidet. Vorstellbar für die Hülle sind sowohl Aluminium als auch glasfaserverstärkter Kunststoff, die jeweils mit einer schlagfesten und UV-resistenten Beschichtung versehen werden. Die Röhre besitzt an ihrer breitesten Stelle ein Durchmesser von etwa 3 Metern, an ihrer schmalsten Stelle etwa 2 m. Eine zurückhaltende Beleuchtung setzt die Plastik abends in Szene.

Der Ort Der Wege
WEGE-WUNDEN-WANDLUNG
Ein Weg ist die Verbindung zwischen zwei geographischen Positionen, aber er ist nicht nur eine Linie, denn ein Weg bedeutet vor allem Bewegung, also eine Intention sich zu nähern oder eine Distanz zu schaffen. Mit dem Weg einher geht eine Absicht, eine Aussicht, ein Bringen oder Holen - es ist Veränderung. Der Weg in der Zeit ist eine Geschichte.
Wunden Ans Licht
Die Geschichte des Kolonialismus ist verwoben von Wegen, vor allem Wasserwegen. Was die deutsche Historie betrifft, nehmen die Routen ihren Lauf vom Hamburger Hafen, und wachsen bildlich in die Welt wie Äste aus einem Stamm oder wie Risse im gebrochenen Glas. Die Kolonialmacht befährt sie hin und her, her und hin - und nimmt mit ihren Schiffen auf jeder Route Stücke aus fremden Identitäten mit. Hinterlässt Fremdspuren, zwingt sie auf. Was wäre, wenn die Fahrrinnen der Schiffe sich hinter dem Schiffsrumpf niemals geschlossen hätten? Wenn die tiefen Einschnitte, von den Bügen hinterlassen, noch heute und für immer klaffen würden?
Schmerz ist ein gegangener Weg, hin und her, her und hin, tiefe Furchen im Wasser, eine Million ausgegrabene Flüsse im Ozean, Rinnsale wie leere Schienen, die sich zu schließen und zu verschwinden scheinen. So scheint. Aber die geschnittene Gewässer werden ans Ufern gespült, wie gebrochene Äste, verwundete Verästelungen, vermisste Hände, Arme, wie lose Narben aussehen.
Die Idee: diese offen gebliebene Fahrrinnen als eine kontinuierliche Wundenspur zu zeigen und so die dazugehörenden Geschichten in der Erhöhung ans Licht bringen - sichtbar machen! Aus dem Bismarck‘schen Blick auf ferne Ziele (und mit dem besonderen Augenmerk auf den Hamburger Hafen) entsteht hier eine organisch gewachsene Verflechtung von aus Messing geformten offene Fahrrinnen, dessen Profil die einer typischen Kielform widergibt. Diese Rinnen abzweigen und kreuzen sie wieder in ihrem Verlauf nach unten. Zumindest für einen Teil der Strecke sollten diese Furchen in den steinernen Körper des Monuments einschneiden. Die Wunde wird erst wahrgenommen, wenn sie gespürt wird (etymologisch stehen spüren und Spur, wie hier thematisiert, nah zueinander). Für diese Auseinandersetzung, die nicht nur auf der Oberfläche stattfindet, gehört Mut.
Das goldschimmernde Material ist ein Tribut an Afrika, wird aber vor allem für seine Kraft im Reflektieren des Lichts gewählt. Besonders beim Sonnenuntergang entflammt das Werk. In Hamburg entzündet sich ein Feuer für die Erinnerung. Diese Veränderlichkeit, als immer neu zu findene Antwort zu den Wechselwirkungen in der Umgebung als verbundene Einheit zu stehen, ist Teil des Gesamtkonzeptes.
Begehbare Wege
Wege sind immer in beiden Richtungen begehbar. Diese wechselbare Richtung steht hier für den in die Tiefe gehenden Dialog, und das Geflecht der Linien für den flächendeckenden Austausch, Forschung, Erkundung; als eine Ansammlung von persönlichen Berichten, Gefühlen, Ansichten, Ziele, Fragen, Antworten, Ideen - also die Fähigkeit und Wunsch zur offenen Kommunikation in der Gemeinschaft - ja gemeinschaftsbildend. Auf einer zeitliche Ebene bedeutet das Hin-und-Her auf den Wegen somit die Bereitschaft, sich mit den Epochen auseinanderzusetzen, vor allem die Vergangenheit mutig zu begehen um Standpunkte für heute zu finden und Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Der Diskurs sollte sich sowohl auf der Achse der Welt als auch auf der der Zeit bewegen, um Verständnis und Geständnis zu generieren.
Die Sprache Der Dinge
Es ist nicht nur die Haltung - das massive Steinerne steht mit seiner Materialität für Undurchlässigkeit, eine nicht zu widersprechende, von Standpunkt her massive, unbewegliche und gar berührungsunempfindliche Attitude. Die Figur Bismarck gewinnt mit seinem Schwert ein drittes ‚Bein‘. Das ist die sicherste Position für das Stehen, jedem Denkanstoß resistent. Während ein Mensch nur durch Bewegung und Korrektur seiner Haltung, in sich selbst und in seiner veränderlichen Umgebung das Gleichgewicht behält (besser gesagt: in der Anpassung an das neue Geschehen in einer kontinuierlichen Herausforderung durch Veränderung es immer wieder erlangt), will die Bismarckfigur nichts davon hinterfragen. Auch der steinerne Umhang geht über das ritterliche Symbol weit hinaus: es demonstriert, auch formell in seiner großflächigen, glatten und starren Fläche, eine feste und dichte Einheit mit Stadt und Volk, die meinungsgleich, (finanziell) aufbauend und physisch stärkend hinter ihm steht. Undurchlässig wirkt er wie ein mächtiges Schild, der, wenn er vor ihm stünde, einen subtilen Hinweis auf die Schutzbedürftigkeit geben würde. Sowohl in der Position als auch in der Substanz des ewigen Steins, zeigt sich hier der unumstößliche Anspruch auf Hegemonie über Raum und Zeit. Damals.
Daraus erwächst heute - es ist ein Prozess - und lehnt sich mit seiner organisch anmutende Offenheit an, das Geflecht der gegangenen und noch zu gehenden Wegen. Es ist fraktal angelegt: jeder beobachtete Abschnitt steht für die ganze Geschichte - mit jedem Abzweigen, Entfernen, Auseinandergehen wiederholt sich die Geschichte der Vielen in einer Einzigen, die sich zur gemeinsamen Identität öffnet (und nicht: schließt) und damit sich gegen die hierarchische, herrische Ordnung auflehnt.
Ziel ist auch durch das Material und sein Reflektieren, den Standpunkt offen für unendliche, sich verändernde Nuancen zu machen, die sich aus dem Geschehen frei ergeben: das Wetter, der Tageslauf der Sonne, die Verwitterung und natürliche Oxidierung, auch die Bereitschaft zur Verantwortung bezüglich der Pflege zeigen sich hier offen.
Es hat mehrere Dimensionen. Es hat eine eigene Vertiefung aber weist auf eine weitere hin: solche, die uns als Menschheit, unsere soziale und kulturelle organische Plastik, das was jenseits unserer Individualität für uns eine bewegliche Form annimmt und uns gemeinsam ist. Das Organische an der Form, die an dem Wurzelwerk oder der Verästelung von Bäumen (Weide) aber auch an Strukturen in menschlichen Körper (Lungen) erinnert, steht für das dynamische Verbindende und das im Austausch Lebendige in der Gemeinschaft. Diese Struktur absorbiert und spiegelt das Licht wider, es wird sichtbar! und zeichnet aber auch mit seinem Schatten in die Tiefe, auf den gemeinsamen Träger Bismarck, die dunklen Verflechtungen seiner Geschichten. (Denkbar ist eine wechselnde Beleuchtung in der dunklen Zeit) Gezeigt wird also die Möglichkeit, bisherige Wertungen zu überprüfen, Fragilität und Stärke in ihrem Zusammenspiel umzustülpen, ineinander zu implementieren, so dass es dem sich gewandelten sozialen Gefühl mit seinen Variabilitäten und Komplexitäten entspricht. Das Geflecht symbolisiert in diesem Sinn unsere allerwichtigsten, und fragilsten, Wege: die Luftwege in den Lungen. Auch diese dienen dem Austausch - es sind dieselben Luftwege für das Hin und Her, das Ein(Sauerstoff-) und Ausatmen (Kohlendioxidreiche Luft). Eine Zirkulation ohne Besitzanspruch. (Can‘t breathe).
Die Sprache dieser Intervention ist als die des poetischen Ausdrucks gewählt. Seit jeher und überall werden Traumata in Form von Gesang und Poesie gemeinschaftlich verarbeitet und damit auch eine geistige Abschirmung hervorgerufen, eine immaterielle schützende Kraft. Dieser Duktus stellt sich gegenüber der starren, mächtigen und Distanz wahrenden Ästethik vom bisherigen Bismarck Denkmal.
Die Intervention möchte auf 4 Orte einwirken, 3 physischen und einen strukturellen.
BISMARKSTATUE
Durch das Geflecht mutiert das Bismarckmonument als einer im Schatten liegenden Träger erzählten Geschichten, weicht also zurück aus seiner bisher indiskutablen Präsenz, ist um eine Offenheit zum Diskurs „gewachsen“ und erglänzt mit seiner neuen Textur über den Hamburger Hafen.
Bunker
Ein Bunker ist ein schützender Ort. Aus dem offenen, sichtbaren Raum oberhalb sickern die Wundenspuren wie dünne Rinnsale weiter in diesem Raum hinein. Hier schliessen sie sich zu Narbenspuren. Der Besucher ist hier geschützt wie unter einer Trauerweide, die an den Baum der Seelen (Vitraya Ramunong aus der Na'vi-Geschichte ‚Avatar‘) erinnert und einen Bezug zum Gedanken der die Einheit aller Wesen stilisiert. Schmerz zu zeigen ist höchst persönlich und auch politisch. An den Verästelungen sind kleine Schilder aus Messing angebracht mit QR-Codes aufgedruckt. Der interessierte Besucher kann sich mit seinem Smartphone damit auf einer dafür eingerichteten Plattform auf eine Reise durch Geschichten begeben und auf Tanzperformances, Bilder, Poetries schauen, hochgeladen von Usern, die zu diesem Thema ihre visuelle Erzählungen ausdrucken wollen. Jeder Beitrag wird als Bereicherung angesehen und als persönlicher Impuls zu einer positiven Wandlung im Denken Richtung kulturelle und sozialen Verflechtung von unterschiedlichen Identitäten gedeutet.
Für dieses Projekt muss die alte Wandbemalung nicht entfernt werden. Die Vergangenheit wird nicht gecancelt - vielmehr aus ihrer Blindheit befreit sehen wir eine Pluralität an Perspektiven erwachsen, die das Alte heute als nicht mehr gültig erweist und durch neues Bewusstseinsleuchten überschreibt und somit in den Schatten stellt. Wandlung erwächst sichtbar.
Alter Elbpark
Das Thema der Wege ist nicht nur als Verbindung gewählt, sondern auch, weil sich durch Bewegung der eigene Standpunkt verändern und durch neue Perspektiven bereichert werden kann. Wer einen Weg geht, wandelt sich. Dieses Konzept sieht deshalb auf der horizontalen, von Menschen begehbaren Ebene eine ähnliche Geflechtstruktur (in größerem Maßstab) vor. Wege, die an Narben erinnern fliessen wie erstarrte Flüsse (es ist das von den Schiffen verdrängte Wasser, ans Land gebracht) hinunter zum Hafen. Alternativ: eine Plastik mit angehäuften von der Elbe hoch gespülten ‚Wasser-Narben‘. Das Material hier am Boden könnte Pech sein, das traditionell in dem Schiffbau zum Verbinden und Verschliessen benutzt wird und an dunkle Haut erinnert. Dem Publikum kann ein Anreiz gegeben werden, diese Spur zu folgen und zu untersuchen, in dem es individuelle Aussagen zum Thema Entkolonialisierung, als Schrift eingelassen oder geprägt, darin findet.
Denkmalschutz
Wie weit darf eine künstlerische Intervention gehen? Was darf sie miteinbeziehen, was nicht?
Soll sie an der Oberfläche halt machen, aus der Angst eine Grenze zu verletzen? Wäre das dann nicht gleichzusetzen mit einem Urteil, das sich nicht über die äußere Erscheinungsform wagt?
Natürlich könnte man eine Anpassung dieser Idee vornehmen und eine Befestigung des Geflechts am Kopf, Mantel, Schwert vornehmen. Der Effekt wäre ähnlich, zumindest äußerlich.
Ich vielmehr möchte die Denkmalschutzbehörde, alleine aus dieser Namensgebung heraus, in die Aktion miteinbeziehen. Es geht nicht darum, eine bequeme Form für eine Revolution zu finden. Die Veränderung in der Haltung wird sichtbar, wenn sich das ‚Unantastbare‘ zur Diskussion offen zeigt. Im Sinne einer Sollbruchstelle, die das System stärker macht, in dem es - gezielt und wohlüberlegt - eine Öffnung zulässt.
Beitragsverfasser/-innen:
Bismarck neu denken – Wettbewerb 2023


Erläuterungen


I.
Kennzahl 1066
Die Grundidee des Konzeptes verbindet vier unterschiedliche Intentionen:
1. Die kritische Betrachtung des mit dem Bismarck-Denkmal konstruierten Bildes des Reichskanzlers,


2. Aufklärung über die Folgen und Weiterentwicklung der Bismarck`schen Politik bis in die Gegenwart,
3. die besondere Bedeutung Bismarcks für die Hamburger Handels- und Hafenpolitik,
4. die Interdependenz von Handel/Ökonomie, Krieg/Militarismus und Nation/Macht
II.
Diese Intentionen finden ihren Ausdruck in drei gestalterischen und künstlerischen Elementen, die als kritische Ergänzung des mit dem dominanten Denkmal propagierten Bismarck-Bildes verstanden werden können und Aufklärung über die verschiedenen Facetten der Politik des Reichskanzlers bieten sollen. In der üblichen Metapher von „Licht und Schatten“ Bismarcks formuliert: Aufklärung geschieht aus der Perspektive derer im Schatten, also der Kriegsopfer in den drei sog. „Befreiungskriegen“, der Menschen und Völker in den Kolonien, Sozialisten und Sozialdemokraten, Polen.


Container als zentrales Element
1. Der „Bismarckturm“ - Fracht- und Transport-Container
1. Das zentrale Element, der aus zwei senkrecht übereinander aufgestellten Containern bestehende Bismarckturm, nimmt in seiner Form die Tradition der sogenannten BismarckTürme auf, die vor allem nach Bismarcks Tod 1898 im Deutschen Reich und vereinzelt auch in Nachbarländern errichtet wurden. Die letzten zehn Bismarck-Türme wurden im April 1915 zu Bismarcks 100. Geburtstag errichtet. Die Trutzburg-artige Form der Bismarck-Türme war auch Ausdruck der Abwehr bürgerlicher und national-konservativer Kreise gegen die demokratischen und sozialistischen Aufbruchbewegungen in der Bismarck- und der NachBismarck-Ära. In Deutschland sind noch 146 von ehemals 184 Türmen erhalten.
Ein wesentliches Ziel der Politik des Reichskanzlers Otto von Bismarck war die Stärkung und die Ausweitung des Handels auch über Deutschland und Europa hinaus. Das geschah in Übereinstimmung mit den Interessen vor allem der Hamburger Reeder und Kaufleute, deren bekanntester Exponent Adolph Woermann war. Aber auch die Hamburg-Süd, 1871 als HRS DG gegründet, und die Hapag (Wahlspruch „Mein Feld ist die Welt!“) verdankten ihren Aufschwung der Bismarck’schen Politik.
Heute sind die Container der sichtbarste Ausdruck für weltweiten Handel. Das gilt insbesondere für Hamburg, wo sich direkt gegenüber dem Bismarckdenkmal ein großes Container -Terminal befindet. Auch wenn die Container in ihrer Form neutral sind, stehen sie doch für die moderne Fortentwicklung ungleicher Handelsbeziehungen, die ungleiche Lebensbedingungen zur Folge haben.
Für die äußere und möglicherweise auch innere Gestaltung des Bismarckturms wäre noch zu klären, ob und mit welchen künstlerischen Mitteln die Bedeutung des Handels für ungleiche Lebenschancen in den Ländern und Kontinenten unserer Welt sichtbar gemacht werden kann.
Der neue Bismarckturm wird so platziert, dass er mit seiner Höhe von ca. 24 Meter von Norden, Westen und Süden des alten Elbparks gut zu sehen ist, im Sommer wegen des dichten Baumbestandes noch besser als das Bismarck-Monument selbst.
Beitragsverfasser/-innen:
Ulrich Hentschel
Ein besonderer Container könnte direkt vor oder neben den Eingang in den Bunker mit seiner völkischen Gruft platziert werden, als Informations- und Markierungsort eines Abstiegs in die Denkmal-Nutzung während der Nazi-Zeit.
3. Der Helm - Symbol für Machtpolitik mit „Eisen und Blut“
Als drittes Element wird – möglichst mit einer Sichtachse zum Denkmal - ein massiver Helm platziert, der in Größe und Form so gestaltet ist, dass er auf den Kopf des Bismarckdenkmals passen würde. So vermittelt er nicht nur einen handfesten Eindruck von der Monumentalität des Denkmals, sondern verweist auch darauf, dass dieses in symbolischer wie materieller Hinsicht eine Konstruktion ist. Zumindest die symbolische Aufladung kann auch dekonstruiert werden.
2. Das Container-Feld (Themen-Container)
Fast 20 Jahr lang, von 1871 bis 1890 war Otto von Bismarck erster Reichskanzler des Deutschen Reiches, dessen Gründung er maßgeblich vorangetrieben hatte. Wesentliche Elemente seiner Politik sollen in Themen-Containern dargestellt werden. Die Idee ist, für die Ausarbeitung und Gestaltung Menschen oder Gruppen zu finden, die bzw. deren Vorfahren in besonderer Weise von einer der Bismarck’schen Entscheidungen betroffen waren. Es geht also um die Perspektive der Opfer
Themen sollen sein:
* Koloniale Ausbeutung und kolonialer Handel
* Peitsche und Zuckerbrot – Repression gegen die Arbeiterbewegung (Sozialistengesetze) und Aufnahme einiger ihrer Forderungen (neue Sozialgesetzgebung)
* Dänemark, Österreich, Frankreich – eine blutige Kriegsspur zur Gründung des Deutschen Reiches in Versailles
* Der Kanzler und die Germanisierung der polnischen Bevölkerung in Preußen und im Kaiserreich
* Bismarcks Hamburger Freunde und ihre guten Geschäfte, z.B. Adolf Woermann
Weitere Container könnten sich folgenden Themen widmen:
* August Bebel, Hamburger Reichstags-Abgeordneter und Widerpart Otto von Bismarcks
*Bismarck als Idol und Leitstern über seinen Tod hinaus: Bismarckfeiern, Straßennamen, Bismarck-Türme, Devotionalien …
Diese und einige leere Container werden auf den freien Wegen vor allem im Nordwestbereich des Denkmals platziert, teilweise auch schräg gestellt.
Als Ergänzung zum gesenkten Schwert erinnert der Helm daran, dass die von Bismarck erfolgreich vorangetriebene Reichsgründung 1871 nur erreicht wurde mit drei Kriegszügen gegen europäische Nachbarn (Dänemark, Österreich und Frankreich) mit zehntausenden getöteter, verstümmelte und verletzter Menschen.
„Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut.“
"Wir sehen ihn vor unseren Augen übermenschlich groß, als Roland und Siegfried zugleich", verkündete der nationalliberale Politiker Gustav Stresemann anlässlich des 100. Geburtstages von Bismarck am 1. April 1915.
Nachbemerkung:
Container – eine Baustelle für die Bismarck-Erinnerung
Seit Jahren prägen neben den Baukränen vor allem Container die Sicht auf das BismarckEnsemble. Container gehören zu jeder Baustelle, zum Entsorgen von Schutt, zum Herbeischaffen von Bau-Material, als Büros für die Bauleute. Am Abschluss der Arbeiten sind alle froh, das Neugeschaffene wieder schön sehen zu können.
Erinnerungskultur muss dagegen eine Baustelle bleiben. Neue Sichtweisen, vor allem aus der Perspektive der Opfer und der Opposition gegen die Bismarck-Politik, neue historische Erkenntnisse und neue gegenwärtige Kontexte müssen immer wieder eingebracht werden können. Auch dieser Arbeits- und Prozesscharakter wird mit den Containern symbolisch und real geschaffen.