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AUF AUGENHÖHE

BISMARCK NEU DENKEN

Wie geht man mit dem Bismarckdenkmal um?

Wie kann die Macht der übermächtigen Heldendarstellung relativiert, kontextualisiert und damit unweigerlich gebrochen werden? Wie gehen wir heute und in Zukunft mit Monumenten um, deren Schöpfer versucht haben, idealisierte Narrative zu definieren und über alle Zeiten zu transportieren, die aber im zeitgenössischen Verständnis nicht mehr funktionieren oder hochumstritten sind? Das alles, ohne gleichzeitig die Geschichte komplett zu überschreiben und damit ähnlich autoritär wie die Erfinder der Heldendenkmäler zu agieren?

Wohl wissend, dass sich auch der aktuelle Kontext wieder verändert und damit auch unsere heutigen Positionen und Vorstellungen zur Rekontextualisierung infrage gestellt werden, muss ein Ansatz gesucht werden, der diese Volatilität berücksichtigt

Die Haltungen zur Person Bismarck waren bereits bei der Errichtung seines Denkmals vielfältig und kontrovers. Die ursprünglich vor allem innerdeutsch formulierte Kritik an der einseitigen Verehrung Bismarcks wurde durch die Erweiterung um den Umgang mit dem kolonialen Erbe und vor allem der anschwellenden Diskussion über die Aufarbeitung der kolonialen Verbrechen international. Sichtweisen auf das umstrittene umfangreiche Schaffen und Erbe Bismarcks sind so divers, dass eine einheitliche Positionierung nicht möglich war, ist oder in Zukunft sein wird

BISMARCK NEU DENKEN

Wie geht man mit dem Bismarckdenkmal um?

Wie kann die Macht der übermächtigen Heldendarstellung relativiert, kontextualisiert und damit unweigerlich gebrochen werden? Wie gehen wir heute und in Zukunft mit Monumenten um, deren Schöpfer versucht haben, idealisierte Narrative zu definieren und über alle Zeiten zu transportieren, die aber im zeitgenössischen Verständnis nicht mehr funktionieren oder hochumstritten sind? Das alles, ohne gleichzeitig die Geschichte komplett zu überschreiben und damit ähnlich autoritär wie die Erfinder der Heldendenkmäler zu agieren?

Wohl wissend, dass sich auch der aktuelle Kontext wieder verändert und damit auch unsere heutigen Positionen und Vorstellungen zur Rekontextualisierung infrage gestellt werden, muss ein Ansatz gesucht werden, der diese Volatilität berücksichtigt.

Die Haltungen zur Person Bismarck waren bereits bei der Errichtung seines Denkmals vielfältig und kontrovers. Die ursprünglich vor allem innerdeutsch formulierte Kritik an der einseitigen Verehrung Bismarcks wurde durch die Erweiterung um den Umgang mit dem kolonialen Erbe und vor allem der anschwellenden Diskussion über die Aufarbeitung der kolonialen Verbrechen international. Sichtweisen auf das umstrittene umfangreiche Schaffen und Erbe Bismarcks sind so divers, dass eine einheitliche Positionierung nicht möglich war, ist oder in Zukunft sein wird.

Eine heute behauptete Eindeutigkeit wäre eitel, die Debatte um das Denkmal zeigt, dass der Versuch, eine Deutungshoheit herzustellen, schon einmal gescheitert ist. Das Prinzip der Heldendarstellung, der absoluten Meinungen, ist gescheitert. Eine Gegenposition sollte daher nicht versuchen, selbst eine starke, subjektive Haltung zu formulieren, sondern Annäherung und Auseinandersetzung möglich machen.

MONUMENTALITÄT BRECHEN

Das Bismarck-Denkmal zeichnet die gewählte übermenschliche Größe und damit verbundene Überhöhung der Person Bismarcks aus. Seine weit sichtbare Zeichenhaftigkeit ist Teil dieser Inszenierung. Seine (Deutungs-)Höhe und der damit verbundene Weitblick, der Bismarck nicht nur symbolisch zugeschrieben wird, ist (im derzeitigen Zustand) für uns nicht erreichbar. Diese Höhe zu überwinden und damit die Monumentalität zu brechen, sehen wir als wichtigen Teil der Aufgabe.

AUF AUGENHÖHE

Wir sollten dem Unerreichbaren ebenbürtig gegenübertreten können und auch seine Sicht einnehmen. Die so hergestellte Nähe bricht seine Autorität und schafft die Grundlage für Kritik und Auseinandersetzung. Konkret bedeutet das, dass die Möglichkeit geschaffen wird, mit einer Treppenanlage vom Fuße des Denkmals bis zu einer Plattform vor dem Gesicht Bismarcks zu gelangen. Die Konstruktion ist additiv, selbsttragend und soll so leicht wie möglich ausgebildet werden, um das Denkmal nur punktuell zu berühren. Dabei soll konstruktiv nur der Sockel genutzt und die Figur selbst (konstruktiv) unangetastet bleiben. Das Denkmal soll in seiner Gänze erfahrbar bleiben, die Monumentalität noch spürbar, um das Objekt der Debatte nicht zu verniedlichen und den Anlass der kritischen Auseinandersetzung nicht zu verdecken. Das Gegendenkmal selbst muss gleichwohl auch aus der Nähe und in der Ferne erkennbar sein, um die Wirkmacht des „Riesen zu schwächen. Die neue Konstruktion tritt baulich selbst in den Dialog mit der alten Struktur, ohne diese unsichtbar zu machen. Ihre feingliedrige, leichte Ausbildung bildet bewusst einen Gegensatz zur Massivität des steinernen Mannsbildes. Sie ist selbstbewusst genug, die alte Macht zu brechen und mit offenen Augen von Angesicht zu Angesicht der Vergangenheit gegenüberzutreten.

KRITIK & KOLONIALISMUS

Ist der Zugang geschaffen, kann er auch begleitet werden. Auf den unterschiedlichen Plattformen können in Form von Stelen, Audioinstallationen und digitalen „Toren” (QR-Codes) Informationen zur Verfügung gestellt werden, die den Diskurs zur Person Bismarck und auch die übergeordneten gesellschaftlichen Debatten ausstellen. Dieser ausgestellte Diskurs kann so lebendig bleiben und zusammen mit den Besucher*innen weitergeführt werden.

Eine heute behauptete Eindeutigkeit wäre eitel, die Debatte um das Denkmal zeigt, dass der Versuch, eine Deutungshoheit herzustellen, schon einmal gescheitert ist Das Prinzip der Heldendarstellung , der absoluten Meinungen, ist gescheitert. Eine Gegenposition sollte daher nicht versuchen, selbst eine starke, subjektive Haltung zu formulieren, sondern Annäherung und Auseinandersetzung möglich m achen

Monumentalit T Brechen

Das Bismarck-Denkmal zeichnet die gewählte übermenschliche Größe und damit verbundene Überhöhung der Person Bismarcks aus. Seine weit sichtbare Zeichenhaftigkeit ist Teil dieser Inszenierung Seine (Deutungs-)Höhe und der damit verbundene Weitblick, der Bismarck nicht nur symbolisch zugeschrieben wird, ist (im derzeitigen Zustand) für uns Seite nicht erreichbar Diese Höhe zu überwinden und damit die Monumentalität zu brechen, sehen wir als wichtigen Teil der Aufgabe.

AUF AUGENHÖHE

Wir sollten dem Unerreichbaren ebenbürtig gegenübertreten können und auch seine Sicht einnehmen. Die so hergestellte Nähe bricht seine Autorität und schafft die Grundlage für Kritik und Auseinandersetzung.

Konkret bedeutet das, dass die Möglichkeit geschaffen wird, mit einer Treppenanlage vom Fuße des Denkmals bis zu einer Plattform vor dem Gesicht Bismarcks zu gelangen. Die Konstruktion ist additiv, selbsttragend und soll so leicht wie möglich ausgebildet werden, um das Denkmal nur punktuell zu berühren. Dabei soll konstruktiv nur der Sockel genutzt und die Figur selbst (konstruktiv) unangetastet bleiben Das Denkmal soll in seiner Gänze erfahrbar bleiben, die Monumentalität noch spürbar, um das Objekt der Debatte nicht zu verniedlichen und den Anlass der kritischen Auseinandersetzung nicht zu verdecken Das Gegendenkmal selbst muss gleichwohl auch aus der Nähe und in der Ferne erkennbar sein, um die Wirkmacht des „Riesen” zu schwächen Die neue Konstruktion tritt baulich selbst in den Dialog mit der alten Struktur, ohne diese unsichtbar zu machen Ihre feingliedrige, leichte Ausbildung bildet bewusst einen Gegensatz zur Massivität des steinernen Mannsbildes. Sie ist selbstbewusst genug , die alte Macht zu brechen und mit offenen Augen von Angesicht zu Angesicht der Vergangenheit gegenüberzutreten.

KRITIK & KOLONIALISMUS

Ist der Zugang geschaffen, kann er auch begleitet werden. Auf den unterschiedlichen Plattformen können in Form von Stelen, Audioinstallationen und digitalen „Toren” (QR-Codes) Informationen zur Verfügung gestellt werden, die den Diskurs zur Person Bismarck und auch die übergeordneten gesellschaftlichen Debatten ausstellen. Dieser ausgestellte Diskurs kann so lebendig bleiben und zusammen mit den Besucher*innen weitergeführt werden

Beitragsverfasser/-innen: Kinoki GmbHPartGmbB

PROJEKTION BISMARCK - LAMPEDUSA MONUMENT

Unser Vorschlag zur Ausschreibung vereinigt zwei Gruppen-Impulse zu einem Vorschlag

- Gruppe „Projektion Bismarck“ führt Beamer- Abende am Bismarck-Denkmal durch –projiziert Schriften und Filme auf die riesige Statue. Die Gruppe engagiert sich für einen demokratischen Diskurs über die heutige und zukünftige Funktion des kolossalen Denkmals. Insbesondere erforschen und erarbeiten wir Möglichkeiten eines künstlerischen und öffentlichen Umgangs mit den aktuellen und historischen Interpretationen über die Person Otto von Bismarcks. Hier hinein gehört die Deutung des Denkmals aus seiner Zeit heraus, aber auch die künstlerische Dekonstruktion des Denkmals, um eine wirkliche Neukonstruktion, eine neue Narration, als Denk-Mal für Hamburg zu ermöglichen. Hierin einbezogen ist nicht nur die Bismarckstatue als solitäres Monument, sondern ihre gesamte Einbettung im Alten Elbpark, einem derzeit sehr vernachlässigten Standort. Am Sockel des Bismarck-Denkmals hatte eine Gruppe geflüchteter zunächst Zuflucht gefunden und campiert – sie wurden später als „Lampedusa in Hamburg“ international bekannt – waren die Vorhut der heutigen Flüchtlingsbewegungen. Hier möchten wir ein Flüchtlingsboot von Lampedusa nach Hamburg holen und als Gegendenkmal und Gruppenprojekt errichten.

- Gruppe ”Lampedusa auf St. Pauli” bemüht sich seit Jahren um ein Flüchtlings-Mahnmal. Schon im Winter 2013/14 machte sich eine Delegation von ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern auf den Weg nach Lampedusa mit dem Ziel ein Flüchtlingsboot als Denkmal nach Hamburg zu holen.

Wir schrieben damals von unterwegs nach Hamburg: Wir stellen uns die Arbeitsweise so vor:

”Die Idee des Flüchtlingsdenkmals wird in der Gruppe ”Lampedusa auf St Pauli” beraten und das Projekt findet mit Partizipation auch der Gruppe ”Lampedusa in Hamburg” statt. Die Arbeit wird von den Gruppen selbst gestaltet - Geflüchtete finden hier Arbeit - holen das Flüchtlingsschiff nach Hamburg.”

Wir waren der Zeit voraus, erfuhren nur Ablehnungen. Die Gruppe der über 300 über Lampedusa nach Hamburg geflüchteten ist heute viel besser aufgestellt um die Arbeit am Denkmal zu gestalten. Es wird auch ein Denkmal für die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer, die im Lampedusa-Zelt am Steindamm und in der St. Pauli-Kirche ein Kirchen-Asyl für die Gestrandeten über Monate gegen den Druck von Polizei und Politik durchhielten. Das Flüchtlingsboot sollte zunächst entweder am Lampedusa-Zelt am Steindamm oder auf der Kehre hinter der St.-Pauli-Kirche aufgestellt werden. Auf eine Kontrastierung des Flüchtlingsboots mit dem eisernen Kanzler kamen wir damals noch nicht – dazu bedurfte es Ihrer Ausschreibung. Das horizontale Denkmal steht quer zum vertikalen Bismarck-Monument. Es ist jenen gewidmet die vor der postkolonialen Katastrophe in Afrika fliehen.

Das passende Flüchtlingsboot für das Denkmal war auf Lampedusa im Frühjahr 2014 gefunden und wurde in einem Schuppen auf der Insel untergebracht wo es heute noch liegt. Wir brachten Fotos mit von der Reise und ein Stück Holz vom Flüchtlingsschiff. Die mutige Bürgermeisterin von Lampedusa bagann sich für unser Projekt zu begeistern - setzt auch mit einige Helbel in Gang. Doch wir bekamen keine Erlaubnis das Denkmal in Hamburg aufzustellen. Inzwischen haben alle Weltstädte ihr Flüchtlings-Denkmal – nur Hamburg noch nicht. Unser erstes Model des Flüchtlings-Denkmals ging im Rahmen der Bewerbungen verloren – das neue Model auf dem A0-PDF zeigt das Flüchtlingsschiff in seinen Original-Farben.

Der Einrechende arbeitet immer noch ehrenamtlich mit über Lampedusa Geflüchteten, begleitet sie zu Behörden und Arztbesuchen und ist selber inzwischen Gründungsmitglied der Gruppe "Projektion Bismarck" - beamt Bilder, Animationen und Schriften auf die riesige Bismarck-Statue. Diese Einreichung verbindet beide Ideen und verknüpft sie zu einer kontrastreichen Konfrontation mit der Bismarck-Statue. Neben den Arbeiten am Flüchtlingsschiff werden Bezüge zur postkolonialen Schieflagen in Afrika per Beamer auf Bismarck projiziert und den Dialog mit den Betrachtern am Elbhang gesucht. Der Beamertechnik wird mit einem Laser modernisiert, der besser sichtbar bis zum Heiligengeistfeld und Finkenwerder Schrift auf die Riesenstatue wirft und in der Lage ist bei hoher Luftfeuchtigkeit virtuelle Gegenentwürfe neben den Bismarck zu stellen.

So wird Bismarck durch die Lichtperformance herausgefordert - was projiziert wird überlegt und kuratiert die Flüchtlingsgruppe selbstbestimmt.

Ergänzt wir das anschauliche Denkmal mit Beamer- und Laser-Projektionen mit Schriften in mehreren Laser-Farben und Bildern die Bismarck hinterfragen und neu kontextualisieren.

- Konzept der zukünftigen Laser-Kunst am Hamburger Bismarckdenkmals im Alten Elbpark in Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft, Black Community Coalition, Intervention Bismarck um das umstrittene Bismarckdenkmal zwischen Dekonstruktion und künstlerischer Aneignung – sehen Sie als Einstieg bitte: https://vimeo.com/491769826

Die Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit und ihrer Beziehung zur Gegenwart der Hansestadt Hamburg kristallisiert sich aktuell am monumentalen Bismarckdenkmal im Alten Elbpark – auf der ehemaligen Bastion Casparus der Hamburger Wallanlagen.

Die vom Hamburger Senat beschlossene Sanierung und die Instandsetzung eines nationalen Monuments erfuhr jüngst scharfe Kritik von postkolonialer Seite. Spätestens seit „Black Lives Matter“ sind Forderungen nach dem Abriss des mutmaßlich „die Kolonialzeit verherrlichenden“ Denkmals laut geworden.

„Projektion Bismarck“ ist eine unabhängige, zivilgesellschaftliche Gruppe von acht Hamburger Künstlerinnen, Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Die bisherigen Kontroversen um das Denkmal haben nur vereinzelt künstlerische Formen aufgegriffen, wie im Fall des zeitweilig auf dem Schädel Bismarcks platzierten Gamsbocks. Diese Erweiterung der Skultur wird wiederum von der Projektionsgruppe auf Bismarck projiziert und nacherlebbar. Der Antragsteller filmte damals die Eröffnung der Aktion und stellte das Video den Künstlern zu Verfügung – darf dafür die Aufnahmen verwenden. Die damit intendierte ironische Aussage über das Denkmal hat jedoch nicht zu weiteren, möglicherweise dauerhafteren Kunstkontextualisierungen geführt, sondern blieb polarisiert stecken, verengte sich auf das Schlagwort „Bismarck Kopf ab“. Zudem ist die derzeitige Debatte über das Für und Wider des Denkmals und seine politischen und ästhetischen Bewertungen ein eher abseits der breiteren Öffentlichkeit geführter Diskurs, vor allem von Bismarckfachleuten und postkolonialen Aktivist:Innen. Dies versucht unsere Gruppe vom Kopf auf die Füsse zu stellen und mit künstlerischer Praxis zu füllen.

Die Gruppe „Projektion Bismarck“ hat in ihren Filmprojektionen das gesamte Spektrum der politischen Debatte um das Denkmal direkt auf den Körper des Eisernen Kanzlers projiziert. Filme ermöglichen einen Diskurs nicht für Eliten, sondern für Jedermann und Jedefrau, zudem sichtbar gemacht am Ort des Streites selbst.

In öffentlich wahrgenommen Bismarck-Projektionen wurden bereits aktuelle und kontrovers behandelte Fragen in bewegten und unbewegten Filmbildern und in Slogans aufgegriffen und projiziert: FlugblattFilme mit politisch-künstlerischen Aussagen zu Afrika-Debatte und Kolonialismus, zu Fremdenfeindlichkeit und Migration, zu Neonazis und Formen des Rassismus. Die Projektionen sind nicht auf eine Position festgelegt, sondern projizieren verschiedene Standpunkte mit verschiedenen künstlerischen Mitteln. Die Arbeit soll intesiviert werden und das Expanded Cinema Projektionen von Text aus dem Stadtteil und den durch die von Bismarck mit begründete Kolonisierung Afrikas ermöglichen.

In einem zweiten Interviewzyklus berichten Expert/innen über die Möglichkeiten der Kunst zu einem kreativen Umgang mit dem Denkmal, insbesondere zu der im denkmalsbezogenen öffentlichen Raum unter freiem Himmel bisher noch kaum genutzten Kunstform des „expanded cinema“ mit politischen Kurzfilmen und Laser.

Beitragsverfasser/-innen: Kinoki GmbHPartGmbB

In einem dritten Schritt erhalten Teilnehmer/innen, Fachleute mit Expertise zu Denkmalsfragen, aber auch Stimmen aus dem aktivistischen Umfeld, Vertreter, Vertreterinnen aus Initiativen und Nachbarschaftsgruppen Gelegenheit, sich zu den Vorschlägen zu äußern.

Der Autor nahm mit der 4K-Videokamera an der von der Hamburger Kulturbehörde unterstützten Tagung über den Völkermord an Herero und Nama in Namibia teil und hat dorthin seither Kontakte. Der Autor besucht Künstler*innen in Namibia, die künstlerische Entwürfe für Projektionen auf den Koloss zu Verfügung stellen und zeigt dort Aufnahmen per Beamer von schon stattgefundenen Expanded-Cinema Aktionen am Hamburger BismarckDenkmal. So kann ein Dialog zwischen Kulturen angeregt werden.

Wir projizieren Filme und Texte an die riesige Bismarck-Statue am Elbhang zun St. Pauli und machen die Webseite unter meinem Namen. Nun wollen wir die Projektions-Arbeit mit einem modernen Laser voranbringen.

Ausgehend von unserem viel beachteten Projekt „Projektion Bismarck“ mit dem wir im Juni auch in der Zitadelle Spandau-Berlin ausgestellt werden, möchten wir nun Laser-Technik in die Projektions-Arbeit einbeziehen. Die Lasertechnik mit farbigen Strahlen projiziert Bilder und Schriften viel effizienter und kräftiger als herkömmliche Beamertechnik und kann teils auch am verhangenen Tage verwandt werden. Die Technologie ist transportabel und intelligent ansteuerbar. Laser kommen mit viel weniger Energie aus als Beamer und können so besonders stromsparend mit Akkus auch sogar vom Fahrradanhänger aus betrieben werden. Die Haupt-Arbeit wird aus der Millerntorwache direkt vis a.vis Bismarck geleistet in der der Künstler schon lange Dokumentarfilmabende veranstaltet Der Raum ist als Projektzentrum geeignet – der Kontakt des Antragstellers zu Toepferstiftung sehr gut.

Zu mir:

Strassen-Projektionen sind seit dem 15. Lebensjahr des Antragstellers Hauptaugenmerk. Ich begann schon früh mit tragbaren Filmprojektoren – habe die Projektionen in der Stadt wie Streetart betrieben – die aber anders als Graffitti keine Spuren hinterlässt und nur für den Moment da ist. Das flüchtige des Laserbilds wird zum Erlebnis für den Betrachter. Wir haben schon mit Amateur-Lasern aus dem Baumarkt experimentiert und Fassaden mit Slogans bespielt Die Gruppe arbeitet aber zusätzlich weiterhin mit traditionellen Licht-Projektionen!

Beitragsverfasser/-innen:

Norbert Münnig

Bismarck neu denken

• Exposés zum Ideenwettbewerb zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals im Alten Elbpark in Hamburg von Norbert Münnig

Die Ideen verfolgen unterschiedliche Ansätze – seriöse, provokant, hip und hamburgisch. Alle Konzepte können parallel gleichzeitig umgesetzt werden und regen zum Teil zur Bürgerbeteiligung an. Die Ideen 1, 2 und 3 können mit relativ geringen finanziellen Mitteln verwirklicht werden. Meine absolute Präferenz ist die Idee 3, der dampfende Bismarck! Bitte informieren Sie mich, wenn in dieser Phase noch weitere Detailinformationen, Pläne oder Grafiken nötig sind!

Idee 1

Der widersprüchliche Bismarck

Idee: Die unter Denkmalschutz stehende Skulptur wird mit all den Begriffen und Attributen rundherum bedruckt und sozusagen markiert, die mit Bismarck in Verbindungen stehen. Die unterschiedlichen Attribute zeigen die Widersprüchlichkeit der Persönlichkeit und ihrer Tradierung in der öffentlichen Diskussion mit historischen Begriffen. Schon zu Bismarcks Lebzeiten machte man sich über seine vielen Posten und Positionen lustig.

Die Begriffe werden auf das erste Rondell (das Schild, auf dem der Kanzler steht) oder/und auf den unteren „Ring“ zwischen den Darstellern der germanischen Stämme entweder als Lettern gedruckt oder erhaben als Buchstaben aus z.B. Metall befestigt. Die Begriffe liefern in schwarzen Lettern einen seriösen Beitrag zur Bismarck-Diskussion.

Als poppig-bunte Beschriftung ständen sie kontrastierend zu der monumentalen Strenge der denkmalgeschützten Statue. Eine solche der Pop-Kultur entlehnte Installation entstaubt die eher reaktionäre Ausstrahlung des Denkmals. Hier würde der Monolith praktisch unberührt stehen bleiben und wirken. Nachts können die Begriffe auch aus bunt leuchtenden LEDBirnen bestehen, die blinken oder wie ein Laufband den Sockel umlaufen. Alternativ können sie nachts auf die Statue projiziert werden.

Die widersprüchlichen historischen Begriffe sollten immer nebeneinander stehen:

Sozialistenhasser • Sozialreformer • Gewaltpolitiker • Realpolitiker • Eiserner Kanzler • Toller Bismarck • Anti-Kolonialist • Kolonialist • Kriegsanstifter • Kriegsgegner • Imperialist

• Anti-Imperialist • Politisches Genie • Dämon der Deutschen • Erzkonservativer • Landjunker • Deichhauptmann … (Liste kann fortgesetzt werden)

Idee 2:

Kritische Worte

Idee: Bismarck-bezogene provokante Adjektive werden in großen einzelnen steinernen oder hölzernen Lettern oder Scrabble-Steinen um das Denkmal herum auf dem Boden platziert. Kritische und provokante Worte/Attribute: Prahlhans. Dämon Egoist. Rechthaber. Schwätzer. Menschenverführer. Intrigant. Bestimmer Pinkel. Großmaul. Muttersöhnchen …

(Weitere Begriffe können in einer Umfrage ermittelt werden, in der Bürger nach ihren Assoziationen zu Bismarck und zum dem übermächtigen Denkmal gefragt werden. Das Denkmal wächst mit der Bürgerbeteiligung.)

Idee 3: Bismarck lässt Dampf ab Jeden Abend oder zu besonderen Anlässen werden am Sockel des Denkmals aus fest installierten Düsen wahre Wasserdampf-Fontänen ausgestoßen. Der Effekt ähnelt dann dem Foto „Kaercher_Reinigung_Bismarck-Denkmal_1“.

Die Dampf-Fontänen können nachts auch farbig beleuchtet werden. Der alte Bismarck wirkt dann wie ein Rockstar, der neben der Reeperbahn im Bühnennebel seinen großen Auftritt hat. Aus der Ferne erhält das Denkmal auch die Anmutung einer startenden Rakete, ein Bühneneffekt, der durch stroboskopische Blitze verstärkt werden kann. Das dieser optische Hingucker durch akustische/musikalische Effekte begleitet werden kann, versteht sich von selbst Der dampfende Bismarck ist natürlich auch bei allen Stadt- und Hafenfesten beteiligt. Im Sommer können dazu im Alten Elbpark Open-Air-Konzerte stattfinden.

Diese Installation macht das statisch-starre, übermächtige Denkmal lebendig. Es wird zu einem Besucher-Magneten und dürfte zu dessen bundesweiter Bekanntheit beitragen. Auch nimmt der spielerische Umgang mit dem Denkmal dem Monument die Strenge und macht daraus ein hippes Spektakel – eine Installation, die bestens zum Kultur- und Musikspektakel der Reeperbahn passt.

Idee 4: Superman

Bismarck wird zu Superman. Die weiße neutrale Grundfarbe des Denkmals lädt geradezu zu einer Kolorierung ein. Durch eine Färbung in den poppigen Superman-Farben wird dem Denkmal die Strenge genommen. Der Kanzler bekommt den roten Umhang, seine Rüstung wird wie die des Superman-Anzugs blau, sein Gurt rot, und auf seiner Brust prangt das rotgelbe Superman-Logo. Eine Installation, die Mut zur Farbe verlangt und die die allermeisten Betrachter zum Lächeln anregen wird. Eine humorvolle Auseinandersetzung mit Geschichte und mit einem Politiker, der zu seiner Zeit wirklich wie ein Superman wahrgenommen wurde.

Idee 5: Der heroische Hering Witzig und ironisch kontrastierend: Neben die monumentale Bismarck-Statue wird eine etwas kleinere gestellt, die dem Bismarckhering gewidmet ist. Ein auf dem Schwanz stehender Hering? Mit Schwert? Daneben ein Text, der ein ironisches Loblied auf den heroischen Hering singt. Das könnte auch in Form einer akustischen Installation geschehen. Die respektlose Installation mit humoristischen Texten erinnert an Ringelnatz und steht damit in originär hamburgischer Tradition.

• Erstellt von: Norbert Münnig, Goldregenweg 8b, 22523 Hamburg, 0172-4358112, info@muennig.net

Beitragsverfasser/-innen: Marius Westermann

Der Kontext ist tot, lang lebe der Kontext!

Die Enthüllung des Bismarck-Denkmals in Hamburg liegt nun mehr als 100 Jahre zurück. Neben dem Wechsel politischer Systeme haben sich in einem fortlaufenden Prozess gesellschaftliche Werte und soziale Normen weiterentwickelt Mit dem Wissen von morgen werden wir geschichtliche Ereignisse anders bewerten als heute Daher stellt sich die Frage: Wie wollen wir zukünftig an Bismarck erinnern und sein Handeln bewerten?

Mit dem gewählten Blickwinkel der Wettbewerbszeichnung des Architekten Emil Schaudt und des Bildhauers Hugo Lederer aus dem Jahr 1906 wurde die Überhöhung des Denkmals inszeniert, um Bismarck zu würdigen, und zugleich die Unbedeutsamkeit des Individuums verdeutlicht Dieser entworfene Kontext entspricht sowohl baulich als auch symbolisch nicht mehr unserer demokratischen Weltanschauung.

Wir sind der Maßstäblichkeit und Symbolik eines Denkmals jedoch nicht ausgeliefert. Sucht man im Internet nach Bildern des Eifelturms , des Trevi-Brunnens oder des schiefen Turms von Pisa, mischen sich unter die Suchergebnisse eine Vielzahl von Fotos, auf denen Personen durch unterschiedliche Körperhaltungen oder Handgesten eine Interaktion mit dem jeweiligen Denkmal andeuten Sogenannte Memes werde n erschaffen, die in der Regel humoristisch sind, jedoch auch gesellschaftskritische Inhalte transportieren können. Niemand kann die Deutungshoheit über das BismarckDenkmal für sich beanspruchen. Alle können den Kontext definieren

Unter dem Motto „Der Kontext ist tot, lang lebe der Kontext“ soll das Bismarck-Denkmal neu kontextualisiert und interpretiert werden Die geplanten Installationen offenbaren je nach gewähltem Standpunkt ihre Bedeutung Mit der Veröffentlichung von Fotos der Installationen im räumlichen wie inhaltlichen Zusammenhang mit dem BismarckDenkmal soll das Projekt seinen Wirkungsradius vergrößern und die Neukontextualisierung auch auf andere Bismarck-Denkmäler übertragbar gemacht werden Jede der Installationen soll dazu anregen sich mit der Geschichte Bismarcks auseinanderzusetzen und das Denkmal in Form von selbstentwickelten Memes neu zu interpretieren Auf diese Weise wird die Sicht auf das Denkmal wie auch der Blick auf das Wirken Bismarcks grundlegend verändert

Für die Realisierung werde n die Installationen im direkten Umfeld des BismarckDenkmals so angeordnet, dass eine große Varianz an Blickwinkeln auf das vorhandene Denkmal eingenommen w ird Mit den unterschiedlichen Installationen werden sowohl geschichtliche Ereignisse wie auch der Wandel gesellschaftlicher Werte thematisiert. In Anlehnung an die acht männliche Relieffiguren, die die „deutschen Stämme“ repräsentieren sollen, werden ebenfalls acht Installationen vorgesehen, die sich zum Bismarck-Denkmal dezentral verhalten

Installationen:

1 S SCHRUMPFEN

Der Überhöhung Bismarcks entgegenwirken

2 PSSST

Gegen das Verbot der politischen Meinungsfreiheit

3 LOVE <3

Offenheit und Akzeptanz für LGBTQ

4 S SCHWERT WEG!

Gegen die gewaltsame Kolonialpolitik

5 H HEILIGEN SCHEIN

Den Kulturkampf thematisieren

6 6. A ALLE GLEICH

Gegen die antidemokratische Haltung Bismarcks

7 G GEDENKEN ZUSAMMEN

Gegen die Vereinnahmung durch völkisch -nationalistische Kreise

8 M MACH MIT :) Platz für eigene Interpretationen und Kontexte

Entwurfsidee

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