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Anmerkungen zu den Beiträgen

Die eingereichten Beiträge der ersten und zweiten Phase des offenen Ideenwettbewerbs “Bismarck Neu Denken” wurden eingereicht, wie sie in diesem Dokument vorzufinden sind. Dies bezieht sich auch auf die ergänzenden Erläuterungsberichte. Eine gestalterische Anpassung wurde nicht vorgenommen, um die künstlerische Gesamtkonzeption zu erhalten.

Wir möchten Sie trotzdem darauf aufmerksam machen, dass in einigen der präsentierten Erläuterungstexte Begriffe und Motive auftauchen, die aufgrund ihrer historischen und kulturellen Bedeutung Anstoß erregen können.

Wir möchten Besucherinnen und Besucher vor Inhalten und Themen schützen, die potenziell verletzend wirken können. Aus diesem Grund wurden Beiträge, die in verschiedenen Abstufungen als rassistisch, diskriminierend oder abwertend aufgefasst werden könnten, entsprechend gekennzeichnet. Wir gehen nicht davon aus, dass die Autorinnen und Autoren der Beiträge diese Wirkung intendiert haben.

Wir möchten betonen, dass wir uns von allen Arten menschenverachtender Verwendung der Motive und der Erläuterungstexte distanzieren. Wir sind uns der Sensibilität der mit dem Wettbewerb zusammenhängenden Themen bewusst und setzen uns aktiv mit ihnen auseinander – auch außerhalb des Wettbewerbsrahmens.

Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Verständnis.

Die Stiftung Historische Museen Hamburg

Dieser Beitrag umfasst sensible Inhalte. Der eingereichte Plan zu dieser Arbeit befindet sich nachstehend zu den Plänen der ersten Phase

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Chief

Otto von Bismarck der Machtpolitiker, der Strippenzieher, der autoritäre Herrscher, gewissermaßen der langjährige „Chief“ der deutschen Politik, der zur Berliner Konferenz 1884/85 eingeladen und damit zur Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter den europäischen Kolonialmächten beigetragen hatte. Die Begrifflichkeit „Chief“, übersetzt „Häuptling“, bezeichnet ein führendes Mitglied einer Gesellschaft ohne ausgeprägtem Staatswesen. Diese Bezeichnung hatten die Europäer im Zuge des Kolonialismus eingeführt als undifferenzierte Sammelbezeichnung für die angeblich höchstgestellte Person innerhalb der sehr unterschiedlichen Herrschaftsformen der Eroberten. Vor allem geschah dies, um die unbekannten Sozialstrukturen der Fremden an Bekanntes anzupassen wie bspw. Herrführer, Fürsten, Könige und um bestimmte Personen zur kollektiven Verantwortung ziehen zu können. Obwohl Status, Autorität und Machtbefugnisse eines „Chief“ je nach Ethnie vollkommen unterschiedlich waren und sind, wird die Bezeichnung immer noch verwendet. In der pauschalen Vereinfachung wird deutlich, mit welcher Ignoranz man anderen Ethnien gegenüber trat und tritt, bis heute.

„Das Denkmal erhebt sich auf einem von breiten Treppen erschlossenen Podium. Es besteht aus einem mächtigen, mehrfach gestuften und mit Granit verkleideten Rundbau, der von acht Strebepfeilern gestützt wird. Die Stirnseiten der Pfeiler tragen männliche Relieffiguren, die die „deutschen Stämme“ repräsentieren sollen.“ Man stelle sich Bismarck als „Chief“ vor, der die „deutschen Stämme“ anführt. Die martialische Pose unterstreicht diesen Eindruck. Sicherlich hätte ihm diese Pauschalisierung seines hohen Amtes als Reichskanzler mißfallen.

Desweiteren verweist der Begriff „Chief“ auf die Bezeichnung eines Schiffsingenieurs und spielt damit auf die maritime Rolle Hamburgs während Kolonialisierung an, da im Hafen seinerzeit die „Schutztruppen“ verschifft wurden und die Stadt durch den Handel mit den Kolonien erblühte. Weiterhin war im 14. bis 17. Jahrhundert „Häuptling“ (friesisch: Hovetlinge oder Hovedlinge) die Bezeichnung des Anführers ostfriesischer Volksgruppen.

Bismarck weithin sichtbar als „Chief“ mit Stirnband und Federschmuck ist das plakative Element der künstlerischen Inszenierung. Die Darstellung als Indianer steht als Sinnbild für unsere Sicht auf Eingeborene und dem vermittelten Klischee und Rollenverständnis aus Karl May Büchern oder dem „Lederstrumpf“ von J. F. Copper, die Stereotypen verfestigen. Der Indianer steht gewissermaßen stellvertretend für alle Ethnien, die von der Kolonialisierung betroffen waren, wie die Indianer selbst. Zudem blickt Bismarck nach Westen und damit nach Amerika. Jedoch ist selbst die Bezeichnung „Indianer“ als Sammelbegriff nicht unumstritten anhand von Alternativen wie „Native American“ oder „First Nations“ oder im Deutschen „indigene Bevölkerung“. Aber auch das sind keine Eigenbezeichnungen sondern ebenfalls Sammelbegriffe für recht unterschiedliche ethnische Gruppen. Sie sind daher nicht besser oder schlechter als der Ausdruck Indianer. Selbst innerhalb der indigenen Bevölkerungsgruppen stören sich viele nicht an der englischen Bezeichnungen „indian“.

Die Formensprache der künstlerischen Inszenierung ist bewußt reduziert und verzichtet auf jedwede Ornamentik, auch aus Respekt vor der „indigenen Bevölkerung“ und um nicht ehrverletzend zu wirken.

Das Denkmal, ein Relikt aus einer anderen Zeit, pompös, übermächtig, wird durch die künstlerische Intervention degradiert zum Symbol dafür, was Kolonialismus anrichtet, mit Auswirkungen und Folgen bis in unsere heutige Zeit. Wir halten Bismarck den Spiegel vor und geben ihm den gleichen undifferenzierten Titel „Chief“. Weiterhin hält uns der „Chief“ vor Augen, wie wir selbst auf die Welt blicken mit unseren Klischees und Stereotypen im Kopf. Vielleicht wäre dies eine Gelegenheit, diese zu hinterfragen und in einen neuen Kontext zu setzen?

Beitragsverfasser/-innen:

Hünnerkopf Design Kommunikation

Rund um das Bismarck-Denkmal entstehen im Alten Elbpark auf einigen punktuellen Flächen, die sich am bestehenden Wegenetz orientieren, „Dörfer“, die den Bauten der „indigenen Bevölkerung“ nachempfunden sind, um den Park „zu kolonialisieren“. Es entsteht ein Tipidorf, eine Rundbausiedlung und ein Pfahlhausdorf, die zur „Besiedlung“ einladen und in Form einer szenografischen Aussenraumbespielung über den Kolonialimus informieren. Die Konstruktionen bestehen aus verzinkten und beschichteten Stahlrohren, die vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bieten wie bspw. als Spiel- und Klettergerüst, mit einer Plane als temporärer Veranstaltungsort bei jeder Witterung.

Technische Beschreibung: Das Stirnband und die Feder bestehen aus einer steifen Rahmenkonstruktion, in die das Streckmetall eingeschweißt wird. Die Kontruktion ist gewichtsparend und darauf ausgerichtet, möglichst wenig Windlast zu erzeugen. Die Feder ist am Stirnband befestigt. Die Gesamtkonstruktion wird lediglich auf den Kopf aufgesetzt und verspannt, so dass das Denkmal nicht beschädigt wird. Die Abmessungen des Stirnbands, das als Oval an den Kopf angepasst wird, beträgt am größten Stichmaß ca. 1,75 m, am kleinsten ca. 1, 5m, die Höhe misst 0,4 m. Die Feder hat eine Gesamthöhe von ca. 2,6 m und an der breitesten Stelle 0,75 m. Die Materialität besteht ingesamt aus Edelstahl und ist daher robust in der Außenanwendung. Die Oberfläche des Stirnbands ist matt, die Oberfläche der Feder ist weiß beschichtet.

“MENSCHWERDUNG“

BEITRAGANLÄSSLICH: BISMARCKNEUDENKEN NTERNATIONALEROFFENERIDEENWETTBEWERBZUR

KONTEXTUALISIERUNGDESBISMARCK-DENKMALSIMALTENELBPARKINHAMBURG

Kennziffer: 387412

Kennziffer:387412

DieErinnerungskulturentstören: Ein„Storgefuhl“,wieesdieAusschreibunganfragt,istnachmeinemErmessennichtnotwendig. GenaubetrachtetistdasexistierendeDenkmalbereitsdieIrritation,dasStorgefuhl.DieimfolgendenbeschriebeneErganzungverstehtsichalskonkreter undpoetischerGegenentwurfjenerStorung.EsistkeineStorung.VielmehrhandeltessichumeineEntstorung,eineHeilunginallermenschlichstemSinn. EinVervollstandigunginRichtung“echterMensch“,Weichheit,EmotionalitätundMenschlichkeit.MögenunsdieseWertebeimErinnernleiten.

Prolog

“MENSCHWERDUNG“

VomeisernenKanzler,vomsteinernenRiesen-HeldenzumMenschen. 40MeterbrachialeunduberheblicheLuge(Simulation).EinekleineInterventionhatdieMacht,dieses„Heldendenkmal“zumMenschendenkmalzu machen.Flussig,klarundsalzig–eineeinzigeTrane. DennHeldenweinennicht.

Die Erinnerung- s'kultur entstören: Unbeugsam, hart wie Granit, vierzig Meter hoch, ein machtiges zehn Tonnen schweres Schwert in den Handen. Wir erinnern uns. Das ist kein Mensch. Wir erinnern uns. Das ist das immerfalsche Abbild eines „Superhelden“. Eine jahrtausendealte Irritation. Wir erinnern uns. Dieses falsche Bild, dieser “Fake“ fuhrte, verfuhrte direkt zu jenen Heldentraumen und Illusionen, die schlußendlich in die Katastrophen der Weltkriege mundeten und leider bis in die heutige Zeit weiterwirken. Eine “heldenhafte“ Entwaffnung, eine Besiegung, ein Triumph uber solche „Gewalt“, ware, weil nur mit noch viel mehr Gewalt verbunden, ein ebenso falscher Sieg (kein Sieg). Wir erinnern uns. Ein wirklicher, ein nachhaltiger Wandel wird nur von Innen heraus geschehen. Ein „Storgefuhl“, wie es die Ausschreibung anfragt, ist nach meinem Ermessen nicht notwendig. Genau betrachtet ist das existierende Denkmal bereits die Irritation, das Storgefuhl. Die im folgenden beschriebene Erganzung versteht sich als konkreter und poetischer Gegenentwurf jener Storung. Sie ist keine Storung. Vielmehr handelt es sich um eine Entstorung, eine Heilung in allermenschlichstem Sinn. Eine Vervollstand igung in Richtung “echter Mensch“ / Weichheit, Emotionalitat und Menschlichkeit. Mogen uns diese Werte beim Erinnern leiten.

INTERVENTION

“MENSCHWERDUNG“ Vom eisernen Kanzler, vom steinernen Riesen-Helden zum Menschen.

Konkret

TeilEins: NureineTranemachtdenUnterschied.ObunterdemAuge,aufderWangeoderamKinnplatziert,dezentleuchtendbeinacht,dieSonnebrechend amTage.AusGlas,spiegelndemMetalloderKunststoff,ca.50x30cmgroß,gutsichtbarundunerreichbarinluftigerHohe.

40 Meter brachiale und uberhebliche Luge (Simulation) ? Eine kleine Intervention hat die Macht, dieses „Heldendenkmal“ zum Menschendenkmal zu machen. Flussig, klar und salzig – eine einzige Trane. Denn Helden weinen nicht.

KONKRET

TeilZwei: Wirklichwichtigeswirdgerneubersehen.SeeleutebenutzenseitlangenZeiteneinFernrohrumgenauerzusehen.AlspartizipativesMoment, aktiverHinweißundumdenBlickaufdenbedeutendenWandelzuscharfen,erhaltderVorschlageinezweiteKomponente.Stadtweit,denganzenFluß entlang,sogarbisindieInnenstadtundimParkdirektvordemDenkmalwerdeneineAnzahlvonFernrohreninstalliert,derennichtverstellbarenerstenBlick undFocusdieTranebildet.

“alleswaswirnichtsehen“derBlickinZeitunddigitaleWeite

JedesFernrohrträgtdenZugangingleichzweiWeiten.ErstensindieanalogvisuelleWeiteundZweitens,mittelseinesQR-Code,ineinedigitaleWeite. EinBlickindieGeschichtedesDenkmals,indieaktuelleForschungzuKolonialismus,PostkolonialismussowieaufaktuelleDiskussiondieser Themengebietewirdmöglich.EindezentralesMuseum,einMuseumvorOrtundeinMuseumzummitnehmen.

Teil Eins: Nur eine Trane macht den Unterschied. Ob unter dem Auge, auf der Wange oder am Kinn platziert, dezent leuchtend bei nacht, die Sonne brechend am Tage. Aus Glas, spiegelndem Metall oder Kunststoff, ca. 50x30cm groß, gut sichtbar und unerreichbar in luftiger Hohe.

Teil Zwei: Wirklich wichtiges wird gerne ubersehen. Seeleute benutzen ein Fernrohr um genauer zu sehen. Als partizipatives Moment, aktiver Hinweiß und um den Blick auf den bedeutenden Wandel zu scharfen, erhalt der Vorschlag eine zweite Komponente. Stadtweit, den ganzen Fluß entlang, sogar bis in die Innenstadt* und im Park direkt vor dem Denkmal werden eine Anzahl von Fernrohren installiert, deren nicht verstellbarer** erster Blick und Focus die Trane bildet.

* Innenstadt: dem Großteil der Hamburger Innenstadt prasentiert das Bismarckdenkmal seine Ruckseite. Der Blick durch das Fernrohr zeigt dennoch die Vorderseite / das Gesicht. (Kunst ist Moglichkeit)

** „umverstellbar“: eine mechanische Besonderheit verursacht, dass das Fernrohr immer auf seine Grundausrichtung zuruckschwingt. Benutzende konne es bewegen, um einen weit gefassten Radius zu beschauen. Ein spezieller Mechanismus sorgt dafur, dass das Objektiv mit dezenter Energie in seine Ausgangsposition, dem Focus auf Trane/Verletzlichkeit, zuruckgleitet.

Kennziffer: 387412

Beitragsverfasser/-innen:

Kennziffer: 387412

“PREQUELL“

Moglicherweise gab es schon 1906 einen ersten Versuch ein menschliches Element in das Denkmal zu integrieren (siehe Foto). Moglicherweise sind zeitgenossische Wert – und Daseinsvorstellungen dafur verantwortlich, dass dieser Moment nicht in der bekannten Geschichtsschreibung dokumentiert ist.

ZUGANG ZWEI-PUNKT-NULL / INFORMATIONSVERMITTLUNG

“alles was wir nicht sehen“ der Blick in Zeit und digitale Weite

Jedes Fernrohr tragt den Zugang in gleich zwei Weiten. Erstens in die analog visuelle Weite. Und Zweitens mittels eines QR- code in deine digitale Weite. Ein Blick in die Geschichte des Denkmals, in die aktuelle Forschung im Bereich des Kolonialismus, des Postkolonialismus sowie auf aktuelle Diskussion dieser Themengebiete wird moglich. Ein dezentrales* Museum, ein Museum vor Ort und ein Museum zum mitnehmen .

* Es erscheint ratsam, einen Ort fur das Erinnern so dezentral wie moglich zu wahlen. Kolonialismus war und ist keine zentrale Entscheidung. Vielmehr wird er nach wie vor in einem komplexen System geboren. Die Entscheidung eines Kaufers, Die Entscheidung eines Verkaufers. Und dies alles nochmals in Potenz, wenn mensch die Mechanismen des Kapitalismus und die komplette Handelskette betrachtet. As more as possible. Ebenso sind viele und dezentral verortete Fernrohre zu wunschen. Zum Blick auf das Menschliche. Zum Blick und Verstandnis der Zusammenhange und Hintergrunde.

“Die Ablehnung“ 1906

Partizipation-Links

#Die heilende und verbindende Kraft des Wassers #Eine weinende, mannliche Madonna #Eine Trane schenken #Koloss der Verletzlichkeit #Schuld geben oder Schuld nehmen?

#Schuld-Bewusstsein #Die Bismarcktrane“ - Top Devotionalie und Heilmittel # Menschwerdung

TitelAutor*in/JahrPudavoloreexceaquisiquamiminumetur, voluptaniblasequiainciant,occulparchit velloreprovitminvelius. Genihillignamquivoluptatenimadolup eumadiaeperferferumeumladem.Etla tatesequeconsersperspersperestemut eteumadiaeperferferumeumladem.Et laboremsitautemquidolest,exeaturseac eumadiaeperferferumeumladem.Etla cumquidquaspelisaccullasoluptiaenus. Harchilitmi,omniassinvelillaniendemet autaccaboratlaccusanihilliquepratur?

Erläuterungsbericht

#OvB (ARBEITSTITEL)

Hintergrund

Ausgangspunkt meiner Arbeit ist die kritische Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur rund um die Figur „Bismarck“. Wie hat sich die Wahrnehmung, Sichtweise, Rezeption und Kontextualisierung im Laufe der letzten 100 Jahre auf die Person und das Denkmal verändert? Welche gesellschaftlichen Haltungen werden und wurden mit dem Denkmal und der Rezeption verbunden? Wie können diese sichtbar gemacht werden? Mit meiner Arbeit möchte ich die verschiedenen Perspektivierungen seit der Errichtung des Denkmals in einen Austausch bringen und somit eine kritisch Betrachtung des Erinnerns von Bismarck thematisieren.

Grundidee angstfrei asymmetrisch behutsam bildhauerisch bürokratisch deutsch differenziert dominant dringend erfolgreich folkloristisch feministisch gerecht gewaltvoll

ADJEKTVE (Auswahl) global historisch identitätsstiftend imperialistisch innovativ kritisch konsequent kühn legitim militärisch monumental nachhaltig namhaft öffentlich performativ permanent politisch schöpferisch schrecklich sensibel sicher sinnvoll solidarisch stolz touristisch umstritten unbequem wütend

Aus je 1.000 Adjektiven und Verben werden per Zufall Kombinationen gebildet, so dass 1.000.000 verschiedene Wortkombinationen entstehen. Zum Beispiel: angstfrei verhandeln asymmetrisch entthronen dominant dekolonialisieren behutsam ignorieren bürokratisch entinnern deutsch drangsalieren differenziert würdigen unbequem ehren dringend verhüllen erfolgreich aufbrechen folkloristisch ändern gerecht heroisieren global stürzen historisch entlarven identitätsstiftend naturieren imperialistisch bilden innovativ entlarven kritisch ausradieren entinnern entlarven entthronen erinnern erzählen heilen heroisieren herunterreißen ignorieren intervenieren löschen naturieren profitieren kontextualisieren renovieren reproduzieren stürzen teilen überwinden übertreffen verändern vergessen verhandeln verhüllen verletzen widmen würdigen kühn renovieren nachhaltig verändern namhaft vergessen performativ löschen permanent heilen politisch bedanken schrecklich verletzen sinnvoll bewundern stolz überwinden

An dem Bismarck-Denkmal möchte ich ein großformatiges LED-Display umlaufend anbringen. Auf diesem sollen per Zufallsprinzip zusammengestellte Wortkombinationen aus einem Adjektiv und einem Verb zu sehen sein. Die Wortkombinationen sollen als Laufschrift um das Denkmal kreisen. Der Wortkorpus besteht aus circa 1.000 Adjektiven und 1.000 Verben und speist sich aus Texten, die seit der Errichtung des Bismarck-Denkmals bis heute über die Figur Bismarck und das Denkmal erschienen sind. Eingang in den Wortkorpus erhalten Wörter aus Büchern, Aufsätzen, Manifesten und Texten aus Archiven aber auch von politischen Initiativen, Vereinen und Webseiten etc. Dabei möchte ich solche Verben und Adjektive auswählen, die in Zusammenhang mit Bismarcks Handeln und dem Erinnern an Bismarck stehen. Die Kombination aus je einem Adjektiv und einem Verb verbindet je eine Handlung mit einer beschreibenden Eigenschaft oder Merkmal. Aus ihrem ursprünglichen Textkontext entnommen und auf das Denkmal bezogen, verbinden sich diese mit der monumentalen, heroischen Präsens des Bismarck-Denkmals. Bspw. entsteht aus den Wörtern »kritisch« und »betrachten« an dem Denkmal »Bismarck kritisch betrachten oder »kühn« und »entthronen« ist als »Bismarck kühn entthronen« lesbar. Einmal pro Minute wechselt die Kombination, so dass stets neue Kombination sichtbar werden. In jeder Kombination spiegelt sich die Frage nach der (Um)Gestaltung des Denkmals, der Frage der Sichtweise auf Bismarck und dem Wie und Was des Erinnerns. So soll ein Ort entstehen, der die Vielfalt an Haltungen und Facetten widerspiegelt. Aus dem recherchierten Wortkorpus werden per Zufallsmodus Kombinationen gebildet. Insgesamt ergeben sich 1.000.000 Kombinationsmöglichkeiten.

Durch den Wechsel der Wortkombinationen wird das Denkmal stets neu befragt und kontextualisiert. Dabei treffen Wörter aus unterschiedlichen Zeitschichten und Sichtweisen aufeinander, die die unterschiedlichen Perspektivierungen im Laufe

Beitragsverfasser/-innen:

Ideenwettbewerb Rethinking Bismarck / Bismarck Neu Denken der Zeit seit der Entstehung des Denkmals bis heute wiedergeben. Keine Wortkombination hat dauerhaft bestand, sondern wird immer wieder durch eine andere abgelöst, wodurch jede neue Kombination eine neue Kontextualisierung erzeugt. Die wechselnden Wortkombinationen sollen zeigen, dass die Wahrnehmung eines Denkmals und die Sicht auf Bismarck nicht statisch manifestiert ist, sondern sich verändert. Damit soll die wechselvolle Geschichte der Rezeption von Bismarck und dem Denkmal Ausdruck verliehen werden und gleichzeitig das Wirken von Bismarck differenziert und kritisch thematisiert werden.

Teil der Installation ist ein Schild, dass die Arbeit, mittels Titel, Autornamen und Kurzbeschreibung sowie QR-Code, kontextualisiert. Der QR-Code verlinkt auf eine Website, auf der die Herkunft der gerade angezeigten Wörter kritisch erläutert werden sowie die bisher schon angezeigten Wortkombinationen gespeichert sind. Somit entsteht ein sich stetig erweiterndes Archiv.

Die Buchstabenhöhe soll ungefähr 90 cm betragen, so dass die Wortkombinationen in einem Radius von ca. 350 m gut lesbar sind. Das umlaufende Anbringen eines LED-Displays zielt darauf ab, dass die Wortkombinationen allseitig wahrnehmbar sind und die Wörter die Statue von Bismarck umkreisen. Die Materialtät der LEDAnzeige und die Ephemerität der Wortkombinationen setzen der Monumentalität und Materialität des Denkmals bewusst etwas entmonumentalisierendes und prozesshaftes entgegen.

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Beitragsverfasser/-innen: Studio Frank Bölter

Wettbewerb „Bismarck Neu Denken“

Frank Bölter

Projektvorschlag: Unter, auf oder über Augenhöhe

Der Projektvorschlag Unter, auf oder über Augenhöhe gibt die Frage der politischen Betrachtung, Begutachtung und Bewertung durch eine Installation/Aktion an die Bevölkerung und die Öffentlichkeit weiter, indem das in Meppen befindliche Denkmal Ludwig Windhorsts mit einem gestapelten Hub- und Liftwagenwerk von der Bevölkerung selbst rauf- und runtergefahren werden kann. „Unter, auf oder über Augenhöhe“ befragt die Hamburger Stadtbevölkerung und die Passanten des Elbparks, ob sie den „politischen Gegenspieler Bismarcks“ seiner Zeit kennen, wo sie diesen sehen, gesehen haben oder sehen wollen und werden dadurch in die Situation gebracht, sich selbst mit Bismarck, seiner Lebensleistung, seiner Gesinnung und der damaligen gesellschaftspolitischen Situation wie mit Windhorst auseinander zu setzen. Über die Aktion und Installation hinaus strebt „Unter, auf öder über Augenhöhe?“ Damit einen öffentlichen Diskurs in der Gesellschaft an und verlagert die Frage nach der Betrachtung Bismarcks und des Denkmals im Hamburger Elbpark durch die aktive Beteiligung der Bevölkerung in dieselbe.

Beitragsverfasser/-innen: Lennart Münchenhagen

Bismarckträne

„Tränen-Tattoo“

(umgangssprachlich auch Knastträne) bezeichnet man eine Tätowierung in Form einer Träne, zumeist unter dem Auge gestochen. Es steht unter anderem in Verbindung mit kriminellen Aktivitäten.[1

Beitragsverfasser/-innen: Lennart Münchenhagen

Titel: Guilty

Maße: ca. 0,7m x 0,6m (Arbeitshypothese) Material: Neonröhre

Bismarckträne

„Tränen-Tattoo“

Der Entwurf sieht eine violett leuchtende Neonröhre wie sie bei Leuchtreklamen verwendet wird, in Form einer Träne, unter dem linken Auge des Bismarck-Denkmals, vor

Die violett leuchtende Träne erinnert an das tätowierte Symbol, das unteranderem auch als Zeichen für Gefängnisaufenthalt oder Seefahrerei, mit den vielen damit einhergehenden Konnotationen, gelesen werden kann.

Das „weinende?“ Denkmal bietet so der breiten Öffentlichkeit verschiedene, auch niedrigschwellige Zugangsebenen sich mit der Bedeutung der leuchtenden Träne am Koloss zu beschäftigen. Gleichzeitig ermöglicht die Träne eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Fragen des Umgangs

- der Erinnerungskultur

- der gesellschaftlichen Verantwortung

- der persönlichen Verantwortung

- in der Vergangenheit

- und in der Gegenwart und verschafft diesen Fragen am Monument Sichtbarkeit

Als Neon-Tropfen nahe der Elbe kann der tätowierte Lotse mit Blick auf die Elbmündung auch einen Bezug zum Hafen eröffnen und dessen Beziehungsgeflecht mit seiner komplexen politischen Bedeutung „beleuchten“ .

Durch die Träne dekonstruiert das mit Licht tätowierte Denkmal die monumentale Entmenschlichung des steinernen Koloss und dessen intendierter Wirkung der massiven Präsenz Diese Neu-Kontextualisierung erfolgt durch ein Readymade, wie es als vergleichbare Leuchtreklame auf der nahgelegenen Reeperbahn zu finden ist

Um dem verborgenen Aspekt der kollektiven historischen Erinnerungen in ihrer Vielschichtigkeit gerecht zu werden und zeitentsprechend dem steinernen Singulär den mehrstimmigen Dialog der Pluralität entgegenzustellen, sind weitere, durch die Jury zusätzlich vorgeschlagene, künstlerische oder museal begleitende Interventionen, z. B. im Innern des Denkmals oder um dasselbe herum im Elbpark Park, ausdrücklich gewünscht [1]

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