90 JAHRE SCHAUBURG 26
Mode, die man in der DDR nicht kaufen konnte: Frank Schöbel-Musical-Albernheit ‚Heißer Sommer‘. 1968 hatte keiner den Farbfilm vergessen.
ALS SICH DEFA-FILME IN DER SCHAUBURG BREIT MACHEN DURFTEN 1. KARLSRUHER FILMWOCHE DDR UND IHRE NACHWIRKUNGEN von Dr. Peter Kohl und Friedrich Schumacher Zwischen dem Berliner Mauerfall am 9. November 1989 und den ersten gesamtdeutschen Wahlen am 3. Oktober 1990 gab es die 1. Karlsruher Filmwoche. So reaktionsschnell konnte das mitten im Wiedervereinigungschaos zum 1. bis 6. Mai 1990 nur ein Organisa tionstalent wie Georg Fricker hinbekommen. Für den Karlsruher SchauburgChef war die Filmkultur der DDR ganz wichtig, auch weil und obwohl sie in der alten BRD so gut wie nicht verfügbar war. Und auch in den Monaten nach dem Mauerfall gab es im östlichen Deutschland lange Zeit noch lange keine geordneten Organisations strukturen wieder. Das Festival war also in jeder Hinsicht originell, aktuell und vorbildlich in der gesamten Programmkinobranche. Fricker hatte mit seiner umtriebigen Kinobegeisterung schon jahrzehntelang Kontakte bei zahlreichen Berlinbesuchen geknüpft und ein Netzwerk zu Kinomachern sogar im Ostteil der Stadt gepflegt. Aber das half ihm wenig, ihm, der so gerne mal Filme zur Vorführung nach Karlsruhe geholt hätte. Die wenigen DDRKino und Filmemacher, die auch nach dem Mauerbau 1961 noch in den Westen reisen durften, waren in der Regel systemtreue Gefolgsleute,
Deutsche Film AG a la Ufa (und auf deren Gelände) konstruiert: Film- und Fernsehprojekte wurden zentralistisch ab 1946 im staatlichen Monopolunternehmen kontrolliert vom Drehbuch, der Produktion, über Filmorchester, Synchronisation und Filmkopierwerke bis zum Kinoeinsatz.
deren Ziel etwa bei der Berlinale der Verkauf von Filmrechten im großen Stil und möglichst europaweit war. Berichte privilegierter westlicher Filmkritiker, die Gelegenheit hatten, in der „Ostzone“ neue Produktionen kennenzulernen, haben in all den Jahren neugierig gemacht. Trotz aller Interessen, Überlegungen und Anfragen gab es leider aber für eine DDR-Film werkschau in der Schauburg noch keine realistische Möglichkeit. Staatliche Institutionen hatten an solchen Austauschen wenig Interesse und in der BRD dafür schon gar kein Geld. Sicherlich waren für Fricker diese Erfahrungen auch einer der Auslöser für seine Idee einer Stiftung, um nämlich solche NischenKinokultur überhaupt mal zugänglich machen zu können…
HER MIT DEN KOPIEN! Jetzt nach dem „Mauerfall“ galt es, die einmalige Gelegenheit zu nutzen, sich nicht nur mit einem authentischen Einblick in 40 Jahre Filmgeschichte im Zeichen der staatlichen Filmgesellschaft der DDR (DEFA), zu beschäftigen, sondern auch mit der Geschichte des sich gerade in Auflösung befindlichen zweiten deutschen Staates mittels des Mediums Film zu informieren. Im allgemeinen Vereinigungswirrwarr kam es zu unseriösen Aus wüchsen: von schrägen Typen wurden Filmkopien aus dubiosen Quellen angeboten, natürlich ohne Lizenzen, bei Nacht und Nebel, billigst gegen bar, direkt vom Lastwagen auf Autobahnparkplätzen. In dieser Zeit dürften einige Filmwerke für alle Zeiten verloren gegangen sein. Aber das ist eine andere Geschichte. Der eigentlich immer an Sammlerkopien interessierte Fricker hielt sich vernünfti gerweise wenn auch schweren Herzens zurück, zumal ihn die