

Nº 27
Ausgabe 3 / 23
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Künstliche Intelligenz wird demnächst 95 Prozent aller KomponistenJobs killen. Facebook und Co sollten aus privater Hand zu den öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten wandern und zu einem völlig absichtslosen sozialen Netzwerk werden.
Wie würden Sie entscheiden, wenn Sie über das Leben oder den Tod eines Menschen abstimmen dürften? Was macht immer und überall zugängliche Pornografie mit unserer Jugend? Wie umgehen mit dem Authentizitätsdruck der Gesellschaft?
Sind die Themen zu groß, die Ihnen da gerade um die Ohren fliegen? Darum geht es auf diesen 92 Seiten . Keine Angst. Sie werden nicht depressiv aus der Ausgabe rauspurzeln. Wir erzählen Ihnen auch, warum Maria Happel aus dem Taxi flog. Warum Nikolaus Bachler André Heller für das Unauthentischste hält, was es gibt, und das Musical nicht nur Geld kostet, sondern auch Millionen bringt und dass Barrie Kosky gerne die Salzburger Festspiele übernehmen würde.
Hier spielt das Leben, das steht ganz oben am Cover unseres Magazins. Darum geht es letztendlich im Theater, der Oper und dem Musical: um das große Spiel des Lebens – in der Bandbreite aller unserer Emotionen.
Atha Athanasiadis redaktion@buehne-magazin.comSpielplan
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Nº 27 / Ausgabe 3/23
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„Da viele unserer Musicals weltweit laufen, reisen Menschen aus sehr fernen Ländern extra nach Wien, um sich am Ort des Ursprungs ein Stück anzusehen. Diese Strahlkraft auf den Tourismus sollte man nicht unterschätzen.“
COVER: Christian Struppeck // VBW Musical 14
„Wir legen Zeitschichten frei, aber wir aktualisieren nicht. Ich glaube nicht an Aktualisierung. Ich glaube nur, dass man Zeiträume miteinander verbinden kann.“
David Marton // MusikTheater an der Wien 32
„Die Menschen in diesem Stück denken, dass sie nach bestimmen inneren Werten handeln, gleichzeitig haben sie ihren moralischen Kompass verloren.“
Marie-Luise Stockinger // Burgtheater 42
„Ich möchte vermitteln, dass man meiner Musik folgen kann. Das bedeutet nicht, dass man alles versteht. Ich versuche mich immer in die Rolle der Zuhörer zu versetzen. Das ist etwas, was nicht bei allen Kollegen auf Platz eins steht.“
Moritz Eggert // Volksoper
52
„Ein Christ und ein Atheist haben eine völlig andere Anthropologie, eine andere Vorstellung vom Sinn des Lebens, einen anderen Blick auf die Welt.“
Michael König // Theater in der Josefstadt
58
„Mich interessiert vor allem das Dahinter, das Geheimnis, um andere Leben darzustellen, die mit mir oft wenig gemein haben.“
Alexandra Krismer // Theater in der Josefstadt
64
„Angst um den Planeten, die eigene Zukunft. Es ist schwer für die heutige Jugend, freudig in die Zukunft zu schauen.“
Thomas Birkmeir // Theater der Jugend
72
„Es ist schon paradox, dass dieser Authentizitätsdruck, der ja eigentlich etwas Positives will, mitunter dazu führt, dass man das Gefühl hat, sich entblößen oder eine Form von Ausverkauf mit der eigenen Geschichte betreiben zu müssen, um etwas bieten zu können.“
Nava Ebrahimi // Volkstheater
78
„Ich bin im Kostüm die Kapuzinergruft hinunter. Da war eine Reisegruppe, und die haben sogar einen richtigen Knicks gemacht und sich verbeugt, die dachten wohl, das gehört zum Programm.“
Maria Happel // Festspiele Reichenau 82
„Die wahre Romantik ist unsentimental. Sie ist mit Blut geschrieben und nicht mit Zucker. Wenn man wirklich Romantiker ist, dann leidet man. Dann irrt man sich, dann ist man verzweifelt oder auch glücklich. Das geht mit Sentimentalität nicht zusammen.“
Nikolaus Bachler // Salzburger Osterfestspiele
3 Editorial
28 Kolumne von Angelika Hager
37 Monolog: Nils Strunk
48 In Zahlen: Andrew Lloyd Webber
86 Freibrief von Michael Köhlmeier
87 Impressum
88 Rätsel
90 Ausklang von Daniel Jokesch
Web:
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Coverfoto: Andreas Jakwerth
Styling: Ale Elsbacher
Redaktionsschluss
dieser Ausgabe: 13. Februar 2023
„Figaro ist von Anfang an im Chaos, Er selber glaubt, er ist der wichtigste Mensch, die Hauptrolle. Aber dann löst alles Susanna. Es ist wie im echten Leben.“
Peter Kellner // Wiener StaatsoperDas ist der neue Figaro. Der junge Bassbariton Peter Kellner singt in der Neuinszenierung von Barrie Kosky die Titelrolle. Das Foto entstand am fünften Probetag im Aufenthaltsraum der Probebühne im Wiener Arsenal. Das Interview mit Kosky lesen Sie ab Seite 20.
Seit elf Jahren Musical-Intendant, ist Christian Struppeck engagierter Motivator, dynamischer Manager und kreatives Mastermind eines prosperierenden Entertainmentkonzerns. Im Herbst 2023 setzt der Emotionsexperte mit „Rock Me Amadeus – Das Falco-Musical“ Österreichs einzigem Weltstar ein Bühnendenkmal.
Licht an! Jahrelang stand Christian Struppeck selbst
… hat Claudia Cardinale gesagt, könnte aber auch von Mozart oder Da Ponte stammen. Barrie Kosky bringt jetzt die lustigste Oper der beiden auf die Bühne der Wiener Staatsoper. Wir haben bei den „Figaro“-Proben vorbeigeschaut.
Laurence Olivier Award, Berliner Bär, International Opera Award Das ist der Preisregen, der auf Barrie Kosky nach seiner Zeit als Co-Direktor des Wiener Schauspielhauses international niederging. Zehn Jahre war er Intendant der Komischen Oper Berlin und machte diese zu einem der innovativsten und vollsten Häuser der Welt. In Wien inszeniert er die drei Opern des Da-Ponte-Zyklus.
Barrie Kosky, der Regisseur.
Objekt 19 im Arsenal in Wien: Hier im ersten Stock ist die Probebühne der Wiener Staatsoper. Die Bühnenbilder werden hier im Echtformat aufgebaut.
Während sich der vom Leben abgehängte Kasimir in Selbstmitleid suhlt, stolpert Karoline von einer Abhängigkeit in die nächste. Horváths Figuren in all ihrer Brüchigkeit zu durchdringen ist eine große Aufgabe, sind sich Marie-Luise Stockinger und Felix Rech einig.
Text: Sarah Wetzlmayr Fotos: Victoria Nazarova
„Und die Liebe höret nimmer auf“ stellt Ödön von Horváth seinem Stück „Kasimir und Karoline“ als Motto voran. Ein Satz, der im ersten Moment verheißungsvoll nach „in guten wie in schlechten Zeiten“ klingt, dem gleichzeitig aber etwas Bedrohliches innewohnt. Das Motto zu seinem 1932 uraufgeführten Volksstück ist ähnlich doppeldeutig wie der Ausruf „Habe mich gerne!“, den der kurz zuvor „abgebaute“ Kasimir seiner Verlobten Karoline bereits am Ende der dritten Szene entgegenschmettert. Im Trubel des Oktoberfestes verlieren sie einander – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn –
aus den Augen. „Vielleicht sind wir zu schwer füreinander“, schlägt Karoline als Erklärung für ihr Auseinanderdriften vor.
Dieser Schwere möchte die nach sozialem Aufstieg strebende Karoline um (fast) jeden Preis entkommen. Ein probates Mittel scheint für sie die zumindest kurzfristige Aushebelung der Schwerkraft zu sein: Sehnsüchtig starrt sie auf den vorbei iegenden Zeppelin, immer wieder möchte sie Achterbahn fahren – doch egal wie viele Loopings die Fahrt beinhaltet, jeder Aus ug in ein besseres Leben endet schlussendlich wieder genau dort, wo er begonnen hat. Die Wirtschaftskrise der
späten Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre hält Karoline fest auf dem Boden der Tatsachen.
Der Reiz liegt in den Brüchen
„Nach ihren Begri en liebt sie Kasimir, sie will sich aber nicht eingestehen, dass sie überhaupt nicht damit umgehen kann, dass er arbeitslos ist“, hält Marie-Luise Stockinger, die in Mateja Koležniks Inszenierung des Horváth-Klassikers die Rolle der Karoline spielt, fest. Zwar sagt diese: „Wenn es dem Manne schlecht geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm“ – doch ihr Handeln
Zwischen zwei Stockwerken und zwei Proben. Wir haben MarieLuise Stockinger und Felix Rech im Arsenal getro en, wo das Burgtheater seine Probebühnen beheimatet.
Moritz Eggert hat eine Operette geschrieben, in der alle Verschwörungstheorien wahr werden.
Außerdem fürchtet er, dass künstliche Intelligenz bald viele Kreativjobs killt. Ein Gespräch.
Isarphilharmonie in München. Die Konzerthalle besteht aus einer Stahlkonstruktion, der Konzertsaal aus Vollholz-Elementen. Dort durften wir Eggert dankenswerterweise fotogra eren.