Servus in Stadt & Land 08/25

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einfach gut leben in

Servus-Dirndl: Ein

Kleid fĂŒrs Leben

Feinste Handarbeit vom Salzburger Heimatwerk

Erholsam: Baden in der Alpenoase

Zu Gast in Bad Goisern am HallstÀttersee

Übers Leben reden mit Thomas Raab

Wo der Wiener Krimiautor sein GlĂŒck findet

Gestern duftet wunderbar

Harald Nachförg schnuppert in die Vergangenheit

Die Kraft der SommerkrÀuter

Im Tal der hundert MĂŒhlen

Im westlichsten Zipfel KĂ€rntens liegt ein Hochtal, in dem man auf seine Bergweiden, Kornfelder, KĂŒhe und Traditionen achtet.

Zu Besuch im Lesachtal, dem vielleicht ruhigsten Landstrich Europas.

TEXT: CAROLIN GIERMINDL FOTOS: BERNHARD HUBER

Vor der prachtvollen Kulisse der bewaldeten Luggauer Böden kĂŒhlt MĂŒhlenwart Martin seine HĂ€nde im Wasser des Trattenbachs. Der treibt oberhalb von Maria Luggau die WasserrĂ€der der alten KornmĂŒhlen des Ortes an.

Die Zauberpflanze

So genĂŒgsam, zĂ€h und anmutig wie die Hauswurz ist kein anderes GewĂ€chs. Doch die Blattschönheit birgt noch mehr Geheimnisse.

Foto: Friedrich Strauss Gartenbildagentur

Ob in DunkelgrĂŒn, Rost- und Weinrot oder Hellgelb – Hauswurzen bezaubern mit ihren dicht gewachsenen, fleischigen Rosetten.

Donnerkraut heißt das schöne DickblattgewĂ€chs bis heute vielerorts. Weil Hauswurz auf dem Dach gepflanzt – so jedenfalls geht die uralte MĂ€r – vor Donner und Blitzeinschlag bewahren soll. Selbst Karl der Große, Kaiser ĂŒber ein riesiges Reich und ein gebildeter Mann, war felsenfest davon ĂŒberzeugt, dass die immergrĂŒne kleine Pflanze BrĂ€nde in seinem Land verhindern konnte. Daher ließ er im Jahr 795 sogar schriftlich anordnen, sein Volk möge doch „Hauslauch“, so der Name der Pflanze damals, auf dem Dach anbauen.

JĂŒngst haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausgefunden: So falsch ist das gar nicht. Denn jede einzelne winzige Blattspitze einer Hauswurz ist ein guter Stromleiter. Sie kann – gemeinsam mit all den anderen dornartigen Blattspitzen – die elektrische Spannung zwischen Luft und Dach, die bei Gewittern entsteht, gut ausgleichen beziehungsweise verteilen. Die Blattschönheit, die schon vor dem frĂŒhen Mittelalter als Zauberpflanze gehandelt wurde, hat aber noch mehr ganz erstaunliche FĂ€higkeiten.

Ausdauernd wie keine andere Pflanze

Ob in millimeterdĂŒnnen Mauerritzen, in engen Felsspalten, ob in Töpfen auf stĂ€dtischem Fensterbrett, zu ebener Erde oder in 2.000 Meter Seehöhe: So genĂŒgsam, so zĂ€h und ausdauernd wie die Hauswurz ist keine andere Pflanze. Sempervivum, „immer lebend“ lautet daher ihr lateinischer Name. Sie gilt als Königin der SteingĂ€rten, als Steinrose. Ihre zauberhaft anmutenden satten Rosetten erinnern in ihrer Form an die BlĂŒten klassischer Rosen.

Dicht an dicht reihen Hauswurzen ihre grĂŒnen, rötlichen, rotbraunen, gelbgrĂŒnen oder auch grauvioletten BlĂ€tter. Wie kleine bewachsene Inseln wirken die zentimeterhohen polsterartigen GrĂŒppchen.

Warum Hauswurz keine feinen, dĂŒnnen sondern fest-fleischige BlĂ€tter besitzt? Das hat, wie alles in der Natur, einen guten Grund. Mithilfe dieser BlĂ€tter nĂ€mlich sind alle HauswurzGattungen in der Lage, Wasser zu speichern. Zwei- bis drei Wochen Trockenheit, pralle Sonne – am richtigen Standort halten die Angehörigen der Sukkulenten („Saftreichen“) den widrigsten Bedingungen stand. Nur StaunĂ€sse und Schatten mögen Sempervivum-Arten nicht.

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Kraft-KrĂ€uter fĂŒr unsere Haut

Malve und Lavendel, Kornblume und Frauenmantel pflegen sonnengekĂŒsste Haut – mit all der Energie, die sie ĂŒber den Sommer gesammelt haben.

TEXT: VERENA RANDOLF REZEPTE: KARINA NOUMAN FOTOS: INGO EISENHUT

Karina Nouman alias FrĂ€ulein GrĂŒn ist Naturkosmetik-Expertin und Servus-Buchautorin. Mehr Rezepte unter: servus.com/natuerlichschoen

Die Malve hat sich tapfer geschlagen. Weil das BlĂŒmchen mit den hauchdĂŒnn-zarten BlĂŒten hinter Karina Noumans Haus in einem unscheinbaren Schotterstreifen wĂ€chst, ist es noch nie gegossen oder gedĂŒngt worden – und auch das Unkraut, das ihm Magnesium, Kalzium oder Eisen im Boden streitig macht, hat noch nie jemand gezupft. Leicht hatte es die Malve, seit aus ihrem Samen eine Blume geworden ist, also nicht. Ebenso zĂ€h den Elementen getrutzt haben Königskerze, Johanniskraut, Kornblume, Frauenmantel und Lavendel.

Die beste Zeit ist jetzt Über Monate hinweg haben sie alle Licht aufgesogen und Ă€therische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe und andere Wirkstoffe gebildet, die sie vor gleißender Sonne, Wind und Wetter sowie SchĂ€dlingen geschĂŒtzt haben. DafĂŒr stehen sie jetzt da – standhaft in ihrem kargen Schotterbett, am Wegesrand und in der Wiese –, und man sieht es den PflĂ€nzchen nicht an, aber: Im August haben sie ihre ganze Kraft gebĂŒndelt.

Es ist ein sonniger Tag, kurz nach Mittag in Lamprechtshausen im Salzburger Land. Naturkosmetik-Expertin Karina Nouman tritt mit Korb

und Schere vor die HaustĂŒr. ZurĂŒckkommen wird sie mit Malven, wilden Rosen, Johanniskraut und Königskerzen. Im Garten pflĂŒckt sie Ringelblume, Rosmarin, Pfefferminze und Lavendel. Im Alpenraum werden diese Pflanzen seit Jahrhunderten rund um den 15. August – MariĂ€ Himmelfahrt – in KrĂ€uterbuschen gebunden und geweiht, weil ihnen nun die grĂ¶ĂŸte Heilkraft zugesprochen wird. Karina bereitet damit Cremen, Masken und Lotionen zu, die unsere Haut nach einem allzu sorglosen Tag an der Sonne besĂ€nftigen. Die Malve etwa ist voller hautberuhigender Gerb- und Schleimstoffe, in den RosenblĂŒten in Karinas Korb stecken wertvolle FettsĂ€uren und Vitamine, die das Gesicht pflegen, und auch die Ă€therischen Öle in Ringelblume, Königskerze und Johanniskraut werden in der Volksheilkunde seit vielen Jahrhunderten zur Pflege der Haut eingesetzt. Jetzt sind die Heilpflanzen vollgesogen mit der Kraft der Elemente. Sie sind eine LiebeserklĂ€rung der Sonne an unsere Haut. Am Zenit des Sommers – wo wir sie am dringendsten brauchen – stĂ€rken sie uns mit der ganzen Kraft, die in ihnen steckt.

Ringelblume, Königskerze, Kornblume, Johanniskraut, Lavendel und Malve pflegen und schĂŒtzen die Haut nach einem langen Sommer.

Bast fĂŒr den Strand

HĂŒbsche Begleiter fĂŒr einen gemĂŒtlichen Tag am Wasser - vom Lampenschirm bis zum Serviettenring.

TEXT & STYLING: ALICE FERNAU FOTOS: MICHAELA GABLER

PICKNICK AM DONAUSTRAND

Wer im Hochsommer einen Schattenplatz am Wasser findet, hat allen Grund zur Freude. Besonders stilvoll und gemĂŒtlich wird es, wenn man Selbstgemachtes aus Bast, eine feine Jause und jede Menge gute Laune fĂŒr den Strandausflug dabeihat.

Ein Hoch auf die Gurke

Sommerzeit ist Gurkenzeit. Da tritt das schlanke, erfrischende KĂŒrbisgewĂ€chs ins Rampenlicht und bekommt eine Hauptrolle in der GemĂŒsekĂŒche.

TEXT: USCHI KORDA REZEPTE: ALEXANDER HÖSS-KNAKAL FOTOS: MAYER MIT HUT

Die Salatgurke, auch Schlangengurke genannt, enthĂ€lt 95 Prozent Wasser. Damit ist sie das klassische ErfrischungsgemĂŒse des Sommers.

Der Zauber des Dirndls

Es ist Arbeitskleid, Festtagsrobe und Stilbekenntnis. Mit dem Salzburger Heimatwerk haben wir das Servus-Dirndl geschaffen.

TEXT: WOLFGANG WIESER KONZEPTION & PRODUKTION: SABINA DZINIC & ALICE FERNAU FOTOS:

Kaum ein KleidungsstĂŒck erzĂ€hlt so viele Geschichten wie das Dirndl – und kaum eines vereint so charmant

GegensĂ€tze: Tradition und Zeitgeist, BodenstĂ€ndigkeit und Glamour, bĂ€uerliche Herkunft und große BĂŒhne. Heute tanzt es nicht nur auf Volksfesten, sondern macht auch bei eleganten AnlĂ€ssen wie den Salzburger Festspielen gute Figur. Und in der weiten Welt. „Gerade haben wir zwei Dirndl nach Texas geschickt“, sagt Gundi Schirlbauer. Sie ist GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Salzburger Heimatwerks, mit 25 bis 30 Dirndln in ihrem Schrank – die genaue Zahl weiß sie nicht.

Gemeinsam mit dem Salzburger Heimatwerk entstand unser Servus-Dirndl: feine Silhouette, aufwendige Blaudruckstoffe, dezente Stickerei in Servus-Rot – alles in Handarbeit aus Zutaten des Alpenraums.

Ein Blick zurĂŒck: UrsprĂŒnglich war das Dirndl ein Arbeitskleid mit engem Oberteil, weitem Rock, Bluse und SchĂŒrze. Ab dem spĂ€ten 19. Jahrhundert entdeckte das Sommerfrischepublikum in alpinen Regionen wie dem Salzkammergut die praktische und anmutige Silhouette fĂŒr sich – der Anfang einer bemerkenswerten Karriere.

Ab den 1920er-Jahren wurde das Dirndl zum modischen Statement, nicht zuletzt durch seine PrĂ€senz bei Operetten wie „Im weißen Rössl“ und den Salzburger Festspielen. Das Dirndl wanderte von den Almen auf die BĂŒhnen, in BallhĂ€user und Salons. Die britische ModegrĂ¶ĂŸe Vivienne Westwood brachte es beim „Forum Aussee“ schon 2001 auf

den Punkt: „Wenn alle Frauen Dirndl tragen wĂŒrden, gĂ€be es keine HĂ€sslichkeit auf der Welt.“

TatsĂ€chlich erlebt, wer ein Dirndl anzieht, einen AhaMoment. Gundi Schirlbauer: „Dann, wenn der Begleiter sagt: ‚Geh, schlupf amoi eini.‘ Wenn man nĂ€mlich aus dem Alltagsgwand ins Dirndl schlupft, gibt’s immer ein Staunen – es betont Stellen, die man gern betonen darf, und verdeckt Stellen, die man gern verstecken möchte.“

Doch was macht das Dirndl so zeitlos? Es ist wandelbar. Der klassische Schnitt bleibt erhalten: das Oberteil sorgt fĂŒr gefĂ€llige Formen, der Rock schwingt, die SchĂŒrze schĂŒtzt. Aber Stoffe, Farben, LĂ€ngen und Details gefallen in stetem Wandel. Designerinnen wie Susanne Bisovsky oder Lena Hoschek verleihen ihm mit Seide, Samt oder floralen Mustern neue Facetten.

Obwohl das Dirndl oft als Inbegriff von Tradition gilt, lebt es von seiner Offenheit fĂŒr den Wandel, von der Balance zwischen Zugehörigkeit und IndividualitĂ€t. Und vielleicht ist das Dirndl gerade deshalb so beliebt: Das Dirndl ist kein Kleid von gestern, es ist ein Kleid fĂŒrs Leben. ✜

Das Salzburger Heimatwerk ist eine 1946 gegrĂŒndete Genossenschaft, die Traditionen in Handwerk, Tracht und Musik pflegt. salzburgerheimatwerk.at

JULIA ROTTER

Stickereien, Knopflöcher, das Blaudruckleinen, sogar die Knöpfe: Beim Servus-Dirndl ist alles in traditioneller Weise handgemacht – und das kann sich sehen lassen.

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