Technik
Zweite Reihe – zweite Klasse? ÖAMTC und ADAC haben verschiedene Rückbänke in Wohnmobilen einem Crashtest unterzogen. „In manchen Wohnmobilen sind hinten sitzende Passagiere kaum besser geschützt als die Ladung.“
Von Steffan Kerbl Fotos: ADAC
Schon letztes Jahr haben sich ÖAMTC und ADAC den Crash eines mittelgroßen Wohnmobils geleistet und dabei festgestellt, dass in einem Frontalcrash mit einem Wohnmobil gegen einen Pkw gefährliche Schwächen in der zweiten Sitzreihe bestehen.
Die hinteren Insassen im Wohnmobil wären überraschenderweise schwerer verletzt worden als jene im kleineren und leichteren Auto, das üblicherweise in so einem Crashszenario benachteiligt ist. Eine Begründung liegt in dem Umstand, dass viele Rücksitzbänke in Wohnmobilen immer noch ausschließlich aus Holz ohne massive Unterkonstruktion aus Metall bestehen. Bei Kollisionen führen die erhöhten Belastungen zum Bruch der gesamten Sitzkonstruktion, es hilft dann auch das möglicherweise an einer Metallkonstruktion verankerte Gurtsystem nicht mehr viel. Im aktuellen Test sollte gezeigt werden, dass es jedenfalls zwei Möglichkeiten gibt, die Sicherheitslage für hinten sitzende Personen im Wohnmobil zu verbessern.
Das massive FASP Divano 505 Untergestell aus Stahl: Die Metallkonstruktion, auf welche die
eigentliche Möblierung gezimmert wird, hat im Crashtest im Vergleich zur Standard-Holzausführung deutlich besser abgeschnitten. Die Holzkonstruktion fungiert nur mehr als Träger der Polsterung, die Kräfte werden von der Unterkonstruktion, die fest mit dem Fahrzeug verschraubt ist, aufgenommen. Durch den Umstand, dass die Bank nun stabil bleibt, ändern sich auch die Sitzposition und der Gurtverlauf nicht mehr, erst jetzt kann der 3-PunktSicherheitsgurt seine Aufgabe ordentlich erfüllen. Einzig die Gestaltung der Kopfstützen und der Rückenlehnen bleibt beim FASP-Untergestell immer noch der Sorgfalt des Wohnmobiliarbauers überlassen. Jeder unfallbedingten Vorwärtsbewegung des Oberkörpers folgt eine immerhin noch recht heftige Bewegung zurück: Der Kopf sollte nicht am Küchenkastl oder dem TV-Rack landen, sondern an einer mit Kopfstütze ausgestatteten Rücken lehne. ➤
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