Standpunkte 03/2022

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Standpunkte Plus:Cybersicherheit–wieFirmensichschützen Das Magazin von Auftakt zur Tarifrunde 2022 in Norddeutschland Termin bei der Chefin: Frederike Holdhof von EDUR Startschuss Nr. 3 / Oktober 2022 / 40. Jahrgang www.meinarbeitgeberverband.de

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Mit SUSIE ins All

Die deutsch-französische ArianeGroup, ein Joint Venture von Airbus und Safran, hat eine vollständig wiederverwendbare Raketenoberstufe entwickelt, die –ähnlich wie die SpaceX-Raketen von Tesla-Gründer Elon Musk – bei der Rückkehr auf die Erde „eine hoch präzise, vertikale und sanfte Landung“ ermöglichen soll. SUSIE, eine Abkürzung für „Smart Upperstage for Innovative Exploration“ (intelligente Oberstufe für innovative Erkundung), hat dank ihrer Länge von zwölf Metern ein Fassungsvermögen von rund 40 Kubikmetern. Damit kann sie unter anderem für das Aussetzen von Satelliten und für die Versorgung von Raumstationen eingesetzt werden. CvF

Fotos: ArianeGroup/Orbital

am Anfang schien es in diesem September wie immer: „Küstenweit streikbe reit“ und „Acht Prozent oder die Hütte brennt“ skandierten vor Beginn des ersten offiziellen Gesprächs in der Tarifrunde 2022 die Gewerkschaftsmit glieder vor dem Bremer Verhandlungslokal. Doch als sich hinter verschlosse nen Türen die Kommissionen von NORDMETALL und IG Metall Küste gegen übersaßen, wurde der Tonfall ein anderer, eine echte Debatte zur schwieri gen Lage kam in Gang. Offenbar war allen im Raum klar: Diese Krise ist so einzigartig, dass sie eine neue Dis kursform verlangt. Unternehmer berichteten von den drastischen Folgen, die plötzlich ausbleibende Zulieferungen für die Produk tion haben, von massiven Kostensteigerungen für Gas oder Strom, die am Ende zu Kurzarbeit und Betriebsstill legungen führen könnten. Betriebsräte gaben nicht nur die Furcht vieler Kolleginnen und Kollegen vor explodierenden Heizkosten wieder, sondern äußerten auch Sorge um den Fortbestand mancher Firmen. Das sozialpartnerschaftliche Verantwortungsbewusstsein für die norddeut sche Metall- und Elektroindustrie und ihre Arbeitsplätze bestimmte Ton und Inhalt der Debatte, Gemeinsamkeit lag in der Luft. Wir Nordmetaller haben diesen Geist der Gemeinsamkeit auch in die Ver handlungsrunde Anfang Oktober weitergetragen. Das war schwierig genug: Auf der einen Seite wachsen mit der Inflation auch die Erwartungen der Be schäftigten, auf der anderen Seite verschlechtern sich fast täglich die ökono mischen Aussichten der Betriebe und damit deren Spielräume, überhaupt weitere Belastungen zu schultern. Ob heißer Herbst oder frostiger Winter –ungünstiger könnten die Rahmenbedingungen für einen vertretbaren Tarif abschluss kaum sein.

Heißer Herbst oder frostiger Winter

Gerade jetzt ist verantwortliches Handeln gefragt, auf beiden Seiten. Und po litische Weitsicht ist nötig. Denn Wettbewerber wie die USA und China kön nen mit deutlich niedrigeren Energiepreisen kalkulieren. Produktion, die jetzt kostengetrieben wegbricht oder ins Ausland abwandert, kommt auf Dauer nicht wieder zurück.

Alle Beteiligten, Politik und Tarifpartner, müssen daher ihren Beitrag leis ten, Arbeitsplätze zu erhalten und Einkommen zu stabilisieren. Zusammen nach vorn, nur dieses Motto kann uns durch den Krisenwinter 2022 tragen.

STANDPUNKT NR. EINS 33 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Titel

Start der Tarifrunde 2022

Am 1. September überreichte die IG Metall Küste den Arbeitgebern in Hamburg ihre Acht-Prozent-Forderung. Zwei Wochen später trafen sich die Verhandlungs führer in Bremen zur ersten Runde der Tarifverhandlungen 2022. S. 6

Cybersicherheit Der Preis der Digitalisierung

Erst recht seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sorgen sich Unterneh men um ihre IT-Sicherheit – auch im Norden. Experten raten, potenzielle Sicherheitslücken schnell zu schließen. Cybersicherheit ist Chefsache. S. 22

Termin bei der Chefin Wettbewerb weltweit im Blick Frederike Holdhof hat die Führung der EDUR-Pumpenfabrik in Kiel 2021 von ihren Eltern übernommen. S. 50

3
Fotos: iStock | Christian Augustin 2022 Plus 4 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

vor

Energiegeladene Wahl-Debatte

Turbo-Technik

Wilhelmshaven

Wirtschaft

Strom, Verkehr,

Verband

Nord:KI

Senatoren

Dialog mit den Sozialpartnern

Netzwerk hilft M+E-Firmen

Verband

Unterweisungssoftware

für Sie

der Fachkräftesicherung

Vorzugspreis

Unsere Frau für Nachwuchsgewinnung

Tarif Update

Thema

Gaspreisexplosion

Prozent der Betriebe fürchten Produktionsstopp

Unternehmen Lieferengpässen kreativ begegnen

NORDMETALL-Stiftung

mit innovativen

Kuhlmann

to Face

Johanna Wenckebach

Rubriken

Made in Northern Germany

– Aus der Hauptstadt

und Meldungen

des Monats

/ Wirtschaftszitat

Zwei Tage Festival

Hagen Lesch

Standpunkt

Schluss

Transportbänder

Impressum

lese Standpunkte“

Stefan

NORDMETALL
Ort
RZZ
Hamburger
im
20 Zukunftspool.me Digitales
bei
26 Mehrwert
Folge 69:
zum
29 Wir
Folge 38:
– Imke
42
Arbeitszeitflexibilisierung 58
34 INSM
36 Termine 37 Menschen
38 Grafik
41 Cartoon
43 Panorama –
in Papenburg 44 Treffpunkt Nord 54 Kontakt zu NORDMETALL 59 Mein
– Fachkräfteoffensive 60 Personenregister /
61 Kurz vor
/ Podcast 62 „Ich
– Dr.
Wolf 63
23
14 Reportage Wie
16
Musikfestivals werben
Konzepten ums Publikum 30 Face
Dr.
und Dr.
46 Bei
in
diskutierten
und Politik über
Bildung. S. 10 Fotos: Christian Augustin | Kirsten Haarmann 53 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Kleiner Aufmarsch in Hamburg (oben): IG-Metall-Küste Bezirksleiter Daniel Friedrich (l.) über reicht mit Gewerk schaftsmitgliedern die Tarifforderung an NORDMETALL Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger.

Auf der Bühne beim Sozialpartner (links): Lena Ströbele, NORDMETALL

Tarifverhandlungs führerin, spricht vor Gewerkschaftsmit gliedern in Bremen.

Tarifrunde 2022
6 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Tarifrunde 2022

Die Tarifrunde 2022 hat begonnen: Den Auftakt machte die Forderungsübergabe Anfang September vor dem Hamburger Haus der Wirtschaft. Mitte September folgte die erste Verhandlungsrunde in einem Bremer Innenstadthotel.

Bei bestem Spätsommerwetter versammelten sich am 1. September in der Hamburger City Nord einige Dutzend Mitglieder der IG Metall Küste mit ihrem Bezirksleiter Daniel Friedrich an der Spitze, um NORD METALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger ihre Acht-Prozent-Forderung zu übergeben. Der revanchier te sich mit einem Schiff und einer Rettungsweste für den Gewerkschaftschef: „Wir sitzen in einem Boot und tragen gemeinsam Verantwortung dafür, dass niemand über Bord geht“, erklärte der Arbeitgebervertreter die Präsente. Acht Prozent wären in diesen Zeiten eine übermäßige Belastung, aus gleich mehreren Gründen. Die Unter

nehmen der Metall- und Elektroindustrie stünden der zeit vor nie dagewesenen Herausforderungen: Der rus sische Überfall auf die Ukraine, drohende Energie knappheit, der Lockdown in China, Rohstoffmangel, rasante Preisanstiege, fehlende Fachkräfte – die Unsi cherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung sei aktuell größer denn je. Hinzu kämen die Investitio nen in den Strukturwandel, die ebenfalls erst verdient werden müssten. „Wir sind es zwar gewohnt, auf neue Herausforderungen schnell zu reagieren. Aber noch nie haben sich die Risiken so konzentriert wie derzeit, nie war die Ungewissheit so groß“, sagte Fickinger. Der er hoffte Aufschwung falle im kommenden Jahr aus.

Fotos: Christian Augustin
73 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Auf dem Bahnhofsplatz vor dem Bremer Übersee-Museum:

In dieser besonderen Situation vertrügen sehr viele Un ternehmen keine weiteren hohen Belastungen. „Wir brauchen jetzt Verlässlichkeit, Planbarkeit und das Sig nal, dass es sich lohnt, durchzuhalten“, so Fickinger.

Werben „für atmende Regelungen“ Zwei Wochen später versammelten sich am Morgen des 16. September fast tausend Gewerkschafter auf dem windigen Bremer Bahnhofsplatz, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Auch NORDMETALL-Verhand lungsführerin Lena Ströbele war als Rednerin auf die Bühne gebeten worden. Die Personaldirektorin der Un ternehmensgruppe Lürssen warb vor den IG-Metallern für „atmende Regelungen“ zur Krisenbewältigung im nächsten Tarifvertrag: „Wir müssen einerseits Beschäf tigung herunterfahren können, wenn Aufträge nicht abgearbeitet werden können. Und andererseits muss

das Arbeitsvolumen wieder erhöht werden können, wenn die Teile eintreffen, damit die Produktion dann auf Volllast hochgefahren werden kann.“ Hinter den verschlossenen Türen des Konferenzsaals eines Bremer Hotels legte die Tarifverhandlungsführe rin gleich zu Beginn der Gesprächsrunde ihr vorberei tetes Statement zur Seite. Sie berichtete der IG-Me tall-Küste-Verhandlungskommission gemeinsam mit NORDMETALL-Mitstreitern von der schwierigen Lage vieler Unternehmen, besonders den teilweise um meh rere hundert Prozent gestiegenen oder demnächst stei genden Energiepreisen. „Da dürfte es in Kürze für man che um Existenzfragen gehen“, resümierte ein Teilneh mer. Die nachdenklichen Gesichter der Gewerkschafter ließen hoffen, dass die Botschaft angekommen war. Die Verhandlungen wurden am 4. Oktober in einem Ham burger Hotel fortgesetzt. Alexander Luckow

Fotos: Michael Bahlo | HELLA Fahrzeugkomponenten | NORDMETALL e. V. Nach der ersten Verhandlungsrunde in Bremen: Der Presse stellen sich Lena Ströbele für NORDMETALL und Daniel Friedrich für den IG Metall Bezirk Küste Während der Kundgebung der IG Metall Küste ist auch die Tarifkampagne der Metall- und Elektroarbeitgeber präsent. NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger (r.) be dankt sich bei Daniel Friedrich von der IG Metall Küste vor dem Haus der Wirtschaft mit symbolträchtigen Präsenten.
8 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Vorbereitung einer Tarifrunde in schwierigen Zeiten

Die Arbeitgeber haben sich ausführlich auf diese Tarifrunde vorbereitet. Doch wie läuft das im Detail ab? Die Prozesse sind inzwischen so komplex, dass NORD METALL ungefähr mit einem Vorlauf von einem Jahr plant, um für eine Tarifrunde gut gerüstet zu sein. Dazu gehört zunächst eine grobe Strukturierung des zeitlichen Ablaufs. In den Schlichtungs- und Schiedsvereinbarun gen der Tarifvertragsparteien ist geregelt, mit welcher zeitlichen Frist Forderungen aufgestellt werden müssen, wann die erste Verhandlung nach erfolgter Kündigung eines Tarifvertrages stattzufinden hat und wie lange die Friedenspflicht anhält.

Der Tarifpolitische Ausschuss

Inhaltlichen Input, Vorschläge und denkbare Positionen bereiten wir in den Verbandsgremien auf Arbeitsebene vor. Bei NORDMETALL spielt dabei der Tarifpolitische Ausschuss eine zentrale Rolle – ein Gremium unter Füh rung unserer Verhandlungsführerin Lena Ströbele, in dem sich die Geschäftsführer und Experten der interessierten Mitgliedsunternehmen zusammenfinden. Hier fallen auch – unter Vorbehalt der Zustimmung der Mitgliederversamm lung – strategische Entscheidungen. Ein Beispiel dafür ist, dass das soeben verabschiedete Modernisierungspaket zum Flächentarifvertrag im Norden zwischen den eigent lichen Tarifrunden verhandelt und abgeschlossen wurde, um Streitthemen innerhalb der Friedenspflicht zu lösen.

Parallel entwirft unsere Abteilung für Kommunikation und Marketing eine passende Kommunikationsstrategie. Um das Meinungsbild auf breitere Basis zu stellen, erar beiten wir zusätzlich eventuelle Forderungen in einzelnen Arbeitskreisen mit Personalleitern. Zudem informieren wir alle Mitgliedsunternehmen sowie die eigenen Verbands mitarbeiter in regelmäßigen Telefon- oder Videokon ferenzen über den aktuellen Verhandlungsstand. Dabei laden wir immer auch dazu ein, über unsere Positionen gemeinsam zu diskutieren. Bundesweit koordiniert der Dachverband Gesamtmetall von Berlin aus die Abläufe und Inhalte der Tarifrunden. Nicht mehr akzeptiert wird das einseitige Diktat der IG Metall, in gewerkschaftsinternen Entscheidungsfindungs prozessen Forderungen aufzustellen, die sodann abgearbei tet und eventuell unter Streikdruck durchgesetzt werden. Wir erwarten, dass die IG Metall sich konstruktiv mit den Problemen der Mitgliedsunternehmen und eventuellen Verbesserungen auf Tarifebene beschäftigt. Gemeinsames Ziel sollte es in jeder Tarifrunde sein, ein für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. PS

Haben Sie Interesse, sich stärker in den Meinungsbildungs- und Verhandlungsprozess einzubringen? Melden Sie sich gern bei Dr. Peter Schlaffke (schlaffke@nordmetall.de).

Bei HELLA Fahrzeugkomponenten in Bremen: Geschäftsführer Dr. Michael Winkler (2. v. l.) nimmt die Acht-Prozent-Forderung von Peter Anders von der IG Metall Bremen (2. v. r.) entgegen. Forderungsübergabe auch in Oldenburg: Jürgen Lehmann (2. v. r.), Geschäftsführer NORDMETALL-Bezirksgruppe Nordwest, mit Martina Bruse (3. v. l.) von der IG Metall Oldenburg.
93 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

vor Ort in Wilhelmshaven

Fotos: Christian Augustin Politik NORDMETALL
Hier geht's zu den Highlights der Debatte 10 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies MdL (SPD) verspricht in der Wilhelmshavener Debatte, dass es im Norden im Winter keine Blackouts geben werde.

Hausherr Martin M. Dassler fühlt sich durch hausgemachte Probleme der deutschen Politik wirtschaftlich international ausgebremst.

Metall, Maschinen und Motoren – die Werkshalle von Turbo-Technik in Wilhelmshaven bildete die passende Kulisse für eine spannende Debatte zwischen Wirtschaft und Politik. Energieversorgung, Strom preise, Verkehr und Bildung standen im Mittelpunkt der Diskussion vor der Landtagswahl am 9. Oktober 2022 in Niedersachsen.

„Entschlusskraft statt Unschlüssigkeit – das ist es, was unsere Industrie in dieser entscheidenden Phase der Unsicherheit und Belastungen von der Politik fordert“, stellte NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena gleich zu Beginn des hybriden Debattenformats „NORDME TALL vor Ort“ in Wilhelmshaven klar. Und legte wäh rend der sich anschließenden detailtiefen Diskussion um Gasumlage, Energiepreisdeckel, den Ausbau der erneuerbaren Energien und längere Laufzeiten von Kernkraftwerken eindringlich nach: „Uns brennt das Fell. Wenn wir als Unternehmer feststellen, dass der Preis am Markt zu hoch ist, gibt es für uns nur ein einzi ges Regulativ: Die Angebotsmenge muss erhöht wer den. Aber in der Industrie haben wir immer wieder das Gefühl, dass politisch nichts passiert. Seht zu!“ Rund drei Wochen vor der niedersächsischen Landtags wahl hatte der Familienunternehmer aus Leer einigen inhaltlichen Zündstoff für die Debatte mit zwei Spit zenkandidaten und zwei Spitzenpolitikern mitgebracht:

Christian Meyer MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Stefan Birkner MdL (FDP), die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann (CDU/CSU) und Umweltminister Olaf Lies MdL (SPD) waren dazu nach Wilhelmshaven gekom men. Auch Martin M. Dassler, geschäftsführender Ge sellschafter von Turbo-Technik , in dessen weitläufiger Werkshalle am Hafen die sechste Ausgabe von „NORD METALL vor Ort“ Mitte September stattfand, schrieb dem prominenten Besuch mit deutlichen Worten ins Lastenheft: „Wir haben in Deutschland die höchsten Arbeitsstundenkosten, die höchsten Stromkosten, die höchsten Kraftstoffkosten – wo Sie hinschauen, haben wir hausgemachte Probleme, die uns als Unternehmer behindern, im Weltmarkt mitzumischen.“ Und ergänz te: „Es gibt kein Plus dafür, dass wir eine Tarifbindung haben, oder dafür, dass wir ein Ausbildungsbetrieb sind. Da muss sich das Denken ändern. Wir haben eine enorme soziale Verantwortung als Unternehmer und der kommen wir nach.“ Offen ließ der Spezialist für

Fotos: Christian Augustin, Illustrationen: thenounproject
113 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Henning Wessels, Hauptge schäftsführer des AWV Jade, fordert Planungssicherheit und Enlastungen für Unternehmen.

Schwere Suche nach Wohnmobil-Platz

„Uns brennt

Schiffsreparaturen und Industriewartung, wie lange das noch gut gehen könne, angesichts staatlicher Eingriffe in die unternehmerische Freiheit – Stichwort Mindest lohnerhöhung – und einer Schulpolitik, die Niedersach sen im bundesweiten Vergleich seit Jahren im Mittelfeld des Bildungsmonitors (siehe S. 36) verharren lässt.

Hitzige Energie-Debatte

Vor allem zu den drängenden energiepolitischen The men redeten sich die vier Polit-Gäste die Köpfe heiß. Umweltminister Olaf Lies MdL bekräftigte: „Es ist durch den Stresstest bewiesen, dass wir im Norden kein Ver sorgungsproblem haben.“ Der Wilhemshavener SPD-Po litiker nahm die Koalition in Schutz: „Das Problem, das die Ampel gerade in Berlin hat, ist, dass der Strompreis und auch das Thema Merit-Order europäische Fragen sind, die man nicht so leicht lösen kann.“ Über die Ge staltung der Preise die Stromkosten zu senken, sei je doch genau richtig. Erst danach könne man darüber diskutieren, ob die Energiesteuer heute noch angemes sen sei, so Lies.

Stefan Birkner MdL , Vorsitzender der FDP-Landtags fraktion, konterte: „Wir müssen das Wirtschaften und Leben günstiger machen – das heißt konkret, Entlas tungen zu schaffen.“ Auch Steuerentlastungen. Und mit

Konfirmanden legen

„Nordmetall“Branchenverband

Landes-umweltminister Olaf Lies(SPD), die CDU-Bundestagsab-

Blick auch auf die Grünen forderte der FDP-Spitzenkan didat: „Die Idee einer Abschöpfung von Zufallsgewin nen muss möglichst bald der Vergangenheit angehören, weil der Preis so niedrig ist, dass diese Gewinne gar nicht mehr entstehen.“ Grünen-Spitzenkandidat Christian Meyer MdL fürchte te dagegen, dass „wir es wieder nicht schaffen, auf die billigste Energie zu setzen – und das sind die Erneuerba ren Energien. Wir müssen endlich den Turbo zünden und bei der Genehmigung von Wind- und Solarenergie

FDP-Spitzenkandidat Dr. Stefan Birkner MdL will zur Überwindung der Energiekrise Kern kraftwerke länger laufen lassen. NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena wendet sich mit deutlichen Worten an die Politik. Ausführlich berichtet die „Wilhelmshavener Zeitung“ über „NORDMETALL vor Ort“
Fotos: Christian Augustin, Illustrationen: thenounproject 12 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL Nr. 221 SEITE 6 Mittwoch, 21. September 2022 Wilhelmshaven Von Hendrik Suntken Wilhelmshaven Der Touris-mus soll in Wilhelmshavendeutlich angekurbelt werden.Vanessa Becker, Mitarbeiterinfür Projekt- und Tourismus-management der Stadt Wil-helmshaven,Oberbürgermeis-Carsten Feist und Wil-helmshaven Touristik- undFreizeit-Geschäftsführer Mi-chael Diers haben drei Projek-te aus dem ausgewählt,Tourismuskonzept dienunzügigum-gesetztwerdenkönnten.Der Fokus liege zunächstauf den Stadtsüden als touris-tisches Herzstück. Wenn diesaufgewertet sei, können mit-telfristig auch mehr Projekteim restlichen Stadtgebiet an-geschobenwerden.  Adventure-Golf Auf großes Interesse sei-tens der Finanzausschuss-Mit-glieder, welchen die Pläne amMontag vorgestellt wurden,stießderPlanfüreine„Adven-ture-Golf“-Anlage am BanterSee. Dabei handelt es sich umeine interaktive Form des Mi-nigolfs mit Lichtinstallationenaufwändigeren und Hin-dernissen. Eine solche Anlagemit 18 Bahnen und Hindernis-sen mit „Lokalkolorit“ könntean der Nordseite des BanterSeesentstehen. Ein ähnliches Angebot inWiesmoor sei dort ein wahrer  Rundweg in RüstersielEinweiteresProjekt,dasab-seits davon derzeit angescho-ben wird, ist der Ausbau desvorhandenen Wegenetzes inRüstersiel zu einem Rad-Rundweg. Das Projekt sei lautBeckerderzeit derAusarbei-tung. Das Ziel sei es, die Kos-ten durch die Kohlestruktur-hilfen und das Förderpro-gramm maßnahmenRadwegeverkehrszu decken. Darü-ber hinaus sei es vorstellbar,dass zur Tourismussaison2023 eine neue Stand-up-Paddling-Station am Rüster-sielerHafeninBetriebgenom-menwerdenkönnte.  Museumsschiffe ImAnschlussgabStadtbau-rat Nikša Marušić eine kurzeSachstandsmeldung zu denMuseumsschiffen. So werdedasFeuerschiff„Weser“derzeit konzept für den Tonnenleger„Kapitän Meyer“ zur Beantra-gung von Fördermitteln er-stellen. Besuchermagnet. In Wil-helmshavensindeinedazuge-hörige Gastronomie, und öf-fentliche Toiletten am BanterSee-Rundweg geplant. Die An-lage kann um einen KletterWohnmobil-Tourismus ein wachsenderMarkt. „Wohnmobilisten bringenviel Geld in die Stadt. Wir soll-ten das nicht liegen lassen,sondern müssen endlich maStadtgebiet zusammen, dieaus rechtlicher Betrachtung als Wohnmobilplätze infragekämen.  Südstrand-Promenade Plätze für Verkaufsstände undAusstellungselemente im Ko-lonnadengang. Wohnmobilisten würden viel Kaufkraft nach Wilhelmshaven bringen. Doch wo ein attraktiver Stellplatz entstehen könnte, ist noch offen. Stefan Sauer/picture-alliance Tourismus Drei Projekte sollen Attraktivität der Stadt steigern – „Adventure-Golf“ als Besuchermagnet
Süddeutschland dort wo esim Winter zu Engpässen kom-men könnte – nicht bedienenkann, da die Netze den imEmsland erzeugten StromnichtnachBayerntransportie-ren können. Als die Debatteschließlich in technische De-tails abglitt, meldete sich Uke-na zu Wort: „Uns brennt dasFell“, sagte er. „Wir haben inder Industrie erheblicheSchwierigkeiten,diesenakade-mischen Diskussionen fol-gen. Seht zu!“, so der Nordme-tall-Präsident. Einigkeit bestand deshalbbei allen Diskutanten darin,dass dringend weitere Maß-nahmen nötig sind, um denStrom- und Gaspreis zu drü-cken sowie Bürger und Unter-nehmen zu entlasten. Lies sieht die größten Chancen da-rin,aufeuropäischerEbenezuversuchen, die Preisbildungam Strommarkt zu beeinflus-sen. Auch Birkner unterstütztdiesen Ansatz und fordert zu-sätzliche (Steuer)entlastun-gen. „Wir müssen das Wirt-schaften und Leben günstigermachen“,soderFDP-Politiker.Meyer forderte jetzt den„Turbo“ zu zünden, und denAusbau der „billigsten Ener-gie“, Solar und Wind, massivvoranzutreiben. Connemann warf dagegenmehrfach ein, dass es immernoch keine Lösung für dieSpeicherung dieser Energiegibt,weshalbsiedafürplädier-te, die Kernkraftwerke zwin-gend auch über den 1. Januar2023 hinaus zu betreiben. „In einer Zeit, in der wir jede Kilo-wattstunde benötigen, müs-sen wir uns von Ideologie freimachen.“ Wenn es um das ThemaEnergieerzeugung geht, gehtesimmerauchumdenKlima-wandel. Deutlich wurde andiesem Abend, dass die In-dustriehinterderEnergiewen-de steht. Das zeigte sich amSzenenapplaus für die Forde-rung, dass Genehmigungsver-fahrenfürdenAusbauvonSo-lar und Windkraft deutlich be-schleunigt werden müssen.Auch Ukena unterstrich dies,machte allerdings deutlich,dass die Versorgungssicher-heit an oberster Stelle stehenmuss. Am Ende müsse „alleslaufen was da ist“, um Liefer-engpässezuvermeiden. Spannende Diskussion: Moderator Alexander Luckow (Nordmetall) begrüßte (v.l.) Christian Meyer (Grüne), Olaf Lies (SPD), Gitta Conneman (CDU) und Dr. Stefan Birkner.BILD: Gabriel-Jürgens Von Suntke Pendzich Wilhelmshaven Vier politi-sche Schwergewichte standenam Montag bei einerPodiumsdiskussion in denHallen der Turbo-TechnikGmbH auf der Bühne, umüberdieThemenEnergiekrise,Verkehr und Bildung zu strei-ten. Doch während sich dieDiskutanten im politischenKlein-Klein verloren, kamendieklarenWorteausdemPub-likum, das aus Wirtschaftsver-tretern insbesondere der Me-tall- und Elektroindustrie ausdemNordwestenbestand.Der
hatte
geordnete und MIT-Bundes-vorsitzende Gitta Conne-mann, den Grünen Landtags-Spitzenkandidaten ChristianMeyer, sowie den FDP-Landes-vorsitzenden Dr. Stefan Birk-ner zur Diskussion geladen.Die Veranstaltung war explizitdazu gedacht, die Spitzenpoli-tikerfürdieSorgenderIndust-riezu Dassensibilisieren. Tat Nordmetall-Präsi-dent Folkmar Ukena nicht nurin seiner Einführung, sondernauch immer wieder aus demPublikum heraus. Etwa beimaktuell beherrschenden The-ma Energie, als sich die Dis-kussion bei der Atomfragefestlief: Connemann und Birk-ner plädierten dafür, auch dasAtomkraftwerk Lingen weiterlaufen zu lassen, während Liesund Meyer argumentierten,dass dies den Strombedarf in
das Fell!“Energiekrise Appell der Metall- und Elektroindustrie bei Podiumsdiskussion
Vortrag
Boxerkriegüber Wilhelmshaven/WZ Am Don-nerstag, 22. September, um19.30UhrfindetimDeutschenMarinemuseum, Südstrand125, ein Vortrag über „Diedeutsche Marine im Boxer-krieg in China 1900“ von Prof.Dr. Susanne Kuß statt. Der Bo-xerkrieg hatte eine Interven-tion von acht europäischenMächten,worunterauchJapanund die USA gezählt werden,zur Folge. Anhand verschiede-ner Ereignisse des Juni 1900,dersogenanntenSeymour-Ex-pedition und der Eroberungder Dagu-Forts, wird Kuß dieHandlungen der deutschenund der anderen europäi-schen Marinetruppen ebensodiskutieren wie deren Konse-quenzen für die deutsche Ma-rine und die chinesische Poli-tik.
los Heppens/WZ Die gemeinsa-meKonfi-ZeitderWildflecken-Gemeinden im Stadtsüdenstartet. Das erste Treffen derneuen Konfirmanden in Hep-pens findet am Donnerstag,22. September, 16 bis 18.30Uhr, statt. Interessierte kön-nen noch dazu kommen. Siesollten zwölf Jahre alt seinoderdie7.Klassebesuchen.Eskann auch probeweise an denersten Treffen teilgenommenwerden. Info und Anmeldungbei Pastorin Meike von Finteloder das Kirchenbüro, T04421/302279, E-Mail heppens@kirche-am-meer.de.an 1897 Es ist vielfach vorgekom-men, daß bezüglich der Be-rechnungdesStempelszudennach der Tarifstelle 48a desStempelsteuergesetzes vom31. August 1895 zu versteuern-den Pacht-, Miet- und Ver-zeichnissen bei den Steuer-pflichtigen Mißverständnisseentstandensind. Durch Spiel oder durchWette wird nach den Bestim-mungendesam1.Januar1900in Kraft tretenden Bürgerli-chen Gesetzbuches eine Ver-bindlichkeit nicht begründet.Das auf Grund des Spiels oderderWetteGeleistetekannabernicht deshalb zurückgefordertwerden, weil eine Verbindlich-keitnichtbestandenhat. 1922 Beschädigung der Anlege-brücke in Eckwarderhörne.GesternMittag,alsSturmundSee orkanmäßig zunahmen,wurde der Dampfer „Dr. Zieg-ner-Gnüchtel“, der an Stelledes in Reparatur befindlichenDampfers „Eckwarden“ denFährdienst nach Eckwarde-rhörne versieht, gegen dieBrückegedrückt. Die Seewarte meldet:Sturmgefahr erscheint vorü-ber,Signaleinziehen. Die „Wilhelmshavener Zei-tung“ hat nicht die für eineHerausgabevonZeitungenda-malserforderlicheLizenz. 1972 Wie ein Mann verabschie-dete gestern der Rat der StadtWilhelmshaven einmütig den1. Nachtragshaushaltsplan1972. Das Urteil reichte von„gedämpften Optimismus“über herbstlich „heiter“ bis zu„beachtlichen Verbesserun-gen“. Während Oberstadtdi-rektor Dr. Gerhard Eickmeiervon einer „sich anbahnendenfreundlichen Entwicklung desHaushalts“sprach,schloßBür-germeister Arthur Grunewald(SPD) als Sprecher des Finanz-ausschusses auf ein „günsti-ges Omen für die wirtschaftli-che Stärkung Wilhelmsha-vens“. 1997 Der City-Markt in Wil-helmshaven, der am spätenSonntagabend nach viertägi-ger Dauer endete, erwies sichals Magnet für die Bevölke-rung der gesamten Weser-Ems-Region. Insbesondere amSonnabend war die Innen-stadt überfüllt. Als besonder-ere Attraktion erwies sich dieNordseepassage. Der starkeBesuch in der City, begünstigtdurch gutes Spätsommerwet-te, setzte sich am frühenSonnabendmittag ein. AmNachmittag waren dann dieParkmöglichkeitenerschöpft. Mit dem Stand der Vorbe-reitungender„ExpoamMeer“im Jahre 2000 in Wilhelmsha-ven wird sich der AufsichtsratderFreizeitGmbHwohlinsei-ner nächsten Sitzung beschäf-tigen. Dieses Gremium trittnach Informationen der „Wil-helmshavenerZeitung“am10.Oktober zusammen. Im Mit-telpunkt steht die Vorstellungdes Masterplans, das bereitssehr viele Details für die Ver-anstaltungenthält.
SO
LAS MAN IN DER WZ

Gitta Connemann MdB (CDU), Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, fordert die Grünen auf, von ideologisch gefärbten Debatten abzulassen.

Christian Meyer MdL, Spitzenkandidat der Grünen in Niedersachsen, will den Turbo zünden für einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien.

genauso schnell werden wie bei der von LNG-Termi nals.“ Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag von Hannover frohlockte: „Dann könnten wir in Niedersachsen der Standort sein, der den Strom nach Süden bringt.“ So weit sei man in Deutschland noch lange nicht, sagte die Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschafts union MIT, Gitta Connemann MdB, und forderte die Grünen auf: „In einer Zeit, in der wir jede Kilowattstunde Energie benötigen, muss man sich von Ideologie freima chen. Die drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland versorgen zurzeit zehn Millionen Haus halte mit Strom. Die werden uns ab dem 1. Januar feh len. Und wir haben keine ausreichenden Speichermedi en für Photovoltaik und Windenergie. Wir brauchen also die Kernenergie zwingend – und zwar über den 1. Januar 2023 hinaus.“ Henning Wessels, Hauptgeschäftsführer des Arbeitge ber- und Wirtschaftsverbandes Jade (AWV), führte nach rund 90-minütiger Diskussion noch einmal an den An fang der Debatte zurück, indem er forderte: „Die Unter nehmerinnen und Unternehmer in Niedersachsen brau chen jetzt vor allem Planungssicherheit und Entlastun gen.“ Highlights und die gesamte Debatte finden Sie auf unserer Webseite: meinarbeitgeberverband.de/nord metallvorort Birte Bühnen

Rund 60 Gäste verfolgen die hitzige Debatte um Energie, Verkehr und Bildung in der Werkshalle von Turbo-Technik in Wilhelmshaven, die auch live ins Internet übertragen wurde.

Fotos: Christian Augustin, Illustrationen: thenounproject
133 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Kurz vor der Verpuffung

Die M+E-Industrie ist abhängig vom Gas und leidet unter den explo dierenden Preisen. Für die technische Umrüstung ihrer Anlagen be nötigen Unternehmen rund ein Jahr Vorlauf. Das zeigt eine exklusive Umfrage unter NORDMETALL- und AGV-Mitgliedern.

Gedrosselte Gaslieferungen aus Russland, verzögerter Ausbau der erneuerbaren Energien, exorbitant gestie gene Preise und ein Entlastungspaket, das in den Augen von Unternehmerinnen und Unternehmern diesen Namen nicht verdient – Mitte September war gehörig Druck auf dem Kessel der deutschen Wirtschaft. Kein Wunder also, dass sich allein in Niedersachsen mehr als 50 Organisationen der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände, darunter auch NORDMETALL , in einer ge meinsamen Erklärung an die politischen Entschei dungsträger in Hannover, Berlin und Brüssel wandten. Ihre Forderung: die staatlichen Steuern und Abgaben auf ein Minimum zu reduzieren und den Gas- und Strommarkt durch eine Preisdeckelung der zur Strom produktion genutzten Gasmenge zu entkoppeln. Und zwar sofort.

Zu groß ist die Sorge, dass die Politik die negativen Ef fekte für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Gesellschaft unterschätzt. Insbesondere energieinten sive Unternehmen am Anfang der Wertschöpfungsket ten seien gezwungen, zu reagieren und die Kosten in die Lieferkette weiterzugeben oder die Produktion einzu stellen, so die Initiatoren des öffentlichen Appells.

23 Prozent fürchten Produktionsstopp

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine vom Arbeitge berverband NORDMETALL durchgeführte Studie, an der sich im August 2022 rund 170 Unternehmen der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie beteilig ten. Mehr als 80 Prozent der befragten Betriebe benöti gen Erdgas, vor allem zum Heizen, zu 39 Prozent jedoch auch zur Erzeugung der für ihre Produktion nötigen Prozesswärme. 72 Prozent der Unternehmen würden von einem Gasstopp empfindlich getroffen, vor allem Metallerzeuger und Gießereien, aber auch der Luft- und Raumfahrzeugbau, Werften und Automobilhersteller. 56 Prozent rechnen mit deutlichen Kostensteigerungen, knapp die Hälfte mit Kurzarbeit und erheblichen Liefer engpässen. Jeder vierte Betrieb müsste seine Produkti on komplett stilllegen (siehe Grafik).

Sich vom Erdgas zu lösen, würde nur wenig zur Lösung der akuten Krise beitragen: Für die technische Umstel lung auf andere Energiequellen benötigen die befragten Betriebe im Schnitt ein Jahr. Vor allem für Großbetriebe wäre dies sehr aufwendig.

Durch eine Entkoppelung des Strom- und Gasmarktes hätte der Krieg in der Ukraine hingegen deutlich weni

Fotos: Christian Augustin Energiekrise
14 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Konsequenzen eines Gasstopps

Kostensteigerungen

ger Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung inner halb der EU. Und auch die Einführung einer Überge winnsteuer würde überflüssig, da die exorbitanten Gewinne einiger Energieerzeuger auf ein Normalmaß schrumpfen würden.

KI für mehr Energieeffizienz

Dass sich die Unternehmen trotz ihrer lauter werden den Rufe nach politischer Unterstützung bei der Über windung der Energiekrise nicht allein auf den Staat ver lassen wollen, zeigt ein Beispiel aus dem niedersächsi schen Saterland. Dort hatte der Mittelständler HANSA Klimasysteme aus Strücklingen, einer Gemeinde im Landkreis Cloppenburg, bereits Ende 2017 mit der Hoch schule Emden und dem Freizeitbad Saterland ein öffent lich gefördertes Forschungsprojekt gestartet. Das ge meinsame Ziel: die KI-basierte Regelung von Lüftungs anlagen in Schwimmbädern. „Schwimmbäder sind sehr energieintensiv“, sagt Matthias Lamping, Ge schäftsleiter von HANSA Klimasysteme. Bei Wasser temperaturen um 30 Grad Celsius verdunsten je Quadratmeter Wasserfläche ungefähr 0,4 Liter Flüssigkeit pro Stunde. Die Lüftungsanlage muss deshalb Schwerst-

arbeit verrichten und pro Stunde rund 12.000 Kubikmeter Luft umwälzen. „Hier stecken noch große Ener giesparpotenziale“, sagt Lamping (mehr zu Künstlicher Intelligenz ab S. 20) Ein Jahr lang sammelte sein Unternehmen alle mögli chen Daten aus dem Schwimmbad. Außer Werten zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Energieverbrauch lieferten die inner- und außerhalb der Halle eingebau ten Sensoren Informationen zu Wetterbedingungen und Klima sowie der Anzahl der Schwimmbadgäste. Mit diesen Daten fütterten die HANSA-Ingenieure ein selbstlernendes Modell, das auf Basis von Algorithmen erkennt, welche Maßnahme bei welchen Bedingungen am besten geeignet ist, um die angestrebten Umweltbe dingungen in der Halle bei möglichst hoher Energieeffi zient zu erreichen. Auf diese Weise ist nun eine voraus schauende Regelung möglich. Laut eigener Messung spart das Freizeitbad Saterland rund 20 Prozent der ur sprünglich benötigten Energie. Der Erfolg hat sich rum gesprochen: Inzwischen ist das intelligente System auch in der Gemeinde Barßel sowie in Bädern in Bad Zwischenahn und Steinfeld im Einsatz. Birte Bühnen / Lothar Steckel

Grafik: NORDMETALL e. V.
HANSA-Projektleiter Christian Seitz nimmt Einstellungsarbei ten an der Lüftungsanlage des Schwimmbads vor.
Mit ein paar Klicks lässt sich die komplette Lüftungsanlage von HANSA Klimasysteme im Freizeitbad Saterland überwachen. 67% Metallerzeugung/ Gießereien deutliche
Kurzarbeit erhebliche Lieferengpässe Drosselung unserer Produktionsanlagen erhebliche Auftragseinbrüche Personalabbau kompletter Produktionsstillstand Existenzbedrohung des Betriebes Schäden an den Anlagen Luft- und Raumfahrtbau 50%Maschinenbau 30% Straßenfahrzeugbau 67% Maschinenbau 58% Luft- und Raumfahrtbau 63%56% 52% 48% 38% 36% 26% 23% 18% 13%
Welche Konsequenzen hätte eine längerfristige Unterbrechung der Erdgasversorgung für Ihren Betrieb? bdavonesonders betrofen bdavonesonders betrofen 153 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Kreativ durch die Krise

Besorgniserregend – so ist die Lage in großen Teilen der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. Coronakrise, Putins Überfall auf die Ukraine, weltweit gestörte Lieferketten und dadurch verursachte Materialengpässe sowie explodierende Energiekosten machen den Unternehmen das Agieren schwer.

Denis Knust hat schon manche schwierige Situation überstanden, aber so unkalkulierbar wie derzeit hat sich die Situation während seiner zehnjährigen Tätig keit für uniROTA Maplan Schwerin noch nicht darge stellt. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer des mittel ständischen Maschinenbauunternehmens, das in der Residenzstadt mit rund 100 Mitarbeiterinnen und Mit arbeitern spezielle Maschinenbauteile zum Einsatz in der Kunststoffverarbeitung, dem Energiesektor und zahlreichen anderen Bereichen herstellt. Auf circa 40 Produktionsmaschinen entstehen Walzen, Schne cken und Wellen. „Wir sind ein Lohnfertigungsunter nehmen, das von der Einzelanfertigung bis zur massen haften Produktion von Spezialbauteilen ein breites Portfolio abdeckt“, sagt Knust. Die hochpräzise Metall bearbeitung, rasche, flexible Auftragsbearbeitung sowie höchste Qualitätsstandards seien Zutaten für das Rezept des Firmenerfolgs. Doch inzwischen droht die Erfolgsformel nicht mehr aufzugehen. „Die Materialbeschaffung ist ein ernstes Problem, mehr noch aber belasten uns die sprunghaft und unkalkulierbar steigenden Energiekosten“, sagt Knust. Die volatilen Rohstoffmärkte machten eine lang fristige seriöse Preiskalkulation äußerst schwierig. Doch könne er Preissteigerungen an die Kunden – etwa 200 bis 300 Unternehmen gehören aktuell zum aktiven Kundenkreis – in den meisten Fällen weitergeben. „Wir haben schon immer eine sehr transparente Kunden kommunikation gepflegt und Preisänderungen unmit telbar angezeigt. Das hilft uns heute weiter“, so der Ge

schäftsführer. Und: „Die Pandemie hat uns trainiert. Wir haben weiter als üblich vorausgedacht und uns in vielen Bereichen bevorratet. Das bindet zwar Kapital, hilft aber bei Liefertreue und Preisgestaltung am Ende weiter.“ Auch die Energiekostenerhöhungen könne man im Augenblick noch eins zu eins an die Kunden weitergeben. Sollte im Winter das Gas nicht mehr flie ßen, plane man mit Öl, gegebenenfalls auch mit Strom zu heizen. Das würde einen weiteren, existenzbedro henden Kostensprung mit sich bringen.

Krise als Chance Corona als Innovationstreiber? Das sieht Lennart Schu lenburg, Managing Director des Familienunterneh mens VisiConsult X-ray Systems & Solutions aus Sto ckelsdorf, ebenso wie Knust. Das 1996 von Seniorchef Hajo Schulenburg gegründete Unternehmen produziert im Vorort von Lübeck Hightech-Röntgenanlagen zur

Managing Director

VisiConsult X-ray Systems & Solutions

Lieferengpässe
Foto: Melanie Gretzinger PHOTOATELIER MOMENTS
16 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Schwierig, aber nicht existenzbedrohend ist die Lage beim TransportbänderSpezialisten Märtens Seine Kunststoffbän der klebt er mittels Fingerverbindung.

zerstörungsfreien Werkstoffprüfung und bietet um fangreiche Lösungen im Bereich visueller Inspektion, Automatisierung, Computertomografie und der auto matischen Defekterkennung. Im Bereich der Röntgen anlagen sei man „Hidden Champion“, also Weltmarkt führer, sagt der Juniorchef. Er sieht in der gegenwärtigen Krise auch eine Chance: „So, wie Corona dazu beigetra gen hat, die Digitalisierung in Deutschland voranzu treiben, ist die aktuelle Energiekrise eine Chance zur Nachhaltigkeit.“

Sein Unternehmen sei zwar unterdurchschnittlich energieintensiv aufgestellt, dennoch habe man von Anfang an auf Energiesparen gesetzt. So verfügt der Mittelständler über eines der ersten industriellen Passivhäuser in Norddeutschland, arbeitet mit Wärme rückgewinnungssystemen und hat inzwischen seine Solarkapazitäten verdreifacht. „Wir erzeugen nach dem zusätzlichen Ausbau mehr Strom, als wir verbrauchen“, berichtet Schulenburg. Auf den Herbst und Winter habe man sich akribisch vorbereitet. „Wir haben einen Gas-Notfallplan erarbeitet, der vorsieht, unsere Hallen heizung auf Flüssiggas umzustellen. Und natürlich ha ben wir auch an unsere Mitarbeiter appelliert, Energie zu sparen“, sagt er. Dabei unterstützt das Unternehmen seine rund 150 Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter nach Kräften. „Unabhän gig von aktuellen Entwicklungen stellen wir Firmen fahrräder zur Verfügung, haben eine solarbetriebene Ladestation für die E-Bikes in Betrieb genommen und stellen unseren Fuhrpark auf E-Autos um“, berichtet der Manager. Wichtig in diesem Zusammenhang sei die firmeninterne Kommunikation. „Es nützt nichts, irgendetwas von oben anzuordnen. Alle Maßnahmen werden bei uns vernünftig kommuniziert und deshalb auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgetragen“, so Schulenburg. Dazu gehören auch mögliche Notfall maßnahmen, die die Mitarbeiter hautnah betreffen, wie die Beschaffung von Thermounterwäsche und die Absenkung der Hallentemperatur.

Eine echte Herausforderung für das stark wachsende Unternehmen – Schulenburg: „Wir verdoppeln uns alle zwei Jahre“ – ist die Materialbeschaffung. Die Röntgen spezialisten sind auf die Zulieferung zahlreicher Bauteile wie E-Technik-Komponenten und Steuerungs systeme aus aller Welt angewiesen und haben schon vor der Krise sogenannte Taskforces gegründet, die sich dieser Probleme angenommen haben. „Als Kleinunter nehmen mit agilen und resilienten Strukturen können wir sehr schnell auf Krisensituationen reagieren“, sagt Schulenburg. So ist der Betrieb auch ungewöhnliche Wege gegangen, hat etwa über die chinesische Platt form Ali Baba Teile bestellt, sich in Whats-App-Grup pen über die ganze Welt vernetzt, um schnell Material besorgen zu können, und über diesen Weg zahlreiche zeitkritische Komponenten eingekauft. Dennoch sei die Liefersituation nach wie vor angespannt, und das zu Zeiten des höchsten Auftragsbestandes der Firmenge schichte. Das schlägt sich am Ende spürbar in den Lie ferzeiten nieder. So müssen Neukunden im Bereich Röntgenanlagen mit Lieferzeiten von 12 bis 14 Monaten rechnen. Auch die Preise seien gestiegen, in der Spitze um 15 bis 20 Prozent. „Aber unsere Kunden akzeptieren das“, berichtet der Chef und fügt an: „Seit der Corona pandemie ist das Verständnis füreinander enorm ge wachsen. Das hilft uns sehr.“

Enorme Herausforderung

Michael Grenz, Geschäftsführer der Hanseatic Power Solutions (HPS) aus Norderstedt, bewertet die gegen wärtige Lage auf dem Lieferantenmarkt als katastro phal. Sein Unternehmen gehört zu den führenden deutschen Anbietern für Steuerungstechnik in der Energieerzeugung und -verteilung sowie in der Not stromversorgung. Mehr als 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bauen komplexe Schalt- und Steuerungsan lagen für Kunden in aller Welt. „Die Lieferketten sind nach wie vor völlig gestört“, sagt er und verweist vor allem auf drei wesentliche Ursachen: die vorübergehen

Foto: Christian Augustin
173 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Stabil und vielseitig einsetzbar sind die Stabgeflechtbänder, die zu den Bestsel lern von Märtens aus Flensburg zählen.

Märtens Transportbänder setzt bei der Beschaffung der Ausgangsstoffe für seine Kunststoffbänder auf hoch spezialisierte Zulieferer.

de Schließung von mehreren Containerhäfen während der Pandemie in China, den Brand in einer Chipfabrik in Japan und den weltweiten Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Dass im Sommer dieses Jahres zeitweilig Dutzende von Containerschiffen in der Deut schen Bucht auf Reede lagen und in den Seehäfen nicht abgefertigt werden konnten, habe die Lage überdies noch verschlimmert. Vor allem elektronische Bauteile wie SPS-Steuerungen und Touch Panels hätten Liefer zeiten von bis zu zwölf Monaten. „Unsere Kunden müssen nach telefonischer Freigabe ihres Auftrags teil weise deutlich länger auf ihr Produkt warten als gewohnt“, sagt Grenz. HPS steuert gegen, indem man so viele Bauteile wie möglich besorgt und wie VisiConsult auf Lager legt. „Belastet unsere Liquidität, hilft uns aber bei der Bear beitung unserer Aufträge“, erklärt Grenz. Der Auftrags bestand des Unternehmens ist so gut wie nie zuvor. Auch der Auftragseingang boomt. „Jetzt müssen wir die Orders nur noch abarbeiten“, sagt der Chef. Trotz deutlicher Preissteigerungen seien bis dato noch keine Kunden abgesprungen, betont Geschäftsführer Grenz und verweist auf das traditionell enge Verhältnis zur Kundschaft. „Wir kommunizieren sehr offen und häufig mit unseren Kunden, das ist sicher ein Grund dafür, dass wir Preiserhöhungen auch durchsetzen können“, sagt er. Grundsätzlich sei die Stamm kundschaft sehr treu und stabil. „Die Herausforderung

Michael Grenz

Geschäftsführer Hanseatic Power Solutions (HPS)

in diesen Zeiten ist es, neue Kunden zu gewinnen“, bemerkt der HPS-Geschäftsführer.

Den Hauptrede- und Erklärungsbedarf hat Grenz aber nicht in der Kommunikation mit der Kundschaft ausge macht, sondern im internen Austausch mit den Be schäftigten. „Sie machen sich Sorgen um ihre Zukunft“, sagt Grenz. Fachkräfte zu halten und natürlich auch neue zu gewinnen, sei daher eine weitere, wichtige Auf gabe des Managements.

Politik in der Pflicht

Bernhard Funke, Geschäftsführer von Märtens Trans portbänder, einem Produzenten von Spezial-Transport bändern in Flensburg, sieht die aktuelle Situation als schwierig, aber nicht als existenzbedrohend an. „Für die gesamtpolitisch gesehen eher schwierige Lage

Fotos: Sebastian
Engels
|
Christian Augustin
18 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Ein VisiConsult-Mitarbeiter testet eine Röntgeninspek tionsanlage. Die Material beschaffung für derartige Produkte ist nach Angaben des Unternehmens derzeit sehr angespannt.

schlagen wir uns ganz gut“, sagt er. Klar, auch der Mittel ständler im äußersten Norden Deutschlands leidet un ter gestörten Lieferketten, wartet auf Elektronikbauteile aus Fernost und muss Verzögerungen beim Bau der fir meneigenen Photovoltaikanlage hinnehmen. Aber mit Kreativität, Erfindungsreichtum und hoch spezialisier ten Produkten versucht man, der Lage Herr zu werden. So ist das Unternehmen weltweit der einzige Betrieb,der Transportbänder sowohl aus Kunststoff als auch aus Me tall herstellt. Und das zum Teil auf selbst konstruierten und gebauten Maschinen. Deshalb kann Märtens Pro dukte anbieten, für die es keinen Standard gibt. Dennoch hat der Chef von rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch mit großen Herausforderungen zu kämpfen. „Wir brauchen exzellente Rohstoffe, um unsere Qualitätsversprechen einhalten zu können. Da her fahren wir eine spezielle Lieferantenstrategie und setzen bei einigen Produkten auf single sourcing“, sagt Funke. So beziehen die Flensburger ihre Kunststoffroh

materialien aufgrund ihrer hohen Qualitätsansprüche nur von hoch spezialisierten Zulieferern und kaufen ihre Drahtmaterialien ausschließlich in Europa ein. Obwohl Märtens eine wenig energieintensive Fertigung betreibt, hat man sich schon vor geraumer Zeit dazu ent schieden, mit einer eigenen Photovoltaikanlage bis zu zwei Drittel des Energiebedarfs selbst zu produzieren. Zudem werde man die Fahrzeugflotte auf Elektroautos umstellen. „Die Entscheidung dafür fiel aber schon lange vor Putins Angriffskrieg“, betont der Geschäftsführer. Die Zukunft des Unternehmens sieht er trotz unsicherer Gemengelage verhalten positiv. „Wir wachsen weiter und wollen auch weiter einstellen“, sagt er. Der Fach kräftemangel sei zwar auch im Raum Flensburg spürbar, aber für sein Unternehmen aktuell kein großes Pro blem. „Wir haben im laufenden Jahr einige tolle Einstel lungen gemacht und sind als attraktiver Arbeitgeber in der Region bekannt.“ An die Politik hat Funke einige konkrete Wünsche. „Die Globalisierung macht derzeit Pause. Deshalb muss die Politik endlich dafür sorgen, dass Schlüsseltechnologien wie die Halbleiterproduktion oder die Fertigung von Solarpanels wieder in Deutschland stattfinden können.“ Verkäufe großer Unternehmen mit systemkritischen Technologien wie dem Roboterbau sollten möglichst unterbunden werden. „Dazu muss die Politik das entsprechende Umfeld schaffen“, fordert er.

Auch NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena sieht die Politik angesichts der nach wie vor höchst ungewissen internationalen Lage, hausgemachter Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt und der hohen Belastun gen sowie des Bürokratiedickichts in der Pflicht. „Die norddeutschen Landesregierungen und die Bundesre gierung sollten dringend eine Entlastungsoffensive zugunsten der mittelständischen Wirtschaft starten, um den Industriestandort Norddeutschland zu sichern und zu stärken“, so sein Credo. Lothar Steckel

Fotos: Christian Augustin | Chris
Mueller,
eyeamchris.com
Bernhard Funke Geschäftsführer Märtens Transportbänder
193 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Wenn Mensch und KI am Steuer stehen

Seit Mai 2021 lotet das Regionale Zukunftszentrum Nord gemeinsam mit klein- und mittelständischen Unternehmen die Chancen von Künstlicher Intelligenz für den norddeutschen Wirtschaftsraum aus. Nun läuft die erste Förderperiode aus, eine zweite ist beim Bundesarbeitsministerium beantragt. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Von der anderen Elbseite aus wirken die Container wie kleine Schachteln, die sich in Blau, Weiß, Rot und Grün endlos aneinanderreihen, aufeinander stapeln oder von riesigen Verladekränen baumeln. Inspiriert vom Blick auf das emsige Treiben im Hamburger Hafen stellt Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) fest: „KI kann uns dabei helfen, den Platz auf einem Ter minal optimal auszuschöpfen.“ Gerade in Zeiten gestör ter Lieferketten kein zu unterschätzender Faktor für wirtschaftlichen Erfolg.

KI als Riesenchance

Gemeinsam mit Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Le onhard (SPD) und Vertreterinnen und Vertretern der vier Hamburger Konsortialpartner des Regionalen Zu kunftszentrums Nord (RZZ Nord:KI) spricht Westhage mann Mitte September 2022 im fünften Stock des Dock land über die Chancen von Digitalisierung und Künstli cher Intelligenz (KI) für den Wirtschaftsstandort Hamburg. Sein Fazit: „Heute sind wir durch Chiptech nologie und Miniaturisierung in der Lage, ganz andere Datenmengen zu erfassen und auszuwerten. Das ist eine Riesenchance, um uns in unterschiedlichsten The menfeldern schneller mit neuen Lösungswegen be schäftigen zu können.“ Hamburg habe sich mit seiner Industriestrategie eine gute Grundlage geschaffen. Nun müsse es gelingen, das weiter zu transformieren. „Wir dürfen nicht nachlassen zu zeigen, welche Inno vationskraft in Hamburg liegt“, hebt Westhagemann hervor.

Auch Sozialsenatorin Leonhard betont: „Das RZZ Nord hat eine gute Zukunftsperspektive.

Umso mehr kommt es jetzt darauf an, dass es uns gemein schaftlich gelingt, das RZZ noch besser in Hamburg zu positionieren.“ Unternehmer und Betriebsräte sollten es als Kompetenzzentrum wahrnehmen, das sie für sich nutzen und anzapfen können, „um das Gute und Positive, das in KI liegt, zu heben“. Das sagt die Sozialsenatorin auch hinsichtlich der weitverbreiteten Furcht vor techno logischem Wandel allgemein und KI im Besonderen. Des halb wolle ihre Behörde als Klammer wirken „zwischen dem, was sich unternehmerisch in Hamburg tut – oder auch noch nicht tut – und den Interessen von Arbeitneh merinnen und Arbeitnehmern“. Es gelte, im Blick zu be halten, welche Themen und Entwicklungen die kommen den fünf bis zehn Jahre bestimmen. Diese müssten so übersetzt werden, dass die Menschen das Gefühl haben, selbst am Steuer zu stehen. Auch deshalb sei die Arbeit des RZZ Nord:KI so wertvoll.

Mehr als 250 Beratungen

Unter der Leitung des Niedersächsischen Bildungswerks der Wirtschaft vereint das Beratungs-, Vermittlungs- und Vernetzungsprojekt seit zwei Jahren in vier Bundeslän dern insgesamt zwölf Partner mit jeweils drei Perspekti ven auf Digitalisierung und KI – Arbeitgeber, Beschäftigte und die Wissenschaft. In der Hansestadt sind das das Bildungswerk der Wirtschaft Hamburg und Schleswig-Holstein, Arbeit und Leben Hamburg, das Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) und NORDBILDUNG Bildungs verbund der Metall- und Elektroindustrie

Seit Mai 2021 hat das RZZ Nord:KI mehr als 250 Unter nehmen in Sachen Digitali

Digitalisierung
20 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Sozialpartner schaftlich und hochkarätig besetztes Podium im Dockland Hamburg (v. l. n. r.): Moderatorin Sabine Petersen, Wirtschaftsse nator Michael Westhagemann, Alois Krtil (ARIC), Peter Golinski (NORDBILDUNG), Sozialsenatorin Dr. Melanie Leon hard, Lena Thom bansen (Arbeit und Leben Hamburg).

sierung und KI beraten. Allein in Hamburg haben seit dem mehr als 80 Betriebe die Unterstützung des RZZ Nord:KI gesucht. Die Bandbreite reicht von der Digitali sierung von Geschäftsprozessen einer Stickerei über die Entwicklung von Standard- und individuellen KI-Anwen dungen in Produktion und Service bei Finanzdienstleis tern bis hin zur KI-gestützten Optimierung von Prozes sabläufen bei einem Leistungsfutterhersteller. ARIC-CEO Alois Krtil macht deutlich: „KI ist kein Thema, das man von heute auf morgen implementieren kann.“ KI benötige eine ganzheitliche Perspektive mit all ihren öko nomischen, ökologischen und sozialen Dimensionen. Den rund 60 Gästen im Dockland macht der Wissen schaftler Mut: Hamburg sei als Metropole ein ideales, ur banes Ökosystem, das diverse Experimentier- und Ein satzfelder besitze, um nicht nur Daten zu sammeln, son dern sie auch für KI nutzbar zu machen – in der Verwaltung, dem Gesundheitswesen, für einen besseren Klimaschutz oder mehr Mobilität. „Es gibt keine Branche, auf die KI keinen Einfluss hat“, resümiert Krtil.

Sozialpartnerschaftliche Aufgabe

Mit Blick auf die norddeutschen Betriebe hebt Peter Go linski, Geschäftsführer von NORDBILDUNG, hervor: „Der Bedarf an und die Anwendungsfelder von Künstli cher Intelligenz unterscheiden sich in den Unterneh men teilweise deutlich. Daher ist es wichtig, den jeweili gen Zusammenhang zu verstehen, um passende Kon zepte und Unterstützungsangebote entwickeln zu können. Das Team des RZZ Nord:KI widmet sich auf Ba sis der technologischen Entwicklungen besonders der Gestaltung der betrieblichen Zusammenarbeit.“ Er lobt das sozialpartnerschaftliche, interdisziplinäre und dia logorientierte Vorgehen aller Projektpartner und be grüßt den engen Dialog mit den politischen und arbeits

marktpolitischen Akteuren. Nun muss nur noch das Bundesarbeitsministerium mitmachen und die zweite Förderperiode bis 2026 bewilligen. Dann vergibt im Hamburger Hafen vielleicht tatsächlich bald eine Künstliche Intelligenz Containerstellplätze. Birte Bühnen

Ein Podcast zu diesem Event können Sie sich auf www.zukunftszentrumnord.de anhören.

Fotos: Kirsten Haarmann
Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard sind beim Thema KI die Bedürfnisse von Firmen und Beschäftigten wichtig. Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (2. v. l.) begreift KI als Chance und will mit ihr die Innova tionskraft der Elbmetropole weiter fördern.
213 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

„Der neue Krieg ist cyber“

Mit KSB und Eberspächer waren auch zwei Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und AGV NORD jüngst von Cyberangriffen betroffen. Experten raten, potenzielle Sicherheitslücken schnell zu schließen und Cybersicherheit zur Chefsache zu erklären.

„Peinlich ist es mir nicht, über den IT-Angriff auf unser Unternehmen zu sprechen. Heute sind solche Attacken Alltag für Unternehmen“, sagt Stephan Timmermann, Sprecher der Geschäftsleitung des Pumpen- und Arma turenherstellers KSB aus dem pfälzischen Frankenthal. „Es ist nicht mehr die Frage, ob ein Angriff erfolgt, son dern wann“, sagt IT-Leiter Michael Kreth. Anfang April hatte ein IT-Dienstleister ein auffälliges Verhalten im Netzwerk gemeldet, das bei KSB mehrere Hundert Server umfasst. „Die Täter haben die feine Klinge eingesetzt, denn sie hatten die Schadsoftware modifiziert, sodass sie vom Virenscanner nicht er kannt wurde“, erklärt Kreth. Wahrscheinlich wurde sie per Mail ins Netz geschleust, wo sie Kontakt zu ei nem Command-and-Control-Server aufnahm. Zwei Tage später beschloss die Geschäftsführung, das ganze System vom Internet zu nehmen. Mit der Folge, dass etwa die Arbeit im Homeoffice nicht mehr möglich war und dass der Austausch zwischen den Niederlassun

gen weltweit zum Erliegen kam, darunter auch der mit dem NORDMETALL-Mitglied KSB Service in Bremen. Anschließend wurden alle Server heruntergefahren, nacheinander geprüft und gebootet. „Nur noch die händische Produktion lief weiter, aber die Lagerver waltung wurde immer schwieriger und der Vertrieb funktionierte nicht mehr, weil keine Anfragebearbei tung mehr möglich war“, berichtet Timmermann. Die Produktion war vier Tage lang lahmgelegt und die Prü fung der Systeme aufwendig, bevor sie wieder neu ge startet wurden. Eine Woche nach der Entdeckung des Angriffs lief die Fertigung wieder an, aber erst Ende Juni waren alle Arbeiten beendet. „Wir haben nach dem Prinzip ,Sicherheit vor Schnelligkeit' gehandelt“, sagt der KSB -Chef.

Millionen-Euro-Schaden

Der finanzielle Schaden ist nicht genau bezifferbar, liegt aber im Bereich von mehreren Millionen Euro, etwa weil Kunden zur Konkurrenz abgewandert seien. Da dem Angriff keine Erpressung wie bei Ransomware-At tacken folgte, konnten die Täter nicht ermittelt und auch kein Schadenersatz verlangt werden. Nach diesen Erfahrungen hält Timmermann drei Empfehlungen für sinnvoll: erstens, die Mitarbeiter bezüglich der IT-Sicher heit kontinuierlich zu sensibilisieren, zweitens, die modernsten Virenscanner zu nutzen und drittens, das ERP, das System zur geschäftlichen Ressourcenplanung, mit Schutzmauern einzurichten. „Das ist nun mal der Preis der Digitalisierung“, so der KSB-Chef.

Foto: KSB IT-Sicherheit
Dr. Stephan Timmermann Sprecher der Geschäftsleitung bei KSB aus Frankenthal
22 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Von der Politik erwartet Timmermann: „Der neue Krieg ist cyber. Der Abfluss von Know-how und Geschäftsge heimnissen ist eine große Gefahr. Die Politik muss da her Cybersicherheit so ernst nehmen wie eine militäri sche Bedrohung.“ Für KSB hat er die Konsequenz gezo gen, offen über die gemachten Erfahrungen zu sprechen. Anderen Unternehmen bietet er dazu sogar einen Infor mationsaustausch an.

Im Visier von Kriminellen Auch norddeutsche Stadtverwaltungen wurden bereits Opfer von IT-Attacken. Ein Ransomware-Angriff mit der Schadsoftware DeepBlueMagic verschlüsselte im Okto ber 2021 Teile der Server der Schweriner IT- und Service gesellschaft und des Kommunalservice Mecklenburg. Daraufhin wurden alle Systeme zur Sicherheit herunter gefahren. Das legte den Großteil der Bürgerdienste in der Landeshauptstadt und dem angrenzenden Landkreis Ludwigslust-Parchim lahm. Betroffen waren auch viele weitere Städte und Ämter, die den gleichen Dienstleister verwenden. Schwerin ging auf die Lösegeldforderung nicht ein. Die Behebung der Schäden dauerte Monate. Zuletzt wurden die Industrie- und Handelskammern (IHK) offenbar Opfer eines Cyberangriffs. Aus Sicher heitsgründen fuhr die Organisation Anfang August ihre IT-Systeme für mehrere Tage herunter, sodass die IHK weder über ihre Webseiten noch per E-Mail erreich bar war. Betroffen waren unter anderen die Kammern in Hamburg, Lübeck und Hannover.

Dass auch sicherheitstechnisch gut aufgestellte Unter nehmen Opfer werden können, zeigt der Fall des Auto zulieferers Eberspächer. Die Gruppe mit ihrer Zentrale in Esslingen am Neckar hatte diverse IT-Sicherheitszer tifikate, verfügte über ein Notfallmanagement mit Handbuch und einen Chief Information Security Officer (CISO) samt globalem Informationssicherheitsmanage ment-System. „Wir hatten eine State-of-the-art-Sicher heitsumgebung“, sagt CIO Stefan Schneider. Im Oktober 2021 registrierten die IT-Sicherheitssysteme unge wöhnliche Aktivitäten in den USA, wonach eine Ran somware-Attacke auf die Server befürchtet wurde. Ein Teil der Daten war verschlüsselt worden. Schneider ver anlasste ein ähnliches Prozedere wie im Falle von KSB. Die Systeme wurden weltweit heruntergefahren und alle Netzwerkverbindungen gekappt. Dadurch wurde die Produktion von den zentralen IT-Systemen getrennt und in den Notbetrieb umgestellt.

Fotos: iStock | KSB
Michael Kreth IT-Leiter beim Pumpen- und Armaturenhersteller KSB Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat nicht zum befürchteten Anstieg von IT-Angriffen auf die deutsche Wirtschaft geführt.
233 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Kein Lösegeld gezahlt

Weltweit waren 80 Standorte betroffen, darunter Eber spächer Torgelow in Vorpommern, ein Mitgliedsunter nehmen des NORDMETALL-Schwesterverbandes AGV NORD. Danach wurden die SAP-Systeme gescannt und peu à peu wieder hochgefahren. Mithilfe mehrerer Tools untersuchten Experten die Daten. Das Unternehmen wurde erpresst, zahlte aber kein Lösegeld. „Es ist bei sol chen Fällen unsicher, ob nach einer Zahlung die Daten tatsächlich entschlüsselt werden und ob nicht Backdoors für künftige Angriffe eingebaut wurden“, begründet Schneider die Entscheidung. Die gute Zu sammenarbeit mit der Polizei lobt er. „Es war vorteilhaft, dass wir mit der zuständigen Cyberkri minalitätsabteilung der Polizei schon zuvor in Kontakt stan den“, so Schneider. Täter war wahrscheinlich die Gruppe Black Matter, deren Geschäftsmodell Ran somware as a Service ist.

Unternehmen

Der Eberspächer-CIO schätzt den Schaden auf etliche Millionen Euro. Zusätzlich zu den Produkti onsunterbrechungen mussten viele Spezialisten wie Forensiker bezahlt werden. Erheblicher Mehraufwand entstand an den Standorten durch die Unterbrechung zentraler Systeme. „Unsere Top-Priorität war, dass bei unseren Kunden in der Automobilindustrie kein Band

stillstehen musste. Kein Fahrzeug ist dort ausgefallen“, sagt Schneider. Sein Wunsch an die Politik: die Cybercrime-Einheiten der Polizei mit mehr Personal auszustatten und die vielen Initiativen für IT-Sicher heit möglichst bald umzusetzen.

Krieg folgenlos im Netz

Betrieb

den

in den

Jahren einen großen

Cyberangriffe, drei Prozent

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat nach Einschätzung von Fachleuten bislang nicht zum befürch teten Anstieg von IT-Angriffen auf die deutsche Wirt schaft geführt. „Die bekannt gewordenen Fälle weisen nicht darauf hin, dass bestimmte Branchen mehr angegriffen werden als andere“, sagt Hartmut Pohl, geschäftsfüh render Gesellschafter der IT-Si cherheitsberatungsfirma Soft scheck aus Sankt Augustin bei Köln. „Die Cybersicherheitslage in Norddeutschland ist ähnlich wie in anderen Landesteilen, ebenso wie in den Nachbarstaaten“, analy siert der Informatikprofessor und Sprecher des Arbeitskreises „Datenschutz und IT-Sicherheit“

in der in Bonn ansässigen Gesellschaft für Informatik (GI) die aktuelle Situation.

Auskunft des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurde 2021 mehrfach die Alarmstufe rot ausgerufen. Nach Beginn der russi

Hat Ihr Betrieb den finanziellen Aufwand für die IT-Sicherheit im letzten Jahr erhöht?

nein ja, stark ja

Betriebsgröße bis 99 Mitarbeiter GesamtBetriebsgröße über 250 Mitarbeiter Betriebsgröße 100 bis 249 Mitarbeiter Grafik: NORDMETALL e. V. 13% 67% 83% 3% 3% 30% 25% 54% 63% 13% 17% 29%
Nach
52% 59% 43% 14% 27% 5% 15% 61% 68% 17% 11% 29% der
erlitten
vergangenen zwei
Schaden durch
davon waren existenzbedrohend. Mittelstand von Cyberangriffen besonders betroffen, aber weniger gut geschützt eigene Befragung, August 2022; n = 76 Betriebe mit 41.000 Beschäftigten nein ja, mehrmals ja, einmal War Ihr
in
vergangenen zwei Jahren von Cyberangriffen be troffen? 24 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

schen Invasion sind Zehntausende Modems des Satelli teninternet-Netzwerks KA-Sat angegriffen worden, was zu Störungen von Fernwartungen führte. Der Hamburger Verfassungsschutz verzeichnete 2021 mit 200 „Außenkontakten“ zu betroffenen Unternehmen einen historischen Höchststand, teilte Verfassungs schutzchef Torsten Voß im Juli 2022 mit. Der deutliche Anstieg gegenüber dem Vorjahr geht vor allem auf die mutmaßlich vom russischen Militärnachrichtendienst GRU gesteuerte Cyberangriffskampagne Ghostwriter zurück. Das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein berichtet in seinem Jahresbericht Cybercrime einen Anstieg der Fallzahlen von mehr als 22 Prozent zwi schen 2020 und 2021. „Betroffen sind alle Branchen und jede Betriebsgröße. Ob die Metall- und Elektroindustrie in Deutschland be sonders betroffen war, kann ich nicht beurteilen“, sagt BSI-Sprecher Matthias Gärtner. Die beiden Branchen gehören nicht zu den kritischen Infrastrukturen (KRITIS) und unterliegen daher nicht deren Regelun gen. Das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 definiert nicht, wel che Branchen „von besonderem Interesse“ sind, sodass sie spezielle Schutzpflichten erfüllen müssten.

Sicherheitslücken beheben

Informatikprofessor Pohl weist darauf hin, dass die Be drohung insgesamt gewachsen sei – selbst für KRITIS: „Auch Täter mit weniger IT-Kenntnissen können inzwi schen wegen der Arbeitsteilung in der Cyberkriminalität erfolgreich angreifen. Wir sind schlechter gerüstet, denn die Netze sind komplexer geworden und Sicherheitslücken schwerer zu entdecken“, lautet seine Begründung. In der Beratungspraxis habe er festgestellt, dass 80 Pro zent der Angriffe solche Lücken ausnutzten und nur 20 Prozent per Mail erfolgten. Die Beseitigung von Si cherheitslücken in der genutzten Software hält er daher für essenziell. Allerdings hilft das nicht gegen Schwach stellen, die erst im Zuge eines Angriffs erkannt werden. Im Juli stellte die Bundesregierung ihre neue Cybersicherheitsagenda vor. Damit möchte sie den Schutz der Wirtschaft und der Gesellschaft verbessern. Zu den Maßnahmen zählt unter anderem eine Stärkung des BSI in Bonn als Zentralstelle zwischen Bund und Län dern. IT-Berater Hartmut Pohl sieht jedoch vor allem die Wirtschaft gefordert: „Cybersicherheit muss von den Unternehmen geregelt werden, weniger vom Staat. Die Firmen müssen sich mehr um die IT-Sicherheit kümmern und dürfen zum Beispiel nicht einfach die billigste Soft ware-Lösung kaufen, die aber unsicherer ist.“ Ulrich Hottelet

10 Tipps, wie Sie Ihr Unternehmen schützen sollten

1. Cyber-Sicherheit ist Chefsache!

Wer von der Digitalisierung profitieren will, muss Informationssicherheit als dafür unabdingbare Voraussetzung umsetzen. Informationssicherheit ist eine Leitungsaufgabe für das Topmanagement.

2. Cyber-Resilienz erhöhen!

Bereiten Sie Ihr Unternehmen auf mögliche Vorfälle vor. Halten Sie Übungen ab, spielen Sie regelmäßig neue Szenarien durch. Setzen Sie Krisenreaktionsmechanismen auf.

3. Netzwerke schützen Netzwerke!

Der Austausch zu Bedrohungen und vorbildlichen Absicherungen über die Unternehmensgrenzen hin weg ist ein wichtiger Baustein, um Schutzmaßnah men zu etablieren. Werden Sie Mitglied im UP KRITIS oder in der Allianz für Cyber-Sicherheit.

4. Managen Sie Cyber-Risiken!

Machen Sie kontinuierliche Bestandsaufnahmen der konkreten Bedrohungslage Ihres Unternehmens und setzen Sie entsprechende technische, organisatori sche und prozessuale Schutzmaßnahmen um.

5. Schützen Sie die „Kronjuwelen“!

Nicht alle Daten sind gleich wichtig oder für den Unternehmenserfolg entscheidend. Erstellen Sie ein Inventar der in Ihrem Unternehmen vorhandenen Daten und klassifizieren Sie diese nach Wichtigkeit.

6. Sichern Sie Ihre Daten! Legen Sie Sicherungskopien, sogenannte Backups, an und testen Sie diese.

7. Die Mitarbeiter mitnehmen und regelmäßig schulen!

Mitarbeiter können Ziel von Cyber-Angriffen sein. Daher ist die Sensibilisierung und die regelmäßige Schulung der Mitarbeiter durch interne Aware ness-Kampagnen zu aktuellen IT-Sicherheitsthemen oder Angriffsmethoden wichtig.

8. Patchen, patchen, patchen! Verschaffen Sie sich einen Überblick über die im Unternehmen eingesetzte Hard- und Software und sorgen Sie dafür, dass von den Herstellern bereitgestellte Sicherheitsupdates schnellstmöglich eingespielt werden.

9. Verschlüsselung sollte der Normalfall werden!

Denn Verschlüsselung schützt vor Informationsabfluss.

10. Nutzen Sie die Angebote des BSI!

Unter www.bsi.bund.de finden Sie Informationen zu Standards und Initiativen, Lageberichte und Empfeh lungen sowie eine Fülle vertiefender Publikationen.

Quelle: Bundesamt für Sicherheit in der Informations technik (BSI)

253 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Bunte Blume im Strauß der Recruitingmaßnahmen

Seit 2019 unterstützt das Angebot Zukunftspool.me Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und AGV bei der Fachkräftesicherung.

Die jüngste NORDMETALL-Konjunkturumfrage hat ein mal mehr klar gezeigt: MINT-Fachkräfte werden drin gend gesucht. 73 Prozent der befragten norddeutschen M+E-Betriebe beklagen die mangelnde Verfügbarkeit geeigneter Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Den Unternehmen fehlen an allen Ecken und Enden die Menschen, um hohe Auftragsbestände abzuarbeiten“, sagt Verbandspräsident Folkmar Ukena.

Die Personalabteilungen in den Betrieben der Metallund Elektroindustrie steuern gegen – mit ausgefeilten, innovativen Recruitingmaßnahmen und der Entwick lung starker Arbeitgebermarken. Zu den vielen Baustei nen im Werkzeugkasten der HR-Abteilungen gehört seit 2019 ein weiteres Tool: der vom Arbeitgeberverband NORDMETALL initiierte Zukunftspool.me, ein digitales Netzwerk, das qualifiziertes Personal in der Metall- und Elektrobranche halten will. Es steht den Mitgliedsun

Zukunftspool
Illustration: iStock 26 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

ternehmen der Verbände NORDMETALL und AGV NOR D exklusiv zur Verfügung und wird mit viel persönlichem Engagement der Verbandsmitarbeiterinnen und -mit arbeiter betrieben. Kern des Engagements: die Betriebe der M+E-Industrie helfen sich untereinander, um Fach kräfte in der Branche zu halten.

Informationsaustausch Zukunftspool.me setzt auf den intensiven Informati onsaustausch zwischen den Personalfachleuten in den Betrieben. In regelmäßigen Abständen bieten die Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter des Pools sogenannte Kurz-Sessions für Mitgliedsunternehmen per OnlineKonferenz an. In den 15-minütigen Videokonferenzen können sich die Personalverantwortlichen austauschen und so erfahren, welche Unternehmen zusätzlich Be schäftigte benötigen und wo eventuell Arbeitssuchen de in den Mitgliedsbetrieben von NORDMETALL und AGV NORD zu finden sind. Die Kurz-Sessions sind das wichtigste Instrument des Zukunftspools. Allein seit Mai 2022 haben 25 Mitgliedsunternehmen daran teilge nommen und mehr als 100 Stellenangebote eingestellt. Insgesamt haben mehr als 200 Mitgliedsbetriebe das Angebot bereits genutzt.

Seit August 2021 arbeitet Zukunftspool.me eng mit der Bremer Transfergesellschaft AgS zusammen und plat ziert auch dort seine Personalgesuche. Die Gesellschaft ist unter anderem bei der Insolvenz der MV-Werften in Mecklenburg-Vorpommern aktiv geworden und da durch einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Seit Be ginn der Kooperation mit der AgS wurden rund 100 Stellengesuche übermittelt und es fanden rund 250 Matchings statt, also geeignete Bewerber wurden Un ternehmen zugeordnet.

Wertvolles Tool

Einer der Nutzer des Zukunftspool.me ist Michael Moser, Personalleiter der Egger Holzwerkstoffe Wismar. Das Werk gehört zur österreichischen Egger-Gruppe und pro duziert mit rund 1.000 Beschäftigten in MecklenburgVorpommern Fußboden-Laminat in allen Varianten sowie Produkte für den nachhaltigen Holzbau, etwa OSB- und DHF-Platten. „Unser Bedarf an Fachkräften für die Pro duktion, aber auch auf den Führungsebenen, ist groß“, sagt Moser. Der Zukunftspool sei zwar nicht der Hauptka nal, über den Egger in Wismar seine Kräfte bekomme, aber eine „bunte Blume im Strauß unserer gesamten Recruitingmaßnahmen“, umschreibt es Moser. Zu dem gehören auch Bewerbertage, Präsentationen in Schulen und auf Social-Media-Kanälen und vieles mehr. Vor rund eineinhalb Jahren hat Moser vom Verband eine Einladung zur Videokonferenz erhalten und ist dieser gefolgt. „Ich habe dort dann sehr engagierte Mit arbeiterinnen erlebt, die sich einsetzen und sehr profes

Über das digitale Netzwerk Zukunftspool.me wollen NORDMETALL, AGV NORD und ihre Mitgliedsunterneh men qualifiziertes Peronal in der norddeutschen Metallund Elektroindustrie halten.

Foto: Egger Holzwerkstoffe
273 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

sionell Netzwerke knüpfen“, lobt der Personalverant wortliche. Über diese Verbindung seien Kontakte bei spielsweise zu Autozulieferern im Großraum Hamburg entstanden, über die dann auch tatsächlich Neueinstel lungen erreicht werden konnten. „Wir haben über die sen Zukunftspool inzwischen sieben Stellen besetzen können. Ein schöner Erfolg“, resümiert Moser.

Gutes Add-on Auch Nicola Schroeder, Personalreferentin der SAT An lagentechnik in Dägeling bei Itzehoe, kennt und nutzt den Zukunftspool. Das Unternehmen produziert am Standort mit 120 Beschäftigten automatisierte Befüllund Testsysteme für die Automobilindustrie. „Wir su chen vor allem Techniker und Ingenieure und nehmen daher das Angebot des Zukunftspools gern wahr“, sagt sie. Wie viele Neueinstellungen konkret über das Ange bot zustande gekommen sind, kann sie aber aktuell nicht beziffern. „Wir können in der Regel nicht immer nach vollziehen, über wen die Leute zu uns gekommen sind.“ Für die Personalerin stellt der Zukunftspool ein Add-on im Rahmen der gesamten Recruitingstrategie dar. Christine Schultze, HR Specialist des Produzenten von Halbleiterbauelementen und integrierten Schaltungen Nexperia Germany in Hamburg, kennt den Zukunftspool seit etwa einem Jahr. „Wir wurden von einer Mitarbeite rin des Zukunftspools im Oktober 2021 auf das Angebot mit der Transfergesellschaft aufmerksam gemacht und haben es dann direkt und im zweiten Quartal 2022 ge nutzt“, berichtet sie. Sie hält das Angebot ebenfalls für sehr hilfreich und sagt: „Die Kurz-Sessions lassen sich auch gut in den stressigen Arbeitsalltag einbinden.“

Persönlicher Austausch

Bereits etwas länger, seit 2020, arbeitet Sabrina Wolf, Leiterin Marketing und Personalentwicklung des AFZ Aus- und Fortbildungszentrum Rostock , mit dem Zu kunftspool. Das staatlich anerkannte Bildungszentrum

mit Sitz im alten Fischereihafen der Hansestadt bietet in 13 sogenannten Bildungswelten Aus-, Fort- und Weiter bildungsangebote an: von der Berufsausbildungsvorbe reitung über die Einstiegsqualifizierung, die Ausbildung im seemännischen, technischen oder kaufmännischen Bereich bis hin zu Fortbildungsangeboten auf Bachelorund Master-Niveau. Aktuell beschäftigt das AFZ rund 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Kürzlich haben wir einen Ausbilder im Bereich Metall gesucht und dieses Angebot auch in den Zukunftspool gestellt“, erinnert sich Wolf. Unmittelbar darauf erhielt sie einen Anruf von einer Zukunftspool-Mitarbeiterin, die sich sehr intensiv um ihr Anliegen gekümmert hat. „Das Angebot der Vernetzung und des persönlichen Austauschs zwischen den Personalern der Branche ist für mich sehr hilfreich. Ich würde mir wünschen, dass dieser Aspekt des Zukunftspools noch weiter ausgebaut wird“, sagt sie.

Auch Michael Moser von Egger Holzwerkstoffe regt an, den persönlichen Austausch außerhalb der digitalen Welt zu intensivieren. Insgesamt bewertet er die Akti vitäten des Verbands in Sachen Recruiting und Fach kräftesicherung als sehr positiv. „Das größte Pfund ist das Netzwerk, das geknüpft wurde. Man unterstützt sich gegenseitig und sorgt so dafür, dass die Branche insgesamt profitiert.“ Lothar Steckel

Kontakt:

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Kommen Sie gern mit uns in Kontakt:

Melanie Kerker

Tel.: 040 6378-4205

E-Mail: kerker@nordmetall.de

Illustration: iStock |
Foto: AFZ Rostock
28 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

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MEHRWERT VERBAND

Folge 69: Dokumentation und Unterweisung im Arbeitsschutz

Professionelle EHS-Software zum Vorzugspreis

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz gehören seit etlichen Jahren zu den Themen, bei denen die Verbands kolleginnen und -kollegen die Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und AGV NORD umfassend und bestmöglich unterstützen. „Nachdem wir im Juli ein re gionales Angebot zur arbeitsmedizinischen Betreuung durch Dr. Daniela Oest auf den Weg gebracht haben, bie ten wir nun allen unseren Mitgliedsfirmen die Möglich keit an, zu vergünstigten Konditionen mit einer profes sionellen Unterweisungssoftware zu arbeiten“, sagt Peter Schlaffke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der beiden Verbände (siehe auch „Mehrwert Verband“, „Standpunkte“-Ausgabe 2/2022).

Dazu haben NORDMETALL und AGV NORD eine Rah menvereinbarung mit der Firma secova aus dem westfälischen Rheine zur Nutzung von sam® abgeschlossen. Die EHS-Software (Akronym für Environment, Health, Safety) unterstützt das Management von Arbeitssicher heits-, Gesundheits- und Umweltschutzprozessen in nerhalb eines Unternehmens. sam® zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es alle aufbewahrungspflichtigen oder -würdigen Infor mationen und Dokumente zur Gefährdungsbeurtei lung, Unterweisung und anderem professionell und nach den Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) revisionssicher protokolliert und archiviert. sam® ist browserbasiert und deshalb unkompliziert am Desktop-Computer, Laptop oder mobil nutzbar. Ein mo dulares Baukastensystem bietet die Möglichkeit, genau die Module zu erwerben, die ein Unternehmen benötigt. Jedes Modul lässt sich zudem individuell und flexibel an die jeweilige Unternehmensstruktur anpassen. Zusätzlich zu einem EHS-Basissystem zur Unterwei sung und Schulung sowie einem Cockpit bzw. Dash board zum Maßnahmenmanagement bietet secova auch Module für das Gefahrstoff-, Instandhaltungs- oder Fremdfirmenmanagement an.

„Die Unterweisungssoftware entlastet Führungskräfte und Beschäftigte durch einen deutlich geringeren Or ganisationsaufwand“, begründet Peter Schlaffke das Angebot. Der Vorzugspreis gilt, solange eine Verbands mitgliedschaft bei NORDMETALL oder AGV NORD be steht und nur für die Unternehmen, die aktuell noch keine secova-Kunden sind.

Bei Interesse vereinbaren Sie mit dem secova-Team un ter Hinweis auf die Mitgliedschaft bei NORDMETALL oder AGV NORD einen Termin zur Präsentation passen der Module. Anschließend erhalten Sie ein Angebot nach dem vereinbarten Rahmenvertrag. BiB

Nutzen Sie gerne die Möglichkeit, die Einsatzmöglichkei ten von sam®live zu erleben: Am Dienstag, 25. Oktober 2022, oder Donnerstag, 3. November 2022, jeweils von 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr. Anmeldung unter Angabe des ge wünschten Datums unter schoenemann@nordmetall.de.

Kontakt:

Weitere Informationen bei

Dr. Peter Schlaffke

Tel.: 040 6378-4244

E-Mail: schlaffke@nordmetall.de

Oder direkt über

secova GmbH & Co. KG

Dirk Assenmacher, Tel.: 05971 79370-60

Sabine Klara, Tel.: 05971 79370-37

Natascha Gieseler, Tel.: 05971 79370-38

Jovita Vacha, Tel.: 05971 79370-36

Anja Behr, Tel.: 05971 79370-68

E-Mail: team-da@secova.de www.secova.de

Rahmenvertrag: Das secova-Team berät NORDMETALL- und AGV-Mitglieder beim Einsatz der Unterweisungssoftware sam®. Foto: Dirk Assenmacher
293 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Musikfestivals in Aufbruchstimmung

Konzerte, Workshops, Instrumente zum Anfassen und Ausprobieren, Mitmach- und Pick

Beim

Kinder- und

Park von Schloss Hasenwinkel

Bühnen zum Verweilen, Anhören und Mitmachen ein.

nickwiese:
traditionellen
Familienfest im
luden im Juni insgesamt 16
Stiftung Fotos: Christian Augustin Nach zwei Jahren pandemiebedingter Unsicherheiten und diverser Absagen war das Festivaljahr 2022 von der Hoffnung auf Normalität geprägt – und stand ganz im Zeichen innovativer Ideen.
30 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Alles auf Anfang in der Festivalwelt – neue Corona schutzverordnungen sowie gelockerte Hygiene- und Einreisebestimmungen bedeuteten grünes Licht für Veranstalter, große Ensembles, internationale Künstle rinnen und Künstler und das norddeutsche Konzertpu blikum. Der Blick in die Festivalprogramme versprach für dieses Jahr Großartiges. Doch auch die aktuelle Herausforderung bleibt groß: Mit der Pandemie hat sich das Publikumsverhalten verändert. Für viele Konzert veranstalter, ebenso wie für Theater, Museen und Kinos, ist deshalb eine Rückkehr zur Normalität noch nicht in Sicht. Sie verzeichnen rund ein Drittel weniger Besu cherinnen und Besucher im Vergleich zur Zeit vor dem ersten Lockdown. Die Gründe dafür sind vielfältig –Angst vor einer Coronainfektion, ein verändertes Frei zeitverhalten, der Rückzug ins Private. Seit dem Früh jahr kommt die gedämpfte Konsumlaune angesichts der steigenden Inflation erschwerend hinzu. Wie also die leeren Reihen wieder füllen? Als langjähri ge Förderin der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und des Musikfests Bremen sowie Initiatorin des Netz werks Norddeutscher Musikfestivals setzt die NORD METALL-Stiftung auf Publikumsorientierung, um mehr Menschen für klassische Musik zu begeistern und Diversität zu ermöglichen. „Wir fördern die Entwick lung besucherfokussierter Strategien und tragen diesen Ansatz in unsere Förderpartnerschaften und Netzwer ke“, sagt Stiftungsgeschäftsführerin Kirsten Wagner.

Mit innovativen Konzepten gegensteuern „Viele Klassikfestivals setzen diesen Ansatz innovativ um, indem sie sich zum Beispiel inhaltlich breiter auf stellen und insbesondere junge Menschen dazu einla den, aktiv am Konzertprogramm mitzuwirken“, so Wagner weiter. Auf diese Weise könnten die Gäste klas sische Musik für sich und auch ganz neu entdecken. So verspricht das Musikfest Bremen herausragende Künst

lerkonstellationen und einen Mix aus zeitgenössischen Werken und bewährten Konzertklassikern. Um Interes sierte direkt einzubinden, wird in sogenannten Ateliers der musikalische Nachwuchs mit internationalen Stars der Szene zusammengebracht: Tosenden Applaus gab es etwa für das Repertoire, das der franko-belgische Bass und Dirigent Lionel Meunier mit jungen Musikerinnen und Musikern erarbeitet und in der St.-Cyprian-undCornelius-Kirche in Ganderkesee bei Bremen aufge führt hat. Auch die Festspiele Mecklenburg-Vorpom mern wenden sich mit ihrem Programm an ein breites Publikum aus Kennern und Neueinsteigern, Alten und Jungen. Ein Highlight ist das Kinder- und Familienfest im Park von Schloss Hasenwinkel nahe Schwerin: In ausgelassener Stimmung kann das jüngste Kulturpub likum klassische Musik aktiv erforschen und mannig faltige Konzerte auf zahlreichen Bühnen erleben. „Am Ende unseres dreimonatigen Festspielsommers bin ich

Ministerpräsidentin

Schwe

Thomas Lambusch, Vorstandsvorsitzender der NORDMEFeierliche Eröffnung des Kinder und Familienfestes

(SPD),

Stiftung, und Festspiel Intendantin Ursula Haselböck

Fotos: Christian Augustin
Eine musikalische Station im Park von Schloss Hasenwinkel: die sympathischen Musikerderblechlotsen.
2022 TALL
(v. l. n r ):
Manuela
sig
313 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Sea Sounds Festival: Am Kap von Norderney genossen die Gäste ein Sonnenuntergangskonzert.

sehr froh darüber, dass wir nach zwei Jahren mit nur eingeschränkten Konzertmöglichkeiten in 2022 end lich wieder zurückkehren konnten zur Normalität“, re sümiert Festspiel-Intendantin Ursula Haselböck. Doch auch zu den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern kamen in diesem Sommer insgesamt weniger Gäste als vor der Coronapandemie: rund 59.600 Menschen be suchten die 141 Veranstaltungen an 60 Orten in ganz Mecklenburg-Vorpommern. 2019 waren es noch 84.500 Gäste gewesen. Lediglich 30 Veranstaltungen waren in diesem Sommer ausverkauft.

Netzwerk für neue Ideen

Die Teams im Netzwerk Norddeutscher Musikfestivals arbeiten ebenfalls daran, neue Besuchergruppen mit

ihren Angeboten zu erreichen. Ganz nah am Publikum: Das Sea Sounds Festival begeistert mit besonderen For maten wie dem Sonnenuntergangskonzert, das im traumhaften Setting des Norderneyer Kaps stattgefun den hat. Beim Kammermusikfest Sylt sprechen die Ini tiatoren mit zeitgemäßer Öffentlichkeitsarbeit jüngere Zielgruppen verstärkt in sozialen Medien direkt an und bieten kostenfreien Eintritt für alle unter 29 Jahren an. Die Bemühungen zahlen sich aus: Mit rund 1.200 Besu cherinnen und Besuchern und einer Auslastung von 85 Prozent war es die bisher größte Festival-Ausgabe. Herausfordernder zeigt sich die Situation beim Schön berger Musiksommer: Während sich der künstlerische Leiter und Kirchenmusiker Christoph Minke über Mu sik und Atmosphäre freute, vermisste er das Publikum

Musikalische Reise über die Insel: Bei einem Fahrradkonzert des Sea Sounds Festivals wurden Stationen auf ganz Norderney angesteuert und mit Musik untermalt.

Fotos: Christian Augustin | Hannah Godde Bühne frei für den Nachwuchs: Vor der Kulisse von Schloss Hasenwinkel sammelten die Jüngsten erste Konzerterfahrungen.
32 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

und verzeichnete nur knapp die Hälfte der Gäste verglichen zu der Zeit vor Corona.

Fest steht: Um dem veränderten Publikumsverhalten zu begegnen, ist die Erarbeitung neuer Konzepte und Maß nahmen zukunftsweisend, erfordert von den Festivalma chern jedoch mehr Aufwand und Kooperation. Um wie der Dynamik in die Festivalwelt zu bringen, ist nach zwei Sommern mit pandemiebedingten Einschrän kungen und dem temporärem Stillstand der Bedarf an Unterstützung noch immer groß. „Als Stiftung erleben wir, wie einzelne Visionäre und ganze Kul turinstitutionen mit ihren Programmen wegwei sende Impulse setzen“, sagt Kirsten Wagner. „Fes tivals bringen Menschen zueinander, schaffen kollektive Erlebnisse und festigen damit den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Sie schaf fen Sternstunden der Livemusik – diesen Wert gilt es langfristig zu stärken.“ Jannick Vetter

Nach gemeinsamen Proben: Im Atelier-Konzert „Wege zu Bach“ vom Musikfest Bremen steht musikalischer Nachwuchs unter Leitung des Dirigenten Lionel Meunier vor dem Publikum.

Harmonie pur beim Kammermusikfest Sylt: In der Kirche St. Niels in Westerland spielte ein Streichquintett Stücke von Franz Schubert. Fotos: Musikfest Bremen | Francesco Ubertalli, Simone Coppola | Heiko Preller Nachwuchs vor und hinter den Kulissen: Absolventen des Wahlpflicht fachs Musikbusiness vom Ernst-Barlach-Gymnasium haben ein ganzes Schuljahr lang daran gearbeitet, ein Konzert für den Schönberger Musiksommer auf die Bühne zu bringen. Schiffspropeller treffen auf Hochkultur: Zur Preisverleihung wandelte sich die MGG-Pro duktionshalle in Waren zum Konzertsaal. NORDMETALL-Ensemblepreisträger: Timothy Ridout (2. v. r.) und Frank Dupree (2. v. l.) mit Stiftungsgeschäftsführerin Kirsten Wagner (r.) und Festspiel-Intendantin Ursula Haselböck (l.). Fotos: Oliver Borchert
333 / 2022 StandpunkteNORDMETALL
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34 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Transportbänder 1929

Der Flensburger Mittelständler stellt als weltweit einziges Unternehmen sowohl Transportbänder aus Kunststoff als auch aus Metall her. Märtens gehört zu den Marktführern in diesem Bereich.

Bis weit in das vergangene Jahrhundert war die Her stellung von Süßwaren und anderen Lebensmitteln mit aufwendiger Handarbeit verbunden. So wurden für das Formen, Glasieren und Verpacken von Pralinen viele Helfer benötigt. Durch die moderne industrielle Lebensmittelproduktion können Produkte heute zeit sparend und in immer gleichbleibender Qualität her gestellt werden. Fließbandfertigung ist längst Stan dard, was auch Zulieferern wie Märtens Transportbänder zu verdanken ist. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1929 in Eilenburg bei Leipzig von Hans-Wilhelm Märtens. 1948 zog der Spezialist für Transportbänder nach Flensburg um und wurde im Jahre 2010 von der Hamburger Metall-Chemie Holding GmbH übernommen. Zusätzlich zu reinen Transportbändern produziert Mär tens auch Silikonformenbänder zur Herstellung von Süßwaren und bietet passend zu seinen Produkten ein breites Spektrum an Zusatzkomponenten an. Eingesetzt werden die Bänder unter anderem in Sortier-, Verpa ckungs- und Panieranlagen. Der Mittelständler hat eine hohe Fertigungstiefe und stellt seine Maschinen größ tenteils selbst her. „Das Besondere an Märtens ist, dass wir die Fertigungstechnologie selbst entwickeln und im eigenen Unternehmen fertigen. Das macht die Fertigung nicht nur führend in der Branche, sondern auch einma lig“, erklärt der Geschäftsführer Bernhard Funke. Stabgeflechtbänder aus Edelstahl sind heute die größ ten Umsatzbringer. Sie sind besonders hitzeresistent und zeichnen sich durch einen wartungsfreien Band lauf sowie geringe Umlenkradien aus, sodass auch klei ne Waren sicher transportiert und problemlos an Folge anlagen übergeben werden können. Die Anlagen, in denen die Bänder verbaut sind, laufen oft rund um die Uhr. Die Bänder müssen eine hohe Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit vorweisen. Deswegen entwi

ckelte Märtens das Material „K2390“ für die Stabge flechtbänder. Diese spezielle Legierung hat gegenüber dem Standardmaterial viele Vorteile, darunter eine hohe Beständigkeit gegen Säuren und Laugen. Dies führt zu einer erhöhten Standzeit des Transportbandes beim Endkunden und zu weniger Maschinenstillstän den sowie Instandhaltungskosten. Seit Längerem verzeichnet der Mittelständler eine ste tig positive Umsatzentwicklung und hat mittlerweile Kunden in mehr als 60 Ländern. „In den letzten zehn Jahren sind wir kontinuierlich gewachsen. Ohne Aus nahme übertraf jedes Jahr das Vorjahr“, sagt Funke. Der Erfolg der Firma ist vor allem in der hohen Experti se und im Ideenreichtum ihrer rund 90 Mitarbeiterin nen und Mitarbeiter begründet. „Meistens wissen die Kollegen in den Fachbereichen sehr gut, wie, was und wann zu tun ist und wo neue Chancen liegen. Diese Ini tiative fördern wir gerne und lassen dann auch großen Spielraum für unternehmerisches Handeln. Auf diese Weise sind aus Ideen Einzelner schon tolle Produkte oder anderweitige Innovationen entstanden“, fügt der Geschäftsführer hinzu. Beste Voraussetzungen für ein weiterhin erfolgreiches Geschäft! Albina Stelle

Made in Germany Northern Foto: J. Scheffler
353 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit mehr als 22 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeber verbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.

Gesamtranking Bildungsmonitor

2022: Kein norddeutsches Bundesland mehr unter Top 3

Im diesjährigen INSM-Bildungsmonitor schafft es kei nes der norddeutschen Bundesländer mehr unter die Top 3. Den besten Platz der Nord-Länder sicherte sich Hamburg mit Rang Vier und rutschte damit verglichen zum Vorjahr um einen Platz ab. Niedersachsen, Schles wig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern tummeln sich im Mittelfeld auf Rang 8, 9 und 10. Schleswig-Hol stein hat sich indes um zwei Plätze verbessert – unter anderem dank der vergleichsweise vielen Habilitations verfahren. Auch wiederholen dort vergleichsweise we nige Kinder eine Klasse. Bremen ist erneut Schlusslicht und hat sich absolut gesehen sogar noch verschlechtert. Alles in allem ist das deutsche Schulsystem nicht besser geworden. Wegen der Corona-Lücken drohen weitere Rückschritte in den nächsten Jahren. Im neuen Handlungs feld Digitalisierung schnitten die fünf Nord-Länder dagegen sehr unterschiedlich ab: Während Schluss licht Bremen bei der Di gitalisierung sogar auf den ersten Platz kommt und Hamburg hier auch Vierter wird, ha ben Niedersachen (9.), Schleswig-Holstein (11.) und vor allem Mecklen

burg-Vorpommern (14.) Luft nach oben. Gerade nach den coronabedingten Lernverlusten gilt für alle Länder: Bei der Digitalisierung nicht nachlassen und gezielt die Kinder individuell fördern, die im Elternhaus nicht die nötige Unterstützung bekommen. Nur so können Bil dungschancen gesichert werden. www.insm.de/

Ausführliche Berichterstat tung zum Bildungsmonitor in den „Lübecker Nachrichten“, im „Weser-Kurier“ und im „Hamburger Abendblatt“.

Einkaufstempel

gibt es auch noch bei dem Volumen der eingeworbenen Drittmittel.

Bundesländern

Vergleich

berraschung

Die Wiederholer-Quoten waren im Jahr 2020 in Schleswig-Holstein geringer als in den meisten anderen Bundesländern.

Spitzenplatz

Schlusslicht bildet

neuen Handlungsfeld

Schleswig-Holstein

Die Vergleichsstudie des

Handlungsfeld

deutschen Wirtschaft (IW)

An den Grundschulen lag sie bei 0,2 Prozent (Bundesdurchschnitt 0,4 zent) und in der Sekundarstufe bei 1,4 Prozent (Bundesdurchschnitt 1,6 zent). Zudem wurden nur sehr wenige Kinder verspätet eingeschult. Die ellsten Daten zu diesem Aspekt men aus dem Jahr 2020. In der letzten Kompetenzerhebung (IQB) bei den Neuntklässlern im Jahr 2018 erreichten mehr Schüler als im schnitt die Mindeststandards, schlechter als der Durchschnitt schnitten wig-Holsteins Schüler allerdings in Mathematik und in den schaften ab. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss ist mit 8,3 Prozent in wig-Holstein schlechter als im deutschen Durchschnitt (5,8 Prozent), gleichzeitig lag aber die quote des Berufsvorbereitungsjahres mit 78 Prozent im Jahr 2020 deutlich höher

Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von insgesamt 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert. Stärken weist Schleswig-Holstein laut Bildungsmonitor in den Feldern Forschungsorientierung, Zeiteffizienz und Reduktion von Bildungsarmut auf. Verbesserungspotenzial besteht nach Ansicht der Forscher den Feldern Förderinfrastruktur, Hochschule/MINT (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik), Integration und Digitalisierung. Schleswig-Holstein weist bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben je Forscher an den Hochschulen mit 159 400 Euro den besten Wert aller Bundesländer auf (Durchschnitt: 130 100 Euro). An der Spitze der Bundesländer steht Schleswig-Holstein auch bei der Habilitationsquote. Die Zahl der Habilitationen je 100 Professoren beträgt in Schleswig-Holstein 5 und im bundesdeutschen Durchschnitt 3,2. Die Promotionsquote fällt jedoch leicht unterdurchschnittlich aus. Verbesserungsbedarf

Ein ganz Großer geht vonBord

rigen lag die Ganztagsquote in wig-Holstein 2021 mit 39 Prozent

Cum-Ex:

Erinnerungen

Digitalisierung:

der 16 Bundesländer

Bildungsmonitor:

mitGanztagsbetreuung

EM-Zauberer

Abbas relativiert Holocaust–Scholz wirdheftig kritisiert

im Einsatz für die Unternehmen
AUS DER HAUPTSTADT
Die Handlungsfeld
Ranking
1. Bremen 2. Bayern 3. BadenWürttemberg 4. Hamburg 5. Saarland 6. Berlin 7. Hessen 8. NordrheinWestfalen 71,5 68,3 62,1 44,1 42,1 39,2 38,2 37,5 34,5 33,6 29,6 23,9 16,4 13,6 8,8 3,6 9. Niedersachsen 10. Rheinland-Pfalz 11. SchleswigHolstein 12. Sachsen 13. Thüringen 14. MecklenburgVorpommern 15. Sachsen-Anhalt 16. Brandenburg Quelle: INSM-Bildungsmonitor 2022
Digitalisierung: Ranking der 16 Bundesländer 1. Bremen 2. Bayern 3. BadenWürttemberg 4. Hamburg 5. Saarland 6. Berlin 7. Hessen 8. NordrheinWestfalen 71,5 68,3 62,1 44,1 42,1 39,2 38,2 37,5 34,5 33,6 29,6 23,9 16,4 13,6 8,8 3,6 9. Niedersachsen 10. Rheinland-Pfalz 11. SchleswigHolstein 12. Sachsen 13. Thüringen 14. MecklenburgVorpommern 15. Sachsen-Anhalt 16. Brandenburg Quelle: INSM-Bildungsmonitor 2022 Lübecker Nachrichten Lübecker General-Anzeiger vom 18.08.2022 Autor: Grit Petersen [tmt705yf9z80g754p9wjrb] Seite: Ressort: Norddeutschland Ausgabe: Hauptausgabe 2/2022 2021 Tageszeitungen Bundesländer-Vergleich Bildungsmonitor: Land verbessert sich Schleswig-Holstein liegt jetzt auf Rang neun - Seit 2013 konnte sich der Norden kontinuierlich steigern Schleswig-Holstein rangiert im INSMBildungsmonitor 2022 auf Rang 9 von 16
und hat sich damit im
zu 2021 um zwei Plätze bessert. Den
belegt Sachsen, gefolgt von Bayern und Thüringen. Das
Bremen. Im
Digitalisierung landet
auf Rang 11.
Instituts der
im
unterhalb des Bundesdurchschnitts von 47 Prozent. Deutlich unterdurchschnittlich war auch die Ganztagsquote bei den Grundschülern mit 22,5 Prozent ( desdurchschnitt: 46,3 Prozent) und bei Bei der Aufholjagd kann das Tempo in Schleswig-Holstein noch zulegen. Peter Golinski, Nordmetall Sara Sundermann [tmt5qqrzivgebs13twuobwb] Mediengattung: TageszeitungSeite: dings zeigten auch Vergleichstests ausden Jahren 2021 und 2022, dass inärmeren Stadtteilen sehr vieleKinder nicht gut rechnen und lesen lernten. Bremen verlassen laut Bildungsmoni-tor zudem besonders viele Jugendlichedie Schule ohne Abschluss: DieSchulabbrecherquote fiel mit 8,3 Pro-zent im Jahr 2020 höher als bundes-weit (5,8 Prozent). Von den ausländi-schen Schülerinnen und Schülern ließ in Bremen sogar knapp ein Vierteldie Schule Abschluss. Das Bil-dungsressort verweist hierzu darauf,dass Bremen besonders Flücht-lingskinder aufgenommen habe, die Stadt. Von einem „Trauerspiel mit Ansage“,spricht Peter Golinski vom Verband derMetall- und Elektroindustrie Nordmetall und dem Allgemeinen Verband derWirtschaft Norddeutschlands.  Ange-sichts der „anhaltend dramatischenErgebnisse“ müsse in Bremen von denBildungsplänen über den Lehrereinsatzbis zur Etatstruktur alles auf den Prüf-stand gestellt werden, fordert der Arbeit-gebervertreter. Ein „desaströses Zeugnis“, nennt PeterBollhagen von der Interessenvertretungder Bremer Familienunternehmer Bremer Ergebnisse. „Damit riskierenwir nicht nur unsere Position als Wirtdas Kind selbst und seine Bedürfnisse,sondern dessen Arbeitsmarktpotenzialim Zentrum.“ „Die Fachleute bescheinigen unsdeutschlandweit die schlechteste Schul-qualität und die höchsteBildungsarmut“, urteilt CDU-Bildungs-politikerin Yvonne Averwerser. Offen-kundig sei, „dass die sozialdemokratische Bildungspolitik in Bremen syste-matisch versagt“, so Averwerser. „DochSenatorin Aulepp bleibt weiterhin jedebelastbare Antwort schuldig, wie dieLandesregierung Kindern und Jugendli-chen den Weg ins Leben ebnen will.“ Kundenser 40-55 44 717 eigen: 040-35 11 Redak 040-55 44 Geschäftsstell Gr Burst 18-32 0457 HamburgÖffnungszeiten Mo.-F 9-1 und .10-16Uhr E-Mail: briefe@abendblatt.de Internet ww.abendblatt.de Die ichh tige aktuelleKrisensi tionbeka uch nAutofahrer spü bei dems hauf der Fahr mBer dadreieck Beverung -Tietelsen/BrakelErkeln/Höxter ein Insektunterd Hemd verfangen hatte. reagiertep nisch und se seinGefährt ungeb dieLeitplanke.Immerhinveru chte das Tier einenSchad vonetwa2 00 EuroamBMW Der durch Airba hü eFahr konn unverletzt ausstei gen.Ü rden Verble der nich bek nt“,heißtesi chö ter lizeiprotokollp sie. cken,k mangernv uchen nfallfrei ein paarFla henimAltglascontain zu rsenkenode uf demBalkonb henbrechender Dunke eit einBierz trinken hne gestoche uw den Greifnicht leichtinein Wespennest.Dochwenn du greifst,sogreifefest! tthiasCl diu Den Quatsch mit dem angeblicheSchönheitsideal„Wespentaille“habe ir erfreul herwe ing ellt.Die GelbSch rze Boru ia Dortmund haben imm Saiso vielleicht hSting, der seinen Spitzn nach einem gelb schwa gestr ftenShirtbeka Viele hen sich auf das sympathisch eBienenterrai ück. Horn kommen gar nicht infrage, we sieSchmetterlingefres .Ein Mann, der Wespenbeobacht sagte: „Si rinken ei Lit Cola,haue vier aks sich nd sind we es inenK chupmehr gibt.“ teimbundesweit Durchschnit ei46, Proze egt,werden in Hamburg 98,2 Pro ntderGrundschül einerGanz tagsschule un ichte Die hre Schüler-Relationist anderGrundsch und der Sekund ufe Id Stadtteilsc le dur schni lich. AufeineLehreri inderGrundschulekommeninHambu 13,3Schül ,imB de hnitt15,6. Ein itererPluspunkt in Hamburgist das früheErlerne in Fremds ache Ber 99,2P zentder Grundschüler ler nauf ielerischeArt Englisch, im Durchschn allerLändersind nur60,9 Prozent. Auch beid Ber hüler liegt derA eil mit91P nt deutlich üb dem Bundesschnittv 34,8 Pro zent.Bei rstmals in der Studieunte suchten Bereich Digitalisierung belegt Hamburgwie sgesa denv rtenPla Minuspunktev eichnetd Bildungs moni rfür Hamburgbei den Leist ng derSchülerinnen dSchüler in denNaturwiss haften.B derlet nKompe tenzerhebungfürdieNeuntkläss dieallerdings be its aus demJahr 2018 stammt,landete Hamburg auf orletztenPlatz der16Länder.ImFachM the tik ren die Ergebni en leicht besser.Mehr als jede ehnteHamburger Neuntkl lere ichted als nicht den Mindeststandard. Wettermonitor:Hamburg punktet mitErfrischung Dichte Wolkenfelder könn erfrischende Schauer bringen Temperatur bis Grad Das ausführliche Wett Sei 27 Menschlich gesehen
Seine ckke in die deutsche Baske ball-Nationalmannschaft ch neunJahnh Jonas Wo farth- tterma für nicht hr als eineS ppvisitegehal ten.B den Spielen WM-Q ka tion, bei denend Starsnichtz Verfügungstanden, hatte er eholfen –und anschließ dind Ann nichtzum top besetzten Kader für die Europameis ter haft hö se om rband telltenKleidungsstücke größtenteils an Freund erschenkt.I nist schlich. OderindiesemFall auberhaf Dennd Ururenkeld letztenHexer Deu chland urd Bundestrai GordonHerber üreinenLehrgan ac dem anderen nominiert, imm in es sei der letzte. Nun wird „WoBo“ so in Künstle ame auf dem Trikot, icht chbeidenTitelkämpf m1 bis 18. Sep mber eigen Land dabei seinu mit32Jahren denHöhepunk se Karri rleb Das hatsportlich nigmitHex ei zu Dass dem denV lia rsHamburggewechselte Centerinden rfünf Pa edazwischengelungenist, eine hnung in der HafenCity zu finden,sch eher fab Seite25Bericht
Wirbel um Scholz’
Hamb NeueEnt llung imCum-ExSkandal bringenBundeskanzl Ola Scholz (SPD) in Bedrängnis: Medi erichten zufolg oll er sich im Juli 20 sehr hl aneinTreffenmitdenWarburgChefse ert ben.D he in geh men otokolldes Bundestags-Finza chuss her Später ha Scholz ste beteuer sichandiedreiTref fennichtmehr eri .M gen sag er Hamburg ern timPUA au Se e11ScholzinBedrängnis
Ha et
Stadt rutscht im Ranking vonPlatz drei auf vier ab –aber die langfristigeTendenz istpositiv terU ich Meye burg Das Hamburger Bildungssystem ka im aktuellenBildungsmonitor 2022 desI titu der Deutsch Wi schaft einend vorderen Plätze beha ten.Al rdings chtHamburgu ine PlatzimL derranking auf Platzvier ab. Dabeizeigtdie Tendenzd vergangen zehn Jahr Nach demS landi der Stadtst tdas Bundesland, das diep itivs Entwicklungaufweist Hamburgk or all folgend Bereichenp kt :Kein der Bun desland hatdie Ga ta bet uungs umfa nd ebaut. Während die Quo„De orddeutscheBildungsauf iger Hamburg sch cheltdiesmal etw Hambu so sichi ensi mb Unterrichtsqua ät und dam bess Leistungen in den MINT-F hern bemühen“,sagt Peter Golinski,Geschäftsführer derArbeitgeber rbändeNordmetal dA Nor „Trotz vieler An gung se tsich Hamburgs thematikprobl fort Schulsena rTiesRabem schleunigst teu nu zielgerichte Maßnahmen auf denWegbringen“,sagtdie CDU Bildungspoli erinBirgit Stö Seite2Komment Sei 8B ich
rlin. Der Besuch vo alästin erpr side Mah dAbbasimB liner Ka le mt ein dipl atischen Debakelg ord .Abba fI aelbeiderVisite ei „Hol ust“g ndie Palästinens vor–BundeskanzlerOlaf Scholz (SPD)m sted hm iveKritik daran einsteck das rdieserA ge nichtumgeh dvor Ort widersprochen tte. Der Kanzlerbeda rte diesa Mitt ch. SeinSprecherS ff nHeb it räumte eine chw hler bei der Leitungder meinsamen Pressekonfere ein.CDU-Chef Friedrich Mer sprach neinem„unfassb nVorgang“. Scholz hätteA rau erfen sollen Seite2Leitartikel Seite3Berich Hamburger Hafen nimmt Konkurrenz Marktanteile ab Hamb g. Der Hamburger Hafen hatseinMarktante im Containerumschlag ausbauen können, währendseinegroße rd opäisch We bewerberR dam, An erpenund Bremen/Bremerh nRückgänge rzeichnet .Das teilte dieMark ingorgani tiond Hafensa Mitt ch mit. Demnach seieninH burg im tenHalbja 4,4 Millionen Standardcontainer(TEU)über die Kai kantengehoben rden.Dasbedeutetein Pl n0,9Proze imVergleichz 021. Fürd Ges tumschl des Haf sieht au Jahrg ehen ch düster GrundsindAuswirkungend Ukra ne-Krieges Se e21M engu schlaggeh urück VonWespennichtsNeues Es istein gutesJahr– fürdie Insekten. Menschen sehen das meistens anders.Aus stichhaltigen Gründen Volk Behr Wilhelm Deitermann, Sprech des Landesamtsfür Na Umweltund Verbr cherschutz,sagt:„Esisteingut Wespen jah “D istziemlich nseitiga der cettenperspektived Ins ten argu ntiert. „Grunds zlichhaben Wespen Menschen kein Int esse“, so Deiter n. Sie käm ihn rbei derNahrungssuche teilw sehr he. Te ise. So kann man das auch sagen, ch be die Pflau kuchenzeit auf ihren Höhepunkt teue .Umdie Zeit überbrüHeinoldwill Corona-Notkredit deutlich verkleinern Kiel. Die schle regierungändert ihrenK in der nanzpolitik. Die zuständigeMinisterinMonika Heinold will nur gut dreiMilliarden Euro dem Corona-Notkredit über 5,5Milliarden Euro nu und eKreditsumme um 2,1 Milliard Euro senke Der FDP gehtdasnichtwe genug,dieSPDistgeg den rzichtaufTeiledesKredits.D Lan desrechnu hof übt starkeKritik. Seit 4Int view und Rea onen Mark Forster undSunrise Avenuebegeistern Hamburg Hamb g.DiefinnischeBandSunr eAve um SängerSamu Haberh kurzv ihrerAuflö aufihrerAbschie ri Hamburg einabwechsl gs ich zert in der erkauftenB lays Aren gegebe Gle hneb ,a der ab rennbahninBahrenfeld,zeigtePopsänger und EntertainerMark Forste it sei Musikund seiner bode ändig Art rumdie Fa ihn mög Seite15Die Kritik EuropasSchnellste:Gina Lückenkemper triumphiert Mü hen. Ers zum Europameister-Titel übe 00 ter dann mus ie insKrankenha Gina Lückenkemp (25) stürzte hd Foto-Finish, eine Wunde Bein wurde mit ht Stichengenäht. Auch Zehn kämpfer NiklasK lholte Gold. Der TriumphderbeidenwirdauchalsWieder gutmach gfürdiedeutsche Leichtathl tik hdem WM-Fiaskog ertet. Seite25Berich
im Alsterhaus Chefin Alexandra Bagehorn verlässtden
Seite 7 FUNKE Mediengruppe UNABHÄNGIG,ÜBERP TEILICH |HAMBURG /3 CHE /7 HRGANG Stadt willviele Hamburger asumlageverschonen g. GuteNach hten ehr al Viertelmil on Hamburger EnergieDie ädtisch Energiew ke ach Plän des Se ts dar fverhten,die ge de vomBund besch Gasumla von2,4 Ce oKil at unde nihr Kunden erh eitwirdgeprüft, das chtlich glich ist rofiti würd 30.000 und247.000 Fernwärmekunden ite7Bericht LiebeLeserinnen liebe Leser, nnIhneni nsererAusgabe mMitt chau Titelseiteindemkur Te übe ie pla teAl erbrück icht ufgefallen dan üssenSie jetztnicht weiterlesen. Danngehören Siezud Glückliche die noch die korrigierte Ve sionbekommenhaben.Beiall ande möchtenwirausdrücklichumVe eihung bit n, da wir einen blöden Fehler ht ben.DieGründedafü indman nigfaltig,dürfenaberkeinesfallsalsAusre de gelt Undsokönn wir uns nachauße ntschuldigenundbinnendie Wege der Fehle ermeid gweit optimie Ihre Redakti DÄNEMARK 21,00 /C3390A ÖSTERREICH 2, Eur ULRICH PERRE Y/D
Seite 6Nachrufund Abschiedswo evon Prominente „Das Boot“-Regisseur Wolfgang Petersen isttot.Der gebürtigeOstfriese, der in Hollywood Karrieremachte, bezeichnete sich selbststets als „Hamburger“ 4 3 3 4 0 3
36 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

TERMINE

Termine von NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD

Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot. Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referenten, kurzfristigen Änderungen sowie weitere Termine finden Sie auf unserer Homepage unter www.meinarbeitgeberverband.de/veranstaltungen.

Oktober

13.10.2022

20.10.2022

27.10.2022

27.10.2022

Tarifrunde 2022 - Online-Schulungen zum Arbeitskampfrecht Online NM

Tarifrunde 2022 - Online-Schulungen zum Arbeitskampfrecht Online NM

Tarifrunde 2022 - Online-Schulungen zum Arbeitskampfrecht Online NM

KI-Impuls: Machine Learning in der Containerwirtschaft: „KI aus Hamburgs Kaffeeküche“ Alexis Pangalos, bloog Online

Nordbildung

November

07.11.2022

17.11.2022

Arbeitskreis Arbeitssicherheit

Vorstandssitzung NORDMETALL

Online NM / AGV

Grand Hotel Elyseé, Hamburg NM

17.11.2022

17.11.2022

29.11.2022

45. Martinsgans

Grand Hotel Elyseé, Hamburg NM 17.11.2022 MINT-Tag Hamburg Hamburg NM

KI-Impuls: Predictive Maintenance Lena Weirauch, ai-omatic solutions Online Nordbildung

Netzwerk Ausbildung in der M+E-Industrie Ham burg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpom mern, Nordwest-Niedersachsen und Bremen

Online

NM / AGV

Dezember

07.12.2022

Vorstandssitzung AGV NORD

Tagungshotel Schloss Hasenwinkel

NM / AGV

373 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Menschen und Meldungen

Kanzlerbesuch

Während eines Besuchs beim Windkraftturbinenhersteller Siemens Gamesa in Cuxhaven kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, m.) seine Unterstützung für die Windkraftindustrie an. „Schon zum Ende dieses Jahrzehnts wollen wir etwa 800 Terawattstunden Strom in Deutschland produzieren (…) und 80 Pro zent dieser Stromproduktion soll aus er neuerbaren Quellen stammen“, sagte Scholz. „Wir wer den alle gesetzlichen Regelungen ändern, die einer schnellen Umsetzung dieser Ziele heute im Wege ste hen“, fügt der Bundeskanzler hinzu. Der Geschäftsfüh rer von Siemens Gamesa, Dr. Jochen Eickholt (r.), wünscht sich vor allem vereinfachte Genehmigungs

verfahren, die Überführung der politischen Ziele in Ausschreibungen und die Einführung qualitativer Ver gabekriterien. „Um die ambitionierten Ziele in Deutsch land und Europa erreichen zu können, werden wir unse re Kapazitäten deutlich ausbauen und Investitionen in die Zukunft tätigen müssen“, so Eickholt. AS

Spende gegen Krebs

Im Sommer nahm der Lübecker Maschinenbauer Baader mit 66 seiner Angestellten zum zweiten Mal am jährli chen „Lauf ins Leben“ teil. Die Joggerinnen und Jogger liefen über 4.000 Kilometer und sammelten 10.000 Euro, die das Unternehmen an die Schleswig-Holsteini sche Krebsgesellschaft in Lü beck spendete. Vor dem Baa der Technology Center über gab Baader-Geschäftsführer Robert Focke (4. v. l.) den Scheck an den Vorstandsvor sitzenden Prof. Dr. med. Frank Gieseler (3. v. l.), Ge schäftsführerin Vanessa Boy (1. v. l.) und Veronika Dörre (2. v. l.), Ansprechpartnerin der Geschäftsstelle Lübeck der Krebsgesellschaft. „Ich bin stolz auf das Engagement un serer Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter. Jeder gelaufene Kilometer trägt dazu bei, das Angebot der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesell schaft für Krebspatienten und ihre Angehörigen bei der Bewältigung der Krankheit weiter auszubauen“, sagte Focke. AS

Fotos: Katharina Schmoede | Siemens Gamesa
38 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

MV-Tour

Während ihrer einwöchigen Sommertour durch Mecklen burg-Vorpommern besuchte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD, r.) das Metallbauunternehmen EEW Speci al Pipe Constructions in Rostock. Im Mittelpunkt des Be suchs standen die Themen Wirtschaftsentwicklung, Ener gie und Digitalisierung. „Mecklenburg-Vorpommern setzt vor allem auf die erneuerbaren Energien. (…) Wir wollen bis 2035 unseren gesamten Energiebedarf für Strom, Wärme und Mobilität aus erneuerbaren Energien decken. Deshalb müssen wir den Ausbau in den nächsten Jahren beschleu nigen“, erklärte Schwesig. Sascha Hofmeister (l.), techni scher Geschäftsführer, führte die Ministerpräsidentin durch den Betrieb. Das Unternehmen ist Vorreiter in der Herstellung von Monopiles, die als Gründungspfähle für Offshore-Windturbinen dienen. AS

Forschung fördern

Dem Metallbauunternehmen Ostseestaal in Stral sund erteilte das Bundeswirtschaftsministerium für ein Technologie-Forschungsprojekt jetzt ei nen Förderbescheid in Höhe von 1,3 Mio. Euro. Überreicht wurde der Bescheid durch die Koordi natorin der Bundesregierung für Maritime Wirt schaft und Tourismus, Claudia Müller (Bündnis 90/Die Grünen, l.). Gefördert wird ein Projekt, das die Fertigung passgenauer Metallbauteile mit Verfahren der 3-D-Kaltumformung beschleu nigt. Am Projekt sind das Unternehmen MSR Ser vice, die Universität Rostock und das Fraunho fer-Institut für Großstrukturen beteiligt. „Wir kooperieren seit vielen Jahren mit Forschungsein richtungen und tragen so dazu bei, neueste wis senschaftlich-technische Erkenntnisse schnell und praxistauglich in die Produktion zu überfüh ren“, sagt Maximilian Müller (r.), Leiter der Ent wicklungsabteilung bei Ostseestaal. AS

Ehrenorden

Eine große Ehre für Stefan Dräger, den Vorstandsvorsitzenden der Drägerwerk AG: Die Botschafterin der Republik Frankreich, An ne-Marie Descôtes, zeichnete den Lübecker Unternehmer in der französischen Botschaft in Berlin mit dem Nationalorden Frank reichs aus. Anlass für die Ehrung ist das schnelle Handeln des Un ternehmens während der Coronapandemie und der Beitrag zur In dustriestruktur im Bereich Medizintechnik in Frankreich. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, jemals einen Orden zu er halten und es macht mich ganz besonders stolz, dass ich ausgerech net von der Republik Frankreich ausgezeichnet wurde“, freute sich Stefan Dräger. Als Reaktion auf den gestiegenen Bedarf nach Atem schutzmasken während der Coronapandemie baute der Medizinund Sicherheitstechnikkonzern seine Produktionskapazitäten auch in Frankreich aus. Dräger beschäftigt dort mehr als 400 Mitar beiterinnen und Mitarbeiter. AS

Fotos: Ambassade de France en Allemagne | Margit Wild | Ostseestaal 393 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

25 Jahre

Die Neptun Werft in Rostock feiert Jubiläum: Seit 25 Jahren sind die Mecklenburger Schiff bauer Teil der MEYER Gruppe. Im August 1997 schlossen sich die Werften aus Papenburg und Rostock zur MEYER NEPTUN Gruppe zusam men. „In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Neptun Werft zu einem bedeutenden Standort für die MEYER Gruppe entwickelt und trägt heu te wesentlich zu dessen Erfolg bei. Wir freuen uns sehr, gemeinsam dieses Jubiläum zu feiern“, sagte Geschäftsführer Bernard Meyer. Die im Jahr 1850 gegründete Rostocker Werft hat schon 1.500 Schiffe gebaut und weitere Tausend repariert. Inzwischen gehört sie mit ihren 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den Marktführern bei der Fertigung von Flusskreuz fahrtschiffen. AS

Hilfe vom Land

Schleswig-Holsteins neuer Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos, l.) sicherte der Kieler Werft German Naval Yards bei einem Besuch Mitte September die Unterstützung des Landes zu. „Wir wollen uns gemeinsam darum bemühen, dass wir für unsere Unternehmen auch ei nen Teil vom 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen der Bundesregierung abbekommen“, sagte Madsen in Bezug auf Mittel, die der Bund zur Stärkung der Bundeswehr be willigt hat. „Wir sind auf einem guten Weg, weil wir es hier mit Weltmarktführern zu tun haben“ GermanNaval-Yards-Geschäftsführer Rino Brugge (r.) dankte für die Unterstützung und hob die Bedeutung der maritimen Industrie für den Norden hervor. Minister Madsen besuch te an dem Tag auch das benachbarte Unternehmen thyssen krupp Marine Systems. AS

Jubiläum auf dem Campus

Mit rund 500 Gästen feierte die NORDAKADEMIE auf dem Elmshorner Campus ihr 30. Jubiläumsjahr. „Wir freuen uns, dass so viele Studierende und Wegbegleiter der NORDAKA DEMIE zu unserer Jubiläumsauftaktveranstaltung gekom men sind“, so Christoph Fülscher (3. v. l.), Vorstand und Kanzler der NORDAKADEMIE. Foodstände aus der Region, Bierwagen und eine Bar versorgten die Gäste mit Essen und Trinken. Für eine gute Stimmung sorgten Spiel- und Spaß aktionen der studentischen Referate und manch einer trainierte den Gleichgewichtssinn beim Bullriding. „Die NORDAKADEMIE hat in 30 Jahren viel erreicht. So ist zum Beispiel der schöne naturnahe Campus ist in dieser Zeit ent standen und bietet ein großartiges Ambiente für die Feier“, lobte NORDAKADEMIE-Präsident und Vorstand Prof. Dr. Stefan Wiedmann die Veranstaltung. AS

Fotos: René Supper | Marcel Wittenburg |
German Naval Yards Menschen und Meldungen
40 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Krankenpflege,

Sanitär,

Grafik: iStock | NORDMETALL e. V. GRAFIK DES MONATS Vakanzzeit bis zur Stellenbesetzung Anzahl freier Arbeitsstellen freie Arbeitsstellen je Arbeitslosen Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Juli 2022 Die M+E-Industrie leidet unter Fachkräftemangel Engpassberufe in Deutschland Energietechnik Maschinenbau und Betriebstechnik Fahrzeugbau, Schiffbau, Luft- und Raumfahrtbau Lagerwirtschaft, Post, Güterumschlag Gesundheit,
Rettungsdienst Klempnerei,
Klimatechnik Altenpflege Elektrotechnik Informatik Metallbearbeitung Metallbau und Schweißtechnik Mechatronik und Auto matisierungstechnik Softwareentwicklung und Programmierung IT-Netzwerktechnik, -Koordination, -Organisation Technisches Zeichnen, Konstruktion, Modellbau 14.011 4,5 Monate 0,4 13.041 5,8 Monate 1,0 12.514 3,5 Monate 0,4 10.094 7,5 Monate 2,3 9.913 7,9 Monate 2,9 9.673 3,5 Monate 1,2 4,8 Monate 6.614 0,6 6,5 Monate 6.512 0,7 5,3 Monate 5.371 1,8 4,9 Monate 4.577 0,6 3,6 Monate 3.852 0,5 4,9 Monate 3.204 0,5 1,8 6,2 Monate 14.581 4,8 Monate 1,1 9.810 6,2 Monate 12.243 1,9 413 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Folge 38: Imke Kuhlmann

Unsere Frau für Nachwuchsgewinnung

Seit fünf Jahren ent wickelt und betreut Imke Kuhlmann bei NORDMETALL Pro jekte, um die Jugend für MINT-Berufe zu begeistern.

Ungerechtigkeit kann Imke Kuhl mann nicht akzeptieren. Eine her vorragende Triebfeder für jeman den, der in einer Branche wie der Metallund Elektroindustrie, in der Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sind, für Nach wuchsgewinnung sorgen will. Chancenge rechtigkeit fängt für die gebürtige Bremer havenerin bei sensibler Ansprache an und hört bei konkreter Ermutigung und Ertüch tigung von Mädchen und jungen Menschen mit Startschwierigkeiten längst nicht auf. Seit März 2017 setzt sich die studierte Wirt schaftswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Marketing und Unternehmensrechnung bei NORDMETALL für die Nachwuchsgewin nung ein – mit Projekten wie dem MINTClub nordbord, MINT 4 Girls, dem dualen Studium namens dual@TUHH, NORD CHANCE Service oder dem Hamburger Schülerforschungszentrum „Auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten, ist mir besonders wichtig – gerade auch mit Kindern und Jugendlichen“, sagt Imke Kuhlmann. Sie mag es, dass sich die Welt und damit auch ihre Projekte ständig ver ändern. Durch ihren inzwischen erwach senen Sohn hatte sie viele Jahre lang einen unverstellten Blick auf die Bedürfnisse ih rer Zielgruppe. „Jede Altersgruppe muss anders abgeholt werden, um ihnen den Weg in die Berufswelt bei unseren Unter nehmen zu ebnen“, weiß Kuhlmann. Des halb sei ihr Job bei NORDMETALL so wun derbar vielfältig und herausfordernd.

Lediglich 30 Stunden in der Woche ist sie für den Verband tätig. Denn auch Unterneh mertum liegt Imke Kuhlmann im Blut. Die Großeltern betrieben in Bremerhaven ein kleines Lebensmittelgeschäft, der Vater war dort Bauunternehmer. Nach einer Ausbil dung zur Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch, ihrem Studi um an der RWTH Aachen und beruflichen Stationen als Produkt- und Marketingma nagerin in der Konsumgüter- und Reise branche machte sie sich vor gut 25 Jahren schließlich selbstständig. Mit „KuhlmannKommunikation“ entwickelt sie Marke tingstrategien, schreibt Texte, konzipiert klassische Werbemittel und Webseiten. Abstand vom Computer verschaffen Imke Kuhlmann ihre Australian Shepherds. Mit den zwei Hunden durchstreift sie auf ausge dehnten Spaziergängen die Gegend rund um das schleswig-holsteinische Wentorf, wo sie gemeinsam mit ihrem Ehemann seit vielen Jahren lebt. Oder sie trainiert ihre tie rischen Lieblinge im sogenannten Mantrai ling, der Personensuche. Denn auch für den ausgesprochenen Familienmenschen Kuhl mann gilt das arbeitsmarktpolitische Kon zept des Forderns und Förderns. BiB

Kontakt für Mitglieder:

Imke Kuhlmann

WIR FÜR SIE
Tel.: 040 6378-4204 E-Mail: kuhlmann@nordmetall.de
Foto: Kirsten Haarmann
|
kh-fotografie.com
42 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL
„Am meisten
Energie
vergeudet der Mensch mit der Lösung von
Problemen,
die
niemals auftreten werden.“ William Somerset Maugham 1874-1965 Englischer Schriftsteller WIRTSCHAFTSZITAT Foto: alamy Mirrorpix 433 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Zwei Tage Festival in Papenburg

Rund 30.000 Musikfans kamen Anfang Septem ber zur Meyer Werft nach Papenburg, um beim größten Open-Air-Event des Emslandes dabei zu sein (großes Foto). Das zweitägige „NDR 2 Papenburg Festival“ bot zum 20. Jubiläum jede Menge Stars, die den Fans vor der Kulisse der Werft kräftig einheizten, unter anderen Nico Santos, Kelvin Jones und Zoe Wees. Wer am Sonntag abend dann noch Lust auf erstklassigen Jazz hatte, kam in der Alten Kesselschmiede auf dem Forum Alte Werft in Papenburg auf seine Kosten. Dort war das Musikfest Bremen unterstützt von NORDMETALL mit Songs des amerikanischen Trompeters Theo Croker und der Sänge rin China Moses (kleines Foto) zu Gast. CvF / BiB

44 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL
Fotos:
MiWeFotos.de
|
Patric Leo
453 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Zwei Menschen, zwei Sichtwei

sen: Dr. Johanna Wenckebach (39), wissenschaftliche Direktorin des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeitsrecht der Hans-Böckler-Stiftung, und Dr. Hagen Lesch (58), Leiter des Clusters Arbeitswelt und Tarifpo litik des Instituts der Deutschen Wirtschaft, diskutierten auf Einladung von Standpunkte Lage und Zukunft der Tarifautonomie in Deutschland.

Dr. Johanna Wenckebach

stammt aus Bonn und studierte Rechtswissenschaft in Berlin und Salamanca (Spanien). Sie promovierte im Arbeitsrecht an der Uni versität Bremen und absolvierte ihr Assesorexamen in Potsdam. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie an arbeitsrechtlichen Lehrstühlen in Frankfurt (Oder), Kassel und Jerusalem (Israel) tätig. Nach mehreren Jahren als Juristin und Tarifsekretärin in der IG Metall Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen wurde sie 2019 wissenschaftliche Direktorin des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeits- und Sozialrecht in der Hans-Böckler-Stiftung.

Standpunkte: Warum mischt sich der Staat in den vergangenen Jahren immer stärker in die Tarifautonomie ein, die doch zu den be währten Grundprinzipien der deutschen Wirtschaftsstruktur zählt?

Lesch: Ein Teil der Politik meint Schwächen der Tarifautonomie erkannt zu haben. Die Tarifbindung sei zu gering geworden, also die Reichweite von Tarifverträgen, weil nur noch etwa jeder zweite Beschäftigte ihnen unterliegt. Das ist aus Sicht mancher Politi ker eine kritische Grenze, die dazu animiert, die Reichweite von Tarifverträgen mit Ein griffen zu stärken.

Wenckebach: Die Analyse teile ich. Wobei die Metall und Elektroindustrie ja noch zu

Foto: Dirk Hasskarl
46 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Hier geht's zum NORDMETALLAnimations film zur Tarifautonomie

den letzten positiven Beispielen zählt, nach denen Sozialpartner durch Flächentarifver träge Arbeitsbedingungen für eine ganze Branche gestalten. Aber es gibt eben auch Bereiche, die im Grunde genommen Flä chentarif-frei sind, gerade im Osten. Das ist die echte Bedrohung für die Tarifautonomie. Und das ist auch ein Demokratieproblem. Ich sehe den Staat in der Verantwortung da für, Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die verheerende Erosion der Tarifbin dung gestoppt wird.

Standpunkte: Ist es nicht auch ein Demo kratieproblem, wenn in die grundgesetzlich geschützte unternehmerische Freiheit eingegriffen wird, etwa durch politische

Dr. Hagen Lesch

stammt aus Wissen/Sieg. Er studierte Volkswirtschaftslehre in Bonn und promovierte an der Rheinischen Friedrich-Wil helms-Universität Bonn zum Thema Lohnpolitik in einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Von 1991 bis 2000 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut Finan zen und Steuern, seit 2000 arbeitet er im Institut der deut schen Wirtschaft Köln. Dort leitete er die Kompetenzfelder Strukturwandel, Einkommen und Lohnfindung (2011-2015) sowie Tarifpolitik und Arbeitsbeziehungen (2015-2022). Seit September 2022 ist er für das Themencluster Arbeitswelt und Tarifpolitik verantwortlich.

Foto: Daniel Roth
473 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Mindestlöhne oder durch Allgemeinver bindlichkeitserklärungen?

Lesch: Ja, da ist die negative Koalitionsfrei heit beeinträchtigt. Wir haben nicht nur das Recht, Koalitionen über kollektive Tarifver träge zu bilden, sondern auch das Recht, dem fernzubleiben. Wird die Ausübung die ser Rechte nun problematisch, wenn es 70 zu 30 oder 50 zu 50 für oder gegen Tarifbindung steht? Mir scheint es wichtig, grundsätzlich beide Optionen zu schützen. Aber der Fokus der politischen Debatte hat sich sehr auf die positive Koalitionsfreiheit verschoben, gera de auch auf EU-Ebene.

Wenckebach: Im Grundgesetz steht nicht nur die unternehmerische Freiheit, sondern unter anderem auch das Sozialstaatsprinzip.

Hier muss – das ist ja Kernaufgabe der Sozi alpartner – ein Ausgleich hergestellt wer den. Und die Koalitionsfreiheit beinhaltet laut Rechtsprechung des Bundesverfas

sungsgerichts auf Arbeitnehmerseite bei spielsweise eben auch das Streikrecht. Was die sogenannte negative Koalitionsfreiheit angeht: Es geht hier um das Recht, Verbän den fernzubleiben. Es wundert mich schon, dass Arbeitgeberverbände das immer wie der unterstreichen. Verfassungsrechtlich hat die positive Koalitionsfreiheit ein größe res Gewicht. Die Tarifautonomie wird jedoch durch viele Maßnahmen, auch etwa den Mindestlohn, nicht in rechtswidriger Weise begrenzt. Das Tarifvertragssystem ist ins Wanken geraten, weil Globalisierung, Digi talisierung, Ausweitung von befristeten Arbeitsverhältnissen, Werkverträgen und Leiharbeit systemverändernd wirken. Sie erschweren es Gewerkschaften in einigen Branchen, Tarifbindung herzustellen. Wenn Tarifautonomie nicht mehr funktioniert, tritt der Gesetzgeber zu Recht auf den Plan, um Beschäftigte zu schützen.

Auf Augenhöhe: Die Juristin Dr. Johanna Wenckebach und der Volkswirt Dr. Hagen Lesch entwerfen in ihrer engagierten Debatte ein differenziertes Bild von der Tarifautonomie in Deutschland. Fotos: Dirk Hasskarl | Daniel Roth
48 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Standpunkte: NORDMETALL hat vor Kur zem seine Mitglieder danach gefragt, für welche Themen sich der Verband in der Öf fentlichkeit engagieren soll. Nach der Stär kung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirt schaftsstandorts nannten 69 Prozent den Erhalt der unternehmerischen Freiheit. Wenckebach: Das wundert mich nicht. Aber unternehmerische Freiheit und Tarifautonomie sind ja auch kein Widerspruch. Lesch: Nein. Aber zum Thema Befrie dungsfunktion gehört ja auch die Erkennt nis, dass nicht nur die Tarifbindung sinkt, sondern auch die Zahl der Gewerkschafts mitglieder. Der Organisationsgrad liegt bei etwa 18 Prozent. Man muss sagen, die Schwä che der Gewerkschaften hat auch zu einer Schwäche der Tarifautonomie geführt. In vielen Unternehmen haben wir eine Befrie dungsfunktion einfach dadurch, dass die Belegschaft nicht organisiert ist und daher ohnehin nicht gestreikt wird. Und außer dem gilt: Der Mindstlohn greift durchaus in die positive Koalitionsfreiheit ein. Spätes tens mit den zwölf Euro hat er in manchen Branchen Tarifverträge überholt und setzt mindestens ein Präjudiz für neue Tariflohnentwicklungen. Mehr Allgemeinverbind lichkeit bringt übrigens Arbeitgeberverbänden wie Gewerkschaften auch nicht mehr Mitglieder.

Standpunkte: Wie ist das andernorts? Lesch: In Frankreich haben wir sehr viel Allgemeinverbindlichkeit, da sind die Ge werkschaften besonders schwach. In den Niederlanden ist es etwas besser. Klar ist je denfalls: Wenn Sie als Arbeitnehmer wissen, dass Mindesttariflöhne und Mindestlohn beschlossen werden, dann werden Sie gera de im geringqualifizierten Bereich wenig Neigung verspüren, ein Prozent des Brutto einkommens als Gewerkschaftsbeitrag ab zuführen.

Wenckebach: Mag sein. Aber hier geht es um soziale Mindeststandards und Schutz von Beschäftigten in Branchen, in denen die Tarifautonomie nicht mehr funktioniert.

Als frühere Gewerkschaftssekretärin weiß ich: Viele Menschen haben schlicht Angst, in eine Auseinandersetzung zu gehen, wenn die Verlängerung ihres Arbeitsvertrages in

den nächsten zwei Monaten ansteht. Da braucht es gute gesetzliche Rahmenbedin gungen. Trotzdem muss es natürlich immer Tarifpartner geben, die einen Tarifvertrag erst mal abschließen, bevor er als allgemein verbindlich erklärt werden kann. Deswegen bleiben eine funktionierende Tarifautono mie und aktive Sozialpartner entscheidend für gute Arbeit.

Standpunkte: In Berlin wird ein Bundesta riftreuegesetz vorbereitet. Was haben wir denn davon zu erwarten?

Lesch: Ich bin nicht

grundsätzlich gegen ein solches Gesetz. Aber ich glaube auch nicht, dass die 15 Landestariftreuegesetze nachhaltig zur Stabilität der Tarifbindung beigetragen haben. Wenckebach: Staatliche Auftragsvergabe an Tarifgebundenheit zu knüpfen bedeutet, Steuergelder sinnvoll auszugeben und zeigt Wirkung in den Bundesländern. Standpunkte: Es gibt in der Debatte um die Tarifautonomie zwei Vorschläge, die auf mehr Gemeinsinn zwischen M+E-Arbeitge bern und Gewerkschaften abzielen. Das So zialpartnersiegel, vom Bundesarbeitsminis ter vorgeschlagen im März 2021, das nur un ter Bedingungen vergeben werden soll, die beide Seiten billigen. Und eine Idee, die NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger vor einiger Zeit in der „FAZ“ vorgetragen hat: ein Thinktank zur Sozial partnerschaft, der konträre Themen disku tieren und angehen könnte. Was halten Sie davon?

Wenckebach: Ein Siegel fände ich sinnvoll, wenn es tatsächlich nur tarifgebundene Un ternehmen bekommen. Natürlich käme es auf die Kriterien an. Und ein Dialog der Sozialpartner auf Thinktank-Ebene ist auch eine gute Idee, damit es endlich vorangeht in Sachen Tarifbindung stärken. Lesch: Im Grundsatz gehe ich da mit. Aber auch Unternehmen in Restrukturierungs prozessen und anderen Ausnahmesituatio nen sollten einem solchen Siegel unterliegen können. Und Debatte ist immer gut, gerade in einem verstetigten Rahmen. Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Aufgezeichnet von Alexander Luckow

493 / 2022 StandpunkteNORDMETALL
50 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

TERMIN BEI DER CHEFIN

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Frederike Holdhof

EDUR

„Einfacher wird es nicht“, sagt Frederike Holdhof, wenn sie von den Aktivitäten ihres Unternehmens in China erzählt.

Die Kielerin weiß, wovon sie spricht: Seit sie Anfang 2021 in die Geschäftsführung der EDUR-Pumpenfabrik eingestiegen ist, konnte sie angesichts der Coro na-Pandemie zwar nicht ins Reich der Mitte reisen. Aber genau deshalb be schäftigt das Asien-Geschäft des famili engeführten Kreiselpumpen-Herstellers die Norddeutsche mehr denn je. „Wir ar beiten eng mit unseren Partnern und Kollegen in Hangzhou China sowie Kua la Lumpur Malaysia zusammen, um technologische Trends frühzeitig aufzu greifen und nachhaltigen Fortschritt zu erzielen, bevor das dort vor Ort andere leisten“, berichtet die 34-Jährige.

Ein Wettlauf sei da im Gange zwischen den deutschen Maschinenbauern und ihren einstigen Werkbank-Partnern, die sich längst zu harten Konkurrenten ent wickelt hätten. „EDUR hat zwar keine di rekte Abhängigkeit vom chinesischen Markt, aber viele unserer Kunden haben

sie“, weiß Holdhof. Und die rigide Coro na-Shutdown-Politik wie die politische Entwicklung im Lande selbst und in an deren Teilen der Welt machten es eben deutlich schwieriger, den chinesischen und internationalen Markt vernünftig zu bearbeiten – „auch unsere Geschäfts politik auf der Grundlage der freiheitli chen Werte Europas neu zu beurteilen, ist eine Kernaufgabe von EDUR und der deutschen Wirtschaft insgesamt“, sagt Holdhof.

In der Welt kennt sich Frederike Holdhof seit Jugendtagen aus: Schon vor dem Abi tur am Heinrich-Heine-Gymnasium in Heikendorf am Ostufer der Kieler Förde absolvierte die Unternehmertochter ein Auslands-Highschool-Jahr im neusee ländischen Papakura am RosehillCollege. Nach dem erfolgreichen Bache lor-Abschluss im Wirtschaftsingenieur wesen für Maschinenbau an der TU Braunschweig verbrachte sie knappe zwölf Monate in Chicago bei der German American Chamber of Commerce bevor sie das Masterstudium anschloss.

Frederike Holdhof, Geschäftsführerin EDUR-Pumpenfabrik, Kiel
Foto: Christian Augustin
513 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

„Meine Eltern haben weder mich noch meine zwei Geschwister je gedrängt, in die Firma einzusteigen“, erinnert sich Holdhof. „Aber auf unserem alten Fir mengrundstück wohnte noch meine Großmutter. Als ich klein war, bin ich da ein- und ausgegangen und habe den Ge ruch der Fabrik quasi aufgesogen“. Frederike Holdhof setzt so eine bald hun dertjährige Erfolgsgeschichte fort: Der erst 25 Jahre alte Ingenieur Eduard Redli en gründete am 1. April 1927 die nach ihm benannte Fabrik. Großvaters paten tierte Geschäftsidee erwies sich als er folgreicher Langläufer: Eine selbstansau gende Kreiselpumpe, die er anfangs in kleinen Stückzahlen für die Wasserver sorgung in den Markt brachte. Anders als die damals üblichen Pumpen boten

Redliens Modelle eine extrem hohe Be triebssicherheit und gute Wirkungsgra de. Abnehmer waren bald Landwirte, Molkereien und Gewerbetreibende, teil weise auch Privathaushalte. Nach dem plötzlichen Tod des Firmen gründers im Frühjahr 1959 übernahm seine Witwe Irma Redlien die Firmenlei tung. Der ehrgeizige persönliche Einsatz der Großmutter und viele loyale Mitar beiter retteten den Betrieb. „Heute sind wir einer von zwei Herstellern weltweit, die Mehrphasenpumpen individuell nach den Wünschen der Kunden ferti gen“, weiß Frederike Holdhof. Ihre El tern, Dr. Jürgen Holdhof und Dr. Glenny Holdhof, Tochter des Firmengründers Redlien, hatten seit den 1980er-Jahren den Turnaround vom Serienfertiger zum

„Der Nach folgeprozess im Familien unternehmen war kein Zu ckerschlecken, sondern für alle Seiten harte Arbeit.“
Foto: Christian Augustin
52 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

kundenorientierten Nischenanbieter vollzogen. Aus einem effizienten Bau kastensystem werden heute Produkte für Energie-, Kälte- und Reinigungstech nik, Flüssiggas- und Wasser- sowie Ab wasseranwendungen im Industriegebiet von Kiel-Wellsee hergestellt. Der Umzug vom alten Standort im Kieler Wulfsbrook war notwendig, um die Produktion lang fristig nachhaltig und zukunftsorien tiert aufzustellen.

„Der Nachfolgeprozess im Familienun ternehmen war kein Zuckerschlecken, sondern für alle Seiten harte Arbeit“, sagt die Unternehmertochter heute rück blickend. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst in einer Unternehmensbe ratung und stieg dann 2017 als Digitali sierungs-Managerin in den elterlichen Betrieb ein, bevor sie sich auf die Berei che Vertrieb und Forschung und Ent wicklung spezialisierte. „Ich kann allen, die Führungsverantwortung überneh men wollen, empfehlen, erst einmal die Unternehmensprozesse abteilungsüber greifend kennenzulernen, um zu verste hen wie das Unternehmen tickt“, sagt sie nüchtern. Grundsätzlich glaubt sie dar an, dass es niemandem schadet, sich hochzuarbeiten und die Ärmel hochzu krempeln: „Die wenigsten verlassen als Gründer oder Firmenchefs die Uni!“

Die Ärmel hochkrempeln, das tut Frede rike Holdhof mit ihrem Co-Geschäftsfüh rer Thomas Naß gerade in diesen heraus fordernden Zeiten: „Wie alle erleben wir signifikante Preissteigerungen von Zulie ferprodukten, bei zunehmend unbekann ten Lieferzeiten“, berichtet sie aus dem Chefinnen-Alltag. Gleichzeitig erlebe EDUR einen Auftragseingang, wie noch selten in der 95-jährigen Firmengeschich te. Insbesondere die Entwicklungen im Bereich der Wasserstoffproduktion schaf fen auch substanzielles Wachstum. Die Aufträge angesichts der Lieferprobleme und des zunehmenden Fachkräfteman gels abzuarbeiten sei jedoch nicht immer trivial. Das Unternehmen sucht derzeit einige Mitarbeiter für Vertrieb und Pro duktion, um die motivierte und engagier te 120-köpfige Mannschaft zu verstärken.

Dabei ist EDUR auch darauf angewiesen, dass die Zusammenarbeit mit den ansäs sigen Hochschulen gut verläuft. Um für den gelegentlich turbulenten Ar beitsalltag einen freien Kopf zu haben, nutzt Frederike Hold hof die frische Luft an der Kieler Förde: „Ich jogge fast täglich an der Kiellinie und bin auch sonst leiden schaftliche Schles wig-Holsteinerin.“ Ausgleich schaffen außerdem entspannte Abende mit engen Freunden bei gutem Rotwein. Weder Neu seeland, noch die USA oder China ver misst die bodenständige Kielerin dann. „Ich habe nach langen Reisen ohnehin immer mit dem Jetlag zu kämpfen – da bin ich gerne auch mal zuhause“, sagt Frederike Holdhof zum Abschied. Alexander Luckow

EDUR ist Spezialist für individuelle Kreiselpumpen. Als Entwickler und Hersteller produziert das Unternehmen passgenaue Pumpen für die spezifische Anwendung. Gleichzeitig ist EDUR bei seinen Kunden als Berater und Technologiepartner mit internationaler Ausrichtung und umfassendem Service tätig.

Die innovative Pumpentechnik der EDUR-Pumpenfabrik hat sich seit 1927 über die Jahrzehnte stetig weiterentwickelt und setzt heute neue Maßstäbe auf dem Welt markt. „Die Produktpalette ist das Ergebnis exzellenter Ingenieurleistungen, innovativer Fertigungsmethoden und einer zukunftsweisenden Unternehmensphilosophie“, sagt EDUR-Chefin Frederike Holdhof.

„Unsere Geschäftspolitik auf der Grundlage der freiheitlichen Werte Eu ropas neu zu beurteilen, ist eine Kernaufgabe von EDUR und der deutschen Wirtschaft insgesamt.“
533 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Bissig bis beeindruckend: Rund 50 Karikaturen zeichnen ein differenzier tes Bild von der Deutschen Einheit.

Musikalische Untermalung: Der Lübecker Saxofonist Leon Sladky spielt in St. Marien.

Blickt positiv auf die Wende zurück: NORDMETALL-Vorstand Axel Weidner.

30 Jahre Einheit in Karikatur

Humorvoll und ungeschönt: Wie Ost und West in Deutschland im Laufe von

30 Jahren zusammengewachsen sind, können Besucherinnen und Besucher noch bis zum 16. Oktober in der Kirche St. Marien zu Lübeck sehen. Eröffnet wurde die Karikaturenausstellung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) Anfang

September unter anderem von NORDMETALL-Vorstand Axel Weidner, Geschäfts führer des Lübecker Armaturenherstellers Mankenberg BiB

Fotos: Christian Augustin

Barcamp „Gute Praxis“

Was zeichnet eine erfolgreiche Transformation von Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern aus? Auf Einladung des Kom petenzzentrums Arbeit 4.0 (mv-works) haben sich zu dieser Frage rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Barcamp ausgetauscht. Mit dabei auch Daniel Lemaitre, Leiter Informationstechnologien und Organisation beim Kahnproduzenten Liebherr in Rostock . Er sprach über Füh rungskultur und Haltung zu Innvovationsprozessen. BiB Fotos: mv-works

Bitte recht freundlich: Gäste des Barcamps ver ewigen sich auf Polaroids.

Auf dem Podium: Daniel Lemaitre (l., Liebherr Rostock), Maria Kuhl (Upstalsboom Kühlungsborn), Axel Fick (mv-works).

Vielfältig interessiert: Teilnehmende lauschen Impulsen zu digitaler Kommu nikation bis Fachkräftesicherung.

54 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL
TREFFPUNKT NORD

Im Gespräch: NORDMETALL-Vizepräsident Steffen Pohl aus Rostock (l.) und Dr. Michael Winkler, Geschäftsführer HELLA Fahrzeugkomponenten Bremen

Geburtstag mit Freunden

Festliches Abendessen zu Ehren des NORDMETALL-Präsidenten in Bremen: Folkmar Ukena feierte im Juli seinen 65. Geburtstag. Die norddeutsche M+E-Arbeitgeberfamilie gratulierte nachträglich Mitte September bei einem Dinner in der traditionsreichen Havanna Lounge am Bremer Dom. Der Jubilar dankte in einer launigen Rede für die guten Wünsche und die intensive Unterstützung durch Präsidiums- und Vorstandskolleginnen und -kollegen so wie die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes. Luc

Frauenpower: Lena Ströbele, NORDME TALL-Verhandlungsführerin und Personaldirektorin Unternehmensgruppe Lürssen (l.) sowie Sonja Neubert, Spre cherin Siemens-Niederlassung Hamburg

Firmenzirkel

Eigene Lösungen zu entwickeln und Pro zesse systematisch zu optimieren, ist das Ziel des Firmenzirkels. Regelmäßig lädt NORDMETALL seine Mitglieder zum professionell vom ifaa – Institut für angewandte Arbeitwissenschaft – ange leiteten Austausch über Verbesserungs projekte ein. Die Teilnehmer des dies jährigen Firmenzirkels trafen sich Mitte September zum gemeinsamen Abschluss inklusive Firmenrundgang bei Liebherr in Rostock . Die vorherigen Module hatten coronabedingt online stattgefunden. BiB Fotos: Margit Wild

Zu Tisch: Vor dem Dinner hielt Lutz Oelsner, Präsident der Unternehmensverbände Bremen (3. v. l.), eine Laudatio auf Folkmar Ukena. Bester Laune: Ingo Kramer, Ehrenprä sident NORDMETALL (l.), und Folkmar Ukena, Präsident NORDMETALL
Fotos:
Michael Bahlo Firmenzirkel-Leiter Alexander Matthes (r., NORDMETALL) mit Ralph Conrad (ifaa). Zu Besuch beim Kranhersteller Liebherr in Rostock : Teilnehmer und Referenten des Firmenzirkels 2022. Betriebsingenieur Maik Neumann erklärt, wie Liebherr in Rostock die Fertigungsabläufe optimiert hat.
553 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Großküche: Zusammen Gemüse schnip peln und Essen kochen gehört für die 90 Azubis zum Alltag im Camp dazu.

Treffpunkt Lagerfeuer: tkMS-Azubis tau schen sich über ihre beruflichen Ziele und privaten Wünsche aus.

Eingespieltes Team: Ausbildungslei ter Cem Selvi (l.) und Ingo Giese, verantwortlich für Ausbildung, Perso nalentwicklung und Recruiting.

Teamarbeit im Outdoor-Camp

Nichts für Stubenhocker war dieses Teambuilding im Outdoor-Trainingszentrum „Raus in die Natur“ bei Großenaspe. Anfang September trafen sich dort ein Dutzend Ausbilder und rund 60 Azubis der Kieler Werft thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) und ihres Schwesterun ternehmens Atlas Elektronik aus Bremen. Drei Tage lang meisterten sie verschie dene Herausforderungen wie Klettern, Bogenschießen und Persönlichkeitstrai ning. tkMS veranstaltete das Camp zum zwölften Mal. BiB

Fotos: Christian Augustin

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Im Hochseilgarten: Schajana Windhorst und Lucas Müller meistern eine Herausforderung.

Zur Ruhe kommen, sich auf ein Ziel konzentrieren: Wer beim Bogenschießen ins Schwarze treffen will, muss ganz bei sich sein.

Gemeinsam bauen die Azu bis ein Spielschiff für eine Kindertagesstätte.

TREFFPUNKT NORD
3 / 2022
56 StandpunkteNORDMETALL

Musikfest ganz romantisch

Rund 100 gut gestimmte Gäste kamen am 9. September 2022 in der Glocke zu Bremen zusammen, um das Finale des diesjährigen Musikfes tes Bremen live zu erleben. NORDMETALL und die Unternehmensverbän de im Lande Bremen hatten zu diesem traditionellen Ereignis eingeladen. Außer anregenden Gesprächen gab es „Künstlerfreundschaften der Romantik“ neu zu entdecken. Denn nach einem exklusiven Empfang stan den die erste Sinfonie von Johannes Brahms, das Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumann und die Ouvertüre aus Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ auf dem Programm. Das Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Dirigent Robin Ticciati verzauberte das begeisterte Publikum ebenso wie der Pianist Francesco Piemontesi BiB Fotos: Christian Augustin

Der Familienunternehmer und NORD METALL-Präsident Folkmar Ukena in Begleitung von Ehefrau und Tochter. Kulturkenner: Dr. Dorothee Hansen (2. v. l., Kunsthalle Bremen) nebst Gatten und Carl Kau (r., Bund der Steuerzahler) mit Gattin. Musikliebhaber (v. l.): Intendant Prof. Thomas Albert, NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickin ger, Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). NORDMETALL-Vorstand Dr. Michael Winkler (HELLA Fahrzeugkomponenten) genießt den Abend mit Gattin. NORDMETALL-Ehrenvorstand Dr.-Ing. Uwe Boeke (l.) mit dem Bremer Reeder Michael Vinnen
573 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Ob es um Tarifverträge, die geplan te Einführung eines Schichtsystems oder die Eingruppierung von Beschäf tigten geht – die NORDMETALL-Ab teilung „Tarifrecht und Arbeitsorga nisation“ unterstützt kompetent und schnell. An dieser Stelle antworten die erfahrenen Juristen und Arbeits wissenschaftler auf aktuelle Fragen, die aus dem Kreis der NORDME TALL-Mitgliedschaft gestellt werden.

Arbeitszeitkonto

MTV Betriebsvereinbarung erzwingbar

Arbeitszeitflexibilisierung

Mit dem Modernisierungspaket vom 21. Juni 2022 haben NORDMETALL und IG Metall Küste auch Neure gelungen zur Arbeitszeitflexibilisierung und zu Ar beitszeitkonten vereinbart. Auf diese Weise schaffen die Sozialpartner mehr Rechtssicherheit – Auslegungs streitigkeiten wurden beigelegt. Zugleich eröffnen sich dadurch auch neue betriebliche Regelungsspielräume: Das erzwingbare Grundmodell mit den Modulen „Un gleichmäßige Verteilung der Arbeitszeit“ und „Gleit zeit“ bildet den Rahmen, in dem sich die Mitgliedsun ternehmen bereits bisher und auch künftig bewegen können. Das per freiwilliger Betriebsvereinbarung ein führbare Optionsmodell sieht ein hohes Maß an Zeitsouveränität für die Beschäftigten mit einem gleichzeitig weiten Regelungsrahmen für die Flexibili sierung von Arbeit in den Betrieben vor. Damit haben NORDMETALL und IG Metall Küste in die Zukunft weisende Tarifregelungen vereinbart: Das im mer stärker werdende Interesse der Beschäftigten nach individueller Zeitsouveränität auf der einen und die stets größer werdende Notwendigkeit be trieblicher Flexibilität auf der anderen Seite sind an der konkreten Arbeitswelt des Betriebs auszurichten und in ein angemessenes Gleichgewicht zu brin gen. Um dies zu gewähr leisten, ist in diesem Sys tem ein dauerhafter Kon fliktlösungsmechanis

Flexibilisierungskonto

MTV

Betriebsvereinbarung freiwillig

mus wichtig und vorgesehen. Einen bisher üblichen Ausgleichszeitraum, innerhalb dessen das Arbeitszeit konto die Nulllinie durchlaufen muss, gibt es nicht. Auch haben die Tarifvertragsparteien keine Kontengrenzen vorgegeben. Es ist nur verbindlich festgeschrieben, dass bei einem Guthaben von mehr als 250 Stunden für die diese Grenze übersteigenden Stunden eine Insolvenzsi cherung vom Arbeitgeber vorzunehmen ist. Ansonsten bleibt es den Betriebsparteien überlassen, eine passge naue Lösung für den eigenen Betrieb zu finden.

Da es sich im Norden um tarifliches Neuland handelt, haben sich die Tarifvertragsparteien vorbehalten, vor Einführung eines solchen Arbeitszeitsystems die Be triebsparteien zu beraten. Basis hierfür sind gemeinsa me Orientierungshilfen von NORDMETALL und der IG Metall Küste zu den gefundenen Neuregelungen. Diese konnten noch rechtzeitig vor Beginn der aktuellen Ta rifrunde vereinbart und den Betriebsparteien zur Ver fügung gestellt werden.

Gemeinsame Erläuterungen beider Tarifvertragsparteien zu einem gefundenen Kompromiss hat es im Norden zuletzt zum Gehaltsrahmentarifver trag in den 1990er-Jah ren gegeben. Das un termauert die enorme sozialpartnerschaftli che Bedeutung des jetzt vereinbarten Mo dernisierungspakets.

Stephan Kallhoff

TARIF UPDATE
/ Gleitzeit
indi v i d u elle Arbe i t s z eit souve r ä n i tät betr i e b liche Flex i b i l ität Modernisierungspaket 58 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

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593 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Fachkräfteoffensive

Ländernzusein.Daheristesunverantwortlich

(Grüne),nundieZukunftsfragebeiAtomkraftgenerellzustellen.WirbefindenunsineinerNotlageundumdiesezuüberstehen,benötigenwirAtomkraft.Dasschließt

neuerbarerEnergiennichtaus

Die Initiative ging vom NORDMETALL-Vizepräsidenten aus Mecklenburg-Vorpommern aus: Dem Fachkräftemangel werde bei Weitem nicht entschieden genug entgegengetreten, da müsse dringend was unternommen werden, sagte sich Steffen Pohl. Gesagt getan: Ein aus seiner Feder stammender Namenartikel in der „Schweriner Volkszeitung“ listete auf, was alles aus Arbeitgebersicht nötig sei, um dieser sich ausweitenden Krise mit einer Fachkräfteoffensive zu begegnen. NORDMETALL-Präsident Folmar Ukena tat es ihm in der „Oldenburger Nordwest-Zeitung“ gleich, der NORDMETALL-Vizepräsident für Schleswig-Holstein

Robert Focke mit einem Interview zum Thema im „Flensburger Tageblatt“

Die Kernpunkte:

1. Mehr Arbeitskräfte müssen verfügbar sein.

2. Die Qualität der verfügbaren Arbeitskräfte muss dem Bedarf angepasst werden.

3. Und der Bedarf an Arbeitskräften muss gesenkt werden.

Wie kann das gelingen? Durch radikale Tabubrüche:

WaswäredenndieAlternative?Energieimportausdem AuslandunddementsprechendeineAbhängigkeit?Daskann keineLösungsein.DassesProblemewegenderSicherheitsüberprüfungund Brennstäbengebenkönnte,istzumTeilwiderlegt.SobesagteinGutachtendesTÜV-Südetwa,dassesbeimKraftwerk IsarIIfürdenlängerenBetriebwedereinerNeugenehmigung

noch

demhabenwirdieÜberwachungselbstinderHand,was manvonausländischenKraftwerkennichtbehauptenkann. DieAnlagenwerdenaußerdemfortlaufendüberwacht.Gäbe esgrößereMängel,wärederBetriebjetztschongefährdet. AtomkraftgiltaußerdemalsklimafreundlichimGegensatz zuKohlekraft.WirbenötigendenStromausAtomkraft,

Meinung

achkräftemangel bekämpfen

neu denken. Angefangen bei der Wochen- und Lebensarbeitsdie erhöht werden muss. Eine optionale 42-Stunden-Woche und der Renteneintritt mit

wären richtige Ansätze. Dazu müssen Ausbildungszeiten verkürzt und praxisorientierter gestaltet werden.

jede muss drei dauern. Das wird nicht reichen,

Die Wochen- und Lebensarbeitszeit muss erhöht wer den, die Debatte um eine optionale 42-StundenWoche geht in die richtige Richtung. Ausbildungsund Studienzeiten müssen verkürzt und praxisorien tierter gestaltet werden, nicht jede Lehre muss drei Jahre dauern. Mehr Frauen, Geflüchtete und Langzeit arbeitslose sollten konsequent in das Berufsleben in tegriert werden, insbesondere Millionen Empfänger staatlicher Subventionen müssen endlich dazu gebracht werden, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Berufsorientiertes, lebenslanges Lernen muss zum Standard werden. Wertschöpfungsketten müssen digitalisiert und automatisiert werden, auch die Digitalisierung der Verwaltung ist mehr als überfällig. Überdies können viele Zuständig keiten in private Hände gelegt werden. Jeder Einzelne muss wieder stärker Verantwortung übernehmen, damit diese Fachkräfteoffensive gelingt.

Alexander Luckow, „Standpunkte“-

Chefredakteur Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL @ MEIN STANDPUNKT
Dienstag, August MEINUNG & ANALYSE 3 NORDWEST-ZEITUNG, NR.196 So gesehen So sieht es Harm Bengen Debatte über Energieversorgung Atomkraft, ja, bitte! Sabrina Wendt D großeUneinigkeitbeiderAtomfragebleibt.DochFakt dassangesichtsderangespanntenLageeinemöglichstschnelleundeffizienteLösunggefundenwerdenmuss, umenergietechnischweitgehendunabhängigvonanderen
einigen Politikern,etwaBundeswirtschaftsministerRobertHabeck
Ausbauer-
undeswärenurtemporär.
bedarf,
neueBrennstäbedafürvonnötensind.
imWinterkeinenBlackout riskieren.DenndermassenhafteEinsatzvonelektrischenHeizgerätenwirdkommen. erreichen Wendt@infoautor.de Porträt von Ron Prosor Botschafter mit deutschen Wurzeln Von Jörg Blank D neue israelische Botschafter in Deutschland, RonProsor,hatamMontagoffiziell AmtinBerlinangetreten. Der 63-Jährige hat Wurzeln: Vater Uriwurde1927inBerlingeboren, Sechsjähriger floh er seinenEltern demHonach InBerlin löst Ron Prosor Jeremy Issacharoff ab, der August 2017Botschafter StaatesIsDeutschlandwar. derErnennungProsors Botschafter DeutschlandhattederdamaligeisraeschenBeziehungenlägenihm seit Langem sehr am Herzen. WegenderfamiliärenWurzeln nach Berlin schließe sich dem Botschafterposten für ihneinKreis:„Fürmichist nichtnur berufliche gabe, sondern auch eine perRon Prosor Diese Krise absehbar: Vor dem dramatisch schärften Fachkräftemangel warnen Experten und Wirtschaft seit vielen Jahren. Ausbildungs-undPersonalleitungengelingteskaumnoch,an Schulen, auf Jobmessen oder densozialenMediendie gend zu erreichen. Und die komplexen Regelungen der Fachkräfteeinwanderung schrecken Unternehmen Bewerber ab. Warum gelingt es der Politik trotz aller Warnsignale nicht, wirksame Handlungskonzepte entwickeln? Aus Arbeitgebersicht müssen vor allem drei Voraussetzungen der Bundesagentur für Arbeit zufolge sogar zunehmend gängige Praxis ist, Lehrerinnen und Lehrern zu Beginn Sommerferien kündigen. Stattdessen wollen SPD, undFDP Niedersachsen allemQuereinsteigern denrotenTeppichbisinsKlassenzimmer Ob das einerbesserenBerufsorientierung und einer stärkeren Vernetzung von Schule und Wirtschaftführt, fraglich. Beides ist aber nötig, um ausbildungswillige Jugendliund Betriebe zusammenzubringen.Schonjetztkannes sichmancheFirmaangesichts Veränderung in Politik, Wirtschaft Gesellschaft. Und zwar Gastbeitrag Warum wir eine Wende auch mit schmerzhaften Maßnahmen brauchenMehr tun gegen Fachkraftmangel und berufsbildenden zu stärken insbesondere einem wie Niedersachsen,indem nachwie rlaubs-VisafürRussenmüssengestopptwerden. UrlaubszieledürfeninPutinsRusslandnichtlängerParis undPortosondernPjöngjangundPekingheißen.Esgehtdarum,auchderrussischenBevölkerungklareZeichenzusetzen. stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Bücherhallen 23.08.2022 buecherhallen.genios.de. hr eg hk angel ut: ölkndungdie di M de nd krä anal dahe echn eil: warne di gel Handlung k n we dieeling Bundrungs ie BunM aeür A ati rmis äft be m Arbeit ft gesenk hgelinge adikal eabub W und arns bei mu rhö dew eb ione 42- tunde W gehthe n die ri ge sbihtung ldungs und St mü prkürzttalt de cht jede mussLehr MJ hr undcht Lang arbei nslos k seq fsnt leb derie ond Ene fänge st nSubmü gendlich bracht d geihr nsunt dierhalt B rufso entie belelanges L Standar scd ungs giet tal isund n, h taligi g de alsrwalt übe Übe GASTBEITRAG n S e fen Pohl, No dmetall-V zepräsident dies k le kuständi auch legHände we de ede Ei stärk antwo übeng rnehme angeläf st übech ehbar für wachsdi de nef Ge ns aucW he hr irals ein „Schwei Sch “, unüde sehb imm gehehm br alsir Akti„kbrauche Md tung undV tik W haft llsund chaft Mari St ch rt b dU gm H bk rgd d N rd d N m 0 hl, pta dent D g L R dk S Sn et b d k hd d u e F er pd uah e b hd h KOMMENTAR ar O m.ot noz.de N k kG h hh h b M o k g Gh b w E ägdA d Lö V g d o D o Dg SPD g kd h g D Ag K dd h d o h h b g g b nd te d bG V Pd te d kü m fe bghd Ate d R b h 2 h 6 dh b (S re E m M h Vh Ö m W d dn hö eh D B dg g b a rsd H d te Kritik an V rschlag u Rent mit 70 re dte h fä R Dp üd R 5 Dk B p V te 4 nW B b bä ted Au t Pd h h u h Ö Sh R b h7 ke d gM ke Ö te 8nte 0 ö e n d
Sofort! Nor De richtige Weg ozialer Bullshit“ J hw h d äh i en h eige Ü SEITE
shz.de (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag) vom 02.09.2022 05:11 Mediengattung: Visits Weblink: https://www.shz.de/deutschland-welt/schleswig-holstein/artikel/robert-focke-42997121 Ø-Tag Gesamtbevölkerung Robert Focke im Interview NordmetallVizepräsident will, dass Menschen länger arbeiten Herr Focke, neue Landesregierung ist zwei Monate im Amt. Sind zufrieden mit Arbeit? Dafür, Ministerpräsident Daniel Günther den Kampf gegen den Fachkräftemangel als eines seiner zentralen ausgegeben hat, noch zu wenig passiert. neue Wirtschaftsminister Claus Madsen doch bis Ende Oktober Eckpunkte für eine Neuauflage der Fachkräfteinitiative erstellen und ein Rahmenkonzept für den Aufbau eines „Welcome Centers“ für ausländische Fachkräfte vorlegen... ...das ist auch gut so, reicht aber noch Denn Arbeitsmarktzahlen Monat Monat dasselbe Bild: Fachkräfte in Schleswig-Holstein sind Mangelware. Experten und Wirtschaft warnen vielen Jahren Krise. Dennoch gelingt es der tik wirksame Handlungskonzepte zu entwickeln. Stattdessen werden gern Paragrafen geritten und neue Statistiken erhoben auch Schleswig-Holstein. Was Sie? Fachkräfte zu qualifizieren und aus Ausland zu gewinnen, darf sich durch bürokratische und komplexe Vorschriften aus Qualifizierungschancen- oder Fachkräfteeinwanderungsgesetzen nicht weiter verzögern. Aus Arbeitgebersicht müssen vor allem Voraussetzungen werden, um Problem zu bekämpfen: Es müssen Arbeitskräfte verfügbar sein. Die Qualität der Arbeitskräfte muss dem passt werden. der Bedarf Arbeitskräften muss gesenkt werden. Klingt nicht leicht. Das kann gelingen, wenn Politiker Althergebrachtes
70
Nicht
um genügend Fachkräfte zu finden... ...stimmt. Deswegen müssen mehr Frauen, Geflüchtete und Langzeitarbeitslose konsequent ins Berufsleben integriert werden. berufsorientiertes, lebenslanges Lernen muss zum werden. Wertschöpfungsketten müssen digitalisiert und automatisiert werden, die Digitalisierung Verwaltung ist mehr als überfällig. Überdies können viele Zuständigkeiten in private Hände gelegt werden. Jeder Einzelne muss wieder Verantwortung übernehmen. Mit „jeder“ meinen Sie aber auch Wirtschaftsminister? Ja, auch wenn die 100 noch nicht herum Der Wirtschaftsminister gibt erst einmal eine Studie in Auftrag, um den Fachkräftebedarf Klimawende in Schleswig-Holstein 2030 zu Wir haben aber kein Erkenntnisproblem. Nur mit immer Studien der Kampf gegen Fachkräftemangel nicht gewinnen. 60 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

PERSONENREGISTER

Prof. Thomas Albert , S. 57, Musikfest Bremen GmbH

Dr. Stefan Birkner MdL , S. 10 ff., FDP

Dr.-Ing. Uwe Boeke , S. 57, Eh renvorstand NORDMETALL e. V.

Vanessa Boy S. 38, Schleswig-Holsteinische Krebs gesellschaft e. V.

Martina Bruse , S. 9, IG Metall Oldenburg

Gitta Connemann MdB, S. 10 ff., CDU

Ralph Conrad , S. 55, Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V.

Theo Croker, S. 44, Trompeter

Martin M. Dassler, S. 11, Turbo-Technik GmbH & Co. KG

Anne-Marie Descôtes S. 39, Botschafterin der Republik Frankreich

Veronika Dörre , S. 38, Schles wig-Holsteinische Krebsgesell schaft e. V.

Stefan Dräger, S. 39, Dräger werk AG & Co. KGaA

Frank Dupree , S. 33, Pianist

Dr. Jochen Eickholt S. 38, Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH & Co. KG

Axel Fick , S. 54, mv-works

Dr. Nico Fickinger, S. 3, 6 ff., 49, 57, 62, NORDMETALL e. V.

Robert Focke , S. 38, 60, Vizepräsident NORDMETALL e. V. / Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG

Daniel Friedrich , Titel, S. 6 ff., IG Metall Küste

Christoph Fülscher S. 40, NORDAKADEMIE gemeinnützige AG

Bernhard Funke , S. 18 f., 35, Märtens Transportbänder GmbH Matthias Gärtner, S. 25, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

Ingo Giese , S. 56, thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Prof. Dr. Frank Gieseler, S. 38, Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft e. V.

Peter Golinski, S. 21, NORD METALL e. V. / NORDBILDUNG GmbH

Michael Grenz , S. 17 f., Hanse atic Power Solutions GmbH

Dr. Dorothee Hansen , S. 57, Kunsthalle Bremen

Ursula Haselböck , S. 31 ff., Festspiele MV

Sascha Hofmeister, S. 39, EEW Special Pipe Constructions GmbH

Frederike Holdhof, Titel, S. 4, 50 ff., EDUR-Pumpenfabrik Eduard Redlien GmbH & Co. KG

Dr. Glenny Holdhof, S. 52, EDUR-Pumpenfabrik Eduard Redlien GmbH & Co. KG

Dr. Jürgen Holdhof, S. 52, EDUR-Pumpenfabrik Eduard Redlien GmbH & Co. KG

Daniel Jakubowski, S. 62, NORDMETALL e. V.

Kelvin Jones , S. 44, Sänger

Carl Kau , S. 57, Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e. V.

Denis Knust , S. 16, uniROTA

Maplan Schwerin GmbH

Ingo Kramer S. 55, Ehrenpräsi dent NORDMETALL e. V. /

J.H.K. Anlagenbau und Indus trieservice GmbH & Co. KG Bremerhaven

Michael Kreth S. 22 f., KSB SE & Co. KGaA

Alois Krtil, S. 21, Artificial Intelli gence Center Hamburg e. V.

Maria Kuhl, S. 54, Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG

Imke Kuhlmann , S. 5, 42, NORDMETALL e. V.

Thomas Lambusch , S. 31, Ehrenpräsident NORDMETALL e. V.

Matthias Lamping , S. 15, HANSA Klimasysteme GmbH

Jürgen Lehmann , S. 9, NORD METALL e. V.

Daniel Lemaitre , S. 54, Lieb herr-MCCtec Rostock GmbH

Dr. Melanie Leonhard , S. 20 f., Senatorin für Arbeit, Ge sundheit, Familie und Integration HH, SPD

Dr. Hagen Lesch , S. 5, 46 ff., Institut der Deutschen Wirtschaft Köln e. V.

Olaf Lies MdL , S. 10 ff. Nieder sächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, SPD

Claus Ruhe Madsen , S. 40, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Touris mus SH, parteilos

Alexander Matthes , S. 55, NORDMETALL e. V.

Ulrich Mäurer, S. 57, Senator für Inneres HB, SPD

Lionel Meunier, S. 31, 33, Dirigent

Bernard Meyer S. 40, MEYER WERFT GmbH & Co. KG

Christian Meyer MdL S. 10 ff., Bündnis 90/Die Grünen

Christoph Minke , S. 33, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schönberg

Michael Moser, S. 27 f., Egger Holzwerkstoffe Wismar GmbH & Co. KG

China Moses , S. 44, Sängerin

Claudia Müller MdB, S. 39, Bündnis 90/Die Grünen

Lucas Müller, S. 56, thyssen krupp Marine Systems GmbH

Maximilian Müller, S. 39, Ostseestaal GmbH & Co. KG

Elon Musk , S. 2, Tesla, Inc.

Sonja Neubert , S. 55, Vorstand NORDMETALL e. V. / Siemens AG

Maik Neumann , S. 55, Lieb herr-MCCtec Rostock GmbH

Lutz Oelsner, S. 55, Präsident Unternehmensverbände im Lande Bremen e. V.

Dr. Daniela Oest S. 29, Die Betriebsärztin

Dr. Alexis Pangalos , S. 37, bloog GmbH

Sabine Petersen S. 21, Techni sche Akademie Nord e. V.

Francesco Piemontesi, S. 57, Pianist

Prof. Dr. Hartmut Pohl S. 24 f., softScheck GmbH

Steffen Pohl S. 55, 60, Vizepräsident NORDMETALL e. V. / Liebherr-MCCtec Rostock GmbH

Wladimir Putin S. 16, 19, Präsident der Russischen Föderation

Timothy Ridout S. 33, Bratschist

Nico Santos , S. 44, Sänger

Dr. Peter Schlaffke S. 9, 29, NORDMETALL e. V.

Stefan Schneider, S. 23 f., Eberspächer Group

Olaf Scholz MdB, S. 38, Bun deskanzler, SPD

Nicola Schroeder S. 28, SAT Anlagentechnik GmbH

Hajo Schulenburg S. 16, VisiConsult X-ray Systems & Solutions GmbH

Lennart Schulenburg , S. 16, VisiConsult X-ray Systems & Solutions GmbH

Christine Schultze , S. 28, Nexperia Germany GmbH

Manuela Schwesig MdL S. 31, 39, Ministerpräsidentin MV, SPD

Christian Seitz S. 15, HANSA Klimasysteme GmbH

Cem Selvi, S. 56, thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Leon Sladky S. 54, Saxophonist

Lena Ströbele , Titel, S. 6 ff., 55, Verhandlungsführerin NORD

METALL e. V. / Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG

Lena Thombansen , S. 21, Arbeit und Leben Hamburg

Robin Ticciati, S. 57, Dirigent

Dr. Stephan Timmermann S. 22 f., KSB SE & Co. KGaA

Folkmar Ukena , S. 10 ff., 19, 26, 55, 57, 60, NORDMETALLPräsident / LEDA Werk GmbH & Co.KG

Michael Vinnen , S. 57, F. A. Vinnen & Co.

Torsten Voß S. 25, Landesamt für Verfassungsschutz HH

Kirsten Wagner S. 31, 33, NORDMETALL-Stiftung

Zoe Wees , S. 44, Sängerin

Axel Weidner S. 54, Manken berg GmbH

Lena Weirauch S. 37, ai-omatic solutions GmbH

Dr. Johanna Wenckebach, S. 5, 46 ff., Hugo Sinzheimer Institut Henning Wessels S. 12 f., AWV Jade e. V.

Michael Westhagemann , S. 20 f., Senator für Wirtschaft und Innovation HH, parteilos

Prof. Dr. Stefan Wiedmann , S. 40, NORDAKADEMIE gemein nützige AG

Schajana Windhorst , S. 56, thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Dr. Michael Winkler S. 9, 55, 57, HELLA Fahrzeugkomponen ten GmbH

Sabrina Wolf S. 28, AFZ Aus- und Fortbildungszentrum Rostock GmbH

Dr. Stefan Wolf S. 5, 63, Gesamtmetall-Präsident / ElringKlinger AG

IMPRESSUM

Standpunkte

Das Magazin von NORDMETALL e. V., dem M+E-Arbeitgeberverband für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das nordwestliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Herausgeber:

Haus der Wirtschaft Kapstadtring 10 22297 Hamburg www.meinarbeitgeberverband.de E-Mail: standpunkte@nordmetall.de Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer

Chefredakteur: Alexander Luckow (Luc) Tel.: 040 6378-4231 E-Mail: luckow@nordmetall.de

Redaktion: Birte Bühnen (BiB) Tel.: 040 6378-4235

E-Mail: buehnen@nordmetall.de Daniel Jakubowski (DJ) Tel.: 040 6378-4258

E-Mail: jakubowski@nordmetall.de

Autoren: Dr. Nico Fickinger, Ulrich Hottelet, Stephan Kallhoff, Dr. Peter Schlaffke (PS), Lothar Steckel, Albina Stelle (AS), Jannick Vetter, Clemens von Frentz (CvF)

Art-Direktion: Birthe Burhenne Tel.: 040 6378-4822

Birgit Hochleitner Tel.: 040 6378-4823

E-Mail: grafik@nordwirtschaftsmedien.de

Produktion:

Druck:

CaHo Druckereibetriebsges. mbH 40. Jahrgang

Erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezug: Kostenfrei für Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und Sonderempfänger in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Medien.

Das Magazin und alle in ihm veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Nachdruck und Verbreitung des Inhalts nur mit ausdrücklicher Ge nehmigung der Chefredaktion, mit Quellenangabe und Zusendung eines Beleges an die Redaktion.

Vervielfältigungen von Teilen dieses Magazins sind für den innerbetrieblichen Gebrauch der Mit gliedsunternehmen gestattet. Die mit dem Namen oder den Initialen des Verfassers gekennzeichne ten Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die Ansicht des Herausge bers oder der gesamten Redaktion wieder.

Titelfoto: Michael Bahlo

613 / 2022 StandpunkteNORDMETALL

Unterwegs für starke Arbeitgeber

In ehemaligen Sowjetrepubliken haben Gewerkschaf ten eine lange Tradition, Arbeitgeberverbände hinge gen nicht. Ohne starke Arbeitgeberverbände bestimmt aber der Staat weiterhin maßgeblich Arbeitsbedingun gen und Entlohnung. Ein Projekt der Deutschen Zusam menarbeit stärkt nun in Zentralasien die Rolle der Arbeitgeberverbände als Sozialpartner. Durchgeführt wird das Projekt vom Bildungswerk der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e. V. , das von NORDMETALL und AGV NORD mitgetragen wird. In Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan werden Arbeitgeberorganisa

Standpunkte-Podcast

tionen auf regionaler und nationaler Ebene unterstützt und darin beraten, professionell neue Mitglieder zu gewinnen, mit anderen Organisationen zu kooperieren und die Interessen der Arbeitgeber gegenüber dem Staat intensiver zu vertreten. NORDMETALL trägt aktiv zum Gelingen dieses Projektes bei: Unser Kommu nikations- und Social-Media-Experte Daniel Jakubows ki gab Anfang September in der kirgisischen Haupt stadt Bischkek einen dreitägigen Workshop mit Arbeit geberverbänden aus Kirgistan und Kasachstan. (Foto 2. Reihe, 6. v. l.). BiB

Der Politik-Podcast des Hauptgeschäftsführers der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie Dr. Nico Fickinger. Thema: Beginn der Tarifrunde 2022

Planbarkeit und Verantwortung

„Ich hoffe, dass der gemeinsame Geist des Dialogs und der Verantwortung für unsere Industrie und ihre Beschäftigten in den weiteren Verhandlungen zu spüren ist“, wünscht sich Dr. Nico Fickinger in seinem jüngsten Standpunkte-Podcast. Dennoch blickt der NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer mit gemischten Gefühlen auf den Beginn der Tarifver handlungen 2022. Dem Arbeitgebervertreter ist klar: „Wir müssen vermutlich ziemlich viele Stell schrauben nutzen, um einen verantwortungsvollen Abschluss zu zimmern.“ Es brauche eine Art NotAusschalter. Denn falls die Produktion in vielen

Unternehmen komplett heruntergefahren werden müsse und die Rezession mit voller Wucht eintrete, „können wir tarifpolitisch nicht so tun, als wäre nichts geschehen“. Dass die IG Metall mit Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober bereits Streiks ange droht hat, kommentiert Fickinger so: „Man kann eine Rezession nicht wegstreiken. Und eine Energie krise auch nicht. Daher hoffe ich, dass uns eine mög lichst friedliche Einigung gelingt, die den Betrieben möglichst lange Planungssicherheit verschafft.“ Nachzuhören unter meinarbeitgeberverband.de/ standpunkte-politik-podcasts. BiB

KURZ VOR SCHLUSS
Foto: Бизнес Ассоциация JIA 62 3 / 2022StandpunkteNORDMETALL

Ich lese „Standpunkte“, weil ...

„... das Magazin klare Kante für die Metall- und Elektroindustrie im Norden zeigt.“

Dr. Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender der ElringKlinger AG / Präsident Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V.

Foto: Christian Augustin

Für mehr Klimaschutz braucht es kluge Ideen. Und keine Ideologien.

insm.de

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