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Termin beim Chef
Frederike Holdhof, Geschäftsführerin EDUR-Pumpenfabrik, Kiel
„Einfacher wird es nicht“, sagt Frederike Holdhof, wenn sie von den Aktivitäten ihres Unternehmens in China erzählt. Die Kielerin weiß, wovon sie spricht: Seit sie Anfang 2021 in die Geschäftsführung der EDUR-Pumpenfabrik eingestiegen ist, konnte sie angesichts der Corona-Pandemie zwar nicht ins Reich der Mitte reisen. Aber genau deshalb beschäftigt das Asien-Geschäft des familiengeführten Kreiselpumpen-Herstellers die Norddeutsche mehr denn je. „Wir arbeiten eng mit unseren Partnern und Kollegen in Hangzhou China sowie Kuala Lumpur Malaysia zusammen, um technologische Trends frühzeitig aufzugreifen und nachhaltigen Fortschritt zu erzielen, bevor das dort vor Ort andere leisten“, berichtet die 34-Jährige. Ein Wettlauf sei da im Gange zwischen den deutschen Maschinenbauern und ihren einstigen Werkbank-Partnern, die sich längst zu harten Konkurrenten entwickelt hätten. „EDUR hat zwar keine direkte Abhängigkeit vom chinesischen Markt, aber viele unserer Kunden haben sie“, weiß Holdhof. Und die rigide Corona-Shutdown-Politik wie die politische Entwicklung im Lande selbst und in anderen Teilen der Welt machten es eben deutlich schwieriger, den chinesischen und internationalen Markt vernünftig zu bearbeiten – „auch unsere Geschäftspolitik auf der Grundlage der freiheitlichen Werte Europas neu zu beurteilen, ist eine Kernaufgabe von EDUR und der deutschen Wirtschaft insgesamt“, sagt Holdhof. In der Welt kennt sich Frederike Holdhof seit Jugendtagen aus: Schon vor dem Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium in Heikendorf am Ostufer der Kieler Förde absolvierte die Unternehmertochter ein Auslands-Highschool-Jahr im neuseeländischen Papakura am Rosehill- College. Nach dem erfolgreichen Bachelor-Abschluss im Wirtschaftsingenieurwesen für Maschinenbau an der TU Braunschweig verbrachte sie knappe zwölf Monate in Chicago bei der German American Chamber of Commerce bevor sie das Masterstudium anschloss.
„Meine Eltern haben weder mich noch meine zwei Geschwister je gedrängt, in die Firma einzusteigen“, erinnert sich Holdhof. „Aber auf unserem alten Firmengrundstück wohnte noch meine Großmutter. Als ich klein war, bin ich da ein- und ausgegangen und habe den Geruch der Fabrik quasi aufgesogen“. Frederike Holdhof setzt so eine bald hundertjährige Erfolgsgeschichte fort: Der erst 25 Jahre alte Ingenieur Eduard Redlien gründete am 1. April 1927 die nach ihm benannte Fabrik. Großvaters patentierte Geschäftsidee erwies sich als erfolgreicher Langläufer: Eine selbstansaugende Kreiselpumpe, die er anfangs in kleinen Stückzahlen für die Wasserversorgung in den Markt brachte. Anders als die damals üblichen Pumpen boten Redliens Modelle eine extrem hohe Betriebssicherheit und gute Wirkungsgrade. Abnehmer waren bald Landwirte, Molkereien und Gewerbetreibende, teilweise auch Privathaushalte. Nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers im Frühjahr 1959 übernahm seine Witwe Irma Redlien die Firmenleitung. Der ehrgeizige persönliche Einsatz der Großmutter und viele loyale Mitarbeiter retteten den Betrieb. „Heute sind wir einer von zwei Herstellern weltweit, die Mehrphasenpumpen individuell nach den Wünschen der Kunden fertigen“, weiß Frederike Holdhof. Ihre Eltern, Dr. Jürgen Holdhof und Dr. Glenny Holdhof, Tochter des Firmengründers Redlien, hatten seit den 1980er-Jahren den Turnaround vom Serienfertiger zum kundenorientierten Nischenanbieter vollzogen. Aus einem effizienten Baukastensystem werden heute Produkte für Energie-, Kälte- und Reinigungstechnik, Flüssiggas- und Wasser- sowie Abwasseranwendungen im Industriegebiet von Kiel-Wellsee hergestellt. Der Umzug vom alten Standort im Kieler Wulfsbrook war notwendig, um die Produktion langfristig nachhaltig und zukunftsorientiert aufzustellen. „Der Nachfolgeprozess im Familienunternehmen war kein Zuckerschlecken, sondern für alle Seiten harte Arbeit“, sagt die Unternehmertochter heute rückblickend. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst in einer Unternehmensberatung und stieg dann 2017 als Digitalisierungs-Managerin in den elterlichen Betrieb ein, bevor sie sich auf die Bereiche Vertrieb und Forschung und Entwicklung spezialisierte. „Ich kann allen, die Führungsverantwortung übernehmen wollen, empfehlen, erst einmal die Unternehmensprozesse abteilungsübergreifend kennenzulernen, um zu verstehen wie das Unternehmen tickt“, sagt sie nüchtern. Grundsätzlich glaubt sie daran, dass es niemandem schadet, sich hochzuarbeiten und die Ärmel hochzukrempeln: „Die wenigsten verlassen als Gründer oder Firmenchefs die Uni!“

Foto: Christian Augustin
Die Ärmel hochkrempeln, das tut Frederike Holdhof mit ihrem Co-Geschäftsführer Thomas Naß gerade in diesen herausfordernden Zeiten: „Wie alle erleben wir signifikante Preissteigerungen von Zulieferprodukten, bei zunehmend unbekannten Lieferzeiten“, berichtet sie aus dem Chefinnen-Alltag. Gleichzeitig erlebe EDUR einen Auftragseingang, wie noch selten in der 95-jährigen Firmengeschichte. Insbesondere die Entwicklungen im Bereich der Wasserstoffproduktion schaffen auch substanzielles Wachstum. Die Aufträge angesichts der Lieferprobleme und des zunehmenden Fachkräftemangels abzuarbeiten sei jedoch nicht immer trivial. Das Unternehmen sucht derzeit einige Mitarbeiter für Vertrieb und Produktion, um die motivierte und engagierte 120-köpfige Mannschaft zu verstärken. Dabei ist EDUR auch darauf angewiesen, dass die Zusammenarbeit mit den ansässigen Hochschulen gut verläuft. Um für den gelegentlich turbulenten Arbeitsalltag einen freien Kopf zu haben, nutzt Frederike Holdhofdie frische Luft an der Kieler Förde: „Ich jogge fast täglich an der Kiellinie und bin auch sonst leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin.“ Ausgleich schaffen außerdem entspannte Abende mit engen Freunden bei gutem Rotwein. Weder Neuseeland, noch die USA oder China vermisst die bodenständige Kielerin dann. „Ich habe nach langen Reisen ohnehin immer mit dem Jetlag zu kämpfen – da bin ich gerne auch mal zuhause“, sagt Frederike Holdhof zum Abschied.
Alexander Luckow

Foto: Christian Augustin
EDUR ist Spezialist für individuelle Kreiselpumpen. Als Entwickler und Hersteller produziert das Unternehmen passgenaue Pumpen für die spezifische Anwendung. Gleichzeitig ist EDUR bei seinen Kunden als Berater und Technologiepartner mit internationaler Ausrichtung und umfassendem Service tätig.
Die innovative Pumpentechnik der EDUR-Pumpenfabrik hat sich seit 1927 über die Jahrzehnte stetig weiterentwickelt und setzt heute neue Maßstäbe auf dem Weltmarkt. „Die Produktpalette ist das Ergebnis exzellenter Ingenieurleistungen, innovativer Fertigungsmethoden und einer zukunftsweisenden Unternehmensphilosophie“, sagt EDUR-Chefin Frederike Holdhof.