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Paloma ohé

Die Bayerische Hausbau belebt das Areal der ehemaligen Esso-Häuser in Hamburg neu. Das funktioniert – allerdings nicht ohne Unwägbarkeiten.

Die Vorschusslorbeeren sind immens: „Glanz und Gloria verspricht das Paloma-Viertel“. Es wird das „neue Herz von St. Pauli“, „so bunt es eben geht“, dazu „ein wenig schief und schrill“. Also perfekt, kann man aus den Worten der Redaktion des Hamburger Portals kiekmo lesen. Auf dem Gelände der ehemaligen Esso-Häuser soll gewohnt, gefeiert, gearbeitet und der Subkultur gehuldigt werden. Von der Stange ist hier nichts, sondern alles ganz individuell.

Der alteingesessene Musikclub Molotow behält seinen Stammplatz auf 770 Quadratmetern Mietfläche. Dazu kommt ein Subkulturcluster, ein Hotel mit 150 Zimmern, ein Hostel und damit fast 5.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für Gewerbe, ein sozialer Treffpunkt, Einzelhandel, Gastronomie. 186 Wohnungen entstehen, 40 Prozent frei finanziert, 40 Prozent im ersten Förderweg und 20 Prozent genossenschaftliches Wohnen. Ein ganzer Kosmos in 13 Häusern und einer Gasse, wie der Eigentümer, die Bayerische Hausbau, schreibt. Erworben wurde das Areal bereits 2009.

„Das Baufeld 5 haben wir an den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) veräußert“, sagt Sabine Hagn, Pressesprecherin der Bayerischen Hausbau. „Damit sichert die Freie und Hansestadt Hamburg das im Rahmen der Bürgerbeteiligung gewünschte, trotz vielfacher Fristverlängerung durch uns aber zunächst gescheiterte genossenschaftliche Wohnen auf dem Areal. Die Flächen der Baugenossenschaft werden wir schlüsselfertig errichten.“

Bei einem solch großen Projekt gibt es zudem jede Menge Wünsche – von der Verwaltung, den Anwohnern und jenen, die sich in dem Quartier später wohlfühlen sollen. „Wir hatten einen zweistufigen Wettbewerb zum Städtebau und Hochbau mit umfangreicher Bürgerbeteiligung“, so Sabine Hagn. Über 2.300 Bürgeranregungen fanden in der Planung Aufnahme. „Im Anschluss folgten mit PlanBude und Hamburg über 50 Verhandlungsrunden, bis der Städtebauliche Vertrag unterzeichnet werden konnte. Daraufhin waren dann weitere Nachjustierungen notwendig, die im Nachtrag im Juni 2021 festgehalten wurden.“

Damit nicht genug: Im langen Entwicklungsprozess ändern sich dazu noch die Gegebenheiten. So müssen ab 2023 Dachflächen mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet sein. Geplant waren hoch oben allerdings – so will es auch der so genannte St.-Pauli-Code – ein zum Spielbudenplatz hin gelegenes Kletterdach, eine Kletterwand und ein urbanes Skater- sowie ein Kunstspiel-Dach. „Derzeit suchen wir nach einer Lösung, um die neue Verordnung mit den bereits festgelegten sozialen Erfordernissen dieses besonderen Quartieres übereinzubringen“, so Sabine Hagn. Weiterer Knackpunkt ist die Kletterwand, die im Rahmen der Bürgerbeteiligung integriert wurde. Der eingereichte Bauvorbescheid war nicht genehmigungsfähig, da die Kletterwand-Norm im Konflikt zu den Brandschutzanforderungen eines Hochhauses stand. Eine neue Lösung brachte zwar einen positiven Bescheid, aber auch eine Menge Änderungen mit sich. „Die Kletterwand muss von der Brandwand des Hotels weiter abrücken und eine Sprinkleranlage in dem dazwischenliegenden Hohlraum eingebaut werden“, erklärt Sabine Hagn. Das wiederum wirke sich auf die direkt dahinter liegenden Hotelzimmer aus. Die Bayerische Hausbau hält einen Baubeginn des Paloma-Viertels im Jahr 2023 für realisitisch.

Ivette Wagner

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