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Besser als ihr Ruf
from IMMOBILIEN AKTUELL
by IMMOCOM
Selten waren Reihenhäuser und Doppelhaushälften so beliebt wie heute. Jeder Zweite würde beim Kauf einer Immobilie einen dieser beiden Haustypen bevorzugen, ergab eine Forsa-Umfrage. Warum Häuser von der Stange so gefragt sind.
Hohe Immobilienpreise, knappes Bauland, wenig Eigenkapital – für viele Menschen ist es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Dennoch ist die Nachfrage ungebrochen hoch. Daran hat auch die Corona-Krise ihren Anteil, denn sie veränderte bei vielen Menschen die Prioritäten in Wohnfragen. Ein privater Rückzugsort mit Abstand zu den Nachbarn, eigenem Garten, viel Ruhe und Möglichkeiten zur Betätigung an der frischen Luft, all dies ist für 65 Prozent der 25- bis 69-Jährigen deutlich wichtiger geworden. Bei 43 Prozent kommt der Wunsch nach einem separaten Raum für ein Homeoffice hinzu. So lauten die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage für das Dornieden-Wohnbarometer. Eine weitere Erkenntnis: Jeder Zweite würde beim Kauf einer Immobilie ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte bevorzugen.
Die Gründe hierfür liegen für Martin Dornieden, Geschäftsführer der Dornieden Gruppe, auf der Hand: „Beide Haustypen sind platzsparender und viel günstiger als ein freistehendes Einfamilienhaus, verfügen aber trotzdem über eine Terrasse und einen kleinen, eigenen Garten.“ Meist ist auch eine Garage oder ein Stellplatz dabei. Zudem bieten Reihenhäuser und Doppelhaushälften gegenüber Eigentumswohnungen mehr Wohnfläche und gegenüber freistehenden Häusern auf großen Grundstücken einen geringeren Energieverbrauch und Unterhaltsaufwand.
Für Familien gerade noch leistbar
Laut bulwiengesa-Immobilienindex 2022 sind Reihenhäuser seit einigen Jahren „wieder beliebter geworden“. Das spiegeln die Kaufpreise wider, die sich allein von 2020 bis 2021 um 7,8 Prozent erhöhten. Dennoch, so das Analyseunternehmen, seien Reihenhäuser vor allem für Familien „gerade noch leistbar“, da sie kleinere Grundstücke finanzieren müssen und Baukosten sparen durch gemeinsame Wände und Baustelleneinrichtungen.
Die Vorliebe der Deutschen für solche Häuser bestätigt auch eine Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG. Demnach ist den meisten Menschen die Wohnform wichtiger als die Wohnfläche, der Standort oder die Eigentumsform. Viele Stadtbewohner würden für ein Haus im Grünen eine Fahrtzeit von bis zu 40 Minuten ins Zentrum akzeptieren. Das IW sieht in dieser klaren Wohnpräferenz eine große Chance, die Wohnungsnachfrage gleichmäßiger zu verteilen. Das diskutierte Verbot von Einfamilienhäusern helfe hier nicht weiter. Im Gegenteil: Neue und gut angebundene Quartiere im Umland könnten die städtischen Wohnungsmärkte deutlich entspannen.
Günstiger bauen, früher einziehen
Dass sich neue Quartiere im Umland obendrein zügig errichten lassen, ist ein weiterer Pluspunkt von Reihenhäusern. Möglich macht es das serielle Bauen. Ein Spezialist auf diesem Gebiet ist die Deutsche Reihenhaus AG, die bundesweit bereits 400 Wohnparks errichtet hat. Ein aktuelles Projekt ist der Wohnpark Tiliastraße in Blankenfelde-Mahlow, südlich von Berlin mit 26 Reihenhäusern und 52 Pkw-Stellplätzen. Hier sind dank der seriellen Bauweise zwei Häuser pro Tag entstanden, die nun innen ausgebaut werden. Da die Abläufe standardisiert sind, entfallen lange Planungs- und Bauzeiten. Alle Elemente wie Wände, Decken, Dächer, Türen und Fenster werden im Werk kostengünstig in Serie vorproduziert und auf der Baustelle zusammengesetzt. Die Vorteile dieses Verfahrens: Es spart Zeit, senkt Baukosten und Kaufpreise, ermöglicht früheres Einziehen und sorgt durch fixe Baukosten für Planungssicherheit.
Haus von der Stange – nur ein Klischee
Kein Wunder also, dass Fertighäuser so beliebt sind. Laut Bundesverband Deutscher Fertigbau ist ihr Marktanteil an den Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser 2021 auf ein Allzeithoch von 23,1 Prozent gestiegen. Damit war fast jeder vierte Eigenheim-Neubau ein Serienmodell. Das ist beachtlich, hängt dem Fertighausbau doch das Klischee an, nur langweilige Siedlungen mit identischen Häusern von der Stange hervorzubringen. Doch dieser Eindruck täuscht. Seriell gefertigte Typenhäuser machen nur ein Drittel aller Fertighäuser aus, denn diese können genauso nach individuellen Wünschen konzipiert und gefertigt werden wie frei geplante Architektenhäuser. Allerdings kosten individuelle Fertighäuser dann schnell so viel wie konventionelle Häuser. Was viele Bauherren und Käufer ebenfalls nicht wissen: Die Hauselemente bestehen nicht nur aus gefüllten Holzrahmen oder Leichtbeton. „Seit mehr als 20 Jahren gibt es auch Fertighäuser in Massivbauweise“, sagt Holger Kühne, Prokurist der Dennert Massivhaus GmbH. Solche Modelle seien neben Wohnanlagen und Reihenhaus-Siedlungen besonders für das Schließen von Baulücken in Städten attraktiv. Gerade hier sei es „eine unglaubliche Erleichterung, wenn vor Ort alles zügig und termingerecht abgewickelt werden kann“. Angesichts der professionellen, kostensparenden und individuellen Hauslösungen scheint das Ziel der Fertigbaubranche, in zwei Jahren einen Marktanteil von 25 Prozent zu erreichen, durchaus realistisch.
Frank Baecke