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Superstar Kleinstadt

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Besser als ihr Ruf

Besser als ihr Ruf

Quelle: Frank Schoepgens

Prof. Felix Thomas, Geschäftsführer von Schwitzke ID, spricht mit IMMOBILIEN AKTUELL über Monheim, eine Stadt mitten im Transformationsprozess, und wie genau dieser funktionieren kann.

IMMOBILIEN AKTUELL (IA): Selten haben Kleinstädte so viel Aufmerksamkeit durch digitale Transformationen erfahren. Ein vorbildliches Beispiel ist Monheim am Rhein. Was genau ist da passiert?

Prof. Felix Thomas (FT): Monheims Idee ist, die Stadt zu öffnen und den Bedürfnissen der Bürger anzupassen. In der Innenstadt entsteht ein Marktplatz, der die Menschen in der Mitte zusammenführt. Einkaufen als vernetztes Erlebnis, inszeniert als Ort der Begegnung, digital und analog. Um den Wochenmarkt herum wird es moderne Büroflächen, gastronomische Angebote und Kunstinstallationen von namhaften Künstlern geben.

IA: Was war die Aufgabe im Detail?

FT: Vor zwei Jahren haben wir mit dem Strategieprozess von Monheim Mitte angefangen. Zunächst ging es um die strategische Positionierung und die Leitbildentwicklung. Anschließend entwickelten wir das ganzheitliche Markendesign: vom klassischen Corporate Design und den Guidelines über ein Fußgängerleitsystem bis hin zu der Händlerdatenbank auf der Website.

IA: Was ist so besonders an Monheim?

FT: Als dynamischer Wirtschaftsstandort mit hohem Qualitätsniveau der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist Monheim bereits bekannt. Das ist aber nicht alles: Monheim am Rhein investiert in eine Stadt, wie sie sein sollte: Wirtschaft und Lebensqualität in Verbindung mit zukunftsorientierten Strategien und Projekten. Monheim hat verstanden, dass Shopping in den eigenen Einkaufsstraßen stattfinden muss und die Stadt die Aufgabe hat, den Händlern Tools zur Verfügung zu stellen. In Monheim Mitte hat jeder Händler die Möglichkeit, auf der Händlerdatenbank das eigene Angebot herauszustellen, und das kostenlos.

IA: Kann Monheim überall sein?

FT: Im Prinzip schon. Es geht um den Mut und die Bereitschaft, etwas verändern zu wollen. Mit kreativer Kraft, strategischer Planung und der Partizipation der Bevölkerung lässt sich einiges bewegen. Die Grundsubstanz bieten viele Städte dieser Größenordnung in Deutschland.

IA: Was war die größte Herausforderung bei Monheim?

FT: Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Stakeholdern, konsolidierte Feedbacks und Timings. Im Laufe des Prozesses haben alle Beteiligten viel gelernt. Wichtig ist die Erkenntnis: Transformation ist eben kein Ergebnis, sondern ein Prozess.

IA: Wie gehen Sie bei der Entwicklung von Leitbildern vor?

FT: Wir haben immer sowohl das große Ganze als auch die Umsetzbarkeit im Detail im Blick. Dieses parallele Denken ist eine Kernkompetenz von strategischem Design. Wir haben schon oft erlebt, dass wir starke Visionen und Zukunftsbilder entwickelt haben, Organisationen diese aber intern nicht wirklich nutzen. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht daher darin, erst einmal die Bereitschaft in der Belegschaft zu entwickeln, sich auf einen Veränderungsprozess einzulassen. Sinn und Kultur bilden eine Konstante, während die visuelle Gestaltung dynamisch und anpassungsfähig sein muss. Kommunikationskanäle verändern sich kontinuierlich. Strategie und Design können die Reise rund um die Touchpoints und Kanäle in Bezug auf die Kundenbedürfnisse optimieren und schaffen ein vernetztes Markenerlebnis. Vernetzte Erlebnisse machen den Unterschied in einer Welt, in der alles möglich, aber wenig von Bestand ist. Sie helfen, die Markenstrategie in Erlebnisse zu verwandeln, die etwas Einzigartiges und Einprägsames bieten, um Nachfrage und Loyalität zu steigern und um Vertrauen zu schaffen.

IA: Was wäre die nächste Lieblingskleinstadt von Schwitzke ID?

FT: Wir möchten Städten ermöglichen, (wieder) zu Lieblingsorten zu werden. Jede Stadt oder Kleinstadt, die sich mit Mut und Ambitionen dem Veränderungsprozess stellen möchte, kommt in Frage.

Interview: Ivette Wagner

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