Kirche.Leben. 2021-2

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Menschen im Veedel

Die Lachmacherin „Einmal waren wir im Krankenhaus bei drei Teenagern. Die jungen Frauen waren zunächst zurückhaltend-kritisch. Wir haben ihnen Rollen gegeben. Eine war Supermodel, eine Sängerin und eine ein Filmstar,“ sagt Britt Andersson. Sie hat so getan, als ob vor der Tür eine Fotografenmeute lauert und einen Stuhl unter die Klinke gestellt. Als dann die Visite versucht hat, die Klinke herunterzudrücken, waren die Mädchen schon nicht mehr zu bremsen und gingen voll mit. Seit vier Jahren arbeitet Britt Andersson als Clownin „Berta“ in Krankenhäusern, in Senioren-, Pflege- und Hospizeinrichtungen. Das ist ihr absoluter Traumberuf. „Das Ziel von uns Klinikclowns ist es, einen Stimmungswechsel zu erzielen“, sagt Britt Andersson. Auf der Webseite des „Dachverbandes Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e.V.“ steht, dass Klinikclowns mit Lebensfreude und Frohsinn Ablenkung für Patienten und Angehörige, Heimbewohner, Ärzte und Pflegekräfte schaffen. Durch ihr Spiel und die Kontaktaufnahme geraten Schmerzen, Einsamkeit, Ängste und Sorgen für kurze Zeit in Vergessenheit. Es entsteht eine Begegnung, die von Humor, Respekt, Unvoreingenommenheit und Aufrichtigkeit getragen ist. Britt Andersson erzählt, dass es dazu auch wissenschaftliche Forschungen gebe. „Einmal wurde ich für einen kleinen Jungen im Spiderman-Schlafanzug selbst zur Spinnen-

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frau, webte mit meinen Fingern imaginäre Fäden und versuchte, mich an den Zimmerwänden hochzuziehen.“ Mit dem kleinen Patienten entwickelte „Berta“ eine Fantasiegeschichte und brachte ihn mit übertriebener Gestik und witzigem Dialog dazu, seine Schmerzen für die Zeit des gemeinsamen Spiels zu vergessen. Wenn die Klinikclownin ins Zimmer kommt, dann hat sie vorher eine Übergabe mit Namen, Alter und Krankengeschichte erhalten. Dennoch weiß sie nicht genau, was kommt oder was sie machen wird. Das entscheidet sich blitzschnell, sobald sie die Tür öffnet und die Situation erfasst. Sie improvisiert – gemeinsam mit ihrem Partnerclown. Denn die Clowns des „Kölner Klinikclowns e.V.“, für den Britt Andersson arbeitet, treten stets im Duo auf. Sie arbeiten hochprofessionell. Britt Andersson hat eine zweijährige Ausbildung zur Klinikclownin absolviert. Sie hat Improvisation, Pantomime und andere künstlerische und psychosoziale Techniken gelernt. 2017 bestand sie das Casting beim Verein der Kölner Klinikclowns und kam nach einer sechsmonatigen Probezeit fest ins Ensemble. Die Lust an Komik, Singen und Tanzen bringt Britt Andersson aus Schweden mit. Sie ist in Südschweden geboren, ihre Eltern hatten einen Bauernhof. Nach einer Schauspielausbildung arbeitete sie beim Theater und Film. Aus Liebe zu ihrem Mann, der eine Tanzschule für


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