Digitaler Nachschlag 01/12

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September/Oktober 2011

MLZ

Digitaler Nachschlag

Uni-Ranking: Praxisbezug Aachen Spitzenreiter, Berlin Schlusslicht MEDi-LEARN Redaktion

A

m Anfang des Studiums kannst du es ja noch gelassen nehmen. Wenn deine Verwandten dich zum x-ten Mal fragen, wann du deinen ersten Patienten hast. Oder sie dir von ihren Gebrechen erzählen und deinen Rat erfragen. Später wirst du zunehmend grummelig. Zwar speicherst du bücherweise Wissen in deinem Kopf ab. Trotzdem ahnst du, dass du nichts können wirst, wenn du das erste Mal vor einem Patienten stehst. Blutabnehmen, Auskultieren, EKG schreiben – alles Dinge, die du nicht aus einem Buch lernen kannst. Andererseits gibt es an den Unis vermehrt Unterricht am Krankenbett und natürlich die Skills Labs. In letzteren lernst du die praktischen Dinge des Medizinerdaseins, von der Blutentnahme bis zum Nähen. Bei ersteren hast du Kontakt zu „echten“ Patienten. Gleiches gilt für die Blockpraktika, in denen du auf Station mit realen Fällen konfrontiert bist. Es sieht so aus, als hätten die Universitäten in den letzten Jahren viel dazu gelernt in Sachen Praxisbezug. Aber ist dem so? Sind die deutschen Studierenden zufrieden mit dem Praxisbezug im Studium? Um das zu erfahren, hat MEDI-LEARN im Uni-Ranking 2011 speziell danach gefragt, sowohl in Bezug auf die Vorklinik als auch auf die Klinik. Dabei konnte der Praxisbezug mit Schulnoten bewertet werden – von „1“ (sehr gut) bis „6“ (ungenügend). Wirklich unzufrieden scheinen nur verhältnismäßig wenige Studierende zu sein. Fast wie zu erwarten schnitten die klinischen Semester in Hinsicht auf den Praxisbezug deutlich besser ab als die Vorklinik. Etwa jeder Zehnte vorklinische Studierende, der an der Befragung teilnahm, findet den Praxisbezug in der Vorklinik sehr gut. Ungefähr ein Drittel vergab die Note „gut“ und ein weiteres Drittel immerhin noch ein „befriedigend“. Reichlich 17 Prozent sind der Ansicht, der

Praxisbezug verdiene höchstens die Note „ausreichend“, während lediglich zehn Prozent ein „mangelhaft“ und nur zwei Prozent die schlechteste Note „ungenügend“ vergeben. Dabei scheinen die Studierenden der Unis Aachen, Hannover und Lübeck am zufriedensten mit dem Praxisbezug in den vorklinischen Semestern. In Aachen wurde von sage und schreibe 84 Prozent der befragten Studieren-

der Praxisbezug sei „befriedigend“. Die Noten vier bis sechs wurden insgesamt von nicht einmal zwölf Prozent der Befragten verteilt. Doch hier gibt es ebenfalls Unterschiede zwischen den verschiedenen Universitäten. Am zufriedensten sind die Studierenden der Unis Lübeck, Greifswald und Aachen. In Lübeck wurde von mehr als einem Drittel der Befragten ein „sehr gut“ vergeben und knapp 60 Prozent bewerteten den Praxisbezug mit einem „gut“. Schlechter als „befriedigend“ empfand keiner der befragten Lübecker Studierenden den Praxisbezug. Ähnlich sieht es an den Unis Aachen und Greifswald

Aachen den eine Bewertung mit „sehr gut“ oder „gut“ abgegeben. In Lübeck traf dies auf immerhin noch 72 Prozent und in Hannover auf 63 Prozent der Umfrageteilnehmer zu. Interessant ist dabei, dass von diesen dreien Lübeck die einzige Uni ohne expliziten Reformstudiengang ist. Dennoch wird dort offensichtlich viel Wert auf einen Praxisbezug von Beginn des Studiums an gelegt. Schlusslichter des Uni-Rankings bezüglich des vorklinischen Studienabschnitts sind die Unis Düsseldorf und Berlin. Erschreckende 38 Prozent der Düsseldorfer Teilnehmer vergaben die Noten „mangelhaft“ und „ungenügend“. In Berlin sieht es nicht viel besser aus. 27 Prozent der dort befragten Studierenden nennen den Praxisbezug in der Vorklinik „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Wenn du dir vor Augen hältst, dass es an den meisten anderen Universitäten gar kein Votum für „ungenügend“ und an vielen auch keines für „mangelhaft“ gab, ist das eine deutliche Aussage. Im klinischen Abschnitt vergab mehr als jeder Fünfte die Note „sehr gut“, mehr als 40 Prozent sprachen sich für „gut“ aus und knapp jeder Vierte ist der Meinung,

aus, selbst wenn die exakte Stimmverteilung variiert. Doch an keiner dieser Unis bewerten die Studierenden den Praxisbezug mit einer Note schlechter als „befriedigend“. Schlusslicht ist die Uni Erlangen-Nürnberg, denn dort vergeben mehr als vier Prozent die Note „ungenügend“ für den Praxisbezug in den klinischen Semestern. Zieht man dies mit

dem Anteil derer zusammen, die die Note „mangelhaft“ vergaben, zeigt sich, dass in Nürnberg nahezu jeder fünfte Studierende unzufrieden ist. Ähnlich schlecht sieht es nur in Essen aus, wo zusammengerechnet 15 Prozent der Studierenden die Noten fünf und sechs vergeben. An fast allen anderen Universitäten wurde die Note „ungenügend“ gar nicht und die Note „mangelhaft“ nur vereinzelt gegeben. Was den Praxisbezug angeht, erweisen sich nach dem MEDI-LEARN Uni-Ranking die Universitäten Aachen und Lübeck als absolute Gewinner, für Vorklinik und Klinik gleichermaßen. Dort sind die Studierenden zufrieden mit dem Praxisbezug, der sich offensichtlich durch das komplette Studium zieht. Am unzufriedensten sind die Studierenden der Uni Berlin, wenn in der Klinik auch deutlich weniger als in der Vorklinik. Dennoch finden sich dort schlechte Bewertungen für die klinischen Semester. Für die große Mehrheit der Universitäten gilt jedoch, dass die Studierenden dort im Großen und Ganzen mit dem Praxisbezug während des Studiums zufrieden sind und sich über mangelnden Praxisbezug nicht beklagen.

IMPRESSUM Herausgeber: MEDI-LEARN Verlag GbR, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/Lahn Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-262 E-Mail: redaktion@medi-learn.de, www.medi-learn.de Redaktion: Christian Weier (V.i.S.d.P.), Jens Plasger, Dipl.-Päd. Kare Ahlschwede (Chef vom Dienst), Dr. med. Marlies Weier, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld Lektorat: Kare Ahlschwede, Ines Behlert Layout & Graphik: Kristina Junghans Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com Erscheinungsort: Marburg Der digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin. Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs­berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel. Dieser Digitale Nachschlag ist Teil der MEDI-LEARN Zeitung. Die bisherigen Ausgaben findest Du unter: www.medi-learn.de/MLZ-Online


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