Land Magazin 2019

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„Erst 1995 wurde die Erste Service-Genossenschaft in Oberösterreich gegründet." Mario Duschek, Geschäftsführer Maschinenring Kärnten

fragte die niederösterreichische Organisation in den 1970ern ihre Mitglieder, wie viel Dünger sie gemeinsam kaufen wollten, um Einkaufsvorteile zu lukrieren. Allerdings wurde schnell klar, dass das nicht Kernaufgabe des Maschinenring sein konnte. 1975 schlossen die Lagerhaus-Genossenschaften, von denen viele zum Raiffeisen-Verbund gehören, und der Maschinenring ein Arbeitsübereinkommen ab. Es grenzte die Aufgabenbereiche klar ab: Das Lagerhaus diente der Land- und Forstwirtschaft durch den Ein- und Verkauf, die Maschinenringe übernahmen das Organisieren des rationellen Einsatzes von Maschinen und Arbeitskräften.

Warum die Maschinenring Genossenschaften entstanden Es dauerte noch zwanzig Jahre, bis die ersten Maschinenring Genossenschaften in Österreich gegründet wurden. Die Saat dafür wurde 1986 gelegt, als die Generalversammlung des Bundesverbands den Schritt in ein neues Tätigkeitsfeld beschloss: Die Service-Dienstleistungen, z.B. für Kommunen oder in der Landschaftspflege. Kommunale Einrichtungen sollten dadurch Kosten sparen und die Landwirte eine weitere Zuverdienst-Möglichkeit nutzen können, um ihren Betrieb zu erhalten. Der Winterdienst war schon vorher da und dort angeboten worden, aber nun war die Zeit reif für die Regelung dieser Bereiche. Trotzdem dauerte es bis 1995, bis die erste Service-Genossenschaft in Oberösterreich entstand. Die Genossenschaft wurde als Organisationsform gewählt, weil erstens alle Maschinenring-Vereine eingebunden werden konnten. Zweitens bietet eine Genossenschaft eine nachhaltige Struktur, die nicht gewinnorientiert sein muss. 1997 folgte die Maschinenring Personal Leasing reg. Gen.m.b.H. Die Idee kam an: Die Genossenschaften boten – und bieten bis heute – Kommunal- und Infrastrukturleistungen sowie Personaldienste am Markt an. Der Kärntner Geschäftsführer Mario Duschek ist seit 1996 beim Maschinenring in Kärnten an Bord. Er wurde damals gefragt, ob 11

Zu den wichtigsten Bereichen der Maschinenring Service Genossenschaften zählen die Grünraumpflege und der Winterdienst.

er für eine neue Genossenschaft des Maschinenring arbeiten wolle: „Das war interessant, weil ich ein leeres Büro betrat und alles von Grund auf selber machen musste – von Einrichtung kaufen über Abläufe planen, EDV-System, Partnerschaften zu anderen Ländern, Statuten, Revisionen, Rechnungslegung, Betriebsprüfungen etc.“ Sein einziger Anhaltspunkt: Die 20-seitigen Genossenschafts-Statuten aus Oberösterreich. Heute sind die Aufgaben geregelt und eingespielt: professionelle Teams in den lokalen Maschinenring-Vereinen übernehmen Vertrieb, Disposition von Arbeitskräften etc. Die Genossenschaften sind für den Großkunden-Vertrieb, für Personalverrechnung, Marketing, Controlling usw. zuständig.

Über 1.100 Köpfe waren involviert Mit dem wirtschaftlichen Erfolg dieser Struktur stieg die Mitarbeiterzahl, die Zusammenarbeit der Vereine und der Genossenschaften wurde intensiviert, aber auch die finanziellen Möglichkeiten des Maschinenring wurden größer. Bundesländerübergreifende Projekte waren notwendig, etwa die Schaffung einer gemeinsamen EDV oder einer Österreich weiten Service-Genossenschaft, die überregionale Aufträge abwickelt. Eine gemeinsame Strategie wurde ab 2007 entwickelt, und damit auch ein darauf ausgerichtetes Personalmanagement eingeführt. Diese Organisationsentwicklung war komplex: Involviert waren damals 93 Maschinenring-Vereine, acht Landesverbände, acht Landesgenossenschaften, ein Bundesverband und zwei Bundesgenossenschaften mit insgesamt über hundert Geschäftsführern und knapp 1.000 ehrenamtlichen Funktionären.

Zeitgeschichte Unsere kleine Geschichte der Genossenschaften

Innovation als Konstante Mit dem Aufbau der Service-Genossenschaften gelang es den Maschinenringen, an wirtschaftlichen Entwicklungen und am Aufbau von neuen Erwerbskombinationen für bäuerliche Familien teilzunehmen und diese mitzugestalten. Sie entwickelten sich zu einem modernen Dienstleister für den ländlichen Raum. Hightech und gut ausgebildete Personen sind im gewerblichen Bereich wichtig, z.B. im Winterdienst. Vieles läuft EDV-gestützt, die Maschinen und Streutechnik entwickeln sich ständig weiter. Innovation steht auf der Tagesordnung. Mittlerweile zählen Gemeinden und Länder zu den Kunden, regionale Firmen und überregionale Großunternehmen wie der Verbund und die ÖBB, Privatpersonen ebenso wie Kunden aus der Land- und Forstwirtschaft. Landwirte und viele weitere Personen im ländlichen Raum erzielen im Einsatz für die Service-Genossenschaften einen (Zu-)Verdienst in ihrer Region, für ihre Region. Denn alle Maschinenring Genossenschaften bieten attraktive Jobs im regionalen Umfeld, was die Gefahr der Abwanderung aus dem ländlichen Raum verringert. Gleichzeitig erfüllt der Maschinenring damit seinen Grundauftrag, das Überleben der kleinstrukturierten österreichischen Landwirtschaften zu ermöglichen. 2017 waren über 11.000 Personen im Bereich Service tätig.

Maschinenring


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