10 | 20.12.2021 | SCHLEIEREULE
Die beiden Jungtiere â MĂ€nnchen (l.) und Weibchen â gehören zum zweiten Gelege des NistÂkastens in Bournens, der von A  lexandre Roulin regelmĂ€ssig kontrolliert und gepflegt wird.
Ein Herz fĂŒr Schleiereulen
Lange Zeit wurden sie verfolgt, heute stehen sie in vielen LĂ€ndern unter Artenschutz. Der Lausanner Biologe Alexandre Roulin beobachtet Schleiereulen seit 35 Jahren â und versteht sie wie kein Zweiter. Text: Patricia Brambillaâ Bilder: Christophe Chammartin
Der Himmel tief hĂ€ngend zwischen zwei Regenschauern. Das Weizenfeld weitlĂ€ufig und grĂŒn, in der Ferne ein paar KĂŒhe und die ersten HĂ€user von Bournens VD. In drei Metern Höhe, an der ÂFassade einer fenster losen Holzscheune, hĂ€ngt ein Nistkasten, gut geschĂŒtzt vor Wind und ÂRegen. Im Kasten kuscheln sich zwei junge Schleiereulen aneinander. In der ruhigen und weitlĂ€ufigen Landschaft des WaadtlĂ€nder Mittellands Âhaben die ÂgefĂ€hrdeten ÂTiere ideale BrutÂbedingungen. «Es ist
November, die Saison geht ihrem Ende zu», sagt Alexandre Roulin, Biologieprofessor an der Uni versitĂ€t ÂLausanne. «Diese beiden Jungtiere werden bald flĂŒgge. Die Âanderen drei ÂGeschwister sind schon ausgeflogen.» Bei dieser Brut handelt es sich gemĂ€ss Roulin um das zweite Gelege des Jahres. SchleierÂeulen brĂŒten im FrĂŒhjahr und im Herbst. Die Aufzucht dauert jeweils rund vier Monate: ein Monat BebrĂŒten, zwei Monate FĂŒtterung und ein Monat Pflege. Im vierten Monat verlassen die Jungvögel den
Nistkasten und kehren nur von Zeit zu Zeit zum Schlafen zurĂŒck. Roulin setzt sich seit ĂŒber 30 Jahren fĂŒr die Schleiereule ein. In dieser Zeit haben er und sein Team zwischen Murten FR und Lausanne ĂŒber 400 Nist kĂ€sten montiert. Das war nicht immer einfach. Denn dazu brauchten sie erst die Geneh migung der B  auern. «Heute sind die Landwirte mit den Nist kĂ€sten ganz glĂŒcklich. Denn die SchleierÂeule ist ein billiger MaulwurffĂ€nger», sagt der Biologe. Und fĂŒr die Ornithologen
Das Markenzeichen der Schleiereule ist ihr herzförmiges Gesicht.