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O du fröhliche?
Niklaus Brantschen und Andreas Kyriacou, wie feiern Sie Weihnachten? Niklaus Brantschen: Ich besuche einen Freund in einer Klinik, der an einem Burn-out erkrankt ist. Ausserdem rufe ich Menschen an, von denen ich glaube, dass sie sich über einen Anruf freuen. Und wir werden dann in der Klinik wohl noch einen Gottesdienst feiern. Wichtig ist für mich aber ohnehin die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Die verbringe ich hier im Lassalle-Haus eine Woche lang schweigend mit einer Gruppe von 30 Leuten. Andreas Kyriacou: Seit ich von zu Hause ausgezogen bin, habe ich nie mehr klassisch Weihnachten gefeiert. Wir treffen uns für ein gutes Essen mit der Familie, das ist alles. Einige Freidenker kommen aber am 21. Dezember zu einer Sonnenwendfeier zusammen – ein Ersatzritual für Weihnachten, jedenfalls wenn nicht gerade eine Pandemie dies verhindert. Sie feiern den kürzesten Tag und die längste Nacht im Jahr. Hat Weihnachten für Sie eine Botschaft, die über Familienzusammenkunft, Essen und Geschenke hinausgeht? Kyriacou: Nicht wirklich. Aber es ist schön, dass man an diesen Tagen auch mal ein bisschen zur Ruhe kommen kann. Brantschen: Weihnachten ist zu einem Allerweltsfest geworden. Dabei hat diese Art zu feiern mit ausgiebigem Essen und Geschenken mit dem Christentum so viel gemeinsam wie die Taufe mit einer Dusche. Eigentlich sollte Weihnachten ein Fest des Erschreckens sein! Wieso das denn? Brantschen: In der Bibel heisst es: Maria erschrak; Josef erschrak. Gott ist in diese Welt hineingebrochen! Und wir machen daraus ein «Leise rieselt der Schnee»-Fest.
Der Gläubige und der Gottlose
Niklaus Brantschen (84) ist Jesuitenpater, Zen-Meister, Begründer und langjähriger Leiter des Lassalle-Hauses in Edlibach ZG – ein «Zentrum für Spiritualität, Dialog und Verantwortung». Dort lebt er auch und leitet weiterhin Kurse.
Andreas Kyriacou (55) ist Präsident der FreidenkerVereinigung, Gründer des Wissensfestivals Denkfest und Berater für Wissensmanagement. Er lebt mit seiner Partnerin in Bern.
Lesetipp: Niklaus Brantschen: «Gottlos beten», Patmos-Verlag 2021, bei exlibris.ch für Fr.22.30
Mehr Infos: lassalle-haus.org; frei-denken.ch
Ihnen fehlt heute die spirituelle Auseinandersetzung rund um Weihnachten? Brantschen: Das Weihnachtsfest bleibt oberflächlich, wenn wir nicht erkennen, dass das Leben auch eine tiefere Dimension hat. Aber es gibt tatsächlich heute noch Menschen, die gerade am Jahresende nach dieser Dimension in ihrem Inneren suchen. Und Sie, Herr Kyriacou, haben Sie gar keine spirituellen Momente in Ihrem Leben? Kyriacou: Auch ich kann vom Sonnenuntergang oder von der Dimension des Weltalls ergriffen sein. Ich würde dies aber nicht als einen spirituellen Moment bezeichnen. Im Gegensatz zu Gläubigen sehe ich dahinter keinen Gott, keine schöpferische Kraft. Ich finde sogar, dass der Glaube dem Staunen in solchen Momenten im Weg stehen kann. Dann meditieren oder beten Sie nie? Kyriacou: Nein. Und beten wird auch bei Gläubigen unpopulärer. Laut dem Bundesamt für Statistik betet rund ein Drittel von ihnen nie. Ein weiteres Sechstel lediglich ein bis elf Mal im Jahr. Warum sollten da ausgerechnet
Sind sich einig, dass man nicht blind vorgefassten Ideen hinterherlaufen sollte: Niklaus Brantschen (oben) und Andreas Kyriacou

wir Atheisten diese Technik übernehmen? Brantschen: Um Himmels willen – ja nicht! Wenn Sie beten als «Technik» verstehen, dann sollten Sie es so oder so lassen. Aber das, was Sie vorhin gesagt haben, mit dem Sonnenuntergang, finde ich ein wunderschönes Beispiel. So etwas kann eben auch Beten sein. Es kann bedeuten, einfach mit offenem Mund über das Leben zu staunen.
In Ihrem Buch «Gottlos beten» schreiben Sie, «das Gebet im Sinne radikaler Offenheit hebt uns über uns selbst hinaus». Was verstehen Sie unter «radikaler Offenheit»? Brantschen: Dass wir unsere Existenz offen halten wie ein U-Boot, das die Luke nach dem Auftauchen nicht mehr verschliesst. Viele möchten, dass das Gebet einen Zweck erfüllt. Sie erwarten, dass Gott zu einem Handelspartner wird. Dabei wird Gott jedoch zur Karikatur. Radikale Offenheit bedeutet, gar nichts zu erwarten, mit ganzem Herzen dazusitzen und den Reichtum des Lebens zu spüren. Herr Kyriacou, machen Sie so etwas vielleicht ab und zu einfach mit anderen Mitteln? Kyriacou: Mein Zugang, um unter die Oberfläche zu schauen, ist die Philosophie oder die Naturwissenschaft. Für mich ist es
Andreas Kyriacou Atheist
beruhigend anzunehmen, dass wir nur das eine kurze irdische Leben haben und das Beste daraus machen müssen. Dass wir nicht Marionetten eines Gottes sind und einen Zweck erfüllen müssen. Brantschen: Wenn es den Freidenkern darum geht, sich von einem übermächtigen Gott loszulösen und das Heft selbst in die Hand zu nehmen, bin ich ganz bei Ihnen. Das ist auch im Zen-Buddhismus zentral: mündig zu werden, selbst zu denken, sich vom verdammten schicksalshaften Gängelband zu befreien.
Es gibt Menschen, die ohne Glauben nicht sein können, und andere, die mit Glauben nichts anfangen können. Hat das mit den Genen zu tun oder eher mit dem Aufwachsen? Kyriacou: Ich halte das Aufwachsen für entscheidend. Religiöse Umbrüche passieren vor allem, wenn eine Generation die Traditionen ihrer Eltern nicht übernimmt. In unserem Teil der Welt kann man heute eine distanziert religiöse Haltung einnehmen, ohne stigmatisiert zu werden. Brantschen: Religion ist von Menschen gemacht, ganz klar. Was man glaubt, wird davon beeinflusst, wie man aufwächst. Die Ursprünge der Religionen jedoch sind recht vielfältig. Aber machen wir doch mal ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn wir ab morgen alle Religionen der Welt einfach abschaffen? Was würden wir gewinnen? Kyriacou: Nicht viel, glaube ich. Menschen sind sehr gut darin, Muster zu erkennen – und suchen so überall nach Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Wenn ein Phänomen sonst nicht erklärbar ist, ist die Religion eine mögliche Option, die Lücke zu füllen. So ist unser Hang zu übernatürlichen Erklärungen in der Biologie unserer Spezies angelegt. Würden wir alle Religionen morgen abschaffen, kämen wohl schlicht andere Gottheiten auf, samt Menschen, die sich als deren Vertreter zu positionieren versuchen. Der Mensch ist sozusagen … Brantschen (amüsiert): … hoffnungslos religiös. Kyriacou: Wir sind besser als andere Primaten darin, uns Dinge vorzustellen – die Fortsetzung einer realen Handlung ebenso wie fantastische Dinge. Das befähigt uns zur Kunst, zum Geschichtenerzählen und auch zur Entwicklung religiöser Welterklärungsmodelle. Dennoch würde ich auf diese Fähigkeit keinesfalls verzichten wollen.
Wie sind Sie zu Ihren Welterklärungsmodellen gekommen? Kyriacou: Ich bin religionsfern aufgewachsen, meine Mutter war reformiert, mein Vater griechisch-orthodox – doch beide haben sich in jungen Jahren davon distanziert. Religiosität kam daher in meiner Jugend kaum ins Spiel. Ein biografisches Schlüsselerlebnis oder einen Befreiungskampf, wie das bei vielen Freidenkern früher oft der Fall war, gab es bei mir nicht. Brantschen: Ich bin traditionell katholisch im Wallis aufgewachsen. Aber meine langen Studien im Jesuitenorden führten zu einer intensiven Reflexion über den «Religionsbetrieb». So haben sich meine Vorstellungen erweitert. Ich bin auch nicht als frustrierter Christ nach Japan gereist, sondern aus Neugier, andere religiöse Traditionen besser kennenzulernen. Mit der Frage, wie das meine Sicht und meine Arbeit verändern kann. So entstand ein interreligiöser
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Dialog in mir selbst, der auch immer noch weitergeht. Sie beide plädieren dafür, dass die Menschen selbst denken und nicht blind vorgefassten Ideen hinterherlaufen. Das scheint vielen schwerzufallen. Brantschen: Vermutlich ist die Frage, wie viel Verunsicherung ein Mensch erträgt und wann der Moment kommt, in dem er einen Ort der Zugehörigkeit braucht. Auch ausserhalb der religiösen Welt vertraut man sich Gruppen mit «Geheimrezepten» an – das zeigen die Reaktionen auf die Verunsicherung, die von der Corona pandemie hervorgerufen wurde. Gegen diese Formen von Vereinnahmung hilft vermutlich nur informieren, erklären, transparent machen, immer wieder zu Gesprächen bereit sein. Wie stellen Sie sich denn das Jenseits vor? Brantschen: Das weiss ich auch nicht. Aber mit dem Tod ist alles aus. Zumindest gibt es nicht einfach eine grössere und schönere Fortsetzung des irdischen Lebens. Was von uns hier bleibt, ist das, was selbstlose Menschen Zeit ihres Lebens durch ihre Liebe in die Welt gebracht haben. Weihnachten wäre eine schöne Gelegenheit, gut und liebevoll miteinander umzugehen. Aufklärung – davon, dass wir Autoritäten infrage stellen und um die plausibelste Antwort ringen dürfen. Das hat das Potenzial zu friedlicheren Gesellschaften, weil es einen entspannteren Umgang mit Vielfalt ermöglicht. Brantschen: Das Gesamtbild des Christentums ist letztlich durchwachsen. Aber ich sehe in den Traditionen aller Religionen Aspekte, die den Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Das wollen doch auch die Freidenker. Trotz unterschiedlicher Ansichten und Methoden haben wir schliesslich beide das Anliegen, diese Welt weiterzubringen. Vielen Gläubigen scheint es an Gelassenheit zu fehlen – Sie haben die offensichtlich. Wie kommt man dorthin? Brantschen: Die basiert auf ein paar wenigen Grundprinzipien: Gott hat keine Religion. Es gibt Wichtigeres als Religion. Und es gibt Wichtigeres als mich, meine Rolle und meine Arbeit. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass alles, worum wir uns bemühen, Stückwerk bleibt – und die ultimative Wahrheit und Perfektion für uns unerreichbar bleiben. Das lässt Türen offen, immer wieder mal etwas Neues zu entdecken.
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Kyriacou: Erleben Sie denn keine Enttäuschung bei Ihrem Publikum, wenn sie ihm quasi das Jenseits wegnehmen? Brantschen: Das mache ich nicht. Ich sage ja nicht, es gibt kein Jenseits. Ich bin nur überzeugt, dass es nicht einfach eine Art Fortsetzung unserer hiesigen Existenz ist. Und EntTäuschung ist gut: das Ende der Täuschung. Es ist immer hilfreich, wenn man sich von Illusionen verabschieden kann.
Im Namen der Religion wurde und wird auf der Welt auch viel Leid verursacht. Das inzwischen im Vergleich ungläubige Europa hingegen gehört zu den friedlichsten Regionen der Welt. Brantschen: Aber sind wir hier wirklich friedlicher? Wie gehen wir um mit unserer Umwelt und unseren Mitgeschöpfen? Wie behandeln wir Flüchtlinge, die an unseren Grenzen stehen?
Sind uns durch den Rückgang der Religion sogar wichtige Werte abhandengekommen? Kyriacou: Ich denke nicht. Wenn man sich die rund 1000 Jahre anschaut, in denen das Christentum Europa dominiert hat, fällt nicht auf, dass Barmherzigkeit und Achtung vor der Schöpfung besondere Priorität genossen hätten. Doch auch wenn die frühen Christen sich ihren Platz in Europa wie die Taliban erkämpft haben, hat das Barmherzigkeitsgebot als christliches Grundpostulat unsere heutige Kultur schon positiv mitgeprägt. Und wir hier profitieren von der Herr Brantschen, in Ihrem Buch schreiben Sie: «Heute wie damals suchen wir nach Heimat und Geborgenheit in der Verlorenheit unserer Existenz.» Haben Sie das inzwischen gefunden? Brantschen: Diese Suche endet wohl erst mit meinem Tod.
Herr Kyriacou, kennen Sie eine solche Suche auch? Kyriacou: Ich habe meine Weltanschauung gefunden. Und ich muss auch nicht nach Sinn suchen, weil es mich nicht belastet, dass es keinen objektiven Sinn im Leben gibt. Zudem fühle ich mich relativ schnell an einem Ort zu Hause. Trotzdem hoffe ich, dass ich weiterhin neugierig und offen für Neues bin. MM
26 | 1.2.2021 | VEGAN LEBEN42 | 20.12.2021 | SORTIMENT

Laura Lombardini, was vermissen Sie als Veganerin kulinarisch? Convenience- und Tiefkühlprodukte. Ich freue mich auf die vegane Pizza Margherita, die es bei der Migros bald zu kaufen gibt. Vegane Schinkengipfeli fände ich auch toll. Zuerst hatte ich auch Mühe, ohne Käse zu leben. Nach etwas Entwöhnung änderte sich das aber schnell. Inzwischen habe ich mit New Roots eine wunderbare Alternative aus Cashewnüssen gefunden. Statt mit Parmesan würze ich mit Hefeflocken. Trotzdem wünsche ich mir noch weitere Käse-Ersatzprodukte. Warum ausgerechnet Schinkengipfeli? Bevor ich Veganerin geworden bin, habe ich das auch nie verstanden. Aber heute mag ich kreative Küche und Kopien. Früher liebte ich Salami, Schinken, Speck und Käse. An diese Geschmackserlebnisse werde ich mich immer erinnern, damit bin ich aufgewachsen. Das ist ein Wohlfühlding. Mit veganen Schinkengipfeli kann ich meine Werte leben, ohne anderen unnötigen Schaden zuzufügen. Wie sind Sie Veganerin geworden? Bei einem Yoga-Workshop mit veganem Essen dachte ich noch: Das schmeckt super, aber ich könnte nie so leben. Dann begann ich zu recherchieren und realisierte, wie einfach ich zu Im Januar auf tierische Produkte verzichten: Dazu motiviert der Veganuary. Ist nun im Februar der vegane Hype vorbei? Absolut nicht, sagt Laura Lombardini (35), Geschäftsleiterin der Veganen Gesellschaft Schweiz. Vegan zu leben, werde in ein paar Jahren völlig normal sein. Text: Monica Müller Bilder: Roger Hofstetter «Vegane Schinkengipfeli fände ich toll» Kalzium, Eisen und Proteinen kommen kann und welchen Beitrag ich damit zur Schonung der Umwelt und der Tiere leiste. Das war vor sechs Jahren. Heute kann ich mir keine andere Lebensweise mehr vorstellen. Was bereitete Ihnen beim Umstellen der Ernährung am meisten Mühe? Erst wollte ich zu Hause vegan essen und auswärts flexibel bleiben. Aber ich merkte rasch, dass mir das nicht entsprach, weil ich immer mitbestimmen wollte, was ich konsumiere. Veganerin zu werden, bedeutete für mich überraschenderweise auch, kreativer zu werden in der Küche. Hatte ich zuvor immer dieselben Gerichte auf meinem Menüplan, wie Spaghetti Carbonara oder Käsepizza, entdeckte ich nun ganz viele Gemüsesorten wie Schwarz wurzel, Topinambur, Federkohl oder rohe Randen und Hülsenfrüchte neu. Sie sind also als Veganerin die bessere Köchin geworden? Das ist tatsächlich so! Ich esse wahnsinnig gern. Gerösteter Blumenkohl mit Tahini-Sauce, selbstgemachte Gnocchi oder Pancakes gelingen mir mittlerweile wunderbar. Anfangs dachte ich, auf viel verzichten zu müssen. Jetzt sehe ich eher, was ich alles dazugewonnen habe. Wie reagierte Ihr Umfeld, als Sie begannen, vegan zu leben? Sehr unterschiedlich. Ausgeflippt ist niemand. Aber meine Mutter war traurig, weil sie dachte, sie könnte mich nicht mehr bekochen. Und mein Vater befürchtete, meine Ernährungsumstellung könnte zu einer Art «Ich mag Kopien. Ich bin mit Salami und Käse aufgewachsen. Das ist ein Wohlfühlding.» Die Migros hat geliefert, Frau Lombardini Es ist der Klassiker bei Apéros: das Schinkengipfeli. Dank der Geschäftsleiterin der Veganen Gesellschaft Schweiz und der Migros-Eigenindustrie gibts den Hit neu auch vegan.


Text: Angela Obrist Bild und Styling: Veronika Studer Laura Lombardini (links) hatte sich Anfang Jahr im Migros-Magazin eine vegane Alternative zu Schinkengipfeli (Ausriss links) gewünscht. Im November konnte sie die fertigen Gipfeli degustieren.
Vegane Schinkengipfeli fände ich toll», antwortete Laura Lombardini dem MigrosMagazin vor knapp einem Jahr auf die Frage, was sie gerne im Laden hätte (siehe oben). Lombardini ist Geschäftsleiterin der Veganen Gesellschaft Schweiz und lebt seit acht Jahren vegan.
«Bei Schinkengipfeli denke ich sofort an die Familienfeste in meiner Kindheit, da gehörten die einfach dazu», begründet die 35-Jährige ihren Wunsch. So wie Lombardini ernähren sich heute immer mehr Menschen pflanzenbasiert, sie verzichten also neben Fleisch auch auf andere tierische Erzeugnisse. Diesem Bedürfnis kommt die Migros nach. Ihr Sortiment an veganen Produkten – von Milch- über Fleischersatz bis zur veganen Alternative zum hartgekochten «Ei» – wächst stetig.
«Ich hätte gerne noch mehr Convenience- und Tiefkühlprodukte, die vegan sind. Denn auch bei Veganerinnen und Veganern muss es im Alltag manchmal schnell gehen», sagt Lombardini heute.

Beim Schinkengipfeli kann sie in der Migros ab sofort zugreifen. Ihr im Migros-Magazin geäusserter Wunsch fand nämlich den Weg zur Migros-Bäckerei Jowa. Und stiess dort auf offene Ohren: «Vegane Neuheiten sind für uns ein grosses Thema. Lauras Wunsch war eine Herausforderung und verlieh uns zusätzlichen Schwung», sagt Christina Fullerlove, Produktmanagerin Convenience bei der Jowa.
Mit neuer Gewürzmischung Noch im Frühjahr machten sich die Produktentwickler ans Werk. Köche und Bäcker erstellten verschiedene Rezepturen für die veganen Apérogipfeli. «Unser Ziel war ein Gipfeli, das wie das Original schmeckt. Das war auch unsere grösste Herausforderung», erklärt Fullerlove. Neben Teig und fleischloser Füllung auf Sojabasis wurde auch eigens eine vegane Gewürzmischung kreiert.
Das Team tüftelte lange, verkostete die kleinen Werke und verfeinerte die Rezeptur nach und nach. «Ein solches Produkt fordert deutlich mehr Detailarbeit als andere Neuheiten, aber nach einigen Extrarunden war es geschafft», sagt die JowaProduktmanagerin. Schon im Sommer entstanden die ersten veganen Apérogipfeli in der heutigen Rezeptur zu Degustationszwecken. Sie ähnelten ihren Vorbildern zum Verwechseln, trotz der knusprigen Hülle aus veganem Blätterteig und Sojawürfeli statt einer Schinkenfüllung. Auch der Name stand schon fest: V-Love Happytizer.
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In grösseren Filialen
Veganes in der Migros
Unter der Marke V-Love bietet die Migros bereits mehr als 100 Produkte für eine pflanzenbasierte Ernährung an. Das Sortiment wird laufend weiter ausgebaut.
migros.ch/vlove
Beim Test voll überzeugt Die Migros schickte Ideengeberin Laura Lombardini kurz darauf einige Happytizer zum Probieren zu. In der Küche der Veganen Gesellschaft schob Lombardini die Gipfeli in den Ofen und schritt danach zur Degustation. «Der Geschmack hat mich total verblüfft. Und zwar so, dass ich sicherheitshalber bei der Jowa nachfragte, ob sie mir tatsächlich vegane Gipfeli geschickt hatten», erinnert sie sich. Nachdem die Jowa dies bestätigt hatte, konnte der vegane Apéro starten.
Und nun können die Vegane Gesellschaft und andere Kunden den Häppli-Anlass wiederholen, denn die Happytizer liegen ab sofort in den Tiefkühlregalen aller grösseren Migros-Filialen. Laura Lombardini sagt: «Das freut mich riesig. Ich hätte im Februar nie gedacht, dass mein Wunschprodukt innert einiger Monate Realität wird.» MM