18 | 27.6.2022 | TREICHELSCHMIEDE
Feuer und Flamme für die Treichel
Sie ist der Stolz jedes Bauern und gehört zu jedem Schwingfest wie das Sägemehl. Im bernischen Oberbalm lässt Familie Bartenbach die Esse glühen, damit es landauf, landab weiter bimmelt. Text: Flavian Cajacob Bilder: Michele Limina
Wieder und wieder lässt Jürg Bartenbach den Hammer niedersausen. Gut und gerne 800 Grad heiss ist das Stahlblech, wenn es aus der Esse – der offenen Feuerstelle im hinteren Teil der Schmiede – kommt. Da mag es kein Zaudern, kein Stocken, kein «Lauere» leiden. Entsprechend zackig bringt der Treichelschmied die schweisstreibenden Arbeitsschritte hinter sich. Auch Sohn Nick (22) kommt an diesem Morgen gehörig ins Schwitzen: Am grossen Amboss nimmt er sich der Wei-
terverarbeitung einer Treichel an: Sie findet Schlag für Schlag zu ihrem Klang. Was brachial wirkt, hat filigrane Auswirkung auf die Tonlage. «Für ein kleines Exemplar von 500 Gramm brauchen wir vielleicht drei Stunden, grössere Treicheln benötigen in der Herstellung aber schon mal 15 bis 20 Stunden», erklärt der gelernte Metallbauer EFZ Fachrichtung Schmiedearbeiten. Das schwerste Kaliber der Bar tenbachs wiegt stolze 30 Kilo! Im Gegensatz zu Glocken werden Treicheln nicht gegos-
sen, sondern aus zwei Hälften Blech geschnitten, erhitzt, gehämmert, geformt – oder eben: geschmiedet. Für die Jungen oder ganz Bösen
Längst finden die massiven Klöppelträger Verwendung über ihre ursprüngliche Bestimmung hinaus. «Treicheln haben Tradition und sind inzwischen selbst Tradition», sagt Jürg Bartenbach, der als einer von wenigen dem kernigen Handwerk nachgeht. In seinem Lager hängen kleine und bereits mit Namen und