RITUALE, SYMBOLE UND FESTE
Ermutigung zu einer Feierkultur Markus Felderer Das feierliche Gestalten bestimmter Zeiten und Anlässe hat in den Kindergärten des Landes Tradition und fließt in die Bemühungen um ein lebendiges Gemeinschaftsleben ein. Seit einigen Jahren ist eine neue Vielfalt an Religionen, Konfessionen und Menschen ohne religiöses Bekenntnis auch in unserem Land zur Realität geworden. Die Beziehungen zu unterschiedlichen Kulturen haben sich geändert und geweitet. Das kann eine Herausforderung sein, neue Formen des Feierns zu suchen und zu entwickeln. Es kann eine Chance sein, verbindende Werte und Ziele zu leben und gegenseitige Achtung und Wertschätzung zu stärken. Die Feierkultur in den Blick nehmen Der erste und zugleich wichtigste Schritt für eine gelingende Feierkultur ist das genaue Hinsehen auf die konkrete Situation im Kindergarten. Es geht darum, die Familienkultur eines jeden Kindes wahrzunehmen und ihnen Interesse und Respekt entgegenzubringen. Wie sind Familienkonstellationen? Welche Wertvorstellungen, Gewohnheiten, Sprachen, Glauben und Überzeugungen zeichnen die Familie aus? Viel mehr als nur wahrzunehmen, zu vermuten und unsere Bilder zu schaffen, geht es um den Dialog, um ein Abklären und Abgleichen von Vorstellungen und Bildern. Wenn pädagogische Fachkräfte die Kinder darin stärken und begleiten wollen, ein positives Selbstbild von sich zu entwickeln, muss jede Familie wertgeschätzt und in die Bildungsarbeit einbezogen werden. Die Basis für eine gelingende Bildungspartnerschaft ist die Auseinandersetzung und Reflexion im Team. Folgende Fragen können dabei hilfreich sein: » Welche Erfahrungen verbinden wir mit den (religiösen und auch säkularen) Feiern in unserer Einrichtung? » Auf welche religiösen und kulturellen Traditionen und Ressourcen können wir mit Blick auf die Feierkultur in unserem Kindergarten zurück-
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greifen? » Wie und woran zeigt sich die kulturelle und religiöse Vielfalt bei den Kindern? Welche Informationsquellen haben wir genutzt? Sind die Informationen Vermutungen oder stammen sie aus Erzählungen und Gesprächen mit den Eltern? » Welche Haltungen gegenüber „dem Fremden“ beziehungsweise der Vielfalt gibt es in unserem Kindergarten? » Welche Wertvorstellungen habe ich? » Welche Feste und Feiern sind mir wichtig und warum? » Welchen Platz bekommen Feste und Feiern? » In welchem Zusammenhang stehen Partizipation der Kinder und Planung von Festen und Feiern? » Wer übernimmt bei uns Verantwortung für Planung und Umsetzung von Feiern? » Ist die Kindergartenleitung eingebunden? » Die Ergebnisse dieser Analyse sind eine gute Basis für den nächsten Schritt: Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Feierformen. Wenn sich Feiern auf religiöse Traditionen beziehen, können folgende Formen sowie deren Charakteristik gewählt werden. Unterschiedliche Formen und Inhalte prägen eine Feier Konfessionelle Feier: Kinder derselben Glaubensgemeinschaft feiern nach der Tradition ihres jeweiligen Bekenntnisses. Anlässe können Beginn und Ende eines Kindergartenjahres oder Feste im Jahreskreis der jeweiligen Religion sein. Säkulare Feier mit religiösen Beiträgen: Der Kindergarten feiert aus einem bestimmten Anlass (Jubiläum, Trauerfall, oder auch Anfang und Ende des Kindergartenjahres ...) gemeinsam. Einzelne Religionsgruppen können einen Beitrag zur Feier leisten. Diese Feiern helfen, in Krisensituatio-