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Rehböcke sind Egoisten

Rehböcke sind Egoisten. Wenn sie einen guten Platz zum Leben gefunden haben, verteidigen sie im Frühsommer ihre Reviere kompromisslos gegen jeden Konkurrenten.

Rehböcke sind erbarmungslos, wenn es um die Verteidigung ihrer Territorien geht. Wenn Rivalen nicht weichen wollen, kommt es zu Kämpfen, die auch auf Leben und Tod gehen können.

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Während Rehe im Winter gut miteinander auskommen, ist es im Frühling mit dem Frieden vorbei. Schon im März und April steigt der Hormonspiegel bei den Böcken kurzzeitig an. Jetzt werden die Waffen geputzt, das heißt, die Basthaut wird vom Geweih gescheuert, und die Reviergrenzen werden abgesteckt. Jeder Bock sucht sich nun einen Ort, wo er ungestört die Zeit bis zur Brunft im Hochsommer verbringen kann. Nur Geißen werden geduldet und junge Böcke, die sich möglichst unauffällig benehmen. Rehe gehören zu jenen Hirscharten, die es schon sehr lange auf unserer Erde gibt. Sie haben sich an ein Leben am Waldrand und im Unterholz bestens angepasst. In diesem Lebensraum können aber keine großen Tiergemeinschaften leben, denn er ist unübersichtlich und bietet auch nicht Platz für große Herden von Wildtieren. Im Wald und am Waldrand ist es besser, man lebt einzeln und sichert seinen Lebensraum gegen Konkurrenten ab, indem man Reviere verteidigt. Um sich nach den langen Wintermonaten wieder zu erholen, um den Nachwuchs aufzuziehen, um genug Nahrung zu finden und Fett anzusetzen und auch noch genügend Schutz gegen Feinde zu finden, werden Rehe zu „Egoisten“. Wenn sie einen guten Platz zum Leben gefunden haben, dann teilen sie den nicht, sondern wollen ihn ganz für sich alleine. Besonders Rehböcke setzen dafür auch ihr kurzes, dafür aber spitzes und durchaus gefährliches Geweih ein. Bei Auseinandersetzungen geht es kaum um Rituale oder bloße Drohgesten, wie bei vielen anderen Tierarten. Wenn sie ihre Re(h)sidenzen absichern, kennen die Rehböcke kein Pardon, da geht es meist hart zur Sache. Und wer nicht rechtzeitig Reißaus nimmt, der kann Bekanntschaft mit den spitzen Geweihenden machen. Spätestens im Herbst sind die Rivalitäten aber wieder vergessen, die Reviere werden aufgegeben, und man verträgt sich wieder –zumindest ein halbes Jahr lang. Landesjägermeister Gach: Das Rehwild ist unsere häufigste heimische Schalenwildart. Es besiedelt die Steiermark von der Mur bis zum Dachsteinmassiv und lebt sogar in den Vorgärten von Graz. In der Steiermark werden jährlich rund 55.000 Rehe nachhaltig erlegt, weitere 7.000 fallen dem Verkehr zum Opfer.

Dr. Hubert Zeiler, Wildbiologe der Steirischen Landesjägerschaft

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