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Reaktionen und Leserbriefe
Leserreaktionen
„Gott erleben“
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In Ihrer April-Ausgabe bringen Sie auf der Seite 56 einen Artikel „Gott Erleben“ von unserem Kaplan. Sie schreiben, dass der Kaplan nach seiner Weihe die Pfarre Feldbach übernommen hat in der Überschrift. Und im Artikel schreiben Sie nochmals „Im Herbst 2003 schließlich übernahm er als Kaplan die Pfarre Feldbach …“! Sehr geehrte Redaktion, ein Kaplan kann niemals gleich nach
seiner Weihe eine Pfarre übernehmen. Um Pfarrer zu werden, gehören auch Jahre und vieles andere dazu. Wir haben einen sehr umsichtigen Stadtpfarrer in Feldbach: Altdechant Msgr. Johann Leopold – seit Mai 1972 leitet er die Pfarre und wird sie auch noch weiter leiten.
Hochachtungsvoll Ingrid Schelch
Offener Brief an den Bürgermeister der Stadt Graz
Sie haben dem Verkauf der Gruabn zugestimmt und eine Nachnutzung betreffs Verwendung als Sportstätte oder öffentlicher Park nicht durchgesetzt. Wo bleiben Ihre Versprechungen?
BI „Park statt Gruabn“ Mag. Eva Mileder
Der Semmering hat zwei Seiten

Gratulation zum sorgfältig recherchierten Artikel über den Semmeringbasistunnel. Hat es doch sicherlich einer Akribie bedurft, unter den Skeptikern die wenig wirklich engagierten Tunnelgegner aufzuspüren und zu Wort kommen zu lassen! Univ.Prof. Zibuschka beispielsweise war Mitglied der seinerzeitigen „unabhängigen“ Tunnelkommission, die Semmering-Varianten untersuchen und beurteilen sollte – der renommierte, international anerkannte Schweizer Tunnelexperte Univ.-Prof. Brändli hat seinen Vorsitz zurückgelegt, weil er u.a. Zibuschka politische Weisungsgebundenheit unterstellen musste. Über die anderen Fachleute möchte ich gar nicht erst ein Wort verlieren. Dazu könnte der Vorstand des Instituts für Eisenbahnen und Verkehrswirtschaft an der TU Graz, Univ.Prof. Rießberger, wohl fachkundiger Stellung nehmen, ein Experte direkt vor der Haustür –aber man kennt ja das mit dem „Propheten im eigenen Land“. Tatsache ist, dass die Semmeringstrecke mit ihren großen Steigungen, den engen Kurvenradien und Tunnelquerschnitten und dem extrem teuren Betriebsaufwand auch durch einen Ausbau nur unwesentlich leistungsfähiger gemacht werden könnte – die möglichen Zuggewichte wären nach wie vor völlig unzureichend. Tatsache ist weiters, dass der Semmeringbasistunnel mit seiner Zeit- und Kostenersparnis in Summe im Europavergleich das Schienenprojekt mit dem größten Nutzen ist. Zur Bedeutung dieser Strecke, die international gesehen die kürzeste Verbindung zwischen dem norditalienischen Wirtschaftsraum und Polen und darüber hinaus darstellt: Bereits heute fahren über den Semmering rund 50% mehr Züge als über den Brenner! Ohne Basistunnel würde diese Strecke aufgrund mangelnder Konkurrenzfähigkeit gegen den als Umfahrungsstrecke von Italien über Slowenien und Ungarn konzipierten Korridor V in den Hintergrund treten – wäre ja vielleicht nicht weiter schlimm, wenn nicht, ja wenn nicht die Wirtschaft sich vor allem an leistungsfähigen Verkehrsadern ansiedeln würde; diese wirtschaftliche Basis für eine Wohlstandszone würde sich dann eben nicht bei uns in Österreich etablieren.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Anton Moser, WK Steiermark
Wandern auf den Spuren der Ahnen
Am 21. Mai 2005 ist es wieder so weit: Der Museumsverband Südsteiermark – Archäologie im Süden lädt zur alljährlichen archäologischen Wanderung für die ganze Familie. Kulturelle und kulinarische Schmankerln inklusive. Los geht es um 14.00 Uhr beim Museumspavillon Flavia Solva, wo man bereits auf die ersten Spuren unserer Ahnen stößt. Der Archäologe Dr. Ortwin Hesch wird die zahlreichen archäologischen Zwischenstationen des Wanderweges erläutern. Der Museumspavillon Flavia Solva und das Tempelmuseum Frauenberg bilden Anfangsund Endpunkt des Weges und werden besucht. An der Labestation des Museumsverbandes Südsteiermark können sich die Wanderer mit frischem Obst und Getränken stärken. Am Tempelmuseum Frauenberg haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die jahrtausendealte Kunst der Glasperlenherstellung zu erlernen. Den Abschluss bildet die Wanderung zur Buschenschank Assigal, um dort die süd-
steirischen Schmankerln zu genießen. Mit dem Shuttlebus geht es wieder hinunter ins Tal.
Diese Reise in die Vergangenheit kostet nur € 5,–.
Historische Stätten und südsteirische Schmankerln: Zu entdecken beim archäologischen Wandertag.
Information und Anmeldung Museumsverband Südsteiermark Mag. Anita Heritsch Hauptplatz 22/3 Tel.: 03452/ 86 8 84

Vermutete Massengräber bleiben geschlossen
Zwei KLIPP-Artikel (KLIPP 2/05 und 3/05) über die SS- Gräuel und in Massengräbern liegende Leichen in der Grazer Belgierkaserne regen weiter auf. Minister Platter wollte die Massengräber kurzfristig sogar öffnen lassen. Davon ist nun keine Rede mehr. Eine Tafel zum Gedenken der Opfer in der Kaserne wird aufgestellt.
Hunderte Menschen erschoss die SS am Feliferhof und in der SS-Kaserne Wetzelsdorf (heute Belgierkaserne) in den letzten Wochen vor Kriegsende. KLIPP-Artikel arbeiteten diese grauenhaften Ereignisse auf. Heftige Reaktionen seitens des steirischen Militärkommandos folgten, weil in diesen Artikeln darauf hingewiesen wird, dass noch immer Leichen Hingerichteter in ehemaligen Bombentrichtern in der Belgierkaserne vermutet werden. Zweitens drängen mehrere Hinterbliebene von Opfern auf die Aufstellung einer Tafel am Kasernentor, die auf die Verbrechen vor 60 Jahren hinweisen soll. Den Text für die Tafel hat Karl Haitzmann, Sohn des am 7. April 1945 ermordeten Maximilian Haitzmann, verfasst: „Unmittelbar vor Kriegsende wurden in dieser Kaserne 166 Widerstandskämpfer und Kriegsgefangene durch die SS ermordet. Gedenket ihrer – sie starben für Österreichs Freiheit.“ Die militärhistorische Kommission unter Vorsitz des Grazer Historikers Prof. Dieter Binder hat den Vorschlag „wohlwollend aufgenommen“ und eine entsprechende Beurteilung an Minister Platter weitergeleitet. Wie aus dem Verteidigungsministerium zu erfahren ist, wird die Tafel kommen, nur die Zahl der Opfer und ob Kriegsgefangene zu den Opfern zählten, soll noch hinterfragt werden. Verschleppt werden soll die Sache aber nicht, versichert man, noch vor dem Sommer wird die Tafel aufgestellt. Kurzfristig habe Platter sogar erwogen, die ehemaligen Bombentrichter in der Kaserne aufgraben zu lassen, um ein für alle Mal Spekulationen über noch dort liegende Opferleichen zu unterbinden. Das werde nun nicht gemacht, sagt Dr. Matthias Hoy, Militärhistoriker im Verteidigungsministerium: Man will „nicht zu viel Aufhebens“ davon machen. So bleibt ein schaler Nachgeschmack. Warum und von wem ließ sich Platter von dieser Idee wieder abbringen? Eine Chance, sich der schrecklichen Geschichte der Kaserne zu stellen, ist damit vertan. HB ■
Gedenkjahr: 60 Jahre und kein Ende
Leserbriefe an die KLIPP-Redaktion
Revisionisten und Verharmloser wie Kampl und Gudenus, beides vermeintliche „Volksvertreter“, können ihr braungefärbtes Geschichtsbild absondern, ohne sofort zurücktreten zu müssen. Zwei Leserbriefe veranschaulichen ein ungefälschtes Bild von Geschehnissen vor 60 Jahren.
K Z M a u t h a u s e n
Am 5. Mai 1945 wurde das KZ Mauthausen befreit. 200.000 Menschen waren zwischen 1938 und 1945 dort interniert, die Hälfte von ihnen ermordet. Im Jahre 1940 lag die Todesrate bei den Zeugen Jehovas, die im KZ Mauthausen besonders brutal behandelt wurden, bei 76 %. Im Februar 1940 kam eine Musterungskommission in das KZ Mauthausen. Man wollte herausfinden, ob es unter den Häftlingen noch welche gäbe, die als wehrtauglich einzustufen sind. Erwin Gostner, der damals selbst ein Häftling in Mauthausen war, schrieb über die Folgen für die Bibelforscher: „Nur für die Bibelforscher gibt es ein schreckliches Nachspiel. Ihr Glaube verbietet ihnen, Menschen zu töten. Sie verweigern daher den Wehrdienst. Sie haben damit ihr Todesurteil ausgesprochen. Alle bekommen einen schweren Granitstein auf die Schultern und müssen den ganzen Vormittag um den Arrestbunker laufen. In der Mittagszeit stehen sie ohne Essen mit einem Schaufelstiel im Genick und gespreizten Armen, die Augen gegen die Sonne gerichtet, stundenlang! Acht Tage wird diese Tortur fortgesetzt, dann ist der letzte der 35 Bibelforscher ermordet. Es ist ein neunzehnjähriger Bursche, er hat es am längsten ausgehalten. „Vaterlandsverräter!“ Mit diesem Schimpfwort stößt ihn der Blockführer vollends um, dann schleift er ihn in die Zelle, den Letzten von fünfunddreißig.“ Unser Ziel muss es sein, dazu beizutragen, dass es eine solche Schreckensherrschaft nie mehr gibt!
Ing. Harald Schober, Weiz
K i n d h e i t s e r i n n e r u n g e n
Als Flüchtlinge lebten wir ab Februar 1945 in einem hübschen Häuschen in Maria Alm bei Saalfelden. Zuerst gab es Soldaten in grauen Uniformen. Solange sie da waren, hatten wir nicht viel, aber genug zu essen –dann kamen Soldaten in khaki Uniformen. Diese Soldaten konnte ich nicht verstehen und es gab fast nichts mehr zu essen. Schönes viereckiges Weißbrot wurde den Schweinen verfüttert und wir Kinder schlichen uns in die Ställe, um mitzunaschen. Es gab auch einen Abfallhaufen, in der Nähe der Soldatenküche. Auf diesem konnte ich mich stundenlang aufhalten, um leere Marmeladen- oder Fleischdosen auszuschlecken. Hin und wieder warf der Koch mit dem Messer nach mir. ... An einem schönen Sommertag hatten wir schreckliche Lust auf etwas Milch. So zogen nun meine Freundin und wir vier auf eine Alm. Im Stall standen 6 Kühe und wir versuchten zu dritt eine Kuh zu melken. Meine Aufgabe war es, den Schwanz zu halten, die Freundin hielt die Menageschale und die älteste Schwester versuchte zu melken. Die Kleinen standen abseits. Plötzlich hob eine Kuh den Schwanz und ergoss ihre Notdurft über die Kleinen. Als die Bäuerin im Anmarsch war, mussten die spitzigen Salzburger Zäune überklettert werden und die gewonnene Milch durfte nicht verschüttet werden. Ende gut, alles gut – das Grieskoch schmeckte lecker.

Flüchtlingslager in der Steiermark 1945
Mag. Dr. Rosemarie Kurz, Graz
Buchtipp: „Mutter – der Himmel brennt.“ Ein Buch mit Geschichten von Seniorinnen und Senioren, die das Ende des Krieges als Kinder oder Jugendliche miterlebt haben, herausgegeben von Seniorenstudierenden der Universität Wien.