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Mangelwerk in 2. Auflage
Der Historiker Stefan Karner, dessen Wirkungsstätte die Grazer Uni und zuletzt in vermehrtem Maße im Umfeld von Kanzler Wolfgang Schüssel zu finden ist, präsentierte kürzlich die 2. Auflage „seines“ Werks „Die Steiermark im 20. Jahrhundert“. Korrigiert und ergänzt, wie es heißt. Eine kurze Stichprobe zeigt: Maßgebliche historische Fakten fehlen noch immer.
Historiker mit Vermarktungstalent: Stefan Karner (li.) mit NÖ LH Erwin Pröll bei der Präsentation von „Österreich ist frei“ auf der Schallaburg.
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Stefan Karner verschweigt es nicht: Er stamme aus dem „katholischen und bäuerlichen Milieu“ Südkärntens. Mittlerweile ist der in Graz tätige Historiker einer von Schüssels Gnaden, wenn’s um die wissenschaftliche Leitung großer Gedenkschauen zu 60 Jahre Republik geht. Nun konnte er also die Zweitauflage „seines“ Werkes „Die Steiermark im 20. Jahrhundert“ verkünden. Und offensichtlich ein schlechtes Gewissen. Dass hier im vorletzten Satz das Wort „seines“ in Gänsefüßchen steht, hat durchaus seine Berechtigung, wenn auch im gegenteiligen Sinn. Ging doch im Vorfeld des Erscheinens der ersten Auflage des Bandes ein Raunen durch die Schar der beteiligten Historiker, weil Karner die ihnen zuvor zugesagten Autorenrechte ihrer Beiträge zum Werk einfach an sich gerissen und sich zum „Alleinautor“ erkoren hat. Die Autoren werden am Anfang des Buches als „wissenschaftliche Mitarbeiter“ ausgewiesen, die „spezielle Inhalte“ und „eigene Forschungsergebnisse zugänglich“ gemacht haben. „ a u s e i n e m G u s s “
Das schlechte Gewissen des Stefan Karner findet sich dann auch im Vorwort zur 2. Auflage wieder, das jedoch gleich wieder in Selbstlob mündet: „Durch die Zusammenfassung hervorragender Einzelrecherchen und Studien konnte die Geschichte des Landes aus einem Guss geschrieben, größere inhaltliche Lücken vermieden werden.“ Wer allein die Fähigkeit zu einer steirischen Geschichte „aus einem Guss“ hat, ist klar: Stefan Karner. Dass Karner für das Projekt, für das das Land Steiermark damals 7 Mio. Schilling locker machte, ein sattes Honorar von 840.000,– Schilling kassierte –das schafft nur das Selbstvermarktungsgenie Stefan Karner. Übrigens für ein zehnbändiges Werk der Historischen Landeskommission unter Prof. Othmar Pickl schüttete das Land mickrige 5 Mio. Schilling aus. 10 : 1 für Karner könnte man die Sportmetapher bemühen. Nun zur zweiten Auflage, die „korrigiert, ergänzt“ wurde. Hier können nur einige Aspekte herausgegriffen werden. Noch immer enden die Kriegsverbrecherprozesse in den 50er Jahren, wird der skandalöse Prozess mit Freispruch für den „Schlächter von Wilna“, Franz Murer, Anfang der 60er Jahre nicht erwähnt, wo jüdische Zeugen vom Publikum verhöhnt wurden. Nur kurz werden weiterhin die Ereignisse vom Feliferhof – Erschießung von Widerstandskämpfern und Juden fast bis Kriegsende – erwähnt; trotz neuer Forschungsergebnisse, die Karner selbst für das Verteidigungsministerium erarbeitet hat. Lange und in einem persönlichen Porträt eines Betroffenen wird dagegen das Schicksal eines Wehrmachtsangehörigen geschildert, der an Jugoslawien ausgeliefert wurde und dort Schlimmes mitmachte. Ähnliche Details hätte man sich in der „ergänzten“ Ausgabe auch von den Schicksalen der Widerstandskämpfer und Nazigegner gewünscht. Da stand wohl die „persönliche Entwicklung“ des Historikers aus dem „Südkärntner Grenzraum“ dagegen. Weiterhin ist Karner die Entwicklung der wieder gewachsenen jüdischen Religionsgemeinschaft nur zwei Zeilen wert. Weit hinten entwickelt der Historiker gar einen kruden Zusammenhang: Die Nationalratswahlen und die politische Wende 2000 und die damit einhergehende Stärkung der FPÖ in Graz interpretiert Karner nämlich folgendermaßen: Die FPÖ habe in der Landeshauptstadt bei den Nationalratswahlen in Graz deshalb den ersten Platz erreicht, weil sie sich mit der „Kritik an der Hamburger Wanderausstellung ‚Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht’ gegen SPÖ-Bürgermeister Alfred Stingl gestellt hatte“. Natürlich vergisst der Historiker Stefan Karner ganz, dass er selbst ein vehementer Kritiker dieser Ausstellung war. Da passt die persönliche „Wählerstromanalyse“, die den Grund der Stärkung der FPÖ in der Kritik an einer fundierten zeithistorischen Schau sieht, gut ins Bild. Die Selbstbezüglichkeit, vielleicht sogar die Selbstverliebtheit eines Historikers wird so sichtbar. HB ■
Stefan Karner: „Die Steiermark im 20. Jahrhundert“, Broschur, Leykam, 19,9 0 Euro
Der Volksbank Graz-Bruck gelingt ein Rückblick mit Weitblick:
Quer durch die Bankenlandschaft jagt ein Rekordergebnis das andere. Quer durch die Bankenlandschaft verweisen Direktoren und Institute auf hervorragende Zahlen bei gesunden Strukturen. Der Erfolg der Volksbank Graz-Bruck hat aber vor allem einen Namen: die eigene Basis – „und auf die können wir wirklich stolz sein, trägt sie doch wesentlich zum Erfolg unserer Bank in der Vergangenheit bei, wie sie auch in Zukunft oberste Priorität in unserem Haus genießen wird“, so Vorstandsvorsitzender Dir. Dr. Gerhard Reiner beim Gespräch über die Ausrichtung der Volksbank Graz-Bruck 2005. Denn auch künftig konzentriert sich die Volksbank in erster Linie auf den groß- und kleinvolumigen Wohnbau, auf die Kleinst- und Mittelbetriebe (KMUs) sowie auf Freiberufliche und Private. Geografischer Einzugsbereich: Graz, GrazUmgebung und der obersteirische Raum mit dem Zentrum Bruck/Mur. Vor dem Hintergrund „2004 Marktanteile hinzugewonnen, das Geschäftsvolumen um rd. 17% gesteigert zu haben sowie Ertragskraft und Eigenkapital deutlich zu erhöhen, konnten wir uns auch der Eröffnung einer neuen Filiale in Seiersberg widmen, um der Volksbank auch den stark wirtschaftlich prosperierenden Raum im Süden von Graz zu erschließen“, zeigt sich Reiner sichtlich erfreut über das mehr als ansprechende Ergebnis der Bank, die zudem das Betriebsergebnis um 8,7% auf nun insgesamt € 8.074.000 steigern konnte. Für die Zukunft will Reiner mit seinem Vorstandskollegen Peter Niederl eigene Volksbanken in Ost- und Mitteleuropa ansiedeln, mit dem Netzwerk der internationalen Volksbanken weltweit stärker vertreten sein, aber „vor allem optimale Strukturen für eine finanzielle Nahversorgung schaffen“. Und mit dem Volksbank-Modell der stillen Gesellschaft wissen die beiden Herren auch schon, wie das gehen soll: Unternehmer und Private beteiligen sich bei neuen Filialen, wickeln über diese ihre Geschäftstätigkeit ab und sorgen so für wirtschaftlichen Wohlstand in den Regionen. „Doch das ist alles noch Zukunftsmusik, auch wenn wir hart daran arbeiten, dieses Modell erfolgreich auf den Weg zu bringen“, versichern Reiner und Niederl schon wieder zu einem neuen Termin eilend. ❑

Dir. Gerhard Reiner und Dir. Peter Niederl blicken zuversichtlich auf die nächsten Jahre.
Preisregen für steirische Unternehmen
Mit einer vollkommen neuartigen Software für die Analyse des Brennstoffprozesses in der Ofenanlage konnte die Grazer MGS Softwareentwicklung nicht nur den österreichischen IT- Oscar gewinnen.
Das Grazer Unt e r n e h m e n MGS Softwareentwicklung hat mit seinem System „XRangeEye|Lounge“ eine neuartige Software entwickelt, die nicht nur einen Umstieg auf alternative Energieträger wie Autoreifen, Kunststoffe, Altöl oder Tiermehl ermöglicht, sondern damit auch wertvolle Ressourcen schont, CO2 Emissionen verringert und eine ökologisch sinnvolle Verwertungsschiene schafft – aus Abfall wird Brennstoff. Dieses System hat nicht nur das Zementwerk Lafarge Perlmooser im südsteirischen Retznei überzeugt, wo es mittlerweile erfolgreich zum Einsatz kommt. Damit gewann man auch den
Strahlende Gewinner: Martin Gamperl von MGS Soft- heiß umkämpften wareentwicklung (li.) und 1. Preis in der Franz Hainzl, Lafarge Perl- Sparte „Informamooser. tionstechnologie. M G S - S o f t wareentwicklung-Chef Martin Gamperl: „Wir haben völlig unerwartet gewonnen. Die Euphorie war zunächst groß. Es ist schön, dass die Arbeit honoriert wird. Ich hoffe, dass wir damit über die IT-Branche hinaus bekannter werden.“ ■

Helga Kollman (re.) von Platingtech bei der Preisübergabe des IF designaward Noch immer ganz stolz ist man bei der Firma Platingtech aus Niklasdorf. Eine Auszeichnung beim internationalen „iFdesign award 2005“ des deutschen Industrie-Forums bekommt man nicht alle Tage.
Auszeichnung für „Oberfläche der Zukunft“
Platingtech, 1994 als galvanotechnisches Spezialunternehmen von Helga und Ing. Wolfgang Kollmann in Niklasdorf gegründet, entwickelt individuelle Schichtvarianten und Metallüberzüge für nahezu alle denkbaren Werkstoffe und führt sie auch zur Serienreife. Mit der Materialkombination POLYMET® gewann man den iFdesign award 2005 in der Kategorie Material und Materialanwendung. „Bei POLYMET® handelt es sich um eine ‘Oberfläche der Zukunft’, die flexible, innovative Lösungen von Materialkombinationen mit erstaunlicher Leistungsfähigkeit erlaubt“, erklären Helga und Wolfgang Kollmann von Platingtech. ■