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Lilly Lotterblume

Hallo, meine Lieben!

Der Wahltag rückt immer näher und die Aufregung und Unruhe in den Parteizentralen wächst naturgemäß. Bei uns in der Familie gibt’s auch kräftige Unruhe. Allerdings nicht wegen der Wahl, sondern wegen des bevorstehenden Schulschlusses. Denn wieder einmal droht unserem Nachwuchs eine Nachprüfung. Das heißt so viel, dass auch ich im Sommer ziemlich blockiert bin. Denn mein Allerliebster wettert zwar furchtbar ob der schlechten Leistungen in der Schule, aber er persönlich hat keine Geduld. Daher muss ein Nachhilfelehrer her, der auch nicht gerade billig ist. Und unser Sohnemann erklärt uns sehr cool und sachlich, so sei das Leben. Er habe irgendwann vor Jahren auch unsere Zeugnisse gesehen und die wären auch nicht viel besser gewesen. Also, worüber regen wir uns auf? * Diese Frage stellt sich in der ÖVP niemand mehr, denn dort ist ganz klar, worüber echte Aufregung herrscht. Gerhard Hirschmann – der ehemalige geschäftsführende Landesparteiobmann und viele Jahre auch die Nummer Eins in der steirischen Volkspartei – wird am 1. Juni bekannt geben, ob er bei den Landtagswahlen im Oktober mit einer eigenen Liste um Stimmen und Mandate kämpfen wird. Von der Maria weiß ich – sie kennt den Hirschmann schon seit vielen Jahren –, dass die Entscheidung intern bereits getroffen worden ist. Sie sagt, der Gerhard werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gegen Waltraud Klasnic bei der Wahl antreten. Mein Allerliebster wiederum traut dem ganzen Getue nicht und meint, dass es noch im letzten Augenblick zu einem stillen Friedensschluss mit irgendwelchen Zugetige Diskussionen aus, erzählt der Otto beim letzten Karten-Abend. Geben doch die Meinungsforscher Gerhard Hirschmann gute Chancen, den dritten Platz zu schaffen und mit einigem Glück sogar einen Regierungssitz. Der wäre auch sehr, sehr wichtig, will er bei der Wahl des kommenden Landeshauptmannes ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Dieser Umfrage zufolge liegen ÖVP und SPÖ Kopf an Kopf, wobei Waltraud Klasnic leichte Vorteile gegenüber ihrem Herausforderer SPÖ-Chef Franz Voves haben soll. Ganz düster sieht es hingegen für das BZÖ und für die „alte“ FPÖ aus. Die würden sich schwer tun, im Landtag ordentlich Fuß zu fassen. Wobei, wie der Otto beim Karten-Abend aus der Schule plauderte, Gerhard Hirschmann mit seiner Liste gar nicht so sehr der ÖVP schaden würde. Er würde hinter sich verstärkt frühere Nicht- und Protest-Wählern scharen. Dennoch zeigt auch die Wortmeldung von Kanzler Schüssel, dass es in der ÖVP die große Sorge gibt, dass Hirschmanns Antreten Waltraud Klasnic praktisch die Chance nimmt, noch einmal Landeshauptmann zu werden. * Frauenfreundschaft ist was Schönes. Zwischen Andrea Herberstein und Waltraud Klasnic besteht sie und daher versucht Klasnic mit aller Kraft, ihrer Freundin in einer schwierigen Situation zu helfen. Was erleichtert wird, wenn man, so will es der Herwig wissen, noch dazu den selben Anwalt zu Rate zieht. Die geplante Förderung und Übernahme des Tierparks Herberstein ist allerdings ein starkes Stück, ärgert sich der Herwig, weil schon in der Vergangenheit immer unter dem Siegel der Verschwiegenheit an die Herbersteins großzügige Millionen-Förderungen

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Lilly Lotterblume

ständnissen gegenüber Hirschmann kommen wird. Ich als kleine Frau hab’ das Gefühl, dass Hirschmann diese Chance zu einem Comeback wahrnehmen werde, weil sich eine zweite für ihn nicht bieten wird. * Wer die wichtigen Medien gut informiert und zumindest den einen oder anderen Journalisten auf seiner Seite hat, der tut sich klarerweise leichter, belehrt mich mein allerliebster Mann. Und Gerhard Hirschmann ist ein Routinier auf diesem Gebiet, gab er doch jahrelang die Strategie innerhalb der steirischen ÖVP vor und zeigte schon immer ein großes Geschick im Umgang mit den Medien. Einige verglichen ihn in seinen oft sehr polemischen und provokanten Statements hin und wieder mit Hannes Kartnig. Dieser hat mit seinen Auftritten im Fußballgeschäft immer wieder für Stimmung gesorgt, auch wenn sie nicht so ideenreich und geschliffen waren, wie jene von Gerhard Hirschmann. * Weil ich gerade von dem mir doch sympathischen Hannes Kartnig gesprochen habe: Fußball ist natürlich in unserer Damenrunde nicht das Hauptthema. Aber die Elisabeth hat beste Verbindungen zum Magistrat und zur Finanz. Sie will erfahren haben, dass sich Sturm mit Präsident Hannes Kartnig schwer tut, die laufenden Kosten zu begleichen. Aber Kartnig weiß natürlich, so die Elisabeth, dass niemand von den Gottobersten im Land es zulassen wird, dass Sturm wirklich einen Konkurs machen wird. Noch dazu, wo wir in wenigen Monaten ja eine wichtige Wahl haben werden und damit unweigerlich auch Politiker befasst würden. Also kann Hannes Kartnig, so die Elisabeth, weiterhin ohne Konsequenzen zu fürchten die große Lippe führen. * Die in den letzten Tagen veröffentlichten Ergebnisse einer Umfrage in steirischen Tageszeitungen lösten natürlich in den Partei-Hauptquartieren kräfvom Land geflossen sind. Auch die vor Jahren gegebene Finanzspritze von Ressel und Hirschmann jenseits der 3-Millionen-Euro-Grenze zeigt nicht gerade von Knausertum. Damals hieß es, so will der Herwig wissen, dass damit der Bestand und der Betrieb des Tierparks gesichert seien. Heute wollen die Herbersteins allen klarmachen, dass das Land seine Zusagen nicht eingehalten habe. Eine Frechheit, so polterte der Herwig am Telefon, die Fördermittel einfach ins Privatvermögen hinüber fließen zu lassen. Da werde ja jede Kontrolle unmöglich, wenn die Karten nicht voll auf den Tisch gelegt werden. Und bisher hat das Andrea Herberstein, zumindest gegenüber den offiziellen Stellen des Landes, nicht getan. Warum gibt sie nicht zu, dass man sich verkalkuliert, verrechnet, zu viel privat entnommen hat, wundert sich wiederum mein Allerliebster. Dafür könnte man noch Verständnis aufbringen, weil sie ja andererseits für die Region um den Stubenbergsee und den Tourismus viel bewegt hat. Und auch die erfolgreichsten Geschäftsleute bauen irgendwann einmal einen Bauchfleck, um dann wieder zu einem Höhenflug anzusetzen. * Nicht gerade einen Bauchfleck gemacht, aber in ein kräftiges Fettnäpfchen getreten ist unser Parade-Steirer Arnold Schwarzenegger. Er verlangte bekanntlich vor wenigen Wochen, die USA möge ihre Grenzen schließen, um nicht ungebetene Einwanderer ins Land einsickern zu lassen. Daraufhin kam es zu heftigen Reaktionen und Anti-Schwarzenegger-Demonstrationen. Und siehe da, eilig versuchte Schwarzenegger, die Aufgeregten zu beruhigen. Er habe nicht gemeint, man möge die Grenzen schließen, sondern nur sichern und fügte hinzu, vielleicht sollte er noch einmal in die Schule gehen und besser Englisch lernen. Ich hab’ auch schon intelligentere Ausreden gehört. Also, die war auf jeden Fall nicht besonders geschickt und glaubwürdig. Das wär’s, bis zum nächsten Mal, Eure Lilly

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