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Barbara van Melle: „Ich bin keine Power Frau“
ORF-Star Barbara van Melle hat steirische Wurzeln. Dreifache Mutter macht „Schöner leben“ zum Quoten-Hit. „Ich bin keine Power-Frau“
Seit zwei Jahren präsentiert die in Graz geborene ORF-Moderatorin Barbara van Melle das Familienmagazin „Schöner leben“. Die in Kiel und im Burgenland aufgewachsene Steirerin machte die früher eher langweilige Sendung zu einem echten Quoten-Hit am Sonntagnachmittag. Nach ihrem viel diskutierten, eher unfreiwilligen Abschied von der Sendung „Thema“ ein großer persönlicher Erfolg und sicherlich auch Genugtuung.
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v o n V e r a L e o n
Barbara van Melle: „Ich habe immer Glück gehabt.“
Als Treffpunkt haben wir Bräunerhof ausgemacht. 14.30 Uhr. Ein Eckgasthaus. In den Auslagen ThomasBernhard-Riesenfotos. Hier hat der große Dramatiker viele Stunden verbracht. Es ist ein lauwarmer Apriltag. Barbara van Melle sitzt auf der Gastterrasse vor dem Lokal vertieft in ein Gespräch. Ich erinnere mich, ihre heutigen Termine sind dicht gedrängt. Wir haben genau eine Stunde Zeit. Dann muss sie ihren 5-jährigen Sohn vom Kindergarten abholen. Am Abend hat sie einen kurzen Termin im ORF. Es ist nicht nur die Sendung im ORF, die sie präsentiert. „Wie die meisten Kollegen macht sie auch Seminare.“ Im Internet fand ich z.B. ein Kommunikationsseminar für Frauen, für Unternehmerinnen. „Es sind die letzten, die ich mache. Alles ist eine Zeitfrage. Ich habe Freunde bzw. Freundinnen, die mich immer warnen, wenn ich mit den Terminen übertreibe. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Auf ihr Stopp höre ich. Aber ich bin keine Power-Frau. Den Ausdruck mag ich nicht. Ich bin es nicht. Ich tue die Dinge, wie sie kommen. Aber ich bin auch gerne Hausfrau. Ich möchte nur nicht nur Haushalt führen. Dafür bin ich zu sehr am aktiven Leben interessiert.“ Langeweile kennt sie nicht. Es passiert immer etwas. Dann erzählt sie, dass sie gerade im Urlaub waren, in der Karibik. Unsere Freunde fragten: „Was gibt es dort so Interessantes zu erleben? Das muss fad sein.“ Und ich sagte: „Dort kann man herrliche Burgen im Sand bauen. Auch das mache ich gerne. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie, mit den Kindern.“ Ja, ich habe das Gefühl, dass sie auch hier in diesem Lokal gerne sitzt, mit mir plaudert, über ihren Beruf und ihr Leben erzählt. Das Gespräch verläuft leicht, ungezwungen. So wie sie im FS ist, sie selbst. Sie spielt nicht, sie ist Barbara van Melle: spontan, sympathisch, natürlich und präsent. „Es gibt schon Tage, dass ich in der Früh denke: Oh, mein Gott! An manchen Tagen sind einfach zu viele Termine“, stellt sie fest. „Aber in der Vergangenheit war es schlimmer. Ich habe schon einiges abgebaut. Es bleiben noch immer viele Verpflichtungen“, erzählt die Mutter dreier Kinder. „Meine älteste Tochter, 25 Jahre, ist schon ausgezogen. Sie kommt, sooft sie kann, aber sie ist selbständig. Zu Hause sind noch eine 15-jährige Tochter und der 5-jährige Sohn. Mein Mann ist Primararzt und auch er arbeitet sehr viel, aber wir versuchen unser Familienleben so zu gestalten, dass wir viel Zeit miteinander verbringen.“
Sie ist Vollprofi
Sie spricht über die Arbeit, über ihre Freunde, über den Urlaub, über die Sendung und den Unterschied zwischen Radio und FS, über das Moderieren und ihren Anfang. „Ich habe viel Glück ge-
Kochen im
A l l e s i s t e i n e Z e i t f r a g e
Van Melle hat vor kurzem das Buch mit allen Rezepten aus der Sendung beim Verlag A la carte herausgegeben und ist sehr stolz darauf: „Mein erstes Kochbuch! Die Zeit habe ich mir dafür gestohlen. Oft bin ich in der Nacht gesessen und habe geschrieben.“ Meine Alltagsküche ist von einem Prinzip geprägt: Es muss
habt. Ich habe nie bei irgendeiner Bewerbung teilnehmen müssen. Es hat sich immer so zufällig ergeben.“ Studiert hat sie Publizistik und Politikwissenschaft an der Universität in Wien. 1984 startete sie ihre ORF-Karriere und moderierte vier Jahre lang zahlreiche Radiosendungen. Später wechselte sie zum Fernsehen, moderierte „Wien heute“ und war als Redakteurin tätig. Bis 1995 war sie in der Wissenschaftsredaktion beschäftigt. Das war eine Zeit, in der sie Berichte für die Sendungen „Zeit im Bild“, „Wissen spezial“, „Nova“, „Audi Max“, „Treffpunkt Natur“ sowie „Brennpunkt“ präsentierte und gestaltete. Barbara van Melle produzierte Wissenschaftsdokumentationen wie „Zeitbombe Mensch“, „Der sechste Sinn“, fertigte Übersetzungen für „Universum“ und noch einiges mehr. Später wurde sie Redakteurin von „Thema“ und im März 2003 präsentierte sie das Hochglanz-Freizeitmagazin „Schöner leben“ für die ganze Familie. „Ich koche auch gerne – man sieht es in der Sendung – und meistens haben wir um 18 Uhr unser Abendessen zu Hause. Das Telefon wird dann ausgeschaltet. Das lassen wir uns nicht nehmen. Ich versuche auch die anderen Eltern zu warnen, dass die Zeit so schnell vergeht, und die Kinder werden groß und dann hat man die schönste Zeit mit ihnen verpasst. Das Kochen und der Garten sind schöne Beschäftigungen. Ich koche auch gerne für unsere Gäste. Bei den Zutaten bin ich wählerisch, weil mit guten Zutaten kannst du alles kochen. Die Basis ist das Wichtigste. Und da gehe ich auch gerne auf den Bauernmarkt und kaufe nur gutes, frisches Obst und Gemüse und das Öl muss gut sein. Ein paar Sachen müssen einfach stimmen.“ Als ich erzähle, dass ich ein paar Rezepte gleich nach der Sendung ausprobiert habe, freut sie sich sichtlich. Ein Blick auf die Uhr und die gleichzeitige Feststellung: „Leider ist es schon Zeit, in den Kindergarten zu gehen.“ ■


Gebackene Hollerblüten
Im Frühling nehme ich das Fahrrad, setze meinen Jüngsten in den Kindersitz und suche die duftenden Hollerstauden, die vor den Toren des Nationalparks Donauauen wachsen. Aus den Blüten mache ich mit Zitronen und Zucker einen Dicksaft, der uns durchs ganze Jahr begleitet. Gebacken sind die Blüten eine herrliche Nachspeise. Ich verwende für den Backteig Bier, das den Blüten ein ganz besonderes Aroma verleiht. Sie können das Bier auch durch Mineralwasser oder Milch ersetzen. Mehl, Bier, Eidotter und Salz zu einem dicken, flüssigen Teig verrühren. Das Eiklar nicht zu steif, also 200 g Mehl 1/4 l helles Bier (Mineralwasser oder Milch) 2 Eier, getrennt in Eiklar und Eidotter 1 Prise Salz 10 g Hollerblüten Pflanzenöl oder Kokosfett zum cremig, schlagen und unter Backen den Teig heben. Verwenden 80 g feiner KristallSie am besten ganz frische zucker Hollerblüten. Wenn sie an- 1 TL Zimt gemahlen fangen auszublühen, verlieren sie beim Waschen ihre Blüten. Die Hollerblüten sehr gut waschen, auf einem Küchenpapier gut abtropfen lassen. Die Stiele bis auf einen kleinen Stängel entfernen. Hollerblüten an diesem Stängel halten, in den Backteig tauchen und im heißen Fett herausbacken. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Eine Schale Kristallzucker mit gemahlenem Zimt vermischen. Die Hollerblüten damit bestreuen.
m Alltag – die schnelle Küche

Der Sohn Leon ist eine große Hilfe in der Küche. schnell gehen. In den seltensten Fällen habe ich mehr als eine Stunde Zeit zum Kochen, oft genug weniger. Aber es gibt wirklich jede Menge Gerichte, die diesem Prinzip gerecht werden. Im Alltag habe ich oft nicht nur wenig Zeit, sondern auch wenig Ruhe zum Kochen. Manchmal geht es sogar ziemlich chaotisch zu, wenn ich während des Kochens Hausaufgaben verbessere, PlaymobilRitter zusammenbaue oder berufliche Telefonate erledige. Da bin ich dann ganz schön gefordert, damit selbst das simpelste Gericht nicht zum Desaster gerät. Meine Grundphilosophie kennen Sie bereits: Die Qualität der Lebensmittel ist das Wichtigste. Als überzeugter Bio-Fan bin ich glücklich darüber, dass Österreich das Land in Europa mit den meisten Bio-Bauern ist und dass ich Bio-Produkte in fast jedem Supermarkt kaufen kann. ■