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Schluss mit Rätselraten
Für 1. Juni kündigt Gerhard Hirschmann seine Entscheidung an Schluss mit dem Rätselraten
Von ihm hängt viel ab, wer nach der Landtagswahl im Oktober dieses Herbstes zum neuen Landeshauptmann gewählt wird. Tritt Gerhard Hirschmann mit einer eigenen Liste an, so könnte er zum Zünglein an der Waage werden. Am 1. Juni will Hirschmann nun der Öffentlichkeit kundtun, ob er in den Wahlkampf-Ring steigt. Kanzler Schüssel hat die VP-Wähler bereits gewarnt: Eine Stimme für Hirschmann ist eine für die SPÖ und für Voves.
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Politik
Meinungsforscher sehen Gerhard Hirschmann auf dem dritten Platz bei Landtagswahl im Herbst. Mit guten Chancen auf Regierungssitz
Kanzler Schüssel wittert die Gefahr für Klasnic: Warnt vor Unterstützung Gerhard Hirschmanns.
Jahrelang hat er als Landesgeschäftsführer und geschäftsführender Parteiobmann die Strategien und Wahlgänge der steirischen Volkspartei federführend vorbereitet. Nun steht Gerhard Hirschmann vor einer schwierigen Entscheidung in seinem Berufsleben. Bei seinem Abschied aus der Politik am 8. April 2003 erklärte er, „nie mehr“ in diese zurückzukehren. Doch mittlerweile hat sich das Blatt und haben sich seine Überlegungen entscheidend verändert. Bekanntlich hat Landeshauptfrau Waltraud Klasnic sich nicht gegen die Ablöse von Gerhard Hirschmann als Vorstand der ESTAG ausgesprochen. Dies, obwohl nach Meinung vieler ÖVP-Anhänger und -Funktionäre es Gerhard Hirschmann war, der die gesamte ESTAGAffäre ins Rollen gebracht hat. Kehrt Hirschmann nun als „Märtyrer“ in den Polit-Ring zurück, so hat er laut Umfragen Chancen, bis zu zehn Prozent der steirischen Wähler für sich zu gewinnen. Diese Gefahr sehen klarerweise auch die ÖVPWahlstrategen im Lande. So hat ÖVP-Landesgeschäftsführer Schnider bereits klar zum Ausdruck gebracht, dass eine Kandidatur Hirschmanns der ÖVP schaden werde. Intern laufen etliche Gespräche und Versuche, Gerhard Hirschmann von seinem Vorhaben zu kandidieren abzubringen. Kürzlich hat auch Kanzler Schüssel selbst in dieser Debatte in einem Interview in der „Kleinen Zeitung“ unmissverständlich seinen Standpunkt dargelegt: „Wer gegen uns antritt, kann nicht damit rechnen, dass er freundlich umarmt wird. Jede Stimme für Hirschmann ist eine für die SPÖ.“ Der Kanzler erteilt damit allen Spekulationen eine Absage, es könne doch noch einen Friedenschluss zwischen der ÖVP und ihrem Mitglied Hirschmann geben. Schüssel im Kleine-Zeitung-Interview (29. April 2005): „Jede Stimme eines bürgerlichen Wählers, die nicht für die ÖVP abgegeben wird, ist damit automatisch eine Stimme gegen Waltraud Klasnic und indirekt eine Stimme für Franz Voves.“ Immer wieder gibt es Spekulationen in der Steiermark darüber, dass Hirschmanns Antreten erst der ÖVP die Mehrheit und damit den Landeshauptmann sichern helfe. Weil dieser bei der L a n d e s h a u p t mann-Wahl zwar nicht Waltraud Klasnic unterstützen würde, aber ganz sicher – sollte es dazu kommen – seinen langjährigen Freund Hermann Schützenhöfer. Schüssels Seitenhieb auf Gerhard Hirschmann: „Die ÖVP braucht keinen Retter, die wirkliche Retterin war Waltraud Klasnic vor zehn Jahren.“ Das Tief der ÖVP ist offensichtlich noch nicht überwunden, nur so kann man auch Schüssels Äußerungen interpretieren. Die ESTAG-Affäre oder auch das Projekt Spielberg haben dazu geführt, dass sich treue ÖVP- und KlasnicWähler offensichtlich für den Herbst bei ihrer Stimmabgabe anders orientieren. Ein zweites Indiz für kommende schwierige Monate sind auch die anderen Parteien. Zwar können BZÖ und FPÖ nicht mit einem der neun Regierungssitze rechnen, nur die Grünen haben neben der ÖVP, SPÖ und einer Hirschmann-Liste eine Chance. Für einen sicheren Sitz in der Regierung sind 6 der 56 Mandate notwendig. Mit 5 kann es sich bei günstiger Wahlarithmetik ausgehen. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Es wird in jedem Fall knapp an diesem Wahlsonntag im Oktober 2005. Alle Parteien werden diesmal noch intensiver als in der Vergangenheit um jede Stimme kämpfen. Mit dem Risiko, dass die wahren Zukunftsfragen der Steiermark als Opfer auf dem Schlachtfeld der Politik liegen bleiben, wie ein Kollege formulierte. ■
Foto: ÖVP