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Von Unruhe getrieben
Peter Poppmeier (rechts im Bild neben dem Regisseur A. Ortens): „Die Selbstmordrate unter Jungärzten und Homosexuellen ist sehr hoch.“
Begonnen hat er mit dem Generationenkonflikt. Wer kennt es nicht? Das Familienleben: Mutter, Vater, Kinder und die Frage, wer schuldet wem Respekt. Wie stehen die Machtverhältnisse und welche Rolle wer spielt. Heile, bürgerliche Welt. Klingt sehr ernst. Ist es auch, aber Peter Poppmeier macht es erträglich, indem er eine große Dosis Hu-
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mor hineinbringt. Zwei davon, „Die Undankbaren“ und „Die Klinik“, wurden auf der „Freien Bühne Wieden“ in der Inszenierung von Gerald Szyskowitz aufgeführt. Das dritte bzw. mittlere Stück, „Aachen – ein Stück Geschichte“, wurde für eine FS-Aufnahme vom Grazer Regisseur Artur Ortens inszeniert. „Ich möchte nicht nur hinweisen, ich möchte zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Ich möchte auch im Theater die Menschen sehen, die normalerweise nicht hineingehen. Das Theater muss auch unterhalten können.“ Dieser Vorsatz ist ihm auch im Stück „Die Klinik“ gelungen. Poppmeier entlarvt hier das neue Tabu: Ärzte, Chefärzte, denen junge Ärzte ausgeliefert sind. Es steht kaum etwas im Gleichgewicht: Dienstverhältnis, die Bezahlung, die Arbeit ... „Die Selbstmordrate unter den Jungärzten ist sehr hoch. Das Thema hat sehr starke realistische Züge und fast jeder im Publikum kennt jemanden, auf den wenigstens zum Teil die Beschreibung passt. „Es geht hier nicht um einen konkreten Fall. Alles ist erfunden und trotzdem nicht erfunden. Aus dem Publikum kommen Stimmen, die behaupten, sie kennen so einen, wie Univ.-Prof. Dr. Wipfler. Auf die Spitze des Erfolges lässt er niemanden kommen, er nimmt die Menschen, wie er sie braucht und solange er sie braucht, ohne für sie wirklich etwas zu empfinden. „Der kleine Bettnässer“, wie seine Mutter den erfolgreichen Primar bezeichnet, ist skrupellos und merkt nicht einmal, wie unglücklich er die Menschen in seiner Umgebung macht. Würde das alles nicht auf der Bühne passieren, sondern in der Realität und ohne Komik, würde das mit Sicherheit zur Tragik führen.
v o n V e r a L e o n
Peter Poppmeier, Sohn einer bekannten steirischen Kaufmannsfamilie, geht seinen eigenen Weg Von Unruhe getrieben
Seine Themen sind Tabus, über die man normalerweise hinter vorgehaltener Hand spricht. Sie sind auch Teil seiner Geschichte. Peter Poppmeier, Rechtsanwalt und Autor, entstammt der kinderreichen Kaufmannsfamilie Poppmeier (Spar). Er hat vier Geschwister. Der 34-jährige Grazer hat ein flottes Mundwerk, schreibt viel und ist damit erfolgreich. Und wie es scheint, ist er nicht mehr zu bremsen. Innerhalb eines Jahres hat der in Wien lebende Rechtsanwalt drei erfolgreiche Theaterproduktionen herausgebracht.
Bücher – späte Entdeckung
Sein eigenes Verhältnis zum Buch in den ersten 20 Jahren seines Lebens hat Poppmeier negativ in Erinnerung. „Ich fand das Lesen blöd.“ Umso mehr und intensiver interessierte er sich für Bücher danach. Vor etwa 10 Jahren hat er dann begonnen selber zu schreiben. Es waren zuerst Aphorismen. Beobachten, Denken und Schreiben, die Sprache, das alles interessierte ihn plötzlich mehr als vieles andere. „Ich bin Anwalt. Das ist eine wunderbare Gedankenschule. Mich inspiriert so vieles. Ich gehe mit offenen Augen durch das Leben. Es ist das bürgerliche Milieu mit seinen Schatten und Doppelmoral, das ich kenne und das sich zum Thema anbietet. Ich erfinde nichts. Alles ist da. Ich mag keine Tabus, deshalb will ich sie aufheben.“ Beide ersten Produktionen hatten fast 100-prozentige Auslastung. Nicht zuletzt dank der guten Marketingstrategie. Die Familie Poppmeier, seit Jahren mit Spar-Geschäften erfolgreich unterwegs, weiß über Marketing Bescheid. Und das Publikum kam und war angetan. So wurde der Anfang gemacht. Gerald Szyskowitz, der Direktor der „Freien Bühne Wieden“, entdeckte den jungen Autor:


Szenen aus „Die Undankbaren“, „Die Klinik“ und „Aachen“ (von oben)
„Dieses Theater sollte die Plattform für junge, talentierte Autoren sein und wenn der Saal noch dazu so toll ausverkauft ist, steht nichts im Wege.“
H o m o s e x u a l i t ä t – T h e m a f ü r s i c h
Peter Poppmeiers „Aachen – ein Stück Geschichte“ hat Homosexualität zum Thema. „Bis vor zwei Jahren war ich selbst homosexuell. Heute lebe ich mit meiner Freundin zusammen. Man liebt den Menschen und nicht Mann oder Frau.“ Das Stück gibt es in Form von Buch und einer FS-Aufzeichnung in der Inszenierung vom Grazer Regisseur Artur Ortens. „Man stelle sich vor: bis Sommer 2002 wurden Männer in der Republik Österreich ausschließlich auf Grund ihrer Homosexualität inhaftiert. Sie wurden bestraft, verloren ihren Job, ihre gesellschaftliche Stellung und landeten sogar im Gefängnis. Die Prozesse liefen erniedrigend ab. Man schnüffelte in ihren Tagebüchern, stellte ihnen Intimfragen, sie wurden eingesperrt, enterbt, verloren ihren Arbeitsplatz und wurden zum Existenzruin gebracht. Mir geht es als Jurist darum, dass es nicht richtig ist, einzelne Menschen in ihrem Intimleben staatlich zu verfolgen und zu bevormunden.“ Seinen Rechtsanwalt-Beruf nimmt er sehr ernst. Er sieht sich als Dolmetscher, der die Gesetze für den Normalverbraucher übersetzt. Peter Poppmeier hat seine geräumige Rechtsanwalts-kanzlei im 1. Wiener Bezirk, in der nicht nur juristische Bücher beherbergt werden, sondern auch seine eigenen Werke. Und davon gibt es nicht wenig. In einem Teil des Zimmers liegen veröffentlichte und nicht veröffentlichte Werke und Manuskripte. Ein Berg an „Beweismaterial“ seines Fleißes. Das nächste mögliche Thema, das ihn anspricht, kommt aus dem Bereich Schulung, Ausbildung und Herumirren in den Bildungsreformen. Man kann
an ein Thema so herangehen, dass man schaudert. Gut für Provokation. Das Lernen an sich ist toll. Seit drei Jahren studiert Poppmeier auch Philosophie. „Ich bin von einer großen Unruhe getrieben und muss noch vieles ausprobieren“, sind seine Schlussworte. ■

Vater Fritz Poppmeier (Spar): Verständnis für Bühnenerfolg seines Sohnes
Im stilvollen Rahmen erzherzoglich speisen
„Das Restaurant Wintergarten verwöhnt, das intime Konzert entführt.“ Dem Hotel Erzherzog Johann der Familie ReifBreitwieser gelingt es – wie so oft – erlesen Musikalisches mit Kochkunst auf Haubenniveau zu verbinden.
Foto: Sackl-Kahr Wieder einmal hat sich das 4-SterneHotel am Hauptplatz für seine Gäste etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Gewohnt einfallsreich, gewohnt stilvoll. Mario Pulko, seines Zeichens Hauben- und Chefkoch im Erzherzog, macht es möglich und brachte als einer der Ersten in Österreich frischen Spargel auf den Tisch – und der ist im erzherzoglichen Speisesaal auch in den nächsten Wochen immer reichlich gedeckt: Dreierlei vom Hopfenspargel mit Vulcano-Schinken und Chardonnayschaum als Entree, gefolgt von einem rosa gebratenen Perlhuhnbrüstchen mit Spargel-Kartoffeltörtchen auf Blaubeersauce oder auch einer knusprigen Lachsforelle auf Spargel-Rhabarberrisotto und leichtem Rieslingschaum. „Dazu ein Morillon-Chardonnay vom Weingut Kugel oder auch ein Steinbach von Lackner-Tinnacher“. Mario Pulko will seine

Foto: Nina Krok
Chefkoch Mario Pulko gibt eine Kostprobe seiner Spargelkreationen. Spargelkreationen mit einem guten Wein abgerundet wissen – auch wenn ihm persönlich „ein spritziger Welschriesling auch ganz gut dazu schmeckt“. Sozusagen als Abschluss des fulminanten Spargelkonzerts schlägt Österreichs einstmals jüngster Chefkoch die vorzügliche „Vanillemousse mit karamellisierten Spargelspitzen und Limettenbrot“ vor. Doch nicht allein kulinarische Highlights finden sich heuer Aurely Tremblay trifft Brahms und Liszt. im Erzherzog Johann: So interpretierte die französische Konzertpianistin Aurely Tremblay virtuos die Klaviersonaten von Johannes Brahms und Franz Liszt, bevor sie im Juni mit Judit Kopecky in New York konzertieren wird. Kulinarisch und kulturell außergewöhnlich, das Erzherzog Johann im Zentrum von Graz. ❑

Foto: Oliver Wolf

K+Ö-Vorstand Mag. Martin Wäg fühlt sich im Jugendstilhaus sichtlich wohl, nicht nur der Mode wegen. Kastner & Öhler stellt neues Jugendstilhaus vor Altes Haus und neuer Stil
Das Jugendstilhaus Ecke Sackstraße – Paradeisgasse war immer ein bisschen das Hinter(e)teil des Grazer Modehauses Kastner und Öhler. Mit Wimpy beherbergte es amerikanisches Fastfood, lange bevor Mac Donald’s wusste, wo Graz liegt. Danach, heute würde man neudeutsch Outlet dazu sagen, wurde Markenware preiswert an den Mann oder die Frau gebracht. Heute ist es das alte Haus, das wahrscheinlich größte Jeansparadies Österreichs, ein Eldorado für junge und jung gebliebene Menschen. Das Ambiente ist umwerfend. Blasengel schauen beim Shoppen zu, Hirschgeweihe dienen als was weiß ich. Alles ist bunt, lustig, freundlich, jung. Einfach mal hingehen, an der Auslage in der Sackgasse schnuppern und rein ins Vergnügen. ■
Musterland und Sport-Hotel Schelch – unsere Tennis-Legende plant ihre Zukunft Thomas Muster ist endlich zu Hause.
Trofaiach, 28. April 2005: Zwei Dreißigjährige geben sich die Ehre. Das traditionsreiche Sporthotel Schelch und Österreichs Tennislegende Thomas Muster. Beide sind zwar schon ein bisserl in die Jahre gekommen, doch das sieht man ihnen nicht an. Thomas Muster geht auch gleich voll Elan an seine neue Profession ran. Die TennisAußenanlagen und der Thekenbereich werden erneuert. Die SquashCourts fallen dem neu gestalteten Seminarbereich zum Opfer. Das Ziel, so Thomas Muster, ist, Toms Hotel so schnell als möglich an internationalen Standard heranzuführen. Keine leichte Aufgabe für den Geschäftsführer Helmut Kahr, der auch gleich das Hauptaugenmerk seiner Arbeit umreißt: „Wir werden Themenschwerpunkte im Bereich Kulinarium setzen, neue, hochwertige Arbeitsplätze schaffen und durch Kooperationen (Golfclub Gai und Skiarena Präbichl) Synergieeffekte erzielen.“ Und Bürgermeister August Wagner ist davon überzeugt, dass Toms Hotel zu „der“ Wohlfühloase im Raum LeobenTrofaiach-Eisenerz wird. Im Anschluss an die Pressekonferenz kredenzte der südsteirische Nobelwinzer Tement den ersten in Flaschen gezogenen Wein vom Hochkittenberg, dem Weingut von Thomas Muster, der zwischen Leibnitz und Wundschuh liegt und, so Tement, sowohl von seiner Lage wie auch von der Bodenbeschaffenheit höchsten Qualitätsansprüchen entspricht. Dabei plauderte der Tennis-Star über seine Zukunftspläne. Vor allem die Tennisakademie „Musterland“ in Graz liegt dem Daviscup-Kapitän am Herzen. Schon im Herbst werden in Zusammenarbeit von Thomas Muster, der HIB Liebenau und dem Hotel Paradies die ersten Tennis-Eleven die Schulbank zum einen und das Racket zum anderen drücken. Auch mit der Modemarke „Toms Fashion“ ist Muster auf Expansionskurs. Nach Wien werden für das Shopping-CenterSeiersberg und in Toms Hotel Trofaiach weitere Shops geplant. Der Weinberg, das Hotel, das Musterland und Toms Fashion zeigen – Thomas Muster ist endlich zu Hause. ■
Gaumenfreud & Ohrenschmaus
Günther Stibor war das, was man einen Globetrotter nennt. Nach der Hotelfachschule trieb es ihn raus in die große weite Welt der Gastronomie. Luxusliner und Spitzenhotels waren sein Zuhause. Aber irgendwann kommt es, das Heimweh. Und wenn dann noch eine Frau im Spiel ist …
Was lag näher als sich im heimischen Pischelsdorf niederzulassen. Keine 100 Meter Luftlinie vom elterlichen Gasthof war ein alter, verfallener Bauernhof von anno Tobak zu haben. Günther schlug zu. Baute um, renovierte und zahlte, wie jeder Bauherr, Lehrgeld. Aber es hat sich rentiert. Es ist ein Schmuckstückerl geworden. Ohne Kitsch, mit viel Heimatliebe. Günther’s Hof mauserte sich zum beliebten Treffpunkt zwischen Hartberg und Gleisdorf. Doch Gerlinde und Günther Stibor wollten mehr – die Idee neben guter Küche klasse Musik anzubieten war geboren. Der Jazz-Brunch bietet neben ausgesuchter Küche an jedem 1. Sonntag im Monat bekannte Gruppen wie Obsession, Jazzexpress oder die Beisl-Band. Nicht genug, es gibt noch mehr Neues: z.B. das Dinner for Two oder das sonntägliche Überraschungsmenü ab 17 Uhr (Frage: Fisch oder Fleisch? Antwort: Ein Dreigangmenü, das Sie so schnell nicht vergessen werden). Wenn Sie also mal wieder so richtig abzappeln wollen –Jazz-Brunch, wenn Sie Ihrer Liebsten was zu sagen haben: Dinner for Two und wenn Sie für kleines Geld wie der liebe Gott von Pischelsdorf speisen möchten: ein Überraschungsmenü am Sonntagabend. Anmeldung unter Tel.: 03113 –3969 ist aber ratsam. ■
Foto: Nina Krok

Leib und Seele und ein bisschen Musik: Gerlinde und Günther Stibor