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Tanz in den Frühling

Der Birkhahn wird etwa 1,5 kg schwer, sein metallisch schwarzblaues Gefieder glänzt bei jeder Bewegung in der Morgensonne. Über den Augen sind zwei leuchtend rote, nackte Hautstellen. Der Tanz der Hahnen kündigt den kommenden Bergfrühling an.

Tanz in den Frühling Tanz in den Frühling

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Es gibt viele Plätze auf unseren Almen, die als Tanzstatt oder Tanzplatz bezeichnet werden. Meist liegen sie auf flachen Kuppen oder Bergrücken. Aber wer tanzt da oben, und wie kommt es zu diesen Ortsbezeichnungen?

Menschen mit viel Phantasie wollen diese Tanzplätze mit ehemaligen Hexen- und Teufelsreigen in Verbindung bringen. Die Wirklichkeit sieht viel weniger dramatisch aus, sie ist deswegen aber um nichts weniger spannend. Um zu sehen, wer dort oben tanzt, muss man sehr früh aufstehen und im Frühling lange vor Sonnenaufgang in einem Versteck auf der Tanzstatt sein. Noch bevor es so richtig hell wird, hört man von dort dann Zischen und Flügelrauschen, und schließlich erfüllen kullernde Laute die noch kühle Morgenluft. Jetzt erkennt man schwarze Vögel. Zwischen ihren langen, sichelförmig gekrümmten Schwanzfedern leuchtet als Kontrast ein rein weißer Federbusch hervor. Die Vögel sind etwa so groß wie ein Haushahn, und sie sind es auch, die diese Geräusche von sich geben. Dabei springen sie immer wieder kurz in die Luft, sie drehen sich im Kreis, und manche kämpfen miteinander. Wenn 10 bis 15 dieser „Tänzer“ auf einmal da sind, dann ist der Tanzplatz erfüllt von Leben, das den kommenden Bergfrühling ankündigt. Was sich hier abspielt, ist die Frühjahrsbalz des Birkhuhnes. Die Birkhahnen besetzen auf Gemeinschaftsbalzplätzen kleine Reviere, die sie gegen ihre Nachbarn verteidigen. Durch Singen und Tanzen versuchen sie hier die Hennen auf sich aufmerksam zu machen. Der Hahn tut für den Nachwuchs nichts, er befruchtet nur die Eier. Danach muss die Henne allein zurechtkommen. Der Vorteil, den dieses Fortpflanzungssystem für die Weibchen bietet, ist der, dass sich die Hennen den besten Vater und damit auch die besten Gene für ihre Kinder aussuchen können. Sie bevorzugen dabei ganz eindeutig große Balzplätze mit möglichst vielen Männchen, denn dort gibt es mehr Auswahl, und dort muss sich ein Hahn gegen weit mehr Konkurrenten erfolgreich durchsetzen können. Man geht eben gern in den Tanzstadel, wo auch etwas los ist. Wussten Sie, dass das Birkhuhn in Bayern auch „Schuhplattlerhuhn“ heißt und dass in manche bayerische Volkstänze Elemente aus dem Balztanz der Birkhahnen aufgenommen wurden? Auch die Indianer Nordamerikas ahmen in manchen ihrer Tänze die Bewegungen von Präriehühnern, das sind Verwandte unserer Birkhühner, nach. Es ist also nicht nur bei den Kleinen Hahnen üblich, auch wir Menschen tanzen gerne in den Frühling; und das durchaus international! Landesjägermeister Gach meint dazu: „Österreich beherbergt heute eines der größten z u s a m m e n h ä n g e n d e n Birkhuhnvorkommen. Fast alle Populationen in den Tieflagen Mitteleuropas sind heute bereits ausgestorben, nur in den Alpen gibt es im Waldgrenzbereich noch gute Bestände. Doch der Lebensraum wird auch in den Bergen für die Vögel zunehmend enger. Die Jägerschaft setzt sich daher schon seit Jahren für das Birkhuhn ein und arbeitet gemeinsam mit den Grundbesitzern für die Lebensraumverbesserung.“

Dr. Hubert Zeiler, Wildökologe der Steirischen Landesjägerschaft

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