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Fontheims Finte

Matthias Fontheim verlässt Graz nun doch schon im Sommer 2006 – wie der Schauspielhauschef alle reinlegte.

Foto: Peter Manninger

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Zyniker vergleichen Schauspielhausintendant Matthias Fontheim mittlerweile bereits mit dem Kärntner Landeshauptmann – sein „Ich bleibe –ich gehe – ich bleibe – ich gehe“ hat doch schon Haider’sche Dimensionen angenommen. Nun ist es aber fix: Der bullige

Theaterchef wechselt ab Sommer 2006 zum Stadttheater Mainz – nachdem er erst vor wenigen Monaten lautstark versprochen hatte, überraschenderweise doch bis 2008 in Graz zu bleiben. Die Hintergründe für Fontheims Zickzackkurs sind klar: Der Krefelder wollte immer schon weg. Ursprünglich wollte er Chef des Theaters in Freiburg werden – nur entschieden sich dort die verantwortlichen Gremien schließlich doch anders. Und das Risiko als freier Regisseur plötzlich dazustehen, wollte Fontheim doch nicht eingehen – darum verkündete er sein Verbleiben in Graz. Mainz will ihn hingegen wirklich – und „Fonti“ will auch wirklich nach Mainz. Schon wenige Tage nach der Entscheidung war er auf einem deutschen Fernsehsender mit stolzgeschwellter Brust zu sehen und erzählte strahlend wie eine Christbaumkugel, wie sehr er sich schon auf die neue Aufgabe freue – was mittlerweile einige Beobachter fragen lässt, wieso man Fontheim nicht schon im heurigen Sommer aus seinem Schauspielhausvertrag entlässt, wenn doch seine Motivation hier zu arbeiten äußerst gering sein dürfte. Denn der Spielplan für die nächste Saison ist knapp vor dem Fertigwerden – und die drei Regiearbeiten, zu denen sich Fontheim noch verpflichtet hat, könnten auch ohne Geschäftsführergehalt inszeniert werden. Andere wiederum schlagen gleich vor, Fontheim solle seine Regieprojekte in der nächsten Spielzeit gleich aufgeben – waren doch seine letzten Arbeiten nicht unbedingt mit Lobeshymnen bewertet worden. Freilich: Fontheims Abgang sorgt jetzt nicht nur bei den heimischen Kulturpolitikern für erhebliches Stirnrunzeln („So schnell einen kompetenten Nachfolger hervorzuzaubern ist kein Kinderspiel!“), sondern sorgt auch für Unruhe im Schauspielhaus. Viele Darsteller und Mitarbeiter hatten sich auf 2008 eingestellt – jetzt müssen manche schon rascher um ihren Arbeitsplatz zittern. Der Stimmung am Haus hat Fontheim keinen Gefallen getan – kein Wunder, wenn man vom Chef höchstpersönlich quasi im Regen stehen gelassen wird … ■

v o n B e r n d H a d l e r

Hinter mir die Sintflut: Matthias Fontheim verlässt jetzt doch Graz. Darrell Toulon gelingt ein hinreißender „Romeo und Julia“-Abend. Auf www.klippmagazin.at g ibt es nicht nur aktuelle News und Informationen, sondern auch nach jeder Premiere schon am Tag danach die schnellste Kritik von Bernd Hadler. Hier Auszüge aus den letzten Highlights:

Die schnellste Kritik im Internet auf www.klippmagazin.at

E i n H ö r s p i e l m i t w e n i g M u s i k

Eine Regie-Lehrmeldung von Matthias Fontheim wird durch eine Sonderklassenleistung von Julia Kreusch wieder wettgemacht. Die junge Aktrice macht Wedekinds „Musik“ am Schauspielhaus zum Ereignis und lässt das Publikum den Atem anhalten.

D e r F a l k e z ü n d e t n o c h i m m e r

Das Hit-Musical „Falco Meets Amadeus“ kehrte in abgespeckter Form nach Graz zurück und litt unter der Stadthallenakustik. Zum Glück beherrscht „Falco-Double“ Axel Harrig sein Handwerk nahezu perfekt – er verstand es auch trotz aller Routine, das Publikum mitzureißen. E x p e r i m e n t g e l u n g e n , P a t i e n t l e b t

Friederike Heller und Marcel Luxinger dramatisierten Canettis einzigen Roman auf der Probebühne mit Erfolg. Sich fesselnd steigernde Mini-Episoden sorgen für eine Reise ins bedrohlich Absurde mit einem fantastischen Franz Solar als menschgewordener Bücherwurm.

G e f a n g e n i m R o s e n g a r t e n d e r L i e b e

Ballett-Chef Darrel Toulon sorgt mit „Romeo und Julia“ für einen Saisonhöhepunkt im Opernhaus und bringt einen feurigen, phantasievollen und aufregenden Tanztheater-Abend mit seinem äußerst engagierten Ensemble –fern üblicher Klischees. ■

Julia Kreusch, hier mit Gerhard Balluch, beeindruckt in „Musik“.

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