Lena Freimüller. Foto: Joanna Pianka
Generationenwechsel in der Galerie3 Eine Übergabe von Frau zu Frau.
Renate Freimüller – der Name war in den letzten 24 Jahren Synonym für die zentralste Galerie Klagenfurts am Alten Platz, für die Galerie3. 1996 eröffnete sie diese mit einer Ausstellung von Kurt „Kappa“ Kocherscheidt, dem viele weitere berühmte Namen folgten. Renate Freimüller hat aber auch den renommierten Bank Austria Kunstpreis in Kärnten für junge Künstler*innen ins Leben gerufen oder die Idee zum „Apero“, dem alljährlichen Frühlingserwachen in den Klagenfurter Galerien, geboren. Die Schwellenangst zur Kunst zu nehmen war ihr ebenso wichtig, wie etwas gemeinsam mit anderen Galerien zu tun. Nun die Tochter. Seit heuer ist Tochter Lena die Chefin des Betriebes. Auch wenn die Übernahme der Galerie in die Wiege gelegt scheinen mag, ging Lena Freimüller einen vollkommen eigenständigen Weg, studierte klinische Psychologie und Kulturwissenschaften in Wien und New York sowie Friedens- und Konfliktforschung in Spanien, promovierte am Institut für Interventionsforschung und Nachhaltigkeit an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, entwickelte ein AntistigmaKonzept in Theorie und Praxis an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, arbeitete in Flüchtlingsprojekten. Vielfältig, international, urban, interkulturell ist sie – und neugierig. Dazwischen voll da. „In der Kunst, so die Utopie, sind so manche gesellschaftlichen Tradierungen hinfällig, es ist ein Ort für
Neues, an dem auch Verrücktheit und Andersheit Platz haben“, schreibt die Kulturarbeiterin und Galeristin in ihrem Artikel „Champagnertherapie für alle“ über Inklusion in der Kunst- und Kulturarbeit. Ihre Neugier lässt sie „dazwischen“ sein, sowohl in hochintellektuellen wissenschaftlichen Diskursen als auch im Einfachen, wo „ein Bild einfach nur ein Bild sein darf“. Kunst niederschwellig in die Öffentlichkeit zu bringen wie auch die Zusammenarbeit mit möglichst vielen, diversen Einrichtungen sind ihr ebenso ein Anliegen, wie es das auch ihrer Mutter war. So wird etwa im sozioökonomischen Lokal der Caritas „magdas“ von Lena Freimüllers 2014 in Wien gegründetem Label Flux23 Kunst mit sozialkritischen Bezügen kredenzt. Mit dem seit 2016 stattfindenden kollaborativen Projekt INS FREIE | NA PROSTO | ALL’ APERTO vereinigt sie beide Komponenten: Kunst wird mit wechselnden Projektpartner*innen in vielfältigster Form in die Öffentlichkeit gebracht. -ma ist für die feministisch denkende und agierende Neo-Galeristin die kreative Form der gendergerechten Sprache. Es hat seinen Ursprung im Kärntnerischen, wobei es auch hier einen Schnittpunkt zum Gemeinsamen gibt, ohne auf ein spezifisches Geschlecht hinzuweisen: tuama. Die patriarchale Präsenz im Kunst- und Kulturbereich, wo Männer kreativ sind und Frauen organisieren (dürfen), durchbricht sie einerseits mit dem selbstverständlichen Ausstellen von Künstlerinnen, aber auch mit dem heurigen INS FREIE-
Projekt „Solange“ für das Klagenfurt Festival [siehe BRÜCKEnseiten 54-55]. Dafür hat Lena Freimüller die Künstlerin Katharina Cibulka eingeladen, die mit bestickten, pinken Schutznetzen auf Baustellen offensichtlich die männliche Domäne des Bauwesens umhüllt. Vielerorts. Ganz ihrem Naturell entsprechend, hält es Lena Freimüller nicht an einem Ort: Neben reger Messetätigkeit, wo sie Kärntner Künstler*innen nach außen trägt, ist ihr die Verbindung zu Wien ebenso wichtig, um auch Neuigkeiten nach Kärnten zu bringen. Und schließlich unterhält sie seit letztem Jahr eine sehenswerte Außenstelle auf der Hauptstraße im Ortseingang Velden. ● Tina Perisutti Kulturarbeiterin und Kulturjournalistin.
kultur.tipps Gruppenausstellung: Ei, ei Galerie3, Velden 10. April (Vernissage: 19 Uhr) – 20. Juni Eierpecken am Ostersonntag, 15-18 Uhr Margot Pilz & Violetta Ehnsperg: Attraction! Galerie3, Klagenfurt 8. Mai (Vernissage: 19 Uhr) – 6. Juni SOLANGE / AS LONG AS Kulturintervention im öffentlichen Raum am Stadtpfarrturm Klagenfurt, im Rahmen des Klagenfurt Festival, ab 22. Mai, 18 Uhr INS FREIE Picknick mit der Künstlerin Katharina Cibulka 23. Mai, 12 Uhr Neuer Platz, Klagenfurt
DIE BRÜCKE Nr. 17 | Brückengeneration 5
53