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Brücken bauen – Gradimo mostove. Daniel Gönitzer

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Brücken bauen – Gradimo mostove Ausstellungen, künstlerische Interventionen und Literatur an den Brücken sowie Staumauern der Drau.

Die Brücke ist Sinnbild für Solidarität und für die Überwindung von trennenden Gräben und Grenzen. Als solche ist sie auch titelgebend für das vom Villacher Künstler Gerhard Leeb initiierte Projekt „Brücken bauen – Gradimo mostove“, das Teil des Jubiläumsjahres CARINTHIja 2020 ist. Dabei handelt es sich um ein großangelegtes Kulturvorhaben, das zwölf über die Drau führende Brücken von Rosegg bis Dravograd sowie drei Südkärntner Kraftwerke künstlerisch bespielt. Dafür wurde ein Team aus fünfunddreißig zeit genössischen Kärntner Künstler*innen – darunter etwa Inge Vavra, Guido Katol, Gertrud Weiss-Richter, Melitta Moschik oder Tomas Hoke – und Schüler*innen der HTBLA Ferlach und der Praxis-HAK Völkermarkt zusammengestellt. Von ihnen werden Brücken zwischen den Generationen, den Muttersprachen, Mann und Frau, Malerei und Theater, Film und Grafik, Licht und Ton, Literatur und Gesang, Vergangenheit und Gegenwart errichtet und mit Leben erfüllt.

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120 Kilometer Fluss. Gerhard Leeb fasst den Kern des Projekts wie folgt zusammen: „Brücken führen Menschen und Kulturen zusammen. Durch das Zusammentreffen auf den Draubrücken soll es gelingen, die fast hundert Jahre lang gepflegten Gräben zwischen den Volksgruppen zuzuschütten.“ Mit einer Veranstaltung in der Rosegger Galerie Šikoronja und der Vernissage mit Arbeiten von Larissa Tomassetti und Gustav Januš auf der Rosegger Brücke (ihre Vorgängerin war im Abwehrkampf heiß umkämpft) wird das Projekt am 17. April eröffnet. Nach und nach finden dann mit Konzerten, Perfor mances oder Lesungen die Auftakte der weiteren Initiativen statt – alle im öffent lichen Raum. „Wir schwimmen sozusagen die Drau entlang und bauen Brücken, die Kärnten verbinden. Ich freu mich sehr, mit dabei zu sein und meinen Zugang zum gesprochenen Wort um 106 Meter Brückenlänge zu erweitern“, so Monika Grill über ihre „Wortbrücke“ zwischen Feistritz im Rosental und Ludmannsdorf. Die Autorin hat deutsch- und slowenischsprachige Erzählungen der umliegenden Bewohner*innen aufgenommen und wird diese in Form einer Ton-Installation aus einem Lautsprecher erschallen lassen.

In memoriam Thomas Pluch werden dessen Worte „Gewinnen werden nicht die, die angefangen haben. Gewinnen werden die, die aufhören“ am Geländer der Brücke bei Rottenstein (Ebenthal) angebracht. Das Zitat des Drehbuchautors stammt aus dem Filmepos „Das Dorf an der Grenze“, das sich der konfliktreichen Geschichte der slowenischen Volksgruppe in Kärnten widmet. Die alte Lippitzbachbrücke wird mit der Installation „Verbotene Früchte“ von Alex Samyi bespielt: „Bei dem Projekt greife ich auf alte Symbole zurück. Schon das Brückenbauen ist ein solches. Meine Früchte sind dem Titel nach „verboten“, aber eigentlich nur unerreichbar, so als wären sie zu hoch für uns oder wir so klein. Und das hat dann wieder was mit der alten Draubrücke in Lippitzbach zu tun, die ja abgetragen werden soll, weil die da oben es so wollen. Wer darf und wer darf nicht – mitreden, gestalten, bauen, naschen – das ist die Frage, die sich die kleinen Leute schon vor dem Ende der Monarchie gestellt haben. Jetzt ist das Volk der Souverän und es sind die süßesten Früchte immer noch da oben – in unseren Köpfen.“ Der Initiator Gerhard Leeb spannt entlang der neuen Lippitzbachbrücke „Rosen über Gräben“ und Tanja Prušnik, die aktuelle Präsidentin des Künstlerhauses in Wien, gestaltet die Lavamünder Brücke: „Brücken zu bauen, aus der Vergangenheit in die Zukunft, das kann auch Aufgabe der Kunst sein. Die Interventionen auf den real existierenden Brücken sollen keine Fragen mehr offenlassen.“ Dies sind eini ge der zahlreichen Aktivitäten entlang der Drau. Parallel dazu besucht eine Wanderausstellung mit Arbeiten der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler alle Veranstaltungsorte und spannt so einen weiteren Bogen über das menschenver bindende Projekt. Termine und Details lassen sich online finden. ● Daniel Gönitzer * 1994 in Wolfsberg, Philosoph und langjähriger Kulturarbeiter im Wolfsberger Kulturverein Container 25.

Brücken bauen – Gradimo mostove 17. April – 19. Juni 2020 www.carinthija2020.at

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