Angelika Kaufmann. Foto: Carolina Frank
2004 mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet worden.
... reise nach ... Die Künstlerin Angelika Kaufmann nimmt uns mit.
Das war der Titel einer Ausstellung der aus Kärnten stammenden Künstlerin Angelika Kaufmann in der Galerie der Edition Splitter in Wien im Jahr 2008 und dabei habe es sich, laut einem Bericht der Tageszeitung Der Standard, um „eine der schönsten Ausstellungen“, die damals in der Bundeshauptstadt zu sehen gewesen seien, gehandelt. Gleiches würde ich für das Jahr 2006 und für Kaufmanns damalige Ausstellung „20 Gedichte“ im Robert-Musil-Literaturmuseum und die Landeshauptstadt Klagenfurt ins Treffen führen wollen. Für diese Einschätzung spricht auch die Tatsache, dass ein Foto aus dieser Ausstellung das Titelbild der Juni-Ausgabe, genauer gesagt der Nummer 68 der BRÜCKE, zierte. Das „Ausgangsmaterial“ für die zarten Zeichnungen der bildenden Künstlerin waren die benannten zwanzig Gedichte, also poetische Äußerungen der österreichischen Schriftstellerin Friederike Mayröcker. Kaufmann hat die Gedichte damals nachgeschrieben, mit schwarzem Pigmentmarker auf Japan-Papier, die einzelnen Blätter
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DIE BRÜCKE Nr. 17 | Brückengeneration 5
sodann gefaltet und ihnen dadurch eine ganz eigenständige, grafische Qualität verliehen. Die Arbeiten Angelika Kaufmanns oszillieren gewissermaßen zwischen Wort und Bild. Die Zusammenarbeit mit Friederike Mayröcker geht übrigens zurück auf das Jahr 1971. Mayröcker schrieb damals den Text für das Kinderbuch „Sinclair Sofokles der Baby Saurier“ (Jugend und Volk), Angelika Kaufmann illustrierte das Buch. Im Jahr 2004 kam es, anlässlich des 80. Geburtstags von Mayröcker, zu einer Neuauflage im Residenz Verlag. Was Kinderbücher angeht, so hat Kaufmann mit Autor*innen wie Barbara Frischmuth, Elfriede Gerstl, Wolf Harranth, Mira Lobe, Christine Nöstlinger, Käthe Recheis, Julian Schutting oder auch Felix Mitterer, um nur einige zu nennen, zusammengearbeitet. Seit Anfang der siebziger Jahre nimmt Kaufmann Kinder mit auf eine „... reise nach ...“ Sie hat an der Entstehung von über fünfzig Kinderbüchern mitgewirkt. Für dieses anhaltende Engagement für junge Kunstbetrachter *innen und Leser*innen ist sie im Jahr
Kindertage und Lebensreisen. Sie erinnere sich gerne an die eigene Kindheit, sagte die im Jahr 1935 in St. Ruprecht bei Villach geborene und auf einem Bauernhof aufgewachsene Künstlerin Anfang Februar 2019 in einem Gespräch mit der Journalistin Marianne Fischer (Kleine Zeitung). Sie zehre von einem ganzen „Rucksack an Wärme, an Bildern und an Geschichten“ aus dieser Zeit, so Kaufmann in einem Gespräch für Ö1. Viele der Geschichten stammten von ihrer Mutter. Überhaupt. Die Eltern. Diese seien von einem „ganz wunderbaren“ Zeichenlehrer in der Frauenberufsschule überredet worden, die Tochter nach Wien zu schicken. Dort studierte sie von 1953 bis 1958 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien Gebrauchs- und Illustrationsgraphik. In der ersten Hälfte der sechziger Jahre konnte Kaufmann dann auch an der Akademie der Schönen Künste in Krakau studieren. Nach dem Ende der Studien folgten zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, Preise – zuletzt im Jahr 2018 der Kulturpreis der Stadt Villach –, Projekte („ZeitRaumZeit“, „Im Reich der Phantasie“, „KonzeptSchrift“, „Made of Paper“, u. a. ) und Künstlertagebücher. Ihre künstlerische Reise führte Kaufmann bis nach China und Japan. Sie ist Mitglied der Wiener Secession, des Kunstvereins Kärnten, aber auch der Grazer Autor*innenversammlung. Die Literatur, Gedichte, hätten ihr – das vertraute die Künstlerin Lisa Bolyos, die als Redakteurin der Wiener Straßenzeitung AUGUSTIN arbeitet, an (vgl. Nr. 5/2017) – schon seit der Jugend in verschiedensten Lebenssituationen weitergeholfen: „Bei Liebeskummer, bei Versagen und solchen Anlässen. Da bin ich auf Christine Lavant gestoßen. Dann kam Bachmann und später Mayröcker“ – verlässliche Wegbegleiterinnen bis zu ihrem 85. Geburtstag, den Angelika Kaufmann vor kurzem gefeiert hat. Und die Reise geht weiter ... ● Heimo Strempfl Germanist, Leiter des Robert-Musil-Literaturmuseums der Landeshauptstadt Klagenfurt.