Nr. 17 | Brückengeneration 5 | April - Mai 2020

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Museen aller Dörfer, vereinigt euch!

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Tischgespräche und Wahlexperimente im Museum am Bach.

Zenita Komad: „Circle Experiment“ vulgo „One Goal“. Foto: Alex Samyi

Elliptische Tribünenreihen umringen das zusammengeschrumpfte Spielfeld, auf dem zehn – zu einem Kreis zusammengestellte – Stühle auf ein Tor ausgerichtet sind. Das „Circle Experiment“ vulgo „One Goal“ von Zenita Komad gibt es in dieser Form bisher nur als Faserplattenmodell im Museum am Bach zu besichtigen. Die menschenleere Miniatur regt zum Nachdenken über demokratische Kabinettstücke auf der grünen Wiese an und steht gleichzeitig stellvertretend für die beiden Grundpfeiler ihrer Unterkunftgeber*innen: Sammeln und Versammeln. Zur Freiheit der Wahl. Hundert Jahre Volksabstimmung nimmt das Museum am Bach zum Anlass für einen kuratorischen Rundumschlag und lädt unter dem programmatischen Titel „Zur Freiheit der Wahl“ dreißig Zeitgenoss*innen aus

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DIE BRÜCKE Nr. 17 | Brückengeneration 5

Dänemark, Slowenien und Österreich in die Räumlichkeiten der ehemaligen Mühle in Lippitzbach ein. Der Bogen spannt sich von der Malerei über Vorstellungen im Kleinkino bis hin zur Kunst in der Schießbude; von sich selbst gießenden Zimmerpflanzen bis zum Baum, der keine Wahl hat. Historische Plebiszitposter, Postkarten und Flugblätter – zur Verfügung gestellt vom Komitee Lippitzbach – sorgen für die geschichtliche Grundierung. Dabei geht es nicht darum, den Urnengang als Nonplusultra abzufeiern, sondern um ein Hinterfragen individueller und kollektiver Wahlfreiheit(en); und das mit allen Mitteln. Während der Ausstellungszeit werden an sechs ausgewählten Samstagen ab elf Uhr prägnante Fragen am Runden Tisch im Museumscafé serviert. Im Fragenkatalog findet sich sowohl Zeitloses wie Was

tun? oder Woran glauben? als auch dem Zeitgeist Verpflichtetes wie Was begehren? oder Mit wem leben?. Widerspruchspotential verspricht ein Vormittag im Zeichen von Wem folgen?. Lockerer könnte es dagegen bei Wohin gehen? zugehen. Durch die einzelnen Vormittage begleiten Stefan Ebner vom TURBOtheater, Anita Gritsch und Regina Picker, Michael Stöckl, Ahmet Avkiran, Elsa Logar und Edith Payer, die auch das Museumsmagazin Weather Report redaktionell mitbetreut. Was Demokratie und Wetterlagen unter Umständen miteinander gemeinsam haben könnten, wird in der ersten Ausgabe thematisiert. Wenn Alex Samyi im Zuge der Landesausstellung, vom Dorf ausgehend, nach dem Verbleib von Freiheit, Gleichheit und Solidarität fragt, dann hat das allein schon deshalb seine Berechtigung, weil gerade auf dem Land ein politisches Bewusstsein


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